Hier stimmt was nicht. Hier läuft was verkehrt und zwar ganz gewaltig. Doch von vorne. Samstag vor einer Woche führte mich mein Weg in die Frankfurter Goethestraße. Unweit von Louis Vuitton ist hier seit nunmehr gut einem Jahr die Hublot Boutique beheimatet. Hier treffe ich den neuen „Friend of the Brand“ Paul Würdig, vielen sicherlich besser bekannt als Sido.

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Friend of the Brand: Sido mit Ehefrau Charlotte Würdig und dem Team der Hublot Boutique Frankfurt

Da ich ein wenig zu früh dran bin, schaue ich mich erst einmal in der ziemlich cool gestalteten Boutique um und entdecke – SIE! Nein, nicht irgendeine Verkäuferin, ein weiblicher Sido Groupie oder ähnliches, die Rede ist von der Hublot Unico Italia Independent Green Camo, Referenz 411.YG.1198.NR.ITI16.

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Nun muss ich gestehen, auch wenn Hublot in den letzten Wochen innerhalb unseres Forums hier auf luxify schon für reichlich – durchaus kontroversen – Gesprächsstoff sorgte, ich selbst hatte bislang nur wenig Kontakt zu dieser Marke. Doch diese Uhr, die stach mir sofort ins Auge. Also direkt vor Ort einmal angelegt, iPhone raus, Wristshot und ab damit auf Instagram, Facebook & Co.

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Doch was ist das? Eine halbe Stunde und ein ziemlich lässiges Interview mit Sido später schaue ich erneut auf meine Social Media Kanäle und erblicke – nennen wir es mal – eher gemischte Kommentare. Gut 1.200 Bilder habe ich nun schon auf Instagram online gestellt, doch an solche Reaktionen kann ich mich nicht erinnern. Hier stimmt was nicht. Hier läuft was verkehrt und zwar ganz gewaltig!

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Sind meine Follower heute nur mit dem falschen Fuß aufgestanden? Ist ihnen vielleicht das warme Wetter zu Kopf gestiegen? Oder ist es das eher mir? Bin ich geblendet? Von der Aura der Stars? Uhrenmäßig übergeschnappt an jenem Samstag in Mainhattan?

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Einen Tag später ein erneuter Blick auf den geposteten Wristshot. Hm. So mit etwas Abstand – was hast du nur in der Uhr gesehen? Ist das Foto schlecht? Oder deine Erinnerung? Es hilft nichts. Ich will, ich muss das jetzt wissen. Ich muss sie mir einfach nochmal ansehen. Und zwar richtig.

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Hublot Unico Italia Independent Camo. Handlicher Name? Eher nicht. Analysieren wir kurz. Hublot gehört zum LVMH Konzern. Die Marke gibt es zwar bereits seit 1980, so richtig in aller Munde ist sie aber erst durch Jean-Claude Biver, der im Jahre 2004 die Leitung übernahm und mit der Big Bang einen echten „Big Bang“ landete. Mittlerweile ist Biver – kurze Randinformation für alle, die das nicht eh schon wissen – der Leiter des Uhrengeschäfts bei LVMH, somit also auch für Marken wie TAG Heuer und Zenith verantwortlich.

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Unico. Mit diesem Namen wird Hublots In-House Movement HUB 1242 bezeichnet. Das Manufakturkaliber ist ein Säulenrad- Chronographenwerk mit Flyback-Funktion, automatischem Aufzug und 72 Stunden Gangreserve.

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Entwickelt wurde das Unico Kaliber ursprünglich übrigens von BNB Concept, deren Mitarbeiter und Maschinen vor einigen Jahren von Hublot übernommen wurden.

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Italia Independent letztlich ist ein italienisches Modelabel, das insbesondere durch ihre Sonnenbrillen bekannt ist. Gegründet wurde es 2007. Einer der Gründer: Lapo Elkann.

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Wie passt das nun alles zusammen? Hublot ist ja nunmal dafür bekannt, die ein oder andere Kooperation einzugehen. So nun also auch mit Italia Independent. Herausgekommen sind dabei drei Uhren, die in ihrer Optik äußerst speziell sind.

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Ihr Camouflage-Look lässt sie wie Militäruhren aussehen, ihr Peace-Symbol, integriert in der kleinen Sekunde bei 9 Uhr, zeigt, dass man es dann vielleicht doch nicht ganz so militant meint, lässt einen beim betrachten in jedem Fall ein wenig schmunzeln.

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Drei Editionen gibt es, die günstigste, blau mit schwarz, erscheint in einer Auflage von 500 Stück und kostet 25.900 Euro. Die anderen beiden, Schwarz mit King- (Rot-) Gold und Olivgrün mit Gelbgold, sind mit 29.000 Euro etwas höher bepreist, dafür ist die Limitierung allerdings auch nochmal etwas exklusiver: sie liegt bei jeweils 250 Stück.

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Soweit die Fakten. Zurück nach Frankfurt. In die Goethestraße, unweit von Louis Vuitton. In die Hublot Boutique. Meine zweite Begegnung mit der „Camo“ und die Frage, was ist denn jetzt? Wer hat recht? Hässliche Uhr? Oder einfach obergeil? Geschmacksverirrung? Oder nur ein schlechtes Foto?

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Schauen wir sie uns an, die „kleine“. Klein ist natürlich Quatsch. Die Unico misst 45 Millimeter und ist damit alles andere als klein. Dafür schmiegt sie sich, Gehäuseform sei Dank, um so besser ans Handgelenk.

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Das Gewicht: angenehm. Das Gehäuse besteht zu großen Teilen aus Karbonfaser und grünem Texalium, ein von der Firma Hexcel entwickeltes Verbundmaterial, welches Vorteile von Glasfaser und Aluminium kombiniert. Krone und Drücker sind im Fall des grünen Modells aus Gelbgold, hinzu kommt Saphirglas für Sichtboden und Uhrenglas.

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Zusammen ergibt dieser Mix an Materialien eine auch auf den zweiten Blick äußerst spannende Kombination. Man kann – ok, zumindest ich kann – mich gar nicht sattsehen an der Uhr, der Art, wie die grüne Camouflage Oberfläche sich immer wieder zu verändern scheint.

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Laufend entdeckt man etwas Neues an dieser Unico. Das Datum beispielsweise. Es sitzt im Minutentotalisator des Chronos bei 3 Uhr. Ok, wir sind uns einig, dass man ein Datum eigentlich auf den ersten Blick erkennen sollte. Normalerweise. Hier? Geschenkt. Schaut einfach cool aus. Und passt zum Tarnlook der übrigen Uhr.

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Was gibt’s noch zu sagen? Das Band. Es ist aus schwarzem Kautschuk und hat eine Lage Chino-Twill auf der Oberseite integriert. Natürlich farblich passend. Dank des OneClic Systems lässt sich das Band schnell und unglaublich leicht wechseln, wenn man denn will. Will man? Warum sollte man? Es passt schließlich perfekt. Aber gut zu wissen, dass man könnte. Wenn man wollte.

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Jede Uhr der Italia Independent Serie kommt übrigens mit einer farblich exakt auf das jeweilige Modell abgestimmten Sonnenbrille. Passt perfekt, auch, was den Coolness Faktor angeht.

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Nach einer halben Stunde habe ich gut 120 Fotos im „Kasten“. 120 Fotos von einer einzigen Uhr. Das gibt’s dann auch bei mir eher selten.

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Hier stimmt was nicht. Hier läuft was verkehrt und zwar ganz gewaltig. Auch beim zweiten Mal, weiß ich nicht, was genau mich gerade an diesem Modell so fasziniert. Schließlich ist diese Unico im Grunde genau das Gegenteil von dem, wonach ich normalerweise bei einer Armbanduhr suche. Sie ist keineswegs dezent, nein sie ist schreiend auffallend. Sie ist kein bisschen klassisch, sondern spielt mit ungewöhnlichen, wenig traditionellen Materialien.

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Ganz nüchtern betrachtet müsste mich diese Uhr eigentlich komplett kalt lassen. Doch wer weiß, vielleicht liegt ja genau darin ihr Reiz.

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Mein Fazit: über keine andere Marke wird derzeit bei uns so leidenschaftlich diskutiert, gestritten, wie über Hublot. So oder so, es lohnt sich, sich ein wenig tiefer mit den Uhren aus Nyon zu beschäftigen – allein schon, was das Experimentieren mit für die Uhrenindustrie ungewohnten Materialien angeht. Die Hublot Unico Italia Independent Green Camo zeigt eindrucksvoll den Geist von Hublot, dieser Tanz zwischen uhrmacherischer Tradition und gnadenlos modischem Design, zwischen innovativer Technik und Fashion. Und verdammt, zumindest ich bin ihr verfallen. Auf den ersten, wie auch auf den zweiten Blick. Manchmal muss man eben auch einmal offen sein für Ungewohntes. Das ist mit den Uhren ja nicht anders wie mit der Musik.

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Da guckste. Barttragende Uhrenfans unter sich…

Fotos: © Hublot (2), PCS (25)
Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016

 

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