Die Altstadt von San Juan hat schon ein besonderes Flair. Lässt man aber die unzähligen Juweliergeschäfte der Calle Fortaleza links und rechts liegen, schlendert dafür ein wenig die Calle del Cristo entlang, steht man auf einmal vor der mächtigen Kathedrale.

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Cathedral de San Juan Bautista, gesehen vom Poolbereich des Hotels

Ihr gegenüber, an einem hübschen kleinen Platz gelegen, befindet sich das Hotel El Convento. Der Blick fällt automatisch auf die leuchtend gelbe Fassade mit ihren weißen Säulen. Links neben dem Portal, ein weiterer, kleiner Eingang mit den Worten Hotel über der grün-weiß gestreiften Markise.

Hier soll sich also eines der besten Hotels der Insel befinden? Ungewöhnlich, denn die meisten guten Hotels findet man eher an den Strandabschnitten von Condado oder den anderen Stränden Puerto Ricos.

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Das Hotel El Convento

Ungewöhnlich ist einiges am El Convento, allem voran seine Geschichte. Seine Eröffnung feierte das Gebäude im Juli 1651 als, der Name lässt es schon vermuten, ein Kloster. Genauer zogen hier Karmelitinnen ein und bewohnten das Kloster für über 250 Jahre. Anfang des 20. Jahrhunderts diente das Gebäude nach langem Leerstand als Ladengeschäft, als Tanzlokal, als Absteige ohne fließend Wasser oder Elektrizität und schließlich als Abstellfläche für die Wagen der städtischen Müllabfuhr.

Ende der 50er Jahre entschied man sich, das Kloster abzureißen, um Platz für eine Parkgarage zu gewinnen. Doch ein Stadtsanierungsprogramm verhinderte diesen finalen Schritt. Stattdessen kaufte Robert Frederic Woolworth, Verwalter des Woolworth Vermögens, das Kloster um es zu einem Luxushotel umzubauen. Drei Jahre später, am 27. Januar 1962, eröffnete das El Convento und wurde schnell zum Hot Spot für die Reichen und Berühmten.

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Blick auf die Bucht von San Juan vom Poolbereich aus

Doch schon 1970 gab Woolworth das unrentabel erscheinende Hotel an die Stadt zurück, die nun neue Betreiber suchte. Die wechselhafte Geschichte wiederholte sich, ehe das inzwischen mehrfach umgebaute und in Grand Hotel El Convento umbenannte Gebäude im Jahr 1995 als altes, schäbiges Hotel seine Pforten ein weiteres Mal schloss.

Die Regierung verkaufte das Haus an eine Gruppe von Geschäftsleuten aus San Juan, die 15 Millionen US-Dollar investierten, um dem El Convento den legendären Charme wieder zu geben, der es einst so berühmt machte.

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Eingangshalle des El Convento

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Es weihnachtet

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Hinweise auf die ursprüngliche Nutzung finden sich überall

Im Januar 1997 feierte das Hotel seine Neueröffnung und wurde noch im selben Jahr zu einem der besten neuen Hotels weltweit gekürt. Mittlerweile gehört das El Convento zu den Small Luxury Hotels of the World.

Kaum betritt man das Hotel, zieht es einen schon in seinen Bann. Die Atmosphäre im Inneren entspricht mehr der einer Kirche. Fast schon ehrfürchtig schaut man sich die vielen Kunstschätze an, die entlang der Gänge und an den Wänden präsentiert werden. Das Licht ist gedimmt, was den mystischen Eindruck noch verstärkt. Große, schwere Stahlgitter sperren die Gänge und Treppenhäuser ab, die Zimmer liegen entlang typischer Klostergänge.

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Klostergang

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Blick auf eines der Restaurants

Hinter schweren, dunklen Holztüren liegen die Zimmer. Insgesamt gibt es sechs Kategorien, alle ausgestattet mit dunklen Holzmöbeln. Die Zimmer sind zum Teil, bedingt durch die historische Architektur, kleiner, als man das vielleicht von einem Hotel dieser Klasse erwarten würde, insgesamt aber durchaus ausreichend. Die Badezimmer in grauem Marmor, ebenfalls platzmäßig überschaubar, wollen allerdings nicht so recht zum restlichen Ambiente passen.

Die Zimmerausstattung umfasst einen 32″ Flatscreen, ein Musik System von Bose, Safe und Minibar. W-Lan ist in den Zimmern und öffentlichen Bereichen verfügbar.

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Schlafbereich einer One Bedroom Suite

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Badezimmer

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Hotelzimmer der Kategorie Queen Vista

Faszinierend ist der Blick aus den Zimmern auf der Meerseite. Man schaut über die Dächer der Altstadt, über Stromleitungen, Wäscheleinen, abgeblätterten Putz hinweg, hinaus auf einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Bucht. Diese Mischung von verkommenen Häusern, Schmutz einerseits und der malerischen Schönheit der Natur andererseits ist beeindruckend und lässt das El Convento wie einen echten Rückzugsort vom Alltag wirken.

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Blick aus einem Queen Vista Zimmer auf die Bucht

Auf den breiten Gängen herrscht eine unglaubliche Ruhe, ein wenig hat man das Gefühl, irgendwo würde Ernest Hemingway auf einem der breiten Stühle sitzen und schreiben.

Der große Baum im Innenhof lässt einen kurzzeitig vergessen, dass man hier mitten in einer Großstadt ist. Ihm zu Füßen liegt eine Bar, ein Stockwerk weiter oben werden den ganzen Tag Kaffee und Tee gereicht. Darüber hinaus befinden sich mit dem Patio del Nispero, dem El Picoteo und dem Pizza e Birra drei Restaurants im Hotel.

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Markisen und Regenschutz sind durchaus angebracht

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Die Bar im Innenhof

Im obersten Stockwerk gibt es einen Kräutergarten in dem man sich entspannt niederlassen kann. Ebenfalls am Dach befindet sich der Poolbereich. Dieser ist zwar äußerst klein und wirkt ein wenig in die Jahre gekommen, doch der Blick von hier aus hinüber zur Kathedrale auf der einen und zur Bucht auf der anderen Seite entschädigt.

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Kräutergarten

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Poolbereich – wohl mehr ein Alibi

Mein Fazit: Das El Convento verkörpert ein Grand Hotel aus der Zeit, als die Hotels selbst noch das eigentliche Ziel einer Reise waren. Man lebt hier in einer eigenen Welt, in einer Atmosphäre, die ich so noch in keinem anderen Hotel erlebt habe. Für einen Kurztrip, die Verlängerung eines Karibikurlaubs oder einer in Puerto Rico endenden Kreuzfahrt ist das Hotel mehr als ideal und unbedingt einen Besuch wert.

Homepage des Hotels: elconvento.com

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2014

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