Was tun an einem Dienstag? Dienstag? Moment, da war doch was. Richtig. Denn Dienstag ist Speedy Tuesday. Wie wäre es also mit einem Review? Einem Hands-on? Über eine Omega Speedmaster natürlich. Die Moonwatch. Eh klar. Okay, das ist jetzt nicht die kreativste Idee, die man als Uhren-Blogger haben kann, doch passt’s mir heute ganz gut ins Konzept.

Luxify Review Omega Speedmaster Professional Moonwatch Platinum Calibre 321

Omega Speedmaster Moonwatch Professional Chronograph 42mm – Kaliber 321

Erstkontakt: das Kaliber 321 in einer modernen Omega Speedmaster

Warum? Weil ich in der vergangenen Woche zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, die Reinkarnation des legendären Omega Kalibers 321 in Action zu sehen. Also so richtig. In einer Uhr. Einer Uhr die, wie es der Zufall so will, gestern vor einem Jahr, zum 50. Jahrestag der Mondlandung nämlich, erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Man könnte also auch sagen: ich bin spät dran, mit meinem Review. Doch das Warten, das hat sich gelohnt. Himmelherrgott! Was für einer Uhr!

Luxify Review Omega Speedmaster Professional Moonwatch Platinum Calibre 321

Doch beginnen wir kurz noch einmal mit einem Rückblick auf die Entstehungsgeschichte. Wirklich nur kurz, denn über diese hatte ich in meinem Bericht zu 125 Jahren Omega (den gibt es hier noch einmal zum nachlesen) sowie bei der Vorstellung der Omega Speedmaster Apollo 11 „50th Anniversary“ (das Review ist hier zu finden) ja schon recht ausführlich geschrieben.

Luxify Review Omega Speedmaster Professional Moonwatch Platinum Calibre 321

Im vergangenen Jahr vorgestellte Omega Speedmaster Apollo 11 – 50th Anniversary

Die Wiedergeburt jenes Kalibers 321 war, so erzählte Omega CEO Raynald Aeschlimann, der große Wunsch der Speedmaster-Gemeinde. Eigentlich kein unlösbares Problem, denn die Pläne und Rechte für das Basiskaliber Lemania 2310 liegen bei der Konzernschwester Breguet.

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Vintage Omega Speedmaster mit Kaliber 321 aus 1968 – gesehen im Auktionshaus Dr. Crott

Die Wiedergeburt des Kalibers 321: warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Doch warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Also nahm man in Biel die im Museum befindliche Omega Speedmaster ST 105.003 als Vorlage, die einst Eugene „Gene“ Cernan am Arm trug, seines Zeichens der „Last Man on the Moon“. 1972 war er Mitglied der Apollo 17 Mission, die die bis heute letzte bemannte Mondlandung durchführte.

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Die Omega Speedmaster von Eugene Cernan im Omega Museum in Biel

Cernans Speedy ist mit einem Kaliber 321 der zweiten Generation ausgestattet. Diese Uhr scannte man nun kurzerhand, quasi Scheibchenweise, mit Hilfe der Tomographie-Technologie. Somit basiert jedes Kaliber 321 der neuen Generation auf exakt dem Uhrwerk, welches mit Cernan noch einmal auf dem Mond war.

Luxify Review Omega Speedmaster Professional Moonwatch Platinum Calibre 321

Alt und neu: zwei Omega Kaliber 321 in der Manufaktur

Statt, wie ursprünglich angedacht, das Uhrwerk bei Breguet in größeren Stückzahlen herzustellen, entstehen die neuen Calibre 321 nun in einem eigenen Workshop bei Omega selbst. Dabei gilt, dass jedes Uhrwerk von exakt einem Uhrmacher zusammengebaut wird. Das führt zu einer natürlichen Limitierung von voraussichtlich 2000 Stück pro Jahr.

Luxify Review Omega Speedmaster Professional Moonwatch Platinum Calibre 321

Augenweide: das neue Kaliber 321

Natürliche Limitierung statt Limited Edition

Diese 2.000 Uhrwerke teilen sich aktuell zwei Referenzen. Die neue „Ed White“ in Edelstahl, Ref. 311.30.40.30.01.001 (die wir hier bereits kurz vorgestellt haben), und die zum 50. Jahrestag der Apollo 11 Mission präsentierte „erste“ neue 321 Speedmaster, die Moonwatch Professional in Platin, die Ref. 311.93.42.30.99.001.

So. Und exakt die knöpfen wir uns heute also vor. Die erste große Schwierigkeit, will man ein Review zu jenem Modell schreiben: wo beginnen? Denn die Uhr hat tatsächlich zwei Schokoladenseiten. Gar nicht so einfach also, doch da wir es ja eben bereits vom neuen, alten Kaliber 321 hatten, drehen wir das schöne Stück um und beginnen bei der Rückansicht.

Kurz nach Präsentation der Neuauflage des Kalibers 321 machten Gerüchte die Runde, Omega werde dieses, entsprechend den originalen Vorbildern, unter einem massiven Rückendeckel verborgen halten. Glücklicherweise war später von dieser Entscheidung keine Rede mehr, und so darf das 321 nun unter einem großen Saphirglasfenster strahlen.

Das neue Kaliber 321 strahlt in Sedna Gold

Und strahlen, das tut das neue 321 fürwahr! Denn hat man den Aufbau vom Uhrwerk in Cernans Speedmaster übernommen, gilt dies indes nicht ganz für die verwendeten Materialien bzw. genauer für das Finish.

Die Teile, die im Original kupferfarben gehalten sind, glänzen nun nämlich in feinstem Sedna-Gold, Omegas eigener Rotgold-Legierung. Freilich sprechen wir hier nur von einer Vergoldung, doch der Effekt ist wahrlich berauschend.

Die Anglierungen, die verschiedenen Satinierungen der Teile, ihre unterschiedlichen Legierungen und Farben, bis hin zum Neusilber der Kupplungsbrücke, sind ein echter Augenschmaus.

Bei der Platin 321 kann nicht nur der Rücken entzücken

Nun gibt es ja durchaus Uhren, ich nenne jetzt keine Namen, die mit einem traumhaften Rücken entzücken, bei denen jener aber letztlich nicht über die langweilige Schlichtheit der Vorderseite hinwegtrösten kann. Glücklicherweise ist dies bei der Omega Moonwatch Professional Calibre 321 Platinum anders. Ganz anders!

Und dafür gibt’s gleich mehrere Gründe. Der Gewaltigste ist das tiefe Schwarz des Zifferblatts. Erreicht wird dies durch Verwendung von Onyx. Omega schafft es, diesen in die Form des so bekannten „Step Dial“ mit seiner abgestuften Minuterie zu schleifen.

Das Ergebnis ist ein Blatt, welches permanent mit dem es umgebenden Licht spielt. Mal scheint das Schwarz alles Licht zu verschlucken, ändert man die Perspektive, wirkt das Blatt auf einmal fast wie ein Spiegel. Ein ziemlich faszinierender Effekt.

Grüße vom Mond: das i-Tüpfelchen für die Moonwatch

Für die Totalisatoren verwendet Omega Meteoritgestein. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Scheiben irgendeines einfach so dahergeflogenen Meteoriten. Wo kämen wir denn da auch hin? Nein, es handelt sich um Teile eines echten Mondmeteoriten!

Somit kann sich jeder zukünftige Besitzer sicher sein, dass etwas in seiner Moonwatch auch tatsächlich schon einmal auf dem Mond war. Was auf Menschen, denen die Affinität zu Uhren abhanden geht, wie ein etwas verschrobener Spleen wirken könnte, treibt jedem echten Speedmaster Fan umso mehr ein freudiges Lächeln ins Gesicht.

Mondmeteoritengestein, ein Uhrwerk, welches Mittels Tomographie entwickelt wurde, das alles lässt keinen Zweifel, dass sich diese Uhr genau an eben genannte Klientel richtet. Und diese darf sich auch noch an Kleinigkeiten wie dem „Dot over 90“ auf dem Keramik-Lünetteninlay oder dem aufgesetzten, alten, aus Weißgold gefertigten Omega Logo bei 12 Uhr erfreuen.

Omega Speedmaster in Platin: klotzen, nicht kleckern

Womit wir bei den Materialien angelangt wären. Für die erste neue 321 greift man in Biel auch hier in die Vollen und stattet die Ref. 311.93.42.30.99.001 mit einem 42-Millimeter-Gehäuse aus Platin aus. Auf der Omega Homepage ist gar von einer speziellen Platin-Gold-Legierung namens Pt950Au20 die Rede.

Es gibt der Uhr ein sehr solides, aber immer noch äußerst angenehmes Gewicht. Wer seine klassische Speedmaster für gewöhnlich am Lederband trägt, wird den Unterschied selbstverständlich sofort bemerken, doch ist die 321 diesbezüglich kein Vergleich zur limitierten Platin Speedmaster Moonphase aus dem Jahre 2018. Am Arm sitzt sie spürbar, aber nicht störend.

Aufpassen sollte man allerdings beim An- und Ablegen der Uhr hinsichtlich der gar so feindlichen Erdanziehungskraft. Hier hat Omega vielleicht zu sehr an das ehemalige Einsatzgebiet auf der Mondoberfläche gedacht und spendierte seiner Platin 321 daher lediglich eine Dornschließe. Als jemand, der solchen Stiftschließen gegenüber umständlichen Faltschließen immer den Vorzug gibt, ertappe ich mich dieses Mal tatsächlich bei dem Gedanken, dass es hier durchaus etwas mehr hätte sein können. Andererseits – wäre ja auch schlimm, wenn ich nicht doch noch irgendwo eine Kleinigkeit zum Kritisieren fände…

Fazit

Womit wir auch schon mittendrin wären, in meinem Fazit. Ich erwähnte es eingangs schon: Wow! Was für eine Uhr. Die Omega Speedmaster Moonwatch Professional Platinum Calibre 321 erwischt mich vollkommen unvorbereitet, und zwar ordentlich. Das Blatt, welches mir auf den ersten Pressebildern ein wenig zu verspielt vorkam, entpuppt sich live als ganz großes Ding. Vor der Neuauflage des Kalibers 321 möchte man einfach nur niederknien. Mit einer Lupe. Und eintauchen. In die Vergangenheit der Uhrmacherei, in die glorreichen Zeiten der Raumfahrt. In eine Zeit, in der an den ein oder anderen von uns, mich eingeschlossen, noch gar nicht zu denken war. Ein Review zu dieser Traumuhr zu schreiben, es hätte wahrlich unangenehmere Starts in einen Dienstag geben können. In einen echten Speedy Tuesday, 51 Jahre nach Apollo 11.

Datenblatt:

  • Modell: Omega Speedmaster Moonwatch Professional Chronograph 42mm Calibre 321, Ref. 311.93.42.30.99.001
  • Gehäuse 42 mm, Platin-Gold-Legierung (Pt950Au20), wasserdicht bis 5 bar (50 Meter), Lünette mit Keramik-Inlay, beidseitig entspiegeltes Saphirglas
  • Zifferblatt: schwarzes Stepdial aus Onyx mit Hilfszifferblättern aus Mondmeteorit. Indexumrandungen und Zeiger aus 18K Weißgold, Super-LuminNova Leuchtmasse
  • Armband: Alligator-Lederband, schwarz, Dornschließe aus Platin
  • Uhrwerk: Kaliber 321 B (rekonstruiert, Ursprungsbasis Lemania 2310), Handaufzug, 18.000 A/h (2, Hz), 55 Stunden Gangreserve
  • Funktionen: Stunde, Minute, kleine Sekunde, Chronograph
  • Limitierung: keine
  • Garantie: 5 Jahre
  • Preis: 54.100 Euro (DE 16% MwSt) bzw. 55.900 Euro (AT 20% MwSt)
  • Link zum Hersteller: https://www.omegawatches.com/de/watch-omega-speedmaster-moonwatch-professional-chronograph-42-mm-31193423099001

Hinweis zur Transparenz

Omega ist Kooperations- und Werbepartner von Luxify. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand nicht statt. Vielen Dank an Omega Österreich und die Omega Boutique Wien für die Möglichkeit des Shootings.

Fotos: © PCS 2020

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