Lieblingsuhr. Sehr gut. Das ist ja… nicht leicht. Außerdem bin ich langsam nicht mehr in dem Alter, in dem man so manches zu seinem „absoluten Lieblings…dings“ erklärt. Eher gehe ich inzwischen forschen Schrittes aufs Rentenalter zu, und da habe ich keine Zeit mehr, lange nachzudenken, was ich jetzt irgendwie lieber mag als was anderes.

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Nein, die Sache müssen wir von hinten aufzäumen: Nicht, zu welcher Uhr greifst du als erstes, sondern welche gäbest du als letzte her? So wird ein Schuh draus.

Und das ist ja… nicht leicht. Ach komm, Kurti, das schaffst du schon, höre ich jetzt welche sagen. Und ja, ich werde mir Mühe geben. Wer mich kennt, denkt jetzt: „So schwer kann das nicht sein, wird mit Sicherheit eine Day-Date.“ Wer mich besser kennt, wird den Kopf schütteln, weil „der Kurt immer die fünfstellige Sea-Dweller als beste Uhr der Welt bezeichnet hat“, und wer mich noch besser kennt, wird einhaken, „ja, an sich, aber wollen wollte er eigentlich immer eine 16608, und die wollte ihm in Genf niemand bauen.“ Also doch eine 14060M? Kleiner Scherz meinerseits, mit der langweiligsten Uhr der Welt werde ich gewiss nicht meinem Schöpfer entgegen treten.

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Wäre ich jetzt im Vertrieb tätig, müsste ich irgendwelche Kunden besuchen, dabei ständig die Worte „Schnappatmung“ und „Hopfenkaltschale“, auf Lacher bedacht, anbringen und wäre mein allabendliches Seelenheil das Prasseln des Holzkohlefeuers, auf dem ich dann halbe Kühe blutig werden lasse, wäre die Wahl klar. Dann müsste es eine Uhr sein, die niemandem weh tut, die alles hält, ohne was zu versprechen, die zur Not auch mal einen hinterhältigen ice bucket challenge-Angriff der Kollegen oder einen Shitstorm auf Facebook aushält. Klar, eine Platin Day-Date. Noch klarer: Das Modell für Männer, also 36mm, nicht so ein aufgeblasenes Ding für Zwerge mit in den Arm eingebauten Minderwertigkeitskomplex. Aber ich bin kein Vertriebler, wofür ich nicht undankbar bin.

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Also, welche gäbe ich als letzte her? Eigentlich ganz einfach: Die, die ich mir als erste gekauft habe. Die hab ich damals schließlich nicht ohne Grund gewählt. Die Rede ist natürlich von der ersten aus Material. Im Gegensatz zum Nichtmaterial, aus dem zum Beispiel die langweiligste Uhr der Welt ist. Von dem „erste Uhr darf man nie weggeben-Gedöns“ halte ich ansonsten aber eher wenig, sonst säße ich jetzt nämlich mit einer 24mm-Timex am blauen Wildlederband vorm Computer. Und das dauerte nicht nur euch.

Also, zum Punkt, ich behielte die hier (bekannt aus meinem Vorstellungs-Thread):

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Die kaufte ich damals in Ermangelung der von mir so gerne gekauften Sea-Dweller in Gold, die die Heinzen in Genf aber leider nie konfektioniert haben.

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Immer noch schön, auch wenn sie in den Jahren ordentlich gelitten hat, mehrmals umgebaut wurde, auch von mir (Umbau durch Deformation).

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Sagenhaft wandlungsfähig und dazu auch noch mühelos für einen schlanken Fuß sorgend.

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Wie ich zu der Uhr gekommen bin ist an sich ganz witzig, jedenfalls für eher einfache Gemüter wie mich: Ich wusste schon seit meinem fünften Lebensjahr, dass ich irgendwann auch mal eine goldene Rolex haben will. So wie mein Onkel, der Gebrauchtwagenhändler. Als es dann endlich so weit war, war allerdings unklar, welche ich wollte. Für eine Day-Date fühlte ich mich nicht seriös genug, für eine Daytona fehlte mir die Ausbildung (ich war weder Bäcker noch Metzger noch Maurer), also blieben nur GMT-Master und Submariner. Yacht-Master schied aus wegen Yacht-Master.

Ich rief also einen guten Freund zu mir, der noch weniger über Uhren wusste als ich (allerdings in seiner Jugend schon eine sündhaft teure Porsche-Carrera-Uhr hatte), und zeigte ihm zwei Bilder eines damals sehr bekannten Uhrenhändlers in München, darauf eine Submariner und eine GMT-Master, beide gebraucht. Die GMT-Master hatte ein Lederband, aber uns kam es zunächst mal aufs Gesicht an. Und da punktete die GMT-Master, schließlich waren deren Indizes viel größer und weißer, und dazu waren die vielen Zahlen auf dem Inlay auch irgendwie stimmiger. Lebendiger. Zudem war ich ja GMT-Fan, war meine erste schließlich eine 16710 und erst meine zweite eine Taucheruhr, eine 16600.

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Es sollte also die GMT-Master sein. Ich rief den Uhrenhändler an und erkundigte mich nach der Uhr. Ja, die wäre da, und ein Goldband könnte er auch noch dafür auftreiben, allerdings käme die Uhr dann auf knapp 8000 Euro. Hm, das waren 2000 mehr als im Internet stand. Dann vielleicht doch die Submariner, die hatte doch ein Goldband und kostete gerade mal knapp über 7000. „Ja, die ist auch da, hat aber ein Plexiglas, das wollten Sie, glaube ich, nicht?“ – Nein, natürlich nicht, war ich doch froh, endlich weg von Plexi- und Mineralglas zu sein. Nee, wenn, dann die GMT. „Das Band, das Sie für die haben, ist das schon das neue Massive? „Wie, massiv? Das Band ist genietet.“ Hmm…

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Am nächsten Morgen setzte ich mich in die Wintersonne, trank drei Becher Kaffee und dachte mir so im Stillen: Ach, schei$$ drauf, eine goldene Uhr kaufst du dir nur einmal im Leben, und wenn, dann machste das gescheit! Also rief ich einen Spezel an, der sehr gut mit der Geschäftsführerin vom Uhren Huber konnte und bat den, mal nach einer 16718 zu fragen. Und Prozenten. Mit Oysterband und auf keinen Fall braun.

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Einen Tag später holte ich besagten Spezel dann ab, drückte ihm das Geld bar in die Hand, er lachte, mit so viel Bargeld sei er noch nie unterwegs gewesen, ich lachte auch – ganz besonders lache ich heute, wenn ich sehe, dass für besagte 16718 in einem liederlichen Zustand heute mehr aufgerufen wird als ich damals neu zahlen musste –  dann ging er zum Uhren Huber rein, während ich im Auto wartete, und zehn Minuten später hatte ich eine goldene GMT am Arm. Und da sollte sie dann auch viele Jahre bleiben, bis ich irgendwann noch eine Uhr kaufte.

Aber die 16718 ist die Uhr, die ich wohl als letztes gehen ließe. Die kann ja alles, was man braucht.

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Auf Wiedersehen,
euer Kurt

 

Fotos & Text: © König Kurt

 

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