Es ist Anfang Dezember und Wien glänzt bereits in schönster Vorweihnachtspracht. Heute ist es soweit. Ich soll eine Uhr erhalten. Der Treffpunkt zur Übergabe: das schöne Palais Hansen am Schottenring. Neben mir erhalten auch noch sechs weitere Blogger aus Deutschland und Österreich heute hier ihre Wunsch-Breguet.

Erster Wristshot mit meiner neuen Breguet

Weihnachtsstimmung kommt auf, als wir alle mit großen Augen unsere Uhren bei einem typisch Wiener Mittagessen begutachten. Nach den ersten Wristshots geht es dann auch gleich auf Erkundungstour durch Österreichs wunderschöne Hauptstadt. Natürlich in eigens dafür bereitgestellten Fiakern (für Nicht-Wiener: das sind die berühmten Pferdekutschen).

Fiaker am Stephansplatz…

Ok, was jetzt so klingt wie ein wunderschönes Märchen, hat leider einen klitzekleinen Haken. Die jeweilige persönliche Traumuhr, die gibt’s nämlich nur für ein paar Stunden, ehe sie wieder ihren Weg in die Obhut der Manufaktur findet. Ein ausgesprochen gemeiner Haken.

… und vor dem heutigen Bundeskanzleramt am Ballhausplatz, einst Schauplatz des Wiener Kongresses

Warum aber überhaupt Wien? Das Verkaufsnetzwerk von Breguet stützt sich, wie das vieler anderer Marken, auf Konzessionäre und Markenboutiquen. Von letzteren gibt es 32 weltweit, innerhalb des Euro-Raums allerdings nur derer vier: Paris, Cannes, Mailand – und eben Wien.

Oh Vienna! Wristshot vor dem weltberühmten Stephansdom

Und in der Wiener Boutique gibt es derzeit eine ganz besondere Uhr zu sehen. Es handelt sich um eine Taschenuhr, die seinerzeit zwecks Prüfung und Service in der Boutique abgegeben wurde.

Die Wiener Hofburg am vorweihnachtlichen Michaelerplatz

Schnell stellte sich heraus, dass es sich bei jener Breguet N° 863 um genau die Taschenuhr handelt, die der Diplomat und Sondergesandte Gustav Ernst von Stackelberg am 27. Mai 1802 für 1.800 Fancs erworben hatte und zur Zeit des Wiener Kongresses trug. Jene Uhr ist nun also als Leihgabe in der Wiener Boutique zu sehen und beeindruckt durch ihren auch nach 215 Jahren noch immer formidablen Erhaltungszustand.

Taschenuhr Breguet N°863 aus dem Jahre 1802

Der Wiener Kongress, jenes zwischen 1814 und 1815 stattfindende Ereignis, welches das Ziel hatte, die politische Karte Europas nach der Niederlage Napoleons neu zu ordnen, ist auch zentrales Thema der Fiakerfahrt an jenem Dezembertag.

„Ja da schaust“

So unterschiedlich die Charaktere, die beim Wiener Kongress zusammenkamen, so ähnlich ihre Vorliebe für gute Zeitmesser. Zar Alexander I., dessen Verhandlungsführer Nesselrode, Fürst Metternich, Österreichs Minister und „Regisseur“ des Kongresses, der englische Prinzregent und dessen Minister Castlereagh, Preußens König Friedrich-Wilhelm III., dessen Verhandlungsführer Hardenberg und Humboldt, Prinz Talleyrand, der polnische Fürst Stanislas Potocki und eben Graf von Stackelberg, sie alle trugen Taschenuhren aus der Fertigung von Abraham-Louis Breguet.

Die Breguet Viertelstundenrepetition des Grafen Stackelberg

Doch zurück zur Gegenwart. Und zu meiner „Breguet for a Day“. Beziehungsweise für ein paar Stunden. Hat man die freie Wahl, fällt einem jene auf einmal gar nicht mehr so leicht. Soll es ein Modell aus der Tradition Kollektion sein? Eine Classique? Oder doch eher etwas Sportlicheres? Eine Marine? Oder gar eine Type XX – XXI – XXII?

Ewiger Kalender Breguet Classique Complications 5447BB/1E/9V6 (303.400 Euro)

Breguet Classique Hora Mundi, Ref. 5727BB/12/9ZU (66.800 Euro)

Breguet Tradition, Ref. 7027BR/G9/9V6 (25.500 Euro)

Relativ schnell entscheide ich mich für die Referenz 7147, genauer die 7147BR/12/9WU. Im direkten Vergleich zu meinen Kollegen an jenem Tag bin ich mit meiner Wahl geradezu bescheiden, denn die 7147 ist bei Breguet, ja man könnte es fast schon „Entry Level“ nennen.

Breguet Classique, Ref. 7147BR/12/9WU (20.300 Euro)

Doch gerade dieses Modell verkörpert für mich all die Details, die ich mit Breguet verbinde. Das schlanke und vor allem sehr flache Gehäuse, das versilberte und von Hand guillochierte Zifferblatt und natürlich die gebläuten Breguet-Zeiger. Ganz klassisch mit kleiner Sekunde, allerdings leicht dezentral gelegen: zwischen fünf und sechs Uhr.

Die 7147 inmitten weiterer süßer Versuchungen

Mächtig beeindruckt hat mich gerade diese Referenz schon bei meinem Erstkontakt auf der Baselworld 2016 (hier geht’s zur Vorstellung der Neuheiten). Nun also darf sie für ein paar Stunden mein Handgelenk zieren.

Passt auch zur Jeans

Und wie schön sie das macht. Das 40 Millimeter Gehäuse mit seinem gerade einmal 2,4 Millimeter hoch bauenden Automatik-Kaliber 502.3SD ist eine wahre Augenweide. Die verschiedenen Verzierungen des Zifferblattes, die Zeiger, die geschweißten Anstöße lassen keinen Zweifel: für mich ist das einfach DIE Breguet, sei es nun in Weiß- oder in Rotgold.

Spannender Anblick: dezentraler Dreiviertel-Rotor der Ref. 7147

Ebenfalls interessant aber auch die Uhren, für die sich die anderen Blogger entschieden haben, etwa der Ewige Kalender der Ref. 5447, die Weltzeituhr Hora Mundi, Ref. 5727 oder die Ref. 7057 aus der Tradition Serie.

Die weißgoldene 5447 von vorne…

… und ihre wundervolle Rückseite, hier die des rotgoldenen Pendants (Ref. 5447BR/1E/9V6 – 302.900 Euro)

Ein echter Ohrenschmaus: die La Musicale, Ref. 7800, deren Melodie-Schlagwerk einen Part aus Rossinis diebischer Elster zum Besten gibt.

Breguet Classique La Musicale, Ref. 7800BB/11/9YV (87.000 Euro)

Breguet, das wird an jenem Nachmittag schnell klar, ist auch gut 200 Jahre nach dem Wiener Kongress noch immer eine unglaublich faszinierende Marke, die es schafft, ihre enorme Historie mit den Modellen der aktuellen Kollektion immer wieder aufs Neue aufleben zu lassen.

Breguet Classique Chronométrie, Ref. 7727BB/12/9WU (39.100 Euro)

Vielen Dank an Breguet für diesen schönen und interessanten Nachmittag. Ach, und sollte nochmal ein Handgelenksmodel für die 7147 benötigt werden – stets zu Diensten!

Breguet Tradition, Ref. 7057BR/G9/9W6 (26.600 Euro)

 

Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2018

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