Weltpremiere! Nein, nicht ganz. Denn die war schließlich schon vergangenen Monat. Aber zumindest in Deutschland „tauchte“ Omegas neuster Streich diese Woche zum ersten Mal auf.

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Omega Seamaster Planet Ocean „Deep Black“

Tauchen, was für ein Übergang. Denn natürlich geht es heute um eine Taucheruhr. Und um was für eine! „Deep Black“ heißt die und basiert auf Omegas erfolgreichen Planet Ocean Reihe. Bis 600 Meter ist sie wasserdicht und bringt auch noch eine GMT-Funktion mit. Und sie ist – aus Keramik.

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Es war im Grunde ja klar, dass nach dem riesigen Erfolg der Speedmaster Dark Side of the Moon (hier gibt’s das Review zur Uhr) der Werkstoff Keramik irgendwann auch bei den Seamaster Modellen zu finden sein würde. Nun ist es also endlich soweit. Anlässlich der Deutschlandpremiere in München, bei der sich auch der frischgebackene Omega CEO Raynald Aeschlimann (luxify-Lesern nicht erst seit unserem Interview bekannt) die Ehre gab, hatte ich die Gelegenheit, einen genaueren Blick auf die tiefschwarze Taucheruhr zu werfen.

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Und nicht nur das. Mit Jean-Claude Monachon, seines Zeichens Vice President Product & Customer Service, stand sozusagen der Vater der Deep Black für Fragen zur Verfügung. Und Fragen, davon hatte ich in der Tat jede Menge. Denn die Omega Deep Black ist nicht einfach nur eine neue Uhr. In ihr stecken eine ganze Menge an Technologien, die man in den offiziellen Pressetexten noch so oft nachlesen kann und dennoch erst so richtig versteht, wenn sie einem „am Objekt“ selbst erklärt werden.

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Beginnen wir bei der Herstellung so eines Keramikgehäuses. Vor dem Sintern, dem „Brennen“ über viele Stunden bei Temperaturen jenseits von 1.200 Grad Celsius, ist das Zirkoniumdioxid noch äußerst brüchig. Ein Grund, warum dieses „Grundprodukt“ an der anlässlich der Premiere eingerichteten Tech Bar nur in einem Plexiglasblock zu bewundern ist.

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Ausgangsbasis: Das Keramikgehäuse vor dem Sintern…

Keramik und Bruchfestigkeit. Ein wichtiges Thema und eine Frage, die mir schon lange auf dem Herzen lag. Wie ist das denn nun, fällt so eine Uhr einmal herunter. Jean-Claude Monachon wiegelt ab. Seit Einführung der Dark Side of the Moon vor mittlerweile gut drei Jahren gab es insgesamt nur vier Fälle von gebrochenen Gehäusen. Eine verschwindend geringe Zahl angesichts der Produktionsmenge von seither mehreren zehntausend Exemplaren.

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… und danach

Warum überhaupt Keramik? Omega, so erklärt mir Jean-Claude, habe immer schon schwarze Gehäuse gewollt. PVD, DLC, Karbon, keines dieser Verfahren aber kam mit der komplexen Gehäuseform, insbesondere den Anstoßhörnern der Speedmaster, zurecht. Die Ergebnisse seien bezüglich der Qualität nie an die Ansprüche herangekommen, die man hatte. Erst mit Keramik sei dies möglich geworden und auch hier war es ein sehr langer Weg.

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ZrO2 – „Herkunftsbezeichnung“ auf dem Keramikzifferblatt der Deep Black

Doch zurück zum Sintern. Dabei verliert das Gehäuse massiv an Größe. Das setzt also eine äußerst genaue vorherige Berechnung voraus, soll das Endergebnis auch exakt die vorgegebenen Abmessungen haben.

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Fertiges Gehäuse und Ausgangsprodukt

Bis zum fertigen Gehäuse sind nach dem Sintern noch einige weitere Produktionsschritte notwendig, die auch mit davon abhängen, welche Variante hergestellt wird. Denn die Deep Black erscheint in insgesamt gleich vier Versionen. Und die unterscheiden sich in den Details teils erheblich. Denn während beim schwarzen Modell (und jenem mit Sedna Gold) Gehäuse, Lünette und auch Zifferblatt poliert sind, geben sich die blaue und die rote Version in matter Optik.

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Die einseitig drehbare Taucherlünette besteht also ebenfalls aus Keramik. Doch auch hier ist Lünette nicht gleich Lünette. Die Herstellungsschritte unterscheiden sich je nach Modell stark.

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Keramiklünette mit PVD Metallbeschichtung

Besonders spannend ist der Herstellungsprozess beim Sedna Modell. Hier wird auf die Keramiklünette mit bereits gefräster Skala zunächst im PVD-Verfahren eine metallische Oberfläche aufgegeben. Anschließend kann diese vergoldet werden.

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Vorher – Nachher. Fertige Lünette der Sedna Version und Zwischenschritt nach erfolgter Vergoldung

Glänzt nun die gesamte Lünette in schönstem Sedna-Gold Farbton, wird die aufgetragene Masse dann auch schon wieder komplett plan abgeschliffen. So bleibt das Sedna einzig in den vorgegebenen Markierungen erhalten.

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Lünette mit aufgebrachter Liquidmetal-Schicht (links) und Keramik-Grundträger mit Skalierung

Etwas anders läuft es bei den anderen drei Modellen ab. Hier wird ein Ring aus Liquidmetal direkt auf die Keramiklünette gepresst und anschließend ebenfalls wieder abgeschliffen, sodass das Liquidmetal rein in den zuvor gefrästen Markierungen verbleibt.

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Kautschukschicht vor dem Abtragen…

Noch ein Schritt mehr ist beim blauen und roten Modell notwendig. Dort sind die ersten 15 Minuten der Skala mit blauem (oder eben rotem) Kautschuk hinterlegt, der ebenfalls eingepresst und anschließend wieder plan abgetragen wird.

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… und Endprodukt an der fertigen Uhr

Kautschuk kommt auch bei den farbigen Details auf Aufzugskrone und Helium-Auslassventil zum Einsatz.

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Das für mich fast spannendste Detail aber, das wartet auf der Rückseite der Uhr. „NAIAD LOCK“ ist dort zu lesen. Was bedeutet das? Beim NAIAD Lock wird der Rückdeckel in einer Art Bajonett-System mit dem Gehäuse verschlossen.

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Dies hat gerade bei der Verbindung Keramikgehäuse / Keramikdeckel Vorteile, wird aber voraussichtlich auch bei Uhren aus anderen Materialien nach und nach das herkömmliche Gewinde ersetzen. Wie das NAIAD Lock nun aber ganz genau funktioniert und vor allem aussieht, das blieb in München allerdings noch ein kleines Geheimnis.

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Ästhetischer Vorteil dieses Verschlusses jedenfalls: er sitzt immer exakt gleich, somit sind auch die Gravuren am Rückendeckel immer auf den gleichen, vorgegebenen Positionen zu finden. Die Schriftzüge umrahmen, nicht unbedingt ganz so gewöhnlich für eine bis 600 Meter wasserdichte Taucheruhr, einen Glasboden. Durch ihn lässt sich das Manufakturkaliber 8906 bewundern.

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Es ist mit zwei Federhäusern ausgestattet und bringt es auf eine Gangreserve von 60 Stunden. Bei eher ungewöhnlichen 25.200 Halbschwingungen, was 3,5 Hz entspricht und die optimale Frequenz für die Co-Axial Hemmung sein soll.

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Die GMT Funktion verfügt über einen unabhängig verstellbaren 12-Stunden Zeiger, die Heimatzeit lässt sich mittels 24-Stunden-Zeigers und auf das Rehaut gedruckter GMT-Skala ablesen.

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Einzig warum jene Skala lediglich bei der blauen Variante zweifarbig gestaltet ist, will mir nach wie vor nicht ganz einleuchten. Haken wir es einfach unter künstlerischer Freiheit ab.

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Natürlich ist auch die Deep Black METAS zertifiziert und darf sich Master Chronometer aufs Zifferblatt schreiben lassen.

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Das Zifferblatt! Richtig. Gut, dass wir drüber sprechen. Wie eingangs erwähnt, gibt es auch hier unterschiedliche Versionen. Der größte Unterschied – neben den Farbtupfern – ist die Grundoptik. Bei Sedna-Gold und der schwarzen Deep Black ist das Keramikzifferblatt spiegelblank poliert. Das kennen wir schon von der ursprünglichen Dark Side und das schaut wirklich verboten gut aus.

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Aber auch die matte Variante, die bei der blauen und der roten Deep Black zum Einsatz kommt, hat ihren Reiz und dürfte im Zweifel wohl noch dieses kleine Stückchen besser abzulesen sein. Und Ablesbarkeit ist ein großes Thema bei der Premiere in München. Rot, so lerne ich an jenem Abend, ist die Farbe, die unter Wasser als erstes „verschwindet“. Bereits ab 5 Metern Tauchtiefe ist Rot nicht mehr zu erkennen.

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Moment, aber das ist doch dann gerade schlecht für eine Taucheruhr. Warum wählt man dann ausgerechnet diese Farbe? Nun, auch darauf hat Omega eine Antwort. Tarnung. Der Pressetext spricht von einer „militärischen Taucheruhr“, die sich farblich dem Neoprenanzug nach und nach anpasst. Ok. Ergibt das Sinn? Ja! Nein? Vielleicht. In jedem Fall ist die rote Deep Black aber über der Wasseroberfläche die definitiv Auffälligste der Neuheiten. Dazu trägt auch das Armband bei.

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Das schwarze Kautschuk-Armband im Stoffband-Look bekam nicht nur eine rote Absteppung sondern auch sonst viele farbige Details spendiert. Auf der Innenseite trägt es, wie die anderen Kautschukbänder auch, ein feines Wellendesign und ist antibakteriell behandelt.

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Die Faltschließe übrigens besteht aus einer Kombination von Keramik (Abdeckung) und Titan (eigentliche Schließen-Konstruktion).

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Das blaue Modell ist ungleich dezenter, „kann“ aber auch was. Denn blau, aufgepasst, luxify macht schlau, ist die letzte Farbe, die unter Wasser sichtbar ist. Und zwar noch bis in Tiefen von 275 Metern.

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Einfach nur irgendein Blau? Nein, exakt der Farbton, der bei der Deep Black blue zum Einsatz kommt. Weiterer Vorteil des blauen Modells (und bereits weiter oben angesprochen): hier ist die GMT-Skala zweifarbig, was die Ablesbarkeit noch einmal erleichtert. Blau für die Tagesstunden, schwarz für die Nachtstunden. Ja, das kennt man.

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Was die Leuchtmasse betrifft, so vertraut man auch hierbei auf die Farbe Blau. Mit Ausnahme des Minutenzeigers und der Markierung auf der Lünette. Diese leuchten in der Dunkelheit grün. Live fällt der Unterschied zwischen den beiden Farbtönen weit geringer aus als vermutet, was aber auch am Prototypenstatus der Uhr – oder einfach an meinen schlechten Augen – liegen mag.

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Nachtdesign der Planet Ocean Deep Black (Foto: © OMEGA)

Durch das hochglänzende Zifferblatt, aber auch durch die polierten Akzente an Gehäuse und Lünette, wirken die komplett schwarze Deep Black, sowie das Sedna-Modell, ein wenig vornehmer, stehen in Funktionalität ihren bunten Geschwistern aber in nichts nach.

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Mit 45,5 Millimetern Durchmesser und 17,18 Millimetern Bauhöhe ist die Deep Black alles andere als eine kleine Uhr. Dank des angenehmen Gewichts (Keramik ist immerhin schwerer als Titan, jedoch ein ganzes Stück leichter als Stahl), der Gehäuseform und der Art der zum Anstoß hin gerundeten Bänder sitzt sie aber ziemlich perfekt.

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Mein Fazit: die Deep Black macht keinen Hehl daraus, dass sie eine echte, richtige Toolwatch sein will. Doch sie ist mehr als das. Sie ist gleich in mehrfacher Hinsicht Technologieträger und gibt einen eindrucksvollen Einblick auf Entwicklungen, die uns in den kommenden Jahren bei immer mehr Omega Modellen begegnen werden. Die Deep Black ist eine markante Uhr und ihre vier vorgestellten Varianten sind in Details so unterschiedlich, dass jeder recht schnell seine perfekte Deep Black finden wird. Meine Wahl fiele definitiv auf das blaue Modell. Oder – doch auf das Schwarze? Gar nicht so einfach.

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Die Omega Planet Ocean Deep Black wird ab Herbst 2016 zunächst in den Omega Boutiquen, später auch bei den Konzessionären erhältlich sein. Der Preis für die Deep Black in Schwarz (215.92.46.22.01.001), das Modell mit roten Details (215.92.46.22.01.003) und das Modell mit blauen Details (215.92.46.22.01.002) beträgt jeweils 10.300 Euro, die OMEGA Seamaster Planet Ocean Deep Black mit Sedna Gold (215.63.46.22.01.001) liegt bei 13.800 Euro.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016

 

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