Als ich Audemars Piguets 15407 auf dem diesjährigen SIHH zum ersten Mal sah, war meine Reaktion zunächst ein wenig verhalten. Ok, dachte ich mir, die Royal Oak gibt es nun also auch als skelettierte 41-Millimeter Version. So what?

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Audemars Piguet Royal Oak Double Balance Wheel Openworked in Rotgold (Ref. 15407OR.OO.1220OR.01)

Vom Grundsatz her eine ganz schön unfaire Reaktion. Denn so ein skelettiertes Werk ist ja wirklich ein Kunstwerk, welches eine Menge äußerst präziser Handarbeit benötigt. Doch sagen wir einfach, wie es ist: skelettierte Uhren stehen für mich meist für schlechte Ablesbarkeit, für ein unruhiges und oft zu verspieltes Erscheinungsbild.

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Audemars Piguet Royal Oak Double Balance Wheel Openworked in Stahl (Ref. 15407ST.OO.1220ST.01)

Schaut man sich die 15407 genauer an, fällt zunächst das schieferfarbene Zifferblatt auf, respektive das, was davon übrig blieb. Ein äußerer Minutenring mit aufgesetzten Stundenindexen aus Rotgold.

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Dazwischen wird der Blick frei auf die dunkelgrauen Brücken, auf all die Finissage, die rotgoldenen und mit Leuchtmasse belegten Zeiger, das Federhaus und – die Unruh.

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Jene sitzt zwischen sieben und acht Uhr, gehalten von einer rotgoldenen Brücke. Das schaut spannend aus, ist aber noch immer nicht sonderlich ungewöhnlich.

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Betrachtet man die Uhr nun aber einmal kurz von der Rückseite, entdeckt man dort durch das Saphirglas des Rückendeckels: ebenfalls eine Unruh!

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Was soll das denn jetzt? Nun, bei Audemars Piguet kam man auf die Idee, das Kaliber 3132 mit gleich zwei Unruhn auszustatten, welche auf einer gemeinsamen Welle liegen und so gegenseitig etwaige Gangungenauigkeiten besser ausgleichen sollen.

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Das Werk der Audemars Piguet Royal Oak Double Balance Wheel Openworked, so der vollständige Name der 15407, ist so um noch einmal rund 30% akkurater als das Basiskaliber 3120, welches bislang ohnehin nicht durch sonderlich dramatische Gangabweichungen aufgefallen sein sollte.

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Verglichen mit den Leistungsdaten jenes Basiskalibers fällt direkt auf, wie viel Kraft das System der zwei mit 21.600 Halbschwingungen getakteten Unruhn verschlingt. Die Gangreserve sinkt um rund 25% von 60 auf nun aber immerhin noch 45 Stunden.

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Das Double Balance Wheel ist ein spannendes Konzept und man stellt sich unweigerlich die Frage, warum darauf nicht schon vorher jemand gekommen ist.

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Nun jedenfalls liegt das Patent bei Audemars Piguet und man darf gespannt sein, ob man diese Konstruktion zukünftig auch noch bei anderen Modellen sehen wird.

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A propos „sehen“ – zu sehen gibt es viel bei der Openworked. Und selbst wenn man, wie ich, skelettierten Uhren eher skeptisch gegenübersteht, ertappt man sich schnell dabei, wie man immer tiefer in dieses technische Kunstwerk eintaucht.

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Selten hat man Gelegenheit, der Funktionsweise eines Uhrwerks so bedingungslos beizuwohnen. Optisches Highlight ist dabei für mich, neben der doppelten Unruh, das offene Federhaus.

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Gleich zwei Versionen der Openworked präsentiert AP: die 15407OR in Rotgold und die 15407ST in Stahl.

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Die farblichen Akzente im Uhrwerk, sprich die rotgoldenen Zeiger, Indexe und die Brücke, sind bei beiden Uhren gleich, was speziell der Stahlversion eine recht ungewöhnliche Optik beschert.

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Bei der 15407 entschied man sich für das 41 Millimeter Gehäuse welches, im Vergleich mit der 15400ST (das Hands-on lesen Sie hier), mit 9,9 Millimetern kaum merkbare 0,1 Millimeter dicker ist.

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Stahl- wie auch Rotgoldversion kommen mit dem so typischen Royal Oak Gliederarmband und Doppelfaltschließe. Die Wasserdichtigkeit der Uhren wird seitens AP mit 5o Metern angegeben.

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Ein wenig wundert es, dass Audemars Piguet die Double Balance Wheel Openworked nicht auch gleich in der ebenfalls dieses Jahr vorgestellten neuen Gelbgold Legierung (hier geht es zum Review des Chronos und hier zu dem des Ewigen Kalenders) herausgebracht hat. Vielleicht sehen wir solch eine Version ja in Zukunft, einstweilen aber bleibt es erst einmal bei Rotgold und Stahl.

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Mein Fazit: ich liebe die Royal Oak. Und zu einer Royal Oak gehört für mich das Tapisserie Blatt. Die Openworked kann mit diesem genau nicht aufwarten. Sie ist dadurch zwar immernoch eine typische Royal Oak, allerdings in ganz untypischer Optik. Und mit untypischer Technik. Die doppelte Unruh ist eine faszinierende Konstruktion, die erst durch das vollständig skelettierte Werk voll zur Geltung kommt. Eine, respektive zwei Traumuhren für alle, die das technisch außergewöhnliche lieben, für Royal Oak Fans ohnehin.

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Die Audemars Piguet Royal Oak Double Balance Wheel Openworked in Rotgold (Ref. 15407OR.OO.1220OR.01) ist zum Preis von 75.100 Euro erhältlich, die Stahlversion (Ref. 15407ST.OO.1220ST.01) kostet 43.100 Euro.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016

 

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