James Bond! Die Missionen des Agenten im Geheimdienst Ihrer Majestät verfolgte ich schon als Kind völlig gebannt. Bei allen Gadgets und schönen Plätzen, eines übte eine ganz besondere Faszination auf mich aus: die Machtzentren der Gegenspieler.

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Akronauplia mit Nafplio Palace Hotel (rechts) und Villenbereich (links)

Ob nun Karl Strombergs Atlantis in Der Spion, der mich liebte, Willard Whytes Penthouse in Diamantenfieber, oder Tanakas Weltraumbahnhof in einem Vulkan in Man lebt nur zweimal, die Sets von Ken Adam haben auch vier Jahrzehnte später nichts von ihrer Faszination verloren.

Was aber hat das jetzt mit der Vorstellung eines Hotels auf der griechischen Halbinsel Peloponnes zu tun? Eigentlich gar nichts. Denn der einzige in Griechenland spielende Bond Film, In tödlicher Mission, wurde einige hundert Kilometer nördlich, auf Korfu und den Klöstern von Meteora gedreht.

Und doch kommen mir die Schaltzentralen eines James Bond Widersacher in den Sinn, als mich mein Weg zum Hotel Nafplia Palace führt.

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Einblicke

Hinter dem Amphitryon Hotel liegt ein kleiner Parkplatz. Dahinter, in den Fels geschlagen, ein grau angestrichener Stollen. Vier schmale Glastüren versperren den Eingang zu diesem Betonbunker.

Stelios Manousakis ist Hotel Manager, sowohl des Amphitryon als auch des Nafplia Palace Hotels. Als er mit mir auf die eine geöffnete Tür mit ihrem Zickzack-Muster zugeht, bin ich etwas verwirrt. Das soll der Zugang zu einem Luxushotel sein?

Nur Sekunden später ist die Verwirrung gar noch größer. Ich finde mich in einem langen, dunklen Tunnel wieder.  Das kann doch unmöglich sein Ernst sein, denke ich mir. Und gleichzeitig ist es da. Dieses Gefühl, als kannte ich dies alles schon. Aus einem Abenteuer meines Lieblingsagenten.

Die Wände des Tunnels sind aus Beton gegossen, Gesteinsreste sind hier und dort zu sehen. Die Decke ist übersäht von hunderten in Grüntönen gehaltener Betonstelen, die einen augenblicklich zu zerquetschen, zu zermalmen drohen, der Boden in strukturiertem Stein markiert dazu einen ästhetischen Gegenpol.

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Der Tunnel

Erhellt wird dieses Szenario maßgeblich vom Tageslicht, welches durch die Türen des Eingangsportals hinter mir hereinbricht. Je weiter ich vordringe, desto mehr bekommt das fahle, indirekte Neonlicht die Oberhand.

Vorbei geht es an verkommenen Sitzbänken und unzähligen Graffitis, bis ich am Ende des Ganges vor drei alten Aufzugtüren stehe. Die rechte Tür öffnet sich und Stelios deutet mir an, hineinzugehen. Auch dieser Aufzug hat schon bessere Zeiten gesehen und ich frage mich, ob sich nun der Boden unter mir als perfider Trick öffnen wird. Kein Zweifel. Ich bin James Bond. Und Stelios ist der galante Gegenspieler, der mir voller Stolz sein Reich zeigt. Eben so, wie das die Gegenspieler immer machen, bevor es Zeit wird, den unliebsamen Agenten endlich los zu werden.

Mit einem „Bing“ öffnet sich die Fahrstuhltür. Ich trete hinaus auf einen weitläufigen Platz, vor mir das große Hauptgebäude des Nafplia Palace. Und fürwahr. Dass es sich um ein Hotel handelt – definitiv nur der äußere Anschein. Die Form des Gebäudes erinnert mich an Cap Canaveral. Sicher werden im inneren des beeindruckenden Hügels, durch den mich zuvor der Aufzug führte, Raumgleiter gebaut, die im Zweifel nichts Gutes für diese Welt im Schilde führen.

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Nafplia Palace

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Die Hotel-Lobby

Im Inneren geht es vorbei an einem großen Glaskunstwerk hinein in die Lobby. Und auch hier halte ich kurz inne, kommt mir dies doch ebenfalls äußerst bekannt vor. Unternehmen Grand Slam. Kentucky. Der große Raum, in dem Auric Goldfinger seinen Geschäftspartnern die „Vorteile“ von Delta 9 Nervengas näherbringt. Das kann doch alles kein Zufall sein.

Stelios entschuldigt sich kurz, auch das passt ins Bild, kommt aber schon nach wenigen Minuten lächelnd wieder zu mir zurück. Gemeinsam verlassen wir das Hauptgebäude und gelangen über eine Marmortreppe hinauf zum Bungalow- und Villenbereich des Nafplia Palace.

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Der Weg zum Villenbereich

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Der Villenbereich

Die gesamte Anlage ist Teil der Festung Akronauplia, des Burgberges, zu dessen Füßen die Altstadt von Nafplio oder Nauplion liegt. Die ältesten Teile der Festungsanlagen datieren zurück bis ins 7. Jahrhundert vor Christi Geburt. Als Residenz Otto von Bayerns, des späteren griechischen Königs, war die altgriechisch Nauplia genannte Stadt noch vor Athen die Hauptstadt Griechenlands.

Wer sich umschaut, entdeckt noch heute Überreste der Byzantinischen, Römischen und Griechischen Erweiterungen der Festung.

Die sichtbarsten Erweiterungen allerdings sind die der Villengebäude des Nafplia Palace. Es erscheint ein wenig befremdlich, dass in ein so historisch wichtiges Bauwerk ein Hotel hineingebaut wurde, doch in den 1960er Jahren setzte die griechische Regierung eben alles auf die Entwicklung des Tourismus.

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Festungsmauern der Jahrhunderte

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Alt trifft Neu

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Baden mit Blick auf die Palamidi Festung (oben rechts)

Heutzutage ist es etwas schwieriger geworden, verrät mir Stelios. So muss jedes Bauvorhaben, jede Renovierung wie die aktuell anstehende des Poolbereichs, immer wieder mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden, was wohl mitunter ein aussichtsloser Prozess ist. Dabei hat man, geht man hier oben die Wege entlang, welche zu den Villen führen, keinen Zweifel daran, dass hier versucht wird, so schonend wie möglich mit der Umwelt umzugehen.

Zypressen und Citrusbäume verdecken größtenteils die Gebäude und auch die herrlichen Infinitypools sind von der Stadt aus nicht zu sehen.

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Reife Früchte

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Infinity-Pool

Undurchsichtig wird es, betritt man einen der vielen Villenkomplexe. Aufwärts und abwärts geht es die vielen Marmorstufen, entlang von Gängen mit Steinwänden, zu deren einen Seite die schweren Holztüren der Zimmer liegen. Die Zimmernummern sind in kleine Metallplatten graviert. Hier also lässt Stelios unliebsame Agenten sich noch ein letztes Mal in Sicherheit wähnen, eher er sich ihrer entledigt.

Es gibt Schlimmeres, denke ich mir als sich die erste Tür öffnet. Gut und gerne 50 Quadratmeter hat die Sea View Villa mit eigenem Pool. Insgesamt gibt es vierzehn Zimmerkategorien mit gut und gerne 25 verschiedenen Schnitten und auch Einrichtungsstilen. Kein Zimmer gleicht dem anderen. Jeder Raum hat etwas Individuelles, sei es ein Außenpool mit Gegenstromanlage, ein elf Meter langer Swimmingpool, Fitnessraum, Riesendusche, Dampfbad, Jacuzzi oder Beamer mit großer Leinwand. Jedes Zimmer ist ein Unikat und für jeden Geschmack dürfte hier etwas dabei sein. Das Schönste bei allen natürlich: der Blick über die Bucht und auf die bezaubernde Altstadt von Nafplio.

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Willkommen!

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Ambassador Villa Sea View

Eine ganze Menge an Zimmern zeigt mir Stelios noch, ehe uns unser Rundgang zurück zum Hauptgebäude führt. Jetzt also muss es soweit sein. Genug der Höflichkeiten. „Unternehmen Grand Slam wird ein Erfolg. Sie werden ja dabei sein und es selber sehen. Zu nahe fürchte ich, um es gemütlich zu finden.“

Stelios ruft den Aufzug. Diesmal ist es der linke. Wohin wird er wohl führen? Zum Abluftschacht der Startrampe? Zu einer unterirdischen Grotte, bewohnt von einer Horde gefräßiger Haie?

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Ambassador Villa Sea View

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Palace Villa Sea View

Der Aufzug entlässt uns wieder in jenem Tunnel, durch den wir anfangs gekommen sind. Stelios lädt mich noch zu einem ausgezeichneten Mittagessen im Amphitryon Hotel ein, anschließend verabschiedet er sich. Das ist alles? Sollte ich so einfach davon kommen? Vielleicht sieht er in mir aber auch keine Gefahr. Bin ich doch nicht so schlau, wie es sich für einen Doppelnull-Agenten gehört?

Nachdenklich schlendere ich noch ein wenig durch die Altstadt. Vom Plateia Syntagmatos, dem geschichtsträchtigen Hauptplatz, blicke ich ein allerletztes Mal hinauf zu den auf dem Hügel thronenden Gebäuden des Nafplia Palace. Irgendwann werde ich dahinter kommen, was in diesem Berg wirklich vor sich geht.

Vielleicht sollte ich aber auch einfach nicht mehr so viele Bond Filme schauen.

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Blick auf die Festung Burzzi vor Nauplia

Mein Fazit: das Nafplia Palace besticht durch einen großartigen Blick, gepaart mit einer faszinierenden Architektur. Die Art, wie sich hier hunderte, ja tausende Jahre alte Ruinen mit aktuellen Bauten in Einklang befinden, ist beeindruckend. Die individuell eingerichteten Zimmer des Villenbereichs geben das Gefühl, nicht in einem Hotel sondern in seinem eigenen Appartement zu sein. Eine Herausforderung indes, auch das Zimmer zu finden, das am besten zum eigenen Stil passt. Etwas verwirrend: die vielen, meist nicht beschrifteten Schalter in den Zimmern.

Der Stil der öffentlichen Räume steht in einem gewissen, aber nicht uncharmanten Gegensatz zu den sehr modern eingerichteten Villen. Insgesamt macht die Anlage einen sehr sauberen Eindruck und ist äußerst gut erhalten. Der große Poolbereich war zum Zeitpunkt meines Besuches bereits wegen der anstehenden Renovierung geschlossen.

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Premier Villa Sea View

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Palace Villa Sea View

Nach Umbau des Poolbereichs und üblicher Renovierungsmaßnahmen hat das Nafplia Palace seit 28. Februar 2014 wieder geöffnet. Die Preise beginnen bei 83 Euro pro Person und Nacht für die Classic Club Rooms und 122 Euro für die Premium Club Rooms. Die Villen sind ab 233 Euro (Gold Club) bzw. 250 Euro (Exclusive Club) buchbar.

Mehr Fotos vom Nafplia Palace finden Sie in unserem Forum ->

Homepage des Hotels: www.nafpliapalace.gr

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Restaurant des Nafplia Palace

Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2014

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