Wenn man über so eine Uhren-Messe schlendert, sich die Markenpavillons, die Schaufenster anschaut, so wird eines schnell klar: zu so gut wie jeder sich dort präsentierenden Marke hat man auch ein bestimmtes Bild im Kopf. Ein Bild einer ganz bestimmten Uhr, ein Bild der typischen Klientel vielleicht auch, schlichtweg, eine vorgefasste Meinung.
Zugegeben, bei mir ist das auch so. Doch manchmal, da lohnt es sich, vorgefasste Meinungen einfach mal über den Haufen zu schmeißen. So wie bei H. Moser & Cie. zum Beispiel. Was ich bisher mit dieser Marke verband? Ein bisschen arg traditionell vielleicht, etwas für den gesetzteren Uhrenliebhaber halt. Kurzum – nix für mich.
Und so wäre ich wahrscheinlich auch dieses Mal einfach nur am Messestand der Manufaktur aus Neuhausen am Rheinfall vorbeigelaufen. Nun hat aber just diese Marke im Vorfeld des SIHH für Aufregung gesorgt. Die Swiss Alp Watch ging Anfang Januar sowas von viral, wie sich das wohl jeder Hersteller für sein neues Produkt wünschen würde. Eine coole Idee, eine schöne Umsetzung, und eine Uhr, die die Aufmerksamkeit auch auf die anderen Uhren der Marke lenkt.
Irgendwie passte diese Uhr so überhaupt nicht zu dem Bild, welches ich von dieser Marke hatte. Also ging ich dieses Jahr eben nicht einfach vorbei, am Stand von H. Moser & Cie., sondern blieb an den Schaukästen stehen. Was machen die eigentlich noch so alles?
Der Hingucker ist – natürlich – die Swiss Alp Watch. Die haben wir ja hier schon im Januar vorgestellt. Nur ein Exemplar haben die Schweizer mit nach Genf genommen, entsprechend begehrt ist die Referenz 8324-0200 (Listenpreis 23.800 Euro) denn auch und entsprechend Glück muss man haben, dass man sie überhaupt zu Gesicht bekommt und nicht in eine leere Vitrine blickt.
Die Uhr in Genf ist noch ein Prototyp, zeigt aber schon, wie angenehm sich die Swiss Alp Watch trägt (wer hätte das auch anderes erwartet), wie wunderschön das Fumé Zifferblatt strahlt, wie perfekt das Uhrwerk, Kaliber HMC 324 in das Gehäuse integriert ist.
Auf eine Gangreserve von 4 Tagen bringt es das Manufakturkaliber mit Handaufzug, die Gangreserveanzeige findet sich auf der Rückseite.
Mindestens sieben Tage läuft die Endeavour Perpetual Calendar in Palladium, Referenz 1341-0601 (46.300 Euro), die mit ihrem mitternachtsblauen Fumé Sonnenschliffblatt ebenfalls direkt meine Aufmerksamkeit erregte.
Die Endevour Perpetual Calendar hat H. Moser & Cie. bisher in ganzen neun Versionen im Programm. Hier beispielsweise als Referenz 1341-0102 in Roségold mit schwarzem Blatt für 51.500 Euro.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht, es handelt sich hier tatsächlich um einen ewigen Kalender. Der Monat wird ganz dezent mit Hilfe eines kleinen Pfeilzeigers auf der Mittelachse angezeigt. In dem Fall wäre es also gerade der 28. März.
Während das Zifferblatt ansonsten nur über eine kleine Sekunde und die Gangreserveanzeige verfügt, findet man auf der Rückseite des Handaufzug-Kalibers HMC 341 die Schaltjahresanzeige.
Eine Besonderheit ist die so genannte Flash Calendar Funktion, mit der die Uhr jederzeit und blitzschnell sowohl vorwärts wie auch rückwärts gestellt werden kann, ohne dass dabei das Uhrwerk Schaden erleidet. Diese Technik wurde dafür auch mit dem Grand Prix d’Horlogerie de Genève in der Kategorie Montre Compliquée ausgezeichnet. Ebenfalls eher ungewöhnlich, die gerundete Rückseite des Gehäuses, das sich so sehr schön an das Handgelenk schmiegt.
Zusätzlich zu den bisherigen neun Versionen der Endeavour Perpetual Calendar hat H. Moser & Cie. nach Genf nun auch eine auf lediglich zehn Exemplare limitierte und noch schlichtere „Concept“ Variante im Weißgold-Gehäuse für 57.200 Euro mitgebracht.
Die Referenz 1341-0208 verfügt zwar ebenfalls über den ewigen „Flash“ Kalender, allerdings wurde bei ihr auf die kleine Sekunde verzichtet. Mehr noch, kein einziger Schriftzug stört das sehr hübsche Fumé-Blatt. Ja sogar auf den Markennamen wurde verzichtet. Eine äußerst ungewöhnliche und doch erfreulich selbstbewusste Entscheidung.
In diesem klaren Look glänzt auch die klassische Dreizeigeruhr Endeavour Centre Seconds Concept Funky Blue in Roségold und blauem Fumé-Blatt.
Spannend an der Referenz 1343-0108 ist allerdings nicht nur das Blatt ohne jegliche Beschriftung. Auch das Band ist außergewöhnlich. Das braune Krokodillederband ist nämlich geflochten.
Herz der Endeavour Centre Seconds ist ein Handaufzugwerk vom Kaliber HMC 343 mit Doppelfederhaus, Sekundenstopp, 18.000 Halbschwingungen, austauschbarer Moser Hemmung und original Straumann Spirale mit stabilisierter Breguet-Endkurve. Eine Gangreserveanzeige findet sich auf der Rückseite.
Die Endeavour Centre Seconds Concept ist neben Roségold auch in Weißgold und Platin erhältlich. Die Weißgold-Referenz 1343-0108 hat ebenfalls ein blaues Blatt, kommt mit einem handgeschliffenen Kudulederband, ähnlich dem der Swiss Alp Watch, und kostet, wie die Roségoldversion, 22.900 Euro. Die limitierte Platinversion 1343-0302 mit Fumé-Blatt und Kudulederband liegt bei 28.600 Euro.
Maßgeblich aus zwei Linien besteht die Kollektion von H. Moser & Cie.: Endeavour und Venturer. Die Venturer Small Seconds gab es bislang nur mit 39 Millimetern Durchmesser, wie hier mit der Referenz 2317-0401 in Roségold (16.700 Euro) auf der linken Seite zu sehen. Neu ist die Venturer Small Seconds XL Funky Blue, die nun über 43 Millimeter Gehäusedurchmesser verfügt.
Die Uhr mit der Referenz 2327-0203 hat ein Weißgold-Gehäuse, wie die Swiss Alp Watch ein beiges Kudu-Lederband mit grüner Rückseite, sowie ein Fumé-Blatt in „Sky-Blue“. Der Listenpreis beträgt 20.600 Euro.
Die Fumé-Blätter, sie sind sowas wie das Markenzeichen von H. Moser & Cie. Es ist einfach unglaublich, wie diese Blätter je nach Licht und Betrachtungswinkel ihr Aussehen verändern.
Ja, das ist tatsächlich die gleiche Uhr und immernoch das Sky Blue Blatt!
Angetrieben wird die Venturer Small Seconds XL vom Kaliber 327, ebenfalls mit Handaufzug.
Mindestens drei Tage Gangreserve gibt H. Moser & Cie. für das Werk mit 18.000 Halbschwingungen an, ablesbar ist die Gangreserve über eine Anzeige auf der Rückseite.
Das Glas der Venturer Small Seconds XL ist stark gewölbt, besteht aber, wie der Gehäuseboden, aus Saphirglas.
Mein Fazit: so kann man sich irren! Ein bisschen arg traditionelle, für den gesetzteren Uhrenliebhaber gedachte Stücke habe ich am Messestand von H. Moser & Cie. erwartet. Gefunden habe ich extrem coole Uhren, die traditionell und dennoch modern, sind. Kunstvoll gestaltete Stücke in Edelmetall, ausgestattet mit wunderschönen Manufakturkalibern, faszinierenden Zifferblättern – und einer Portion Augenzwinkern. Bei H. Moser & Cie. gefällt definitiv nicht nur die Swiss Alp Watch.
Mein Tipp: Wer sich die Baselworld 2016 (17.-24. März) anschauen möchte, der sollte einen Besuch der H. Moser & Cie. Lounge im Ramada Hotel unbedingt einplanen. Weitere Informationen zu den Modellen der Manufaktur unter h-moser.com.
Fotos & Text: © Percy C. Schoeler (PCS) 2016
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