Horologische Neuerscheinungen bestechen meist durch ein Highlight. Das findet sich entweder in Form eines neuen Gehäuses, in der Gestalt eines neuen Zifferblattes oder in technischen Innovationen, das Uhrwerk betreffend. Was aber nun ist das größte Highlight der neuen Glashütte Original Senator Excellence? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten.

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Fangen wir beim Offensichtlichsten an, dem Gesicht der Uhr, dem Zifferblatt also. Glashütte Original hat sich da für eine sehr klare, klassische Optik und eine helle Silber-Grainé-Lackierung entschieden. Die Senator Excellence ist eine Dresswatch. Ganz klar.

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Nur zwei große römische Indexe gibt es, bei 6 und 12 Uhr. Die sind, genauso wie die restlichen großen Strich-Indexe, gelasert und schwarz galvanisiert. Eingerahmt werden sie durch eine Eisenbahnminuterie mit arabischen Ziffern.

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Letztere sind in der Stahl-Version ebenfalls gelasert und schwarz galvanisiert, im Rotgold-Modell hingegen als kleiner Eyecatcher in leuchtendem Rot gedruckt.

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Bei beiden Varianten wird die klassische Optik durch lange, gebläute Poire-Zeiger und einen sehr filigranen Sekundenzeiger mit Glashütte-Emblem abgerundet.

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Sagte ich ganz klar Dresswatch? Nun, ganz so klar ist das gar nicht. Denn für die Stahl-Version steht noch ein weiteres Zifferblatt zur Auswahl. Und es ist schon faszinierend, wie dieses Blatt den Charakter der Uhr verändert, wie sportlich die Senator Excellence auf einmal wirkt.

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Das Blatt nimmt Bezug auf die Senator Observer. Wie bei jener, so sind auch hier die fein geschwungenen arabischen Ziffern großzügig mit Super-LumiNova belegt und sorgen so in der Dunkelheit für eine gute Ablesbarkeit. Einzig auf die zusätzlich aufgedruckten Ziffern neben der Minuterie hätte man zu Gunsten einer klareren Optik vielleicht verzichten können.

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Geschmacksache. Was zählt, die Senator Excellence Edelstahl schafft durch ihre zwei Versionen die Brücke zwischen klassischer Anzuguhr und sportivem Zeitmesser. Auch ein Verdienst der Gehäuseform, die diesen Spagat mitträgt.

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Das Gehäuse, da setzt man bei der Senator Excellence auf ein sehr reduziertes, zeitloses Design. Die Lünette ist schmal gestaltet, das beidseitig entspiegelte Saphirglas leicht gewölbt, die Aufzugskrone fein geriffelt. Die Bandanstöße sind dafür wiederum ein wenig potenter gestaltet. Das wirkt stimmig und die Uhr mit 40 Millimetern Durchmesser und 10 Millimetern Bauhöhe sehr ausgewogen.

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Die Rückseite wiederum stellt einen spannenden Gegenpol zur filigranen Draufsicht dar.

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Das Saphirglas wird von einem breiten Rand umschlossen, auf dem – neben vieler weiterer Informationen – ein ganz besonderes Zeichen zu finden ist.

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Das aus vier einzelnen Ringen bestehende Q steht für die Quintessenz von Glashütte Original. Es ist ein Versprechen, dass die Uhr all die Anforderungen erfüllt, die man bei der Entwicklung im Sinn hatte. Die vier Ringe, sie stehen für Stabilität, Laufzeit, Präzision und Ästhetik.

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Das mit der Ästhetik hatten wir nun ja schon, zumindest was Zifferblatt und Gehäuse angeht. Doch bezieht sich Ästhetik in dem Fall, die anderen drei Punkte sowieso, ebenfalls auf das Uhrwerk: das neue Manufakturkaliber, genannt Kaliber 36.

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In der Senator Excellence kommt es zum ersten Mal zum Einsatz. In einer klassischen Drei-Zeiger-Uhr also, so klassisch, dass noch nicht einmal das so berühmte Großdatum die Optik „stört“. Das bedeutet natürlich auch, dass das Kaliber 36 erst der Anfang ist. Der Anfang einer neuen Generation von Kalibern, die zukünftig mit der ein oder anderen Komplikation darauf aufbauen werden.

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Bleiben wir aber noch kurz bei der Ästhetik. Das Kaliber 36 verfügt über die für Glashütte Original so typische Dreiviertel-Platine, auf die der skelettierte Rotor mit Glashütte Original Logo aufsetzt. Auffällig ist die nun offen gestaltete Handaufzugskette.

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Das Werk ist mit Perlierungen, Streifenschliff, gebläuten Schrauben und feinen Verzierungen auf Rädern und Rotorlaufbahn versehen.

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Jener Rotor zieht in beide Richtungen auf, womit wir schon beim Thema Präzision wären. Denn so kann die Uhr besser im optimalen Aufzugbereich gehalten werden, was wiederum den Gangergebnissen zu Gute kommt. Die Spirale ist nun aus Silizium gefertigt und ist dadurch nicht nur unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen und Magnetfeldern, sondern auch äußerst isochron.

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Geprüft wird das Werk in sechs Lagen, eine mehr, als dies die Chronometerprüfung eigentlich vorsieht. Auch betreffend der Laufzeit geht Glashütte Original mit dem Kaliber 36 neue Wege. Das Federhaus wurde im Durchmesser vergrößert, der Federkern wiederum verkleinert. Dadurch kann die Feder verlängert, ihre Windungszahl deutlich erhöht werden. Das Ergebnis: mindestens 100 Stunden Gangreserve bei nach wie vor 28.800 Halbschwingungen – und das mit nur einem Federhaus.

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Äußerst spannend ist die Befestigung des neuen Werks innerhalb des Gehäuses. Normalerweise sind hierfür Werkhalteschrauben nötig. Nicht so beim Kaliber 36. Denn das verfügt über eine neue Bajonett-Aufhängung. Die funktioniert ähnlich wie die Befestigung von Objektiven bei Spiegelreflex-Kameras. Drei „Flügel“ am Rand des Uhrwerks greifen in entsprechende Taschen im Gehäuse. Nach einer 50° Drehung sitzt das Kaliber 36 dann ganz stoßsicher (nach DIN 8308) im Gehäuse. Die neue Befestigung soll auch Montage- bzw. spätere Servicearbeiten erleichtern.

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Viele technische Innovationen und jede Menge Entwicklungszeit sind in das neue Kaliber 36 geflossen. Man darf äußerst gespannt sein, für welche Uhren und Komplikationen es zukünftig so alles die Basis darstellen wird. Zunächst aber ist die neue Generation von Manufakturkalibern exklusiv der Senator Excellence vorbehalten.

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Mein Fazit: ja was ist denn nun das größte Highlight der Senator Excellence? Gehäuse? Zifferblatt? Werk? Auch nach diesem Review vermag ich das nur schwer zu sagen. Das neue Kaliber 36 ist sicherlich die eigentliche Innovation, denn es ist ein Meilenstein für Glashütte Original, die Basis für viele weitere Neuheiten der nächsten Jahre. Dass man es dann aber auch noch so schön „verpackt“ hat, das freut um so mehr. Die Senator Excellence ist eine auch optisch sehr gelungene Uhr. Drei Versionen wurden vorgestellt, jede für sich hat einen ganz eigenen Charakter. Mein Favorit, das müsste man anhand der Bildauswahl eigentlich schon bemerkt haben, ist allerdings die Rotgold-Version.

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Die Glashütte Original Senator Excellence in Rotgold mit Lack silber-grainé Zifferblatt und schwarzem Louisiana-Alligator-Lederband mit Dornschließe trägt die Referenz 1-36-59-02-05-01 und wird 15.500 Euro kosten. Die Stahl-Version, Referenz 1-36-59-01-02-01 liegt bei 8.500 Euro. Zum gleichen Preis gibt es auch die Ref. 1-36-59-03-02-01 mit schwarzem Lackblatt und Super-LumiNova Ziffern, die mit einem schwarzen Kalbslederband ausgeliefert wird.

Mehr Informationen unter glashuette-original.com.

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Fotos: © Glashütte Original (5), PCS (17)
Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016

 

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