Panerai räumt auf. Anlässlich des SIHH 2019 strukturiert die Manufaktur mit florentinischen Wurzeln ihre Kollektion um. Zukünftig wird das Portfolio in vier unterschiedliche Linien unterteilt. Neben der Radiomir und der Luminor, sind das nun die Luminor Due und die Submersible, welche bislang noch Teil der Luminor Kollektion waren. Eben jene Submersible Reihe steht im Mittelpunkt der diesjährigen Neuheiten. Nun, im Mittelpunkt ist untertrieben. Alle zwölf SIHH Neuheiten sind Submersibles.
Keine Neuheit, jedoch der Beginn des Ganzen: Panerai Egiziano
2019: das Jahr der Panerai Submersible
Die Submersible ist die Taucheruhrenlinie von Panerai. Gut, das klingt jetzt ein wenig gewöhnungsbedürftig. Denn schließlich war der Einsatz als Tauchinstrument ja der Ursprung der gesamten Marke. Dass das heute so nicht mehr stimmt, wissen wir allerdings spätestens seit Einführung der nur noch 3 bar wasserdichten Luminor Due Modelle. Doch möchte ich auf dieser Tatsache in diesem Jahr eigentlich gar nicht noch einmal herumreiten. Stattdessen also: richtige Taucheruhren. Wasserdicht bis 30 bar oder 300 Meter, was bei den Modellen auch direkt auf dem Zifferblatt abzulesen ist. Ok. Bei den meisten. Keine Regel eben ohne Ausnahme.
Panerai Submersible Carbotech, PAM01616
Was auffällt: unter den 12 neuen Modellen befindet sich keine einzige Panerai im klassischen 44 Millimeter Gehäuse. Stattdessen stellt man den neun 47 Millimeter Submersibles drei kleinere 42 Millimeter Modelle zur Seite. PAM00683 und PAM00959 sind mit einem Preis von jeweils 9.500 Euro denn auch der Einstieg in die neue Welt der Submersible.
Endstufe: Rückseite der Nery Special Edition
Der Einstieg beginnt bei 9.500 Euro
Nein, das ist kein Tippfehler. 9.500 Euro ruft Panerai für eine Taucheruhr im 42 Millimeter Stahlgehäuse auf. Dafür gibt es dann allerdings auch schon eine Zahlenscheibe aus schwarzer (PAM683) oder blauer (PAM959) Keramik. Immerhin. Farblich passend sind die Zifferblätter in Schwarz bzw. Grau gehalten.
Panerai Submersible Carbotech 42mm, PAM00960
Beim dritten Modell, der PAM00960, sind Gehäuse und Lünette aus Carbotech gefertigt. Dafür kostet sie mit 17.400 Euro aber auch ein ganzes Stück mehr. Allen drei 42 Millimeter Submersibles gemein ist ihr Werk. Das OP XXXIV kennen wir bereits von den im letzten Jahr vorgestellten Luminor Due Modellen (hier geht’s zu den SIHH Neuheiten 2018).
Größenvergleich: das 47mm Modell
Es handelt sich um ein Automatikkaliber mit drei Tagen Gangreserve, welches bei der zur Richemont-Gruppe gehörenden Manufacture Horlogère ValFleurier hergestellt wird. Im Handel wird man die neuen, kleinen Submersible Modelle im Mai (PAM683), Juli (PAM959), bzw. November (PAM960) bestaunen können.
Schönes Detail: die aus einem Block gefertigten, rahmenlosen Leuchtindexe
Das neue Selbstbewusstsein von Panerai
Zugegeben, über Preise zu sprechen mag in der Welt der edlen Uhren vielleicht unerwünscht sein, doch als ich in diesem Jahr in der Panerai Pressekonferenz saß, musste ich mich das ein oder andere Mal dann doch selbst fragen, ob ich hier nicht irgendwas verpasst hatte. Denn mit welcher Selbstverständlichkeit dort mit Preisen im deutlich fünfstelligen Bereich um sich geworfen wurde, das war schon – beeindruckend.
Panerai Submersible Chrono Guillaume Nery Special Edition, PAM00983
Ok, man muss dazu sagen, dass viele der Neuheiten mit High-Tech Materialien wie BMG-Tech oder eben Carbotech daherkommen. Dennoch: wo bei anderen Marken eher der Versuch unternommen wird, die Preise dezent nach unten zu korrigieren, scheint Panerai die genau entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Durchaus selbstbewusst vom neuen CEO Jean-Marc Pontroué – und das meine ich keineswegs despektierlich. Im Gegenteil.
Schwarz-Weiß Look: Marina Militare Carbotech
Panerai Submersible BMG-TECH
Der Start in die 47 Millimeter Submersible Welt jedenfalls beginnt nun mit der Submersible BMG-Tech, der PAM00799. BMG-Tech als Material hatte sein Debut vor zwei Jahren (mehr über die Beschaffenheit im damaligen Review der PAM00692). Auch das aktuelle Modell hat ein Gehäuse aus jenem Bulk Metallic Glass, ist allerdings mit einer Lünette aus Carbotech ausgestattet. Der Preis liegt mit 14.900 Euro ziemlich genau 50% über dem der bisherigen BMG-Tech bei ihrer Vorstellung 2017. Erhältlich ist sie ab September.
Panerai Submersible BMG-Tech, PAM00799
Panerai Submersible Carbotech
Die PAM01616 ist der 47 Millimeter große Bruder der 42 Millimeter Submersible Carbotech PAM00960. Wie in allen 47 Millimeter 3-Zeiger Submersibles, so arbeitet auch in der PAM1616 das Manufakturkaliber P.9010 mit zwei Federhäusern und drei Tagen Gangreserve. Mit 17.900 Euro liegt die Große Carbotech nur 500 Euro über dem kleinen Modell. In den Handel kommt sie bereits im März.
Panerai Submersible Carbotech, PAM01616
Kommen wir zu drei Ausnahme-Uhren innerhalb der Submersible Reihe. Für sie wird das Taucheruhrensegment noch einmal aufgeteilt. In drei Untersegmente: Divers Professional (Core Collection), Marina Militare (Survival Instruments), sowie Ocean Saving (Eco Innovation).
Zifferblatt der PAM00982
Panerai Submersible Chrono Guillaume Nery Edition
Spitzenmodell im Bereich Divers Professional ist der neue Panerai Submersible Chrono in der Guillaume Nery Edition, PAM00982. Im Titan-Gehäuse arbeitet das Automatikkaliber P.9100 mit Schleppzeigerchronograph und Flyback Funktion. Zu einer Lünette mit blauer Keramikzahlenscheibe gesellt sich ein fein strukturiertes Zifferblatt in Haigrau. Die PAM982 ist ab Mai erhältlich und liegt bei 18.900 Euro.
Panerai Submersible Chrono Guillaume Nery, PAM00982
Panerai Submersible Marina Militare Carbotech
Im Bereich Marina Militare erhält ab Juni mit der PAM00979 ein Carbotech Modell Einzug, welches eine wirklich äußerst spannende Optik bietet. Ihr Zifferblatt ist aus Carbon gestaltet und mit weißen, fluoreszierenden Stundenmarkierungen und Punkten versehen. Preislich liegt die PAM979 bei 19.900 Euro.
Panerai Submersible Marina Militare Carbotech, PAM00979
Panerai Submersible Mike Horn Edition
Ebenfalls bei 19.900 Euro liegt das ab Oktober erhältliche erste Modell der Ocean Saving Reihe, die Panerai Submersible Mike Horn Edition, PAM00984. Ihr Gehäuse besteht aus EcoTitanium. Dabei handelt es sich um recyceltes Material. Panerai geht beim Thema Recycling aber noch einen Schritt weiter.
Panerai Submersible Mike Horn, PAM00984
So sind die Boxen der neuen Submersible Modelle aus recyceltem Plastik hergestellt und auch die Bänder der Mike Horn Edition stammen daraus. So besteht jedes Band aus dem Material von zwei PET-Flaschen, welche auf diese Art vielleicht davor bewahrt wurden, irgendwann in den Ozean zu gelangen.
Neue Boxen für die Submersible Modelle
Was ich an dieser Stelle vielleicht noch erwähnen sollte: alle bislang vorgestellten Submersible Neuheiten sind Modelle der regulären Kollektion. In Genf gezeigt wurden darüber hinaus allerdings auch noch drei Special Editions. Diese basieren, entgegen den bisherigen Gepflogenheiten, direkt auf den drei zuletzt vorgestellten Editionsmodellen. Special macht sie, neben einigen Unterschieden im Detail, in erster Linie aber etwas ganz anderes.
Panerai Submersible Mike Horn Special Edition, PAM00985
Drei Special Editions
So berechtigt der Erwerb einer auf lediglich 19 Exemplare limitierten Submersible Mike Horn Special Edition, PAM00985 zur Teilnahme an einem Training mit Mike Horn zwischen den Eisschollen der Arktis. Für dieses einmalige Erlebnis, sowie das Sandwichdial mit blauer statt weißer Leuchtmasse, muss der hoffentlich überglückliche Kunde noch einmal 20.000 Euro on Top auf den Tisch seiner Panerai Boutique legen. Die ebenfalls ab Oktober erhältliche PAM985 kostet somit 39.900 Euro.
Deckelgravur der PAM00985
Zum gleichen Preis – 39.900 Euro – kommt bereits im Juni die Special Edition der Submersible Marina Militare Carbotech, PAM00961 in die Boutiquen. Sie ist auf 33 Exemplare limitiert und zeichnet sich durch grüne statt weiße Leuchtmasse und ein grünes Kautschukband aus. Als Once-in-a-lifetime Experience mit im Paket: ein Trainingstag mit dem Comando Subacquei ed Incursori (COMBUSIN), einer Spezialeinheit der italienischen Marine in La Spezia.
Panerai Submersible Marina Militare Carbotech Special Edition, PAM00961
Kommen wir zur dritten und letzten Special Edition, dem Submersible Chrono Guillame Néry. Es ist die Special Edition, die sich optisch am meisten von seinem Kollektionsmodell unterscheidet. Maßgeblich dafür ist das Titangehäuse, welches im Fall der Special Edition DLC-beschichtet ist. Hinzu kommt ein tatsächlich atemberaubend schönes Verlaufsblatt, für welches die Farben des Meeres vor Moorea Pate standen.
Panerai Submersible Chrono Guillaume Nery Special Edition, PAM00983
Genau hier hin, nach Moorea Island, dürfen die zukünftigen Besitzer der lediglich 15 Exemplare der PAM983 reisen, um vor Ort an der Seite von Guillaume Néry im Meer mit Walen tauchen zu können. Für mich definitiv die schönste Panerai Neuheit 2019, sowohl was Optik der Uhr wie auch avisiertes Reiseziel angeht. Erhältlich ab Juli in den Panerai Boutiquen – für 38.900 Euro.
Das traumhaft schöne Moorea Zifferblatt der PAM00983
Special Experiences – der neue Trend
Beim Schreiben dieser Zeilen kommt in mir erneut die Frage auf, ob das Verknüpfen von Uhrenkäufen mit einmaligen, ansonsten so nicht zu erwerbenden Erlebnissen nun der letzte Schrei im horologischen Marketing ist. Eine Frage, auf die ich zugegebenermaßen bislang noch keine finale Antwort gefunden habe. Daher wende ich mich an dieser Stelle lieber der 12. und letzten Panerai Neuheit zu.
Panerai Luna Rossa Challenger Submersible, PAM01039
Panerai & Luna Rossa Challenger
Die PAM01039 ist das erste Produkt einer neuen Kooperation, die überhaupt erst auf dem SIHH 2019 verkündet wurde. Panerai ist nun nämlich Partner des Luna Rossa Teams, dem Challenger of Record beim 36. America’s Cup, welcher im März 2021 vor Auckland, Neuseeland ausgetragen wird.
Ein Zifferblatt aus dunkelgrauem Segel
Die Panerai Luna Rossa Challenger Submersible ist aus Carbotech gefertigt und mit dem Kaliber P.9010/GMT ausgerüstet. Entsprechend verfügt sie über einen zusätzlichen Stundenzeiger, der das Ablesen einer zweiten Zeitzone ermöglicht. In den Handel kommt die PAM1039 ab September – zum Preis von 21.000 Euro.
Gravur des schwarz beschichteten Rückendeckels aus Titan
Fazit
Mein Fazit: es scheint, als brächte Jean-Marc Pontroué, seit vergangenem Jahr neuer Panerai CEO, ein wenig von eben der selbstbewussten Forschheit mit, die man bereits von seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Manufaktur Roger Dubuis kennt. Das kann einer Marke wie Panerai durchaus gut tun, schienen die vergangenen Jahre doch ein wenig wie die Suche nach der eigenen Existenz in einer sich verändernden Uhrenwelt. Die neue, insbesondere preislich ambitionierte Produktoffensive birgt allerdings auch Gefahren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Manufaktur aus Neuchâtel zukünftig mit ihrem restlichen Portfolio positionieren wird und ob die neue Interpretation der nun an Erlebnisse geknüpften Special Editions wirklich der Weisheit letzter Schluss ist.
Rückendeckel der PAM00961 mit Wappen der Eliteeinheit Comsubin
Fotos: © PCS 2019
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