Es ist eine ungewöhnliche und äußerst wechselhafte Geschichte, auf die Union Glashütte im kommenden Jahr zurück blicken kann. 2018 jedenfalls wird Jubiläum gefeiert. 125 Jahre Deutsche Uhrmacherkunst Union Glashütte.

Dresden im Dezember

So lautet auch der Name der Ausstellung, welche noch bis zum 2. April 2018 im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte zu sehen sein wird. Zur Eröffnung der Sonderausstellung zog es auch mich Anfang des Monats nach Glashütte, mit vorherigem Zwischenstopp in Dresden.

Eröffnung der Sonderausstellung durch Reinhard Reichel und Adrian Bosshard

Jener Zwischenstopp ist natürlich nicht zufällig gewählt. Denn genau hier nahm die Geschichte Johannes Dürrsteins seinen Lauf und somit auch die der Union Uhrenfabrik.

Dürrstein, geboren am 22. August 1845 in Niederrad bei Frankfurt am Main, knüpft während seiner Wanderjahre in der Schweiz Kontakte zu Uhrenproduzenten und Abnehmern.

Er trifft auf den Dresdner Kaufmann Carl Felsing, der ihm das Startkapital für eine Uhren-Großhandlung in Dresden anbietet. Am 19. Januar 1874 geht der entsprechende Antrag beim Königlichen Magistrat ein. Noch im Gründungsjahr übernehmen Johannes und sein Bruder Friedrich Dürrstein den Generalvertrieb für A. Lange & Söhne.

1892 entschließt sich Dürrstein, eine eigene Uhrenfabrik in Glashütte zu eröffnen. Sein Gedanke: hochwertige, präzise Uhren zu bauen, die für einen größeren Kundenkreis erschwinglich sind als jene Uhren, die bislang aus Glashütter Produktion angeboten werden.

Start der Union Glashütte ist der 1. Januar 1893. Die Produktion befindet sich anfangs noch in gemieteten Räumen eines Wohnhauses, 1899 dann bezieht man das neu errichtete Produktionsgebäude.

Union „Jubiläumsuhr“ No. 43 216 von 1893

Doch bereits im Januar 1901 stirbt Johannes Dürrstein im Alter von nur 56 Jahren kinderlos. Nur zwei Jahre später stirbt auch sein Bruder Friedrich. Das Unternehmen wird von dessen Frau Lina und ihren Söhnen fortgeführt. Doch die Folgen des ersten Weltkriegs, eine hohe Kriegsanleihe und die Inflation bringen die Gesellschaft, und damit auch die Union, in Schwierigkeiten.

Ab 1925 erfolgt die schrittweise Stilllegung der Produktion, das Fabrikgebäude wird 1932 veräußert und die Uhrenfabrik Union letztlich 1936 aus dem Handelsregister gelöscht. Das Ende.

Erst 60 Jahre später entschließt sich die Manufaktur Glashütte Original, die Union Uhrenfabrik wieder zum Leben zu erwecken. Am 13. August 1996 wird sie als Tochterunternehmen der Glashütte Original neu gegründet. Wie einst, sollen wieder Uhren entstehen, die alles haben, was sie besser macht, aber nichts besitzen, was sie unnötig verteuert.

Die Armbanduhren von Union werden bei Glashütte Original komplett konstruiert und in voller Fertigungstiefe hergestellt. Im Jahr 2000 schließlich werden dann beide Marken von der Schweizer Swatch Group übernommen.

Im Jahr 2008 entscheidet man sich in der Schweiz für eine Neuausrichtung der Marke. Union Glashütte wird zur eigenständigen Marke der Swatch Group. Um die Philosophie Dürrsteins fortzuführen, werden von nun an Einzelteile des Schwesterunternehmens ETA für die Uhrwerke genutzt. Dank nach wie vor aufwändiger Handarbeit liegt die Wertschöpfung aber weiterhin zu mindestens 51% in Glashütte.

Adrian Bosshard ist der Geschäftsführer der Union Uhrenfabrik GmbH Glashütte / Sa.

Zum großen Geburtstag im Jahr 2018 bringt Union Glashütte nun eine Jubiläumsedition heraus. Die „1893 Johannes Dürrstein“ gibt es als auf 125 Stück limitierte Version im 18kt. Rotgold-Gehäuse für 7.950 Euro, sowie als unlimitierte Stahl-Version für 2.350 Euro. Beide Modelle sind mit dem Handaufzugskaliber UNG-56.01 ausgestattet.

Union Jubiläumsedition 1893 Johannes Dürrstein, Ref. D903.456.76.017.00

Wer tiefer eintauchen möchte, sei es in die Geschichte der Uhren aus Glashütte im Allgemeinen oder eben der von Union, dem sei ein Besuch im Deutschen Uhrenmuseum noch einmal wärmstens empfohlen. Die Sonderausstellung zeigt viele Meisterstücke aus Produktion der Union Uhrenfabrik wie etwa die Jubiläumsuhr aus 1893, die „La Grandiose“ oder die „La Fabuleuse“.

Die Ausstellung läuft bis zum 2. April 2018 und ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte hat seinen Sitz in der Schillerstraße 31, 01768 Glashütte / Sachsen.

Vielen Dank an Union Glashütte für die Einladung nach Dresden und Glashütte.

Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017

 

 

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