Es gibt Uhren, die sind sofort ein Eyecatcher. Die findet man direkt toll, nach kurzer Zeit oftmals aber auch schnell wieder langweilig, eben weil sie zu effekthascherisch rüberkommen, zu retro sind, einfach irgendwie nicht stimmig.

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Beim Blancpain Fifty Fathoms Bathyscaphe Flyback Chronograph ist das genau anders herum. Ich stellte die Uhr zwar schon im Rahmen unserer Berichterstattung von der letztjährigen Baselworld vor, allein, so richtig im Gedächtnis geblieben ist sie mir dann aber doch nicht. Warum eigentlich nicht? Weil manchmal ein paar Minuten mit einer Uhr einfach nicht ausreichen, um sie wirklich zu entdecken.

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Im Falle der Bathyscaphe hatte ich nun, ein knappes Jahr später, die Gelegenheit, die Uhr gleich einige Tage zu tragen, mich, wenn man es so nennen mag, komplett auf sie einzulassen.

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Wirkt die Uhr auf Bildern manchmal fast unscheinbar, wächst ihre Präsenz, einmal ans Handgelenk angelegt, direkt um so stärker. Die erste Überraschung stellt sich augenblicklich ein. Sie ist größer als vermutet, wenngleich man ihr die 43,6 Millimeter Gehäusedurchmesser dann doch nicht ansieht. Und sie ist erfreulich schwer für eine Uhr aus Keramik.

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Ziemlich genau 100 Gramm bringt sie mit NATO Band auf die Waage. Und alleine über dieses NATO Band könnte man schon einen eigenen Bericht schreiben. Nicht nur wurde für das 22-Millimeter Strap ein extrem robuster Stoff gewählt und die Lochleiste mit einem Lederstreifen verstärkt, nein, Dornschließe und Schlaufen sind ebenfalls aus Keramik gefertigt und wirklich beeindruckend finissiert.

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Sämtliche Keramikteile sind nicht fest mit dem Band vernäht sondern verfügen über kleine Federstege (jeweils zwei pro Schlaufe, einer für die Schließe), sodass ein Austausch des Textilbandes, so es einmal unansehnlich geworden ist, relativ preisgünstig erfolgen sollte. Alternativ ist die Uhr auch mit einem Band aus Segeltuch erhältlich.

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Konzipiert als Taucheruhr, ist die Bathyscaphe bis 30bar (300m) wasserdicht. Der Chrono kommt nicht nur ohne verschraubte Drücker aus, konsequenterweise lässt er sich sogar auch unter Wasser bedienen!

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Die Fifty Fathoms ist mit 15,24 Millimetern Höhe, plus noch einmal gut 2 Millimetern für das doppelt durchgezogene Natoband, ordentlich hoch. Da ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bauhöhe aber auf den Bodendeckel fällt, wirkt das Gehäuse selbst recht schlank. Zu diesem Eindruck tragen auch die sehr feine Satinierung und die breiten Fasen der Hörner bei.

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Unter die Hemdmanschette will sie sich zwar nicht so recht zwängen lassen, als Taucheruhr ist das letztlich ja aber auch nicht ihre Aufgabe. Da gibt es wichtigeres. Die perfekte Ablesbarkeit beispielsweise. Die gewählte Leuchtmasse leuchtet stark. Und sie leuchtet lange. Sehr lange. Die Ablesbarkeit ist, trotz relativ kleiner Leuchtpunkte, immer nahezu perfekt. Ich möchte gar behaupten, bisher noch keine Uhr getragen zu haben, die auch noch nach Stunden oder am nächsten Morgen so gut und deutlich abzulesen ist.

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Wobei, einen kleinen Haken gibt es: Stunden- und Minutenzeiger ähneln sich von der Größe und Form ihrer Leuchtmasse zu sehr, sodass man manchmal zweimal hinschauen muss, um zu erkennen, welcher Zeiger welcher ist.

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Die Keramiklünette ist einseitig drehbar und verdammt schwergängig. Ein versehentliches Verstellen dürfte damit definitiv auszuschließen sein. Allerdings stelle ich mir die Bedienung mit Taucherhandschuhen in der Praxis ebenfalls nicht gerade einfach vor. Das Inlay, ebenfalls aus Keramik, verfügt über eine komplett durchgehende Minuterie, die Indexe bestehen aus LiquidMetal.

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LiquidMetal kennt man bereits von den Taucheruhren der Schwestermarke Omega. Klar, wenn Innovationen im Konzern bereits vorhanden sind, warum sollte man sie dann nicht nutzen? Gleiches gilt beim Werk: für die Spiralfeder wurde Silizum gewählt. So kommt die Bathyscaphe ohne den für die Fifty Fathoms eigentlich typischen Weicheisenkern aus.

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Und eben darum darf sie auch einen Boden mit Saphirglas tragen, durch welches man das Uhrwerk bewundern kann. Das Automatikkaliber F385 wirkt auf den ersten Blick etwas unscheinbar, doch auch hier lohnt ein genauerer Blick. So besteht beispielsweise die Schwungmasse mit Blancpain Relief aus 18-karätigem Gold, wurde im Nachhinein aber mit einer Platinlegierung beschichtet.

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Das F385 ist ein neuentwickeltes Manufakturkaliber mit 13 Linien. Und es ist ein Schnellschwinger. Die Unruh arbeitet mit einer Frequenz von 36.000 Halbschwingungen. Somit ergibt die 1/10 Sekunden-Unterteilung der umlaufenden Minuterie des Zifferblatts hier durchaus Sinn.

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Wie bei Flyback-Chronographen üblich, lässt sich der aktivierte Chrono beim Betätigen des unteren Drückers augenblicklich nullen, läuft anschließend ohne weiteres Zutun direkt wieder von vorne los.

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Auffällig bei meinem Tragetest über mehrere Tage: die Ganggenauigkeit. Mit ziemlich genau einer Sekunde Vorgang pro Tag darf man diese getrost als phänomenal bezeichnen.

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Gleiches gilt für die Verarbeitung von Werk wie gesamter Uhr. Dass man minutenlang mit der Lupe vor einer Uhr sitzt und nichts, aber auch gar nichts findet, was irgendwie „dahingeschludert“ wäre, ist selbst bei Marken der Haute Horlogerie eher selten.

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Hier herrscht Perfektion, soweit das Auge reicht. Selbst die rote Spitze des zentralen Chronographen-Sekundenzeigers ist perfekt abgesetzt. Das Datumsfenster, die Leuchtmasse, das Zifferblattfinish – alles wirkt fast schon unwirklich perfekt.

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Das Zifferblatt selbst ist ebenfalls einfach unglaublich. Im Normalfall tief schwarz, offenbart es in der Sonne plötzlich sein zweites Gesicht.

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Die Sonnenstrahlen entlocken dem zum Rand hin wunderschön abgerundeten Blatt plötzlich seinen hauchfeinen und sonst kaum wahrnehmbaren Sonnenschliff. Die kräftigen Index-Umrandungen beginnen zu funkeln, ein wahrhaft faszinierendes Schauspiel, von dem man die Augen nicht lassen kann.

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Immer wieder ertappt man sich dabei, die Uhr im Sonnenlicht einfach hin und her zu bewegen und in dieses unglaubliche Zifferblatt einzutauchen.

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Und so sitze auch ich an meinem Schreibtisch, in der strahlenden Frühjahrssonne, den Blick gerichtet auf eine Uhr, an die ich gar nicht mehr gedacht hatte, die ich nun aber nicht mehr aus den Augen lassen mag. Sachen gibt’s…

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Mein Fazit – ist diesmal eigentlich ganz einfach: Sonne macht glücklich. Und sie tut dies noch mehr mit einem Blancpain Fifty Fathoms Bathyscaphe Chrono Flyback am Arm. Eine faszinierende Uhr mit einem außergewöhnlichen Zifferblatt, einem tollen Werk und einer unglaublich perfekten Verarbeitung.

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Der Blancpain Fifty Fathoms Bathyscaphe Flyback Chronograph in Keramik ist zum Preis von 14.840 Euro wahlweise mit NATO oder Segeltuch-Armband erhältlich. Die Version mit Gehäuse aus Edelstahl kostet 12.780 Euro bzw. 15.020 Euro mit Edelstahlarmband. Ebenfalls erhältlich ist das auf 250 Exemplare limitierte Sondermodell Ocean Commitment in Keramik mit blauem Blatt und blauer Lünette. Der Preis hierfür: 17.380 Euro.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015

 

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