Heute habe ich mir den Spaß gemacht und die 1665, die 16600 sowie die neue 116600 ein bisschen näher betrachtet. Hat die für mich ‚beste Uhr der Welt‘ – die 16600 – einen würdigen Nachfolger bekommen? Oder ist sie gar von einer neuen ‚besten Uhr der Welt‘ abgelöst worden?

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Beginnen wir mit den Zahlen und Fakten.

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Das Gewicht:

Die Sea-Dweller hat im Laufe der Jahre ordentlich zugelegt. So wiegt die 1665 nur 130 Gramm, die 16600 bringt es schon auf 149 Gramm und die 116600 schafft beachtliche 173 Gramm.

Die Bauhöhe:

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Glücklicherweise ist sie nicht gewachsen. Satte 15 mm sind es bei beiden Saphir-Modellen. Die alte 1665 ist mal außen vor, das Superdomed Glas alleine ragt schließlich schon weit in die Höhe. 15 mm bedeuten ein sattes Tragegefühl, ohne zu dick aufzubauen. Letzteres ist der in meinen Augen schlimmste Fehler der DeepSea, welcher diese Uhr für mich untragbar werden lässt.

Breite und Länge:

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Die größte Überraschung für mich heute: sowohl 1665 als auch 16600 sind länger als die neue SD4K!

Sind die 1665 (47,5 mm) und die 16600 (47,7 mm) nahezu gleich lang, sind es bei der SD4K nur 46,3 mm. Gut, etwas mehr als ein Millimeter, das sollte egal sein, mag man denken, aber man sieht es und es ist deutlich merkbar.

In der Mitte, also gemessen zwischen 3 und 9 Uhr und inkl. Krone auf der 3, sind die Uhren gleich. Ein deutlicher Unterschied ist unten und oben an den Hörnern zu sehen:

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Die Breite des Bandanstoßes liegt bei beiden Uhren bei 20mm, aber die Hörner der SD4K sind beachtlich in die Breite gegangen und wuchsen von 2,4 mm auf 3,2 mm pro Seite. Gesamtbreite sind demnach 24,8 mm bei der 16600 und 26,4 mm bei der 116600.

Die Uhr ist kleiner und breiter geworden und es stört mich das erste mal bei einer 6stelligen Rolex nicht besonders. Die Proportionen der SD4K wirken auf mich zumindest stimmiger als bei den 6-stelligen GMT oder Submariner Modellen.

Ohne nachgemessen zu haben bilde ich mir ein, die Hörner der GMT und der Submariner seien noch einmal merklich breiter als die der neuen Sea-Dweller. Wobei „es stört mich nicht besonders“ auch heißt: die alte Gehäuseform mit schmaleren Hörnern und Diagonalschliff gefällt mir besser.

Merklich zugelegt hat der Kronenschutz.

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Hier muss ich sagen, gefällt mir der Zuwachs. Der Tool-Charakter wird dadurch schön unterstrichen.

Das Band:

Vorab: ich liebe die gute, alte Blechschließe. Nichts ist perfekter unvollendet und nichts auf der Welt klappert edler. Aber das neue Band ist schon sehr, sehr gut.

Einen Kritikpunkt gibt es allerdings: die aus der Schließe herausstehende Tauchverlängerung.

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Das hätte man schöner lösen sollen. Ich werde die Tauchverlängerung jedenfalls ausbauen.

Ansonsten ist die neue Schließe schon ziemlich genial.

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Der Sicherungsbügel klackt sauber in das Kugellager ein und es macht ein schönes, sattes Klickgeräusch. Das erinnert ein bisschen an Autos, bei welchen man die Verarbeitung ja auch oft am Schließen der Türen erkennt. So ist es auch hier. Toll!

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Auch muss man zugeben dass die Faltschließe schon wesentlich hochwertiger aussieht als bei meinen geliebten alten Bändern.

Ziemlich genial ist auch die Schnellverstellung.

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Das Band kurz anheben und man kann es durch einen Schlitten in der Schließe verschieben und in den Rasterungen wieder arretieren. Auch hier: sehr, sehr genial!

Die Tauchverlängerung:

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In Zeiten von Tauchcomputern wird sie wahrscheinlich nur noch selten genutzt, aber dennoch ist sie eben nach wie vor unerlässlich bei einer ernstzunehmenden Taucheruhr. Auch hier ist das Band hochwertiger geworden, ganz so wie man es von Rolex erwartet.

Das Blatt und die Lünette:

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Ich bin unentschlossen was mir besser gefällt, das Glanzblatt der alten oder das Matte der neuen Sea-Dweller. Ich will nicht sagen, es mache keinen Unterschied, aber eine richtige Präferenz habe ich nicht. Sehrwohl einen Unterschied machen aber die Indexe. Bedeutend besser gefallen mir die Maxi-Dots, hier ist meine persönliche Entscheidung eindeutig gefallen.

Großartig ist natürlich die Cerachrom-Keramiklünette. Je nach Lichteinfall ändert sich die Farbe von tiefschwarz zu Anthrazit bis hin zu Grau. Ein großartiges Farbenspiel, bei dem man gar nicht wegsehen mag. Auch die Dreidimensionalität der Lünette durch die eingefrästen Zahlen und Striche sind ein Quantensprung im Vergleich zur alten Version.

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings auch an der neuen Lünette. Sie lässt sich zu leicht verstellen. Ein Effekt, welchen ich seinerzeit schon bei meiner DeepSea bemängelte. Auch dort verstellte sich die Lünette quasi schon beim Hinschauen. Ganz so schlimm ist es bei der SD4K zwar nicht, doch es ist mir in den vergangenen drei Tagen bereits einige Male passiert, dass ich irgendwo hängen blieb und die Lünette sich dabei um einige Rasterungen verstellt hat. Da hätte ich mir eine etwas schwerfälligere Verstellung gewünscht.

Braucht man beide Uhren, die 16600 und die 116600?

Brauchen? Eher nein. Denn beide Uhren liegen schon recht eng beieinander, enger jedenfalls als alte und neue Submariner und ganz bedeutend enger als GMT-Master II 16710 und Keramik-GMT 116710. Dort finde ich den Unterschied zwischen 5- und 6-stelligem Modell nach wie vor am deutlichsten.

Und was soll ich mir kaufen?

So wie ich unser R-L-X / luxify Forum kenne, werden wir diese Frage in den nächsten Jahren sicherlich oft gestellt bekommen und ehrlich gesagt – ich bin überfragt. Die neue Sea-Dweller ist besser geworden, ja. Aber die alte Sea-Dweller ist trotzdem immer noch eine ‚unkaputtbare‘ Uhr. Es ist also eine schwierige Entscheidung.

Ich mag meine 16600, sie ist schließlich die erste Rolex die ich mir gekauft habe. Daher wird sie auch immer etwas besonderes für mich bleiben. Aber von der Gefühlsduselei einmal abgesehen muss man festhalten, dass sie mit der 116600 einen absolut würdigen Nachfolger erhalten hat, der in vielen Details besser und hochwertiger geworden ist.

Das und die Tatsache dass man (Vintage einmal außen vor, dort geht es schließlich nicht anders) eine Uhr beim Konzessionär kauft, mit ihr alt wird und eine gemeinsame Geschichte beginnt, würde mich im Zweifel zur neuen Sea-Dweller raten und einen Besuch beim Konzessionär einplanen lassen.

Am Arm machen sie dann eh kaum mehr einen Unterschied.

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Dennoch, die schönste der Dreien ist nach wie vor die ganz alte SeaDweller und ich bin ausnahmsweise mal ganz nah bei einem guten Freund und gebe ihm recht, dass auch das Alter seinen Reiz haben kann. Oder anders gesagt: in alten Kirchen werden einfach die schönsten Messen gelesen.

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Fotos & Text: © Charly (ferryporsche356) 2014

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