Schwarze Uhren sind auch im Hause Officine Panerai keine so große Neuheit mehr. Mit Carbon und vor allem Keramik arbeitet man schon seit geraumer Zeit. Etwas unverständlich fand ich daher die Lancierung zweier neuer Sondermodelle, ausgerechnet in DLC-beschichtetem Titan. Traut man jetzt der eigenen Keramik nicht mehr? Geht man deswegen den Weg zurück zu einer Beschichtung?

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Natürlich nicht, wie mir im Rahmen der Munichtime versichert wurde. Ich solle einfach selber schauen, ich würde schon verstehen. Und tatsächlich. Sieht man die Modelle live, diese Farbe, dieses Schimmern, irgendwas zwischen mattem Glanz, tiefem Grau und sattem Schwarz, weiß man, warum Panerai ausgerechnet diese Wahl traf. Denn eine solche Optik wäre so mit anderen Werkstoffen einfach nicht realisierbar gewesen.

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Die Panerai Luminor 1950 3 Days Titanio DLC gibt es sogar gleich in zwei unterschiedlichen Versionen. Soweit die gute Nachricht. Die Schlechte: beide sind auf jeweils 300 Stück limitiert und sollten somit schon wieder (fast) ausverkauft sein. Doch worin unterscheiden sich die Beiden? Im Grunde nur im Zifferblatt. Der PAM617 hat man eine recht klassische Luminor-Optik spendiert.

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Verbaut ist ein Sandwichdial, jenes doppelte Zifferblatt also, bei dem die Leuchtmasse auf dem unteren Blatt aufgetragen ist und erst durch die exakten Aussparungen im oberen Blatt sichtbar wird. Die Leuchtmasse selbst erstrahlt in schönstem Vintage-Braun, dazu ziert ein aufgedrucktes OP Logo in passender Farbe das fein strukturierte Blatt.

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Wie die legendäre Fiddy, die PAM 127, mit der vor gut zwölf Jahren der Siegeszug dieser 47-Millimeter-Gehäuse begann, hat auch die PAM617 die kleine Sekunde neben der 9.

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Ein Feature, dass dem Schwestermodell PAM629 erstaunlicherweise gänzlich fehlt. Und das, obgleich beide Uhren mit dem augenscheinlich gleichen Manufakturkaliber P3000 mit mechanischem Aufzug und – wer hätte es gedacht – 3 Tagen (oder 72 Stunden) Gangreserve ausgestattet sind.

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Mehr noch. PAM00617 und PAM00629 kosten mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 11.400 Euro auch noch gleich viel. Mit der 629 bekommt man also „less watch for your bucks“. Na, als ob es darum ginge!

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Natürlich nicht. Denn die 629 kann dafür mit etwas anderem aufwarten. In ihr sehen wir ein Zifferblatt mit römischen Zahlen in der oberen und arabischen Zahlen in der unteren Hälfte. Dazu eine Eisenbahn-Minuterie, jaaaaaa, das ist ein California-Dial! Gänzlich ohne sichtbares Logo, also ganz so, wie es bereits die ersten sehr frühen Panerai Modelle mit Rolex Werken verbaut hatten.

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Nur waren das eben alles Uhren im schlichteren Radiomir-Gehäuse. Und auch in der Panerai-‚Neuzeit‘ sah man dieses äußerst markante Blatt nur bei eben jenen Radiomir-Modellen. Bisher.

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Die 629 stellt also eine echte Premiere dar. Ein California Zifferblatt in einem Luminor-Gehäuse mit seinem charakteristischen Kronenschutzbügel – das ist in der Tat auf den ersten Blick ein recht ungewohnter Anblick.

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Im Gegensatz zum Zifferblatt der 617 ist das California-Blatt nicht in Sandwich-Technik gearbeitet. Stattdessen ist die, hier in einem etwas helleren Vintage-Beige gehaltene, Super-LumiNova Leuchtmasse direkt auf das Zifferblatt aufgetragen. Farblich passend ist natürlich auch hier die Leuchtmasse in den Zeigern, die im Fall der 629 als wunderschöne Goldzeiger ausgeführt sind.

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Beiden Uhren gleich ist das gewölbte Saphirglas, der verschraubte Titanboden und der mit „1950“ gravierte Kronenschutzbügel. Somit sind auch beide Modelle gleichermaßen wasserdicht, bis 10 bar nämlich.

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Als passendes Armband hat Panerai ein dunkelbraunes „Ponte Vecchio“ Kalbslederband ausgesucht, welches sich von 26 Millimetern an den Bandanstößen auf 22 Millimetern an der Stiftschließe verjüngt.

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Es hat eine sehr urige Optik mit heller Kontrastnaht und sichtbaren Panerai ‚Brandzeichen‘.

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Die wichtigste Frage: wie trägt sich die Panerai Luminor 1950 3 Days Titanio DLC? Große Uhren brauchen für mich auch ein entsprechendes Gewicht. In sofern bin ich für gewöhnlich auch kein Fan von Titan.

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In Verbindung mit dem 47 Millimeter-Gehäuse aber ist die auf Grund eben jenes Materials spürbare Gewichtsreduzierung zumindest sinnvoll. Mehr als das. Die Uhr ist nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht. Gewicht einerseits, Gehäuseform andererseits – PAM617 und PAM629 tragen sich wirklich fantastisch.

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Mein Fazit: mit PAM 617 und PAM 629 hat Officine Panerai wieder einmal zwei äußerst begehrenswerte Special Editions herausgebracht. Speziell die 629 mit ihrer Kombination von California-Dial und Luminor-Gehäuse hat das Zeug zu einem echten Klassiker, auch wenn – oder gerade weil – diese Kombination historisch gesehen nicht so ganz stimmig ist.

Die größte Schwierigkeit dürfte es aber einmal mehr sein, noch ein frei verkäufliches Exemplar bei Boutiquen oder Konzessionären zu ergattern.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015

 

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