Der nächste Tag beginnt recht früh und trotz einiger Flaschen Champagner am Vorabend fühle ich mich äußerst fit. Gutes Zeug, keine Frage.

Der Bentley wartet auf dem bewachten Hotelparkplatz auf uns. Diese Tatsache sollte jetzt nicht so ungewöhnlich sein, als dass sie gesondert Erwähnung finden müsste, doch bei einem Exoten mit einem Listenpreis von 173.000 Euro bzw. 189.455 Euro in unserer Ausstattung – Netto, zuzüglich Mehrwertsteuer und Überführungskosten also etwa 230.000 Euro – ertappt man sich schon das ein oder andere Mal bei dem Gedanken was denn nun wäre, wenn man am Morgen nur noch einen leeren Parkplatz vorfände.

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Bentley hat ein satellitengestütztes Tracking System eingebaut, über welches das Fahrzeug gefunden werden kann. Wird etwa eine Zone passiert, die nicht entsprechend freigeschaltet ist, gibt es einen Alarm in der Zentrale. Zusätzlich gibt es zwei Chipkarten, die von den Fahrern bei sich getragen werden. Wird das Fahrzeug gestartet, selbst mit dem Original Schlüssel, und es befindet sich keine der Karten an Bord, gibt es auch hier einen stillen Alarm in der Zentrale, die dann weitere Maßnahmen einleitet.

Wie diese genau aussehen, das könnten wir eigentlich auch einmal ausprobieren. Mangelnde Kenntnisse der französischen Sprache für den Fall der Fälle hält unsere Experimentierfreude aber in Grenzen.

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Stattdessen geht es – mit Chipkarten an Bord – die Avenue de Champagne hinunter bis zum Gelände von Moët & Chandon. Ausgesprochen wird das übrigens entgegen der weitläufigen Meinung nicht Mo-eeeee, nein, auch nicht Möt, sondern Mo-ett.

Im Hof begrüßt uns schon ein alter Bekannter. Der gute Dom Pérignon. Natürlich nur aus Stein. Dom steht für Deus Optimus Maximus und zeigt den Stellenwert des berühmten Mönches.

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Am Eingang des Hauses empfängt uns Andréa. Gemeinsam geht es hinunter in die Kellergewölbe. Diese erstrecken sich über drei Ebenen entlang der Avenue de Champagne. Insgesamt 28 Kilometer lang sind die Keller von Moët & Chandon. Im Gegensatz zu den Gebilden bei Veuve Cliquot in Reims sind die Keller hier so, wie man sie sich vorstellt. Auch sie wurden per Hand gegraben, allerdings auf ‚horizontalem‘ Wege.

Strikt getrennt wird hier zwischen den Flaschen für die verschiedenen Champagner des Mutterhauses und Dom Pérignon. Das war nicht immer so. Lange Jahre war Dom Pérignon das Prestige Cuvée aus dem Hause Moët & Chandon, doch seit dem 2000er Jahrgang achtet man auf die Eigenständigkeit der Marke innerhalb des LVMH Konzerns.

Das akzeptieren wir natürlich und lassen daher die abertausenden Flaschen Moët auf dem Weg zu den Dom Pérignon Kellern komplett unbeachtet links liegen. Ruhig ist es in den Kellern, wir sind die einzigen Menschen weit und breit hier unten. Was wir zu sehen bekommen, hat auch wenig mit der Touristentour tags zuvor zu tun. Nein, hier sind wir wirklich mittendrin. Rings um uns herum nur Flaschen, Flaschen, Flaschen.

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In den Kellern herrscht ein ganz eigenes Klima. Es ist kalt und die Luftfeuchtigkeit ist beträchtlich. Selbst mit Jackett habe ich innerhalb kürzester Zeit das Gefühl, augenblicklich krank geworden zu sein. Trotz der vermeintlichen Köstlichkeiten, eingeschlossen möchte ich hier dann doch nicht sein.

Zumal die edlen Tropfen in ihrem unfertigen Zustand auch noch gar nicht zum Trinken gedacht sind. Denn sie müssen erst degorgiert werden. Beim Degorgieren wird die noch in der Flasche befindliche Hefe entfernt. Durch das Rütteln der Flasche und der entsprechenden Lagerung im Rüttelpult sammelt sich die Hefe zunächst im Flaschenhals. Bei den meisten heute produzierten Champagnern wird dieser dann schockgefroren, anschließend wird der Kronkorken, welcher die Flasche während der Lagerung verschließt, geöffnet, die Kohlensäure in der Flasche schießt den vereisten Hefepropf aus der Flasche.

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Die nun fehlende Flüssigkeit wird durch die Dosage ersetzt. Die Dosage ist eines der großen Geheimnisse des Champagners und verleiht ihm seine ganz eigene, typische Note. Sie ist eine Mischung aus Weinen und Zucker. Je nach Anteil des Zuckers entscheidet sich hier auch, ob es sich später beispielsweise um einen Extra-Brut, Brut oder etwa einen Demi-Sec handelt.

Beim Dom Pérignon wird die Hefe übrigens nicht maschinell durch Gefrieren entfernt sondern einzeln per Hand. Die Flasche wird dabei so gedreht, dass die in der Flasche befindliche Luft eine Blase zwischen Hefe und Flüssigkeit bildet. Dann wird entkorkt und die Luft schießt mit der Hefe heraus.

Wir laufen an Kellern der verschiedenen Jahrgänge Dom Pérignon vorbei, bis wir zu den Oenotheque Champagnern kommen. Das sind ältere Jahrgänge, die noch nicht degorgiert wurden und erst sehr viel später in den Handel kommen. Gewöhnlich reift ein Dom Pérignon ja etwa 8-9 Jahre, eine Oenotheque kann schon einmal einige Jahrzehnte aufweisen. Damit der Reifeprozess langsamer fortschreitet, werden die Flaschen steiler gelagert. Das gibt der Hefe in der Flasche weniger Angriffsfläche.

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In einer Abzweigung erblicke ich rechter Hand eine kleine Kammer. Ein Stahlgitter schützt den Raum, in dem eine kleine Statue steht, welche zu Kriegszeiten hier herunter gebracht wurde. Ebenfalls in Raum liegen einige Flaschen Dom Pérignon in Methusalem Größe.

Eine Standardflasche hat ein Fassungsvermögen von 0,75 Litern. Nächstgrößere Größe ist mit 1,5 Litern die Magnum. Es folgt die Jeroboam, auch Doppelmagnum genannt, mit 3 Litern und eben jene Methusalem mit 6 Litern. Sie ist die größte Größe, in der Dom Pérignon erhältlich ist, und extrem selten. Eine Flasche des aktuellen Dom Pérignon Jahrgangs in Methusalem Größe kostet in der Gastronomie leicht 10.000 Euro.

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In die Gelegenheit, gleich knapp 100 dieser Exemplare zu sehen, kommt man also doch recht selten und auch für uns heißt es, diesen Schatz in Ruhe zu lassen und sich über ein mit Glasbildern verziertes Treppenhaus wieder zurück an die Oberfläche zu begeben. Hier wartet ein Moët Shop mit allem Erdenklichen auf, was man sich nur vorstellen kann. Champagner natürlich, aber auch alle Arten von Kühlern, Gläsern und sonstigem Zubehör, vom Strandlaken bis zur iPad Hülle. Ich bin im Paradies, möchte gar nicht mehr weiter.

Der Kaufrausch, er packt mich, wie mir dies sonst nur in einem Louis Vuitton Flagship Store widerfährt. Beladen mit einigen Tüten, die gerade noch so im Kofferraum des GTC Platz finden, fahren wir weiter zum Château Saran.

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Château Saran, das ist das Gästehaus von Dom Pérignon. Hier werden besonders wichtige Gäste, Prominenz, Adel, Schauspieler, Staatsgäste eingeladen. Zwei Sterneköche zaubern im Wechsel Menüs, die exakt auf die Geschmacksnuancen der jeweiligen Champagner abgestimmt sind.

Eine Einladung in das Château Saran gehört wohl zu den exklusivsten Dingen, die man für kein Geld der Welt kaufen kann. Da Saran während der Sommerferien geschlossen ist, bleibt uns dieses Erlebnis leider verwehrt. Zumindest aber dürfen wir uns im Hause umschauen. Das Fotografieren ist uns hier allerdings nicht erlaubt.

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Auf dem nahegelegenen Hügel erblicken wir eine kleine Kapelle, von der man einen wunderbaren Ausblick haben soll. Der Weg dorthin sei, so versichert uns Andréa, asphaltiert. Wie sich zeigt, gehen unsere Ansichten bezüglich asphaltierter Wege allerdings ein wenig auseinander, sodass wir uns bald schon auf einem steilen Schotterweg wiederfinden.

Kein Problem für den Bentley! Per Knopf wird das Fahrzeugniveau angezeigt, welches sich dann am Touchscreen von Normal auf Hoch setzen lässt. Der Bentley pumpt sich etwa zweieinhalb Zentimeter auf, erst vorne, dann hinten und wird so – fast – schon zum geländegängigen Fahrzeug. Ein wirklich sehr sinnvolles und hilfreiches Feature.

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Nach einigen weiteren hundert Metern werden die Spurrillen dann doch so tief, dass uns der Mut verlässt und wir anhalten. Doch schon von hier bietet sich ein traumhafter Blick über das Marnetal bis hinüber nach Hautvillers.

Genau hier hin machen wir uns jetzt auf den Weg. Zur Geburtsstätte des Champagners, zur Abtei des Dom Pérignon.

Den vierten Teil unserer Suche nach dem ultimativen Prickeln lesen Sie hier!

Bereits erschienen sind Teil 1 und Teil 2.

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Fotos: © Michael Prünner & Percy Christian Schoeler

Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2013

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