Mercedes – wer bei diesem Namen nur an Autos denkt, der tut Gottlieb Daimler ein wenig unrecht. Denn die drei Zacken des berühmten Sterns, sie standen von Anbeginn für die Fortbewegung zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
Dass diese Bedeutung auch im Jahr 2016 aktuell ist, das zeigte man diesen Monat bei einer Veranstaltung an der Côte d’Azur. Natürlich stand dort die Präsentation des neuen S-Klasse Cabrios im Mittelpunkt, doch es ging um weit mehr als das.
Denn unter dem Namen Mercedes-Benz Style entstanden in den vergangenen Jahren einige äußerst spannende Kooperationen mit Herstellern auf Gebieten jenseits des Automobilbaus. Dazu aber später mehr.
Ankunft am Flughafen Nizza. Raus aus dem Terminal, rein in den Shuttle und auf zum – Flughafen Nizza. Ergibt keinen Sinn? Ja und nein. Denn Ziel ist diesmal nicht das große Allerweltsgebäude sondern ein kleines, extrafeines Terminal. Jenes für die im Privatjet und Helikopter reisende Klientel. Und davon soll es hier an der Côte d’Azur ja so einige geben.
Das Terminal Aviation d’Affaires hat sogar einen eigenen kleinen Duty-Free Shop. Eine Flasche Dom Pérignon gefällig? Vielleicht später. Erst einmal durch die kleine Sicherheitskontrolle, Ordnung muss schließlich sein, und dann hinein in die nächste V-Klasse.
Die fährt uns nun direkt zu TC-HLD. TC-HLD, das ist ein Hubschrauber. Ok, „ein“ Hubschrauber ist ein wenig untertrieben. TC-HLD ist der erste Hubschrauber vom Typ H 145 MB, ausgeliefert vor noch nicht einmal drei Monaten. Und das MB steht hierbei für? Richtig. Mercedes-Benz!
Bauen die jetzt auch Hubschrauber? Nein. Zumindest nicht direkt. Gebaut wird der H 145 MB bei Airbus Helicopters und basiert auf dem H 145 (vormals EC 145). In Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz Style aber entsteht die ganz besondere und ziemlich exklusive Innenausstattung dieses Fluggerätes.
Bis zu acht Personen finden hier auf hübscher Lederbestuhlung Platz, die Decke glänzt in Holz und Aluminium, die Seitenwände: ebenfalls lederbezogen. TC-HLD ist der erste Helikopter, in dem ich sitze, in sofern fehlt mir ein Vergleich, doch die helikoptererfahreneren Mitreisenden bestätigen mir mehrfach, dass ich nun „auf Ewig versaut“ sei.
Die Kooperation zwischen Airbus Helicopters bzw. vormals Eurocopter und Mercedes Benz Style geht zurück bis ins Jahr 2011. Seither wurden acht Exemplare des EC 145 MB und bereits zwei Exemplare des Nachfolgers H 145 MB an Kunden ausgeliefert.
Mein erster Helikopterflug geht, nach dem Start am Flughafen Nizza, entlang der Côte d’Azur in westlicher Richtung. Zwischen Cannes und St. Tropez fliegen wir eine Kurve in Richtung Landesinnere bis der Flug nach viel zu kurzen 30 Minuten am Chateau Sainte Roseline endet. Hier wartet auch schon der eigentliche Star des Tages, das neue Cabriolet der S-Klasse.
Nach Limousine, Limousine mit langem Radstand, Maybach, Pullmann und dem sagenhaft schönen Coupé ist das Cabriolet die sechste Karosserie-Variante der aktuellen S-Klasse. Sechs Karosserievarianten in der automobilen Luxusklasse? Auf so ein Portfolio bringt es wohl kein anderer Hersteller.
Gleichzeitig ist das S-Klasse Cabriolet auch der erste offene Luxus-Viersitzer seit 1971. 45 Jahre. Eine lange Zeit. Doch scheinbar ist man sich in Stuttgart sicher, dass die Automobilwelt nun wieder reif ist, für ein solches Automobil.
Das S-Klasse Cabriolet gibt es zunächst in zwei Versionen. Als heckgetriebenes S500 Cabriolet und als Mercedes-AMG S63 Cabriolet mit Allradantrieb 4MATIC (bzw. Heckantrieb beim Rechtslenker). Zusätzlich zu den V8 Modellen folgt in Kürze auch noch das Mercedes-AMG S65 Cabriolet mit 6-Liter 12-Zylindermotor und Heckantrieb.
Heute auf dem Programm steht für mich aber das S500 Cabriolet in designo diamantweiß bright und einer für die Côte d’Azur kaum besser passenden Innenausstattung in designo Exklusiv Nappa porzellan und tiefseeblau.
Der 4,7 Liter V8-Motor bringt es auf 455 PS und 700Nm Drehmoment. Das reicht für eine Beschleunigung von 4,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und eine Spitzengeschwindigkeit von wie üblich abgeriegelten 250 km/h.
Das Ziel: Cannes. Die Route führt zunächst ein wenig durch die Wälder und Dörfer der Gegend bis dann endlich das Meer in Sicht kommt. Ab an die Croisette, ein wenig cruisen und nach einer geeigneten Fotolocation suchen.
Gar nicht so einfach, denn es ist verdammt voll, kein Parkplatz zu finden, von einem fotografisch wertvollen ganz zu schweigen. Im Yachthafen werden wir fündig. Die Location passt, doch Fotos machen ist nahezu unmöglich. Denn direkt wird das S-Klasse Cabriolet umringt von Menschen. Die sind hier zwar eigentlich durchaus edle Karossen gewohnt, doch ein S-Klasse Cabrio, das hat man hier eben auch noch nicht gesehen.
Was es mit dem Auto auf sich habe, wann es herauskäme, was es koste wollen sie wissen. 139.051,50 Euro sind das im Falle des S500 Cabriolet, 187.484,50 Euro beim S63 4matic. Grundpreis versteht sich.
Die Gendarmerie kommt vorbei, also nichts wie weg, die Küstenstraße entlang in Richtung Nizza und weiter nach Cap Ferrat. Dort im Hafen wartet nämlich schon die „Mercedes“.
Auf diesen Namen getauft ist das weltweit erste Exemplar der brandneuen Arrow460-Granturismo, einer Luxus-Yacht, die Silver Arrows Marine in Kooperation mit Mercedes-Benz Style entwickelt hat.
Die Yacht, 14,14 Meter lang, 3,97 breit, 960 PS stark und bis zu über 40 Knoten schnell, wurde erst wenige Tage zuvor fertig und wir sind mit die ersten, die mit ihr eine Runde drehen dürfen.
Ok, „fertig“ ist relativ, die Innenausstattung ist noch nicht eingebaut, zumindest aber fährt die „Mercedes“ schon.
Und wie. Wegen Wind und Wellengang ist eigentlich nur eine langsame Fahrt geplant, doch als der Skipper merkt, dass wir mehr wollen, gibt er dann auch mal richtig Gas.
Die Geschwindigkeit ist beeindruckend, noch beeindruckender, wie ruhig das Boot trotz des Wellengangs liegt.
Ist sie dann erst einmal voll ausgerüstet, werden die Fahreigenschaften sogar noch besser sein, erklärt man mir. Dann finden auf der Arrow460-Granturismo bis zu zehn Passagiere Platz.
Das Besondere: die großen Seitenscheiben lassen sich versenken, die Frontscheibe kann angehoben werden. So können die künftigen Passagiere bequem auf den großen Sitzflächen im Inneren der Yacht Platz nehmen, genießen aber gleichzeitig auch einen Rundumblick und damit das Gefühl, im Freien zu sein. Sowohl der große Tisch als auch das Bett sind ausfahrbar und stehen damit je nach Bedarf zur Verfügung.
Schaut man sich die Arrow460-Granturismo an, entdeckt man viele Designelemente, die man auch von den Mercedes-Benz Automobilen kennt. Die Seitenlinie mit den großen Scheiben beispielsweise erinnert stark an das S-Coupé.
Auch die zukünftige Innenausstattung nimmt Bezug auf die derzeitige Design-Philosophie von Mercedes-Benz. Das „sinnlich-klare Design, sowie den hohen Anspruch der Marke an Luxus, Ästhetik und technologischen Vorsprung auf andere Lebensbereiche“ zu übertragen, das steckt hinter Mercedes-Benz Style.
Und neben Helikoptern und Booten findet man dies auch beispielsweise in speziell designten Appartements der Frasers Hospitality Group in London und Singapur, in der Pendelleuchte „Ameluna“ des italienischen Kult-Herstellers Artemide oder in der Mercedes-Benz Style Eyewear, die in Kooperation mit Rodenstock entsteht. Zusammen mit Lufthansa Technik arbeitet man derzeit sogar an einem völlig neuartigen, luxuriösen Kabinenkonzept für Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge.
Doch zurück zu den Autos. Mein S500 Cabriolet wurde inzwischen weggebracht, stattdessen geht es nun ganz stilecht im aktuellen Maybach zurück ins Hotel. Mercedes-Benz. Zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Was für ein Tag!
Doch halt! Etwas fehlt noch. Das Mercedes-AMG S63 4MATIC Cabriolet nämlich. Ein Glück ist morgen auch noch ein Tag. Und was da so passiert, das lesen Sie hier, im zweiten Teil.
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016
Kommentare