Von Châlons-en-Champagne aus steuern wir zunächst die südliche Champagne an. Der Weg dorthin führt über eine fast 30 Kilometer lange, absolut kerzengerade Straße. Kurz vor Sézanne liegt die kleine Ortschaft Allemant. In der Rue des Auges ist Rudi Remy zuhause. Er leitet in zweiter Generation das Champagnerhaus Bernard Remy. Rudi zeigt uns den direkt neben seinem wunderschönen alten Wohnhaus gelegenen Weinberg. Insgesamt besitzt er 10 Hektar, aufgeteilt auf vier verschiedene Regionen der Champagne.

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Nach dem Weinberg steht der Keller auf dem Programm. Hier lagern etwa eine halbe Million Flaschen Champagner auf der Hefe. Große Edelstahltanks, in denen der Wein vergoren wird, warten schon auf die Trauben der aktuellen Ernte. Rudi Remy lässt seine Champagner mindestens drei Jahre in der Flasche reifen, bevor diese degorgiert werden. Drei Jahre sind für einen Standard Champagner eher ungewöhnlich und zeugen von der Ernsthaftigkeit und dem Qualitätsanspruch, den Rudi hat. Vorgeschrieben ist nämlich eigentlich nur eine Lagerzeit von gerade einmal der Hälfte, also 18 Monaten.

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Die Dimensionen des Kellers, die Anzahl der gelagerten Flaschen, lässt mich staunen. Dabei sind wir hier noch bei einem verhältnismäßig kleinen Familienunternehmen. Wie wird es dann wohl erst bei den ‚Großen‘ der Branche aussehen? Am besten wohl, wir schauen uns das an.

So verabschieden wir uns nach einer kurzen Kostprobe des köstlich prickelnden Elixiers und erklimmen erneut die feinen Ledersitze des Bentley GT.

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Für den Weg nach Reims, ans nördliche Ende der Champagne, haben wir uns die landschaftlich interessanteste Route ausgesucht. Gefahren wird – natürlich – offen. Gleich hinter Allemant führt uns unser Weg an Mondement Montgivroux vorbei. Hier ragt ein riesiges Monument in den Himmel, welches an die Schlacht von Marne im ersten Weltkrieg erinnert. In Montmort-Lucy finden wir eines dieser unzähligen prachtvollen Châteaus, in Epernay, unserer Übernachtungsstation, komme ich angesichts der Häuser entlang der Avenue de Champagne aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

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Die Marne passieren wir in Magenta, ehe wir nach Querung des Forêt de la Montagne de Reims auf die mit knapp 180.000 Einwohnern einzige Großstadt der Region zusteuern.

Das Navi führt uns vorbei an der berühmten Kathedrale Notre Dame zur Rue du Temple, der Heimat eines der ganz großen Champagnerhäuser: Veuve Cliquot.

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Barbe-Nicole Cliquot Ponsardin ist die Schwiegertochter des Weinhändlers Philippe Cliquot. Nach dem Tod ihres Mannes 1805 übernimmt die Witwe, französisch Veuve, die Geschäfte. Ihr gelingt es, ihren Champagner weltweit zu exportieren. Ihr Erfolg bringt ihr den Beinamen La Grand Dame ein. Heute wird das Prestige-Cuvée des Hauses so genannt.

Madame Cliquot ist auch sonst äußerst erfinderisch. So bohrt sie in ihren Esstisch einige Löcher und erfindet damit das berühmte Rüttelpult. Zuvor steckte man die Flaschen kopfüber in die Erde um die Hefe nach unten wandern zu lassen.

Alles Wissen um die Geschichte der Marke nutzt uns heute allerdings nichts, denn wir stehen nur vor dem Verwaltungsgebäude, nicht vor der Kellerei. Diese befindet sich am Place des Droits de l’Homme. Also nichts wie hin. Wir werden schließlich schon erwartet.

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Das Touchscreen Navigationssystem des Bentley dürfte für erfahrene Kunden des Volkswagen Konzerns recht einfach zu bedienen sein. Man kennt es so aus diversen anderen Modellen wie beispielsweise dem Touareg. Gleiches gilt auch für die Tachoeinheit. Nun kann man einerseits der Meinung sein, dass man etwas lange bewährtes ja nicht ändern muss und damit hat man zum Teil sicherlich auch Recht. Trotzdem, in einem Automobil für eine knappe Viertelmillion Euro erscheint das eingesetzte System ein wenig profan. Der Touchscreen reagiert langsam, man muss deutlich drücken und oftmals drückt man zu oft, da die Verarbeitung der Kommandos wohl seine Zeit braucht. Das ist mühsam und, wenn man iPhone oder iPad gewohnt ist, extrem nervend.

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Davon abgesehen kommt das Navi bei den in Frankreich ja besonders beliebten und oft kurz hintereinander liegenden Kreisverkehren an seine Grenzen. „Bitte den Kreisverkehr an der dritten Ausfahrt verlassen, danach den Kreisverkehr an der siebten Ausfahrt verlassen.“ Das Einzige, was auf dem Bildschirm in der Tachoeinheit dazu angezeigt wird, ist ein Rechtspfeil.

Selten haben wir uns so oft verfahren, wie mit diesem Navi, sind zu früh oder zu spät abgebogen, wurden durch gesperrte Straßen oder entgegen Einbahnstraßen geleitet.  Nur mit gegenseitiger Unterstützung kamen wir weiter. Dieses System ist so eines Autos definitiv nicht würdig.

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Die Siebte Ausfahrt des Kreisverkehrs führt uns letztlich dann aber doch zum Empfangsgebäude und somit zu unserem nächsten Etappenziel. Die Keller von Veuve Cliquot, genauer die für Touristen freigegebenen Bereiche, sind beeindruckend. Sie sind kegelförmig angelegt und wirken in ihrer Architektur wie Überbleibsel aus einer anderen Welt.

Grund für die ungewöhnliche Form ist die Art und Weise, wie die Keller in das weiche Kreidegestein geschlagen wurden. Arbeiter gruben jeweils zunächst einen zehn Meter tiefen, schmalen Schacht in die Erde, ehe sie dann langsam in die Breite gruben und so diese großen Kellerräume erschufen. Erst zum Schluss wurden die einzelnen Räume dann miteinander verbunden.

Man merkt schnell, dass der Teil, den wir besichtigen dürfen, mehr Showroom denn Arbeitsbereich ist. Fein inszeniert sind die einzelnen geschichtlichen Stationen, mit unterschiedlichen Lichtinstallationen perfekt in Szene gesetzt.

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Über den Kräutergarten, in welchen Besucher sich mit den verschiedenen Geschmacksnoten, die es im Champagner herauszuschmecken gilt näher vertraut machen können, gelangen wir wieder zurück zum Empfangsgebäude, wo eine Flasche La Grand Dame auf uns wartet. Es ist der 2004er Jahrgang, der gerade aktuell in den Handel kommt.

Nebenan bietet der Veuve Cliquot Shop alles Erdenkliche an coolem Zubehör.

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Den Bentley fahren wir noch zu einem kurzen Shooting vor das Gebäude. Leider ist der Hauseigene Bentley, lackiert in den Veuve Cliquot Farben, derzeit unterwegs, sodass der GTC das alleine meistern muss.

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Wir verlassen Reims, diesmal an der sechsten Ausfahrt des Kreisverkehrs. Wie tückisch!  Auf dem Rückweg nach Épernay schauen wir noch bei Elodie Marion vorbei. Sie leitet das Champagnerhaus Marion – Bosser in Hautvillers. Marion – Bosser ist eines der sehr sehr kleinen, aber äußerst feinen Häuser. Gerade einmal 30.000 Flaschen werden hier produziert und nur Trauben der Sorten Pinot Noir und Chardonnay kommen in ihre Champagner. Während der Chardonnay aus der Côte des Blancs stammt, wächst ihr Pinot Noir direkt hier in Hautvillers.

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Den wollen wir uns ansehen. Wir bauen das serienmäßige Windschott aus, sodass Elodie auf der Rückbank Platz nehmen kann und fahren gemeinsam zu ihrem Weinberg. Dort erklärt sie uns, oder eher mir Unwissendem, die Unterschiede zwischen den einzelnen Rebsorten.

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Das Windschott ist übrigens sehr schnell und unkompliziert ein- und ausgebaut, wenn man zu Zweit ist. Wird es nicht gebraucht, hat es in der dafür vorgesehenen Schutztasche im Kofferraum Platz. Diese minimiert allerdings, zusammen mit dem Batterieladegerät, das Kofferraumvolumen nicht unerheblich. Ansonsten ist die Größe des Kofferraums ausreichend. Neben einem 73er Rimowa passt auch noch ein Boardtrolley hinein und zur Not gibt es ja auch noch die Rückbank. Für Gepäck ist diese perfekt geeignet, für Mitreisende – nunja. Zu sagen, der Bentley habe reichlich Platz für vier Personen ist übertrieben. Wenn die Frontpassagiere allerdings weit nach vorne rücken, lassen sich kurze Strecken auch zu viert bewältigen. Zum Einsteigen in den Fond fahren die Vordersitze automatisch nach vorne, um den Zustieg zu erleichtern.

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Ebenfalls automatisch fahren Gurtreicher für Fahrer und Beifahrer aus, sobald die Türen geschlossen werden. Also anschnallen und weiter nach Épernay. Dort hat Elodie einen Tisch in der Brasserie La Banque reserviert. Der Name ist Programm denn das Restaurant ist in der ehemaligen Banque de France beheimatet. Bankschalter als Bartresen, Schließfachräume als Toiletten, das mutet alles ein wenig skurril aber auch äußerst charmant an.

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Das Essen ist regional typisch und es bewahrheitet sich, dass der Ausspruch ‚Essen wie Gott in Frankreich‘ nicht von ungefähr kommt. Spätestens bei der Foie Gras als Gruß des Hauses und dazu passend einer Auswahl verschiedener Champagner aus dem Hause Marion – Bosser stellt sich eine wirklich tiefgehende Zufriedenheit ein, ein Glücksgefühl, welches sich immer mehr ausbreitet. Was für ein Tag!

Die herrschaftlichen Häuser entlang der Avenue de Champagne sind traumhaft beleuchtet, als wir zu Fuß den Heimweg zu unserem Hotel, der ehemaligen Villa des Champagnerproduzenten Eugène Mercier, antreten.

Den dritten Teil unserer Suche nach dem ultimativen Prickeln lesen Sie hier!

Bereits erschienen ist Teil 1.

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Fotos: © Michael Prünner & Percy Christian Schoeler

Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2013

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