Spielen wir ein Spiel. Was ist das erste Bild, das einem in den Sinn kommt, hört man den Begriff „Ingenieur“? Bei mir ist es das Bild einer Uhr. Gut, das kommt jetzt wenig überraschend. Geht’s genauer? Klar. Eine kantige Stahluhr mit integriertem Gliederarmband und einer Lünette mit fünf Löchern.

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Bekanntes Design bei dieser 2013 präsentierten IWC Ingenieur, Ref. 3239 (Foto: © IWC)

Gerald Genta war es, der 1976 mit der Ingenieur SL eine Ikone schuf. Trotz teils erheblicher Modifikationen über die folgenden Jahrzehnte ist IWC bei seiner Ingenieur-Reihe dem Grundkonzept treu geblieben. Das gilt auch für die Neuauflage aus dem Jahr 2013.

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Moderne Interpretation beim IWC Ingenieur Doppel-Chronograph, Ref. 3865 (Foto: © IWC)

Nun, 40 Jahre nach Gentas Entwurf, heißt es umdenken. Denn die anlässlich des 74. Goodwood Members‘ Meeting im März präsentierten und nun auch in Deutschland vorgestellten drei Ingenieur Sondereditionen haben mit dem Genta Design rein gar nichts zu tun.

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IWC Ingenieur Chronograph Edition „W 125“ 

Stattdessen geht man ein ganzes Stück weiter zurück in der Ahnengalerie. Bis hin zur ersten Ingenieur aus dem Jahre 1955. Damals entwickelte ein Herr namens Albert Pellaton eine Armbanduhr mit automatischem Aufzug, besonderes Augenmerk galt dabei dem Schutz vor Magnetfeldern.

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Das Original: IWC Ingenieur der 50er Jahre (Foto: © IWC)

Die Ingenieur, ausgestattet mit einem Weicheisenkern, war die Antwort auf die zu jener Zeit immer stärker werdenden Einflüsse von Magnetfeldern.

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An dieser Urversion der Ingenieur lehnen sich nun also die neuen Ingenieur Modelle an, jene drei Sondereditionen, die bereits heute einen Vorgeschmack darauf geben, was IWC zukünftig wohl mit der gesamten Ingenieur-Linie vor hat.

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IWC Ingenieur Chronograph Edition „Rudolf Caracciola“  

Die neue Ingenieur wirkt eleganter, weniger sportlich als zuvor. Und sie ist kleiner geworden. Statt 45 Millimeter wie etwa beim Ingenieur Doppelchrono, Ref. 3865, messen die neuen Chronographen lediglich 42 Millimeter im Durchmesser.

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IWC Ingenieur Chronograph Edition „74th Members‘ Meeting at Goodwood“   

Eine angenehme Größe, die durch die Bauhöhe von 15 Millimetern dennoch schön bullig wirkt.

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Dank verschraubter Krone sind die Neuheiten bis 6 bar wasserdicht.

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Allen drei Editionen gemein ist das Uhrwerk. Es handelt sich dabei um das neue Manufakturkaliber 69370, dem ersten Vertreter der Kaliberfamilie 69000.

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Das Chronographenwerk bringt es auf einen Durchmesser von 30 Millimetern und eine Höhe von 7,9 Millimetern. Es besteht aus über 200 Einzelteilen, schlägt mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und bietet bei Vollaufzug eine Gangreserve von 46 Stunden. Der beidseitig aufziehende Rotor, benannt nach eben jenem Herrn Pellaton, benötigt dafür 1.123 Umdrehungen.

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Auffällig am neuen Kaliber ist vor allem die kleine Sekunde, die nun auf der 6-Uhr Position ihre Runden dreht. Auf 12 Uhr sorgt der Minutentotalisator für das optische Gleichgewicht, der Stundentotalisator sitzt nun auf der 9 Uhr Position und rückt optisch durch einen kleineren Durchmesser ein wenig in den Hintergrund.

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Das Datumsfenster befindet sich auf der 3 Uhr Position und wird flankiert vom IWC Schaffhausen Schriftzug.

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Auf 74 Exemplare limitiert ist die IWC Ingenieur Chronograph Edition „74th Members‘ Meeting at Goodwood“ (Ref. IW380703), die es ausschließlich in Rotgold und mit schwarzem Zifferblatt geben wird.

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Etwas schade, dass man selbst bei dieser vergleichsweise kleinen Auflage auf eine individuelle Limitierungsnummer verzichtet hat. Stattdessen ist „One out of 74“ auf der Rückseite zu lesen.

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Der Schriftzug umrahmt das Saphirglasfenster des Bodendeckels, durch den das neue Werk mit seinen Genfer Streifen und Perlierungen zu bewundern ist. Die Rückansicht ist wirklich äußerst gelungen, da mag man dann auch mal das ein oder andere Auge zudrücken bezüglich des nicht vorhandenen Weicheisenkerns.

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Auch von vorne macht der rotgoldene Ingenieur Chrono eine gute Figur. Das Zifferblatt ist eine Hommage an die Armaturenbretter alter Sportwagen. Das ist zwar sehr hübsch, allerdings wirkt es auf mich mit den roten Akzenten, allem voran dem roten Zeiger der kleinen Sekunde, ein wenig unruhig.

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Diesen roten Zeiger hat zwar auch die auf 750 Stück limitierte Stahlversion, die Edition „Rudolf Caracciola“ (Ref. IW380702), benannt natürlich nach dem legendären Rennfahrer der Dreißigerjahre, allerdings wirkt das Rot in Verbindung mit dem ardoisefarbenen Zifferblatt schon ein ganzes Stück harmonischer.

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Dennoch, gerade warum jeweils das letzte Sechstel von Minuten- und Stundentotalisator rot eingefärbt ist, will mir nicht ganz einleuchten. Schließlich haben wir hier ja keine Countdown-Funktion. Aber ok, beim Drehzahlmesser ist das letzte Segment ja auch rot. Überzeugt, zumindest halbwegs.

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Wie das Rotgoldmodell, so ist auch bei der Edition aus Edelstahl die Leuchtmasse in einem Cremebeige gehalten. Was in Verbindung mit Rotgold wunderbar Ton in Ton wirkt, führt bei Stahl schon zu einem gewissen Vintage Charakter, der aber ebenfalls sehr nett anzusehen ist.

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Ganz in weiß hingegen ist die Leuchtmasse der Edition „W 125“ (Ref. IW380701), ebenfalls limitiert auf 750 Stück. Die Uhr mit Titangehäuse und versilbertem Zifferblatt ist eine Hommage an den von Rudolf Uhlenhaut konstruierten Silberpfeil Mercedes-Benz W 125.

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Und siehe da, bei der „W 125“ sind dann auch die Zeiger schwarz. Alle Zeiger, auch der der kleinen Sekunde.

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Alle drei Editionen verfügen über sehr schön verzierte Kalbslederbänder mit Dornschließen, letztere jeweils passend zum Material des Gehäuses, also in Titan, Stahl oder Rotgold.

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Zu Stahl und Rotgold gibt es braune Bänder, die Titan-Variante erhält ein schwarzes Band.

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Kommen wir zu den Preisen. Und die sind für einen Chronographen mit Manufakturkaliber erfreulich fair. So kostet die „W 125“ (Titan) 7.950 Euro und die „Rudolf Caracciola“ (Stahl) 7.850 Euro. Die Edition „74th Members‘ Meeting at Goodwood“ (Rotgold) ist für 20.500 Euro erhältlich.

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Mein Fazit: IWC bringt drei Sondereditionen eines spannenden Chronographen zu attraktiven Preisen auf den Markt. Das neue „alte“ Design kann überzeugen, die Größe sowieso. Etwas schade einzig, dass man der Ingenieur mit dem Weicheisenkern auch ihr zentrales Thema, den Magnetfeld-Schutz, genommen hat, dafür gibt es nun aber freien Blick aufs neue Manufakturkaliber.

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Ein Review, drei Uhren – und welche darf’s jetzt sein? Auch wenn ich persönlich kein Titan-Fan bin, meine Wahl fiele wohl auf die „W 125“. Eine Frage, die bleibt allerdings. Höre ich in ein paar Jahren das Wort „Ingenieur“, welches Bild wird mir dann wohl als Erstes in den Sinn kommen? Das des Genta Designs? Oder doch die Ingenieur, Jahrgang 2016?

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016

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