Beginnen wir dieses heutige Review mit einem Warnhinweis. Die nun folgende Betrachtung einer Uhr, die man durchaus als außergewöhnlich bezeichnen kann, ist nichts für jene Leser, deren Hauptinteresse die Wertentwicklung eines der üblichen Stahl-Sportmodelle ist. Auch wer eine schlicht-funktionale Alltagsuhr sucht, ist hier weit, weit fehl am Platze. Denn: hier geht es um nichts weniger als die ganz große Uhrmacherkunst. Dies vorweggeschickt, Willkommen beim Hands-on vom neusten Meisterwerk aus dem Hause Breguet, der Breguet Classique Grande Complication Double Tourbillon Quai de l’Horloge, Ref. 5345PT/1S/7XU!

Luxify Review Hands-on Breguet Classique Double Tourbillon 5345 Quai de l'Horloge

Die Breguet 5345 „Quai de l’Horloge“ zu Gast in Wien

Nur wenige Stunden machte jenes Exemplar auf seinem Weg durch Europas Breguet Boutiquen auch in Wien Station und selbst dieser Zwischenstopp wäre auf Grund der Mitte November noch einmal verschärften Reisebedingungen fast gescheitert. Um so erfreulicher für mich, diese Uhr dann doch zumindest einmal kurz live sehen und in Händen halten zu können.

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Breguet – wohl wenige Manufakturen hatten so großen Einfluss auf die Uhrmacherei der vergangenen Jahrhunderte. Wir alle kennen Breguet-Zeiger, Breguet-Ziffern, die Breguet-Spirale und – das Tourbillon. Denn es war diese Komplikation, die dem 1747 im Schweizer Neuenburg geborenen Abraham-Louis Breguet weltweit Respekt einbrachte.

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Ein kurzer Ausflug in die Breguet Geschichte

1775 lässt sich Breguet in Paris nieder. Die Standortwahl fällt auf die Île de la Cité, dem ältesten Stadtteil von Paris, und hier auf den Quai de l’Horloge. Dort entstehen bedeutende Erfindungen wie die Tonfeder für Uhren mit Schlagwerk (1783), die Pare-chute Stoßsicherung (1790) und besagte Breguet-Spirale (1795). Auch die Technik des Guillochierens wendet Breguet zum ersten Mal im Bereich der Uhrmacherei an.

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1801 dann wird seine Erfindung des Tourbillons vorgestellt und patentiert. Die Idee dahinter: Uhren ruhten damals vornehmlich in vertikaler Position in der Westentasche ihrer Besitzer. Nicht optimal, wenn es um die Ganggenauigkeit ging. Also kam Breguet die Idee, die Elemente Unruh, Spirale, sowie Anker und Ankerrad, in einen kleinen Käfig zu bauen, der sich um die eigene Achse dreht und so die Einflüsse der Schwerkraft ausgleicht.

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Das Ganze erinnerte ihn an ein Planetensystem – der Begriff Tourbillon war somit geboren. Bis heute stellt ein Tourbillon eine der Glanzleistungen der Uhrmacherei dar, auch wenn dieses dank immer genauer gehender Uhren und dem Wechsel von Taschen- auf Armbanduhren vielleicht nicht mehr ganz so vordergründigen Nutzen ergibt, wie damals.

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Warum ein Tourbillon, wenn man auch zwei haben kann?

Wechseln wir in aktuellere Zeiten, genauer ins Jahr 2006. Damals stellte Breguet zum ersten Mal die Classique Grande Complication Double Tourbillon vor. Die Idee dahinter: zwei einander gegenüberliegende, jedoch voneinander unabhängige und nur über ein zentrales Differenzialgetriebe verbundene Tourbillon-Käfige geben die Möglichkeit, die jeweiligen gravitationsbedingten Fehler des einen durch das andere auszugleichen. Ergebnis somit: eine noch höhere Ganggenauigkeit.

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Doch Breguet wäre nicht Breguet, wenn man es einfach dabei belassen hätte. Stattdessen treiben die beiden mechanischen Herzen der Uhr auch noch das gesamte sie umgebende Uhrwerk an und lassen es so einmal in 12 Stunden um sich selbst drehen. Entsprechend dient auch ein Teil der Tourbillonbrücke als Stundenzeiger.

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Die Breguet 5345 interpretiert das Doppel-Tourbillon neu

2020 nun setzt man dieses Konstrukt noch einmal spektakulärer als je zuvor in Szene: mit der Ref. 5345 in Platin. Gegenüber der – es fällt mir schwer, es so zu umschreiben – „Standardreferenz“ 5347 sind die Proportionen noch einmal deutlich gewachsen. Statt 44 Millimeter im Durchmesser bringt es die Neue auf 46 Millimeter. Dafür baut sie mit 16,8 Millimetern Höhe nun etwas niedriger als die 17,05 Millimeter hohe 5347.

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Dabei ist das Platingehäuse selbst sogar sehr deutlich dünner geworden. Denn dieses wird nun von einer Saphirglasbox getoppt, die auch einen seitlichen Blick auf bzw. in das Uhrwerk ermöglicht. Jenes ist bei der 5345 skelettiert. Nie zuvor konnte man als Betrachter so tief in eines der komplexesten Kaliber eintauchen, welche Breguet jemals produzierte. Und zu sehen gibt es da wirklich so Einiges.

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Die spezifischen Breguet Spiralen beispielsweise. Sie sind von Hand gebogen und ermöglichen ein konzentrisches „Atmen“ der Feder. Natürlich geschehen auch die unterschiedlichen Regulierungen und das Ausbalancieren der Tourbillonkäfige manuell. Diese sind – übrigens erstmals in der Kollektion – aus schwarzem, spiegelpoliertem Edelstahl gefertigt.

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Das Doppel-Tourbillon: jetzt wird’s technisch

Die beiden schwingenden Organe sind dabei an ein zweites Räderpaar gekoppelt. Dieses wiederum ist mit einem zentralen Differenzialgetriebe verbunden. Auf diese Art bestimmt der über zwei Eingänge verfügende Mechanismus den mittleren Gangwert der beiden Tourbillons exakt so, dass sich die gesamte Platine in 12 Stunden einmal um ihre eigene Achse dreht.

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Wie schon erwähnt, nutzt man bei Breguet einen Teil der Tourbillonbrücke als blauen Stundenzeiger. Die Minuten werden hingegen ganz klassisch von einem Zeiger aus der Mitte angezeigt. Die ebenfalls in Blau strahlenden römischen Stundenziffern sind auf einen Saphirglasring aufgetragen und finden sich als eine Art Schatten noch einmal handgraviert auf der Innenseite des Gehäusemittelteils wieder.

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Wiederum aus geschwärztem, spiegelpolierten Edelstahl sind die stilisierten und bombierten Federhausbrücken gefertigt. Die haben jeweils die Form des Breguet „B“. Jedes der beiden Tourbillons verfügt über ein eigenes Federhaus. Eines der beiden ist mit einem Zaum ausgestattet, wie man dies normalerweise von Automatikuhren kennt.

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Diese Konstruktion sorgt dafür, dass sich die gespannte Feder auskuppelt, bis auch die zweite Feder vollständig aufgezogen ist. Darüber hinaus ist die Aufzugskrone selbst noch einmal mit einer Sicherheitsvorrichtung ausgestattet, die mit ihrem integrierten Drehmoment ein Überspannen der Feder verhindert.

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Handwerkskunst auch auf der Rückseite des Werkes

Die Werkrückseite ziert eine hochfeine Gravur der Fassade jenes Gebäudes, in welchem Abraham-Louis Breguet ab 1775 arbeitete: 39, Quai de l’Horloge, Paris. Die kleinen Fenster geben auch hier Einblick in das Räderwerk des Kalibers. Ein weiteres, liebevolles Detail dieser Uhr.

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Ein wenig extravagant für ein so feines Stück Uhrmacherei kommt das Armband daher. Es ist ein Kautschukarmband, welches in vier Farben, neben dem hier gezeigten Blau auch in Rot, Orange oder klassischem Schwarz erhältlich ist und auf der Außenseite eine Art Stein-Effekt trägt.

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Einerseits mag ein klassisches Alligator-Lederband vielleicht besser passen, auf der anderen Seite gibt das Band einen sehr spannenden, modernen Kontrast zu so viel Tradition am Handgelenk.

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Die Breguet 5345 wirkt durchaus stattlich

Befestigt ist es an den für die Breguet Classique Reihe so typischen, ans Gehäuse angeschweißten Anstößen. Im Zusammenspiel mit dem gewachsenen Platingehäuse sorgen die herausragenden Anstöße dafür, dass man für die 5345 nach Möglichkeit schon ein etwas stattlicheres Handgelenk mitbringen sollte. Doch selbst bei meinen recht durchschnittlichen 18,5 Zentimetern Handgelenksumfang sieht die Uhr bereits (fast) stimmig aus.

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Außerdem geht’s hier ja wie Eingangs erwähnt nicht um eine Uhr für jeden Tag, sondern um nichts Geringeres als höchste Uhrmacherkunst. Und diese verkörpert Breguets 5345 nun wirklich mit jedem Millimeter.

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Fazit

Mein Fazit: wer braucht heute überhaupt noch ein Tourbillon? Oder gar derer zwei? Wen selbst an dieser späten Stelle meines Reviews noch solche Fragen quälen, den habe ich wohl nicht geschafft „abzuholen“. Was wirklich schade wäre. Denn die Breguet Classique Doppeltourbillon Quai de l’Horloge, Ref. 5345PT/1S/7XU ist eine der faszinierendsten Exemplare großer Uhrmacherkunst, die man aktuell auf dem Markt findet. Eine Uhr, deren Technik und Fertigungskunst man einfach nur bewundern kann. So man denn einmal eine mit eigenen Augen zu Gesicht bekommt. Was bei einer derart seltenen Uhr wohl eher schwierig sein dürfte.

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Datenblatt:

  • Modell: Breguet Classique Doppeltourbillon Quai de l’Horloge, Ref. 5345PT/1S/7XU
  • Gehäuse: 46 Millimeter, Platin, Saphirglasbox, Saphirglasboden
  • Zifferblatt: Skelettiert / Saphirglasring mit aufgedruckten römischen Ziffern in Blau
  • Armband: „Stone-Effekt“ Armband auf Kautschuk, Dreifach-Faltschließe
  • Uhrwerk: Manufakturkaliber, Handaufzug, Kaliber 588 N, 18.000 A/h (2,5 Hz), 50 Stunden Gangreserve
  • Funktionen: Zentrale gebläute Minute auf Doppeltourbillonbrücke, zentraler gebläuter Stundenzeiger
  • Limitierung: keine
  • Garantie: 2 Jahre
  • Preis: ca. CHF 628.000
  • Verfügbarkeit: auf Anfrage
  • Link zum Hersteller: https://www.breguet.com/de/zeitmesser/neue-modelle-classique-complications/5345
  • Varianten: Breguet Classique Doppeltourbillon, Ref. 5347, wahlweise in Rotgold oder Platin
Fotos: © PCS 2020

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