Die Suche begann vor zwei Jahren. Unplanmäßig nahm die Europa 2 damals Kurs auf den Berg Athos. Die dortigen Klöster in der Abendsonne zu sehen gehört noch heute zu den beeindruckendsten Momenten meines bisherigen Lebens.

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Der Heilige Berg Athos

Die zum Teil hoch auf dem Berg gelegenen Anlagen erinnerten mich sofort an einen ganz bestimmten James Bond Film. Kein Zweifel, hier irgendwo muss „For Your Eyes Only“, zu deutsch „In Tödlicher Mission“, gedreht worden sein.

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Kloster Simonos Petras

„You will take the A.T.A.C. to St. Cyril’s.“ Als Aris Kristatos und Milos Colombo noch gemeinsame Sache machten, nutzten sie das verlassene Kloster als Versteck. Nun müssen Bond und Colombo, zusammen mit der wunderschönen Melina, die den Mord an ihren Eltern rächen will, das gestohlene ATAC System aus Kristatos‘ Händen befreien, ehe der es dem russischen General Gogol übergeben kann. Hier, in St. Cyril’s. Doch wo genau ist das?

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Kloster Dionysiou

Auf Athos, so stellt sich später heraus, ist es nicht. Zwar gibt es dort jede Menge Klöster, St. Cyril’s aber, das ist woanders. Doch wo? Dank imdb.com ist auch diese Antwort bald gefunden.

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Athos am Abend

Das Kloster, keineswegs verlassen übrigens, liegt oberhalb der Stadt Kalambaka und gehört zu den weltberühmten Meteora Klöstern. Und natürlich heißt St. Cyril’s in Wirklichkeit gar nicht St. Cyril’s sondern Agía Triáda, sprich das Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit.

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Kloster Agía Triáda, alias St. Cyril’s

Die Meteora Klöster liegen mitten auf dem griechischen Festland, relativ weit nördlich, etwa in der Höhe der Insel Korfu, übrigens ebenfalls Drehort für besagten James Bond Film.

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Felsmassiv in Kalambaka

Mitten auf dem Festland bedeutet auch, ein Kreuzfahrtschiff ist so ziemlich das ungeeignetste Fortbewegungsmittel, um dorthin zu gelangen. Eigentlich. Doch von Volos aus, einem der größten Häfen Griechenlands und am heutigen Tage – natürlich ganz zufällig – Liegeplatz von MS Europa 2, sind die Klöster per Bus in etwa zwei Stunden zu erreichen.

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MS Europa 2 im Hafen von Volos

Ein insgesamt achtstündiger Landausflug? Davon gut vier Stunden reine Busfahrt? Tu ich mir das an? Alternative wäre ein wunderbarer Sonnentag an Deck, Kaltgetränke und dazu Waffeln mit Vanilleeis und Schokoladensauce. Trotzdem? Aber sicher!

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Verlockende Alternative zum Landprogramm

24 Klöster gab es mal, in Meteora. Viele von ihnen sind mit der Zeit verfallen oder, da zu schwer erreichbar, mittlerweile verlassen. Einige aber sind noch bewohnt, und zwei von ihnen, die werden wir heute besichtigen.

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Verfallenes Kloster in Meteora

Die zweistündige Busfahrt von Volos nach Kalambaka führt durch eine große, weite Ebene. Das sei das Schlimmste für einen Reiseführer, sagt Thanos, der Reiseführer. Zwei Stunden, in denen es im Grunde nichts zu sehen, nichts zu erzählen gäbe.

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Die Felsen von Kalambaka

Macht nichts, denke ich mir. Die letzte Nacht war sowieso viel zu kurz, dazu das frühe Aufstehen und die Zeitverschiebung. Eigentlich möchte ich noch ein wenig schlafen. Geht aber nicht. Zu kalt ist die Klimaanlage eingestellt, zu laut Thanos‘ Mikrofon.

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Kältekammer – unser Ausflugsbus mit Zertifikat aus der Heimat

Doch schaut man einfach nur hinaus in die Landschaft, lernt man viel auf diesem Weg. Über Griechenland, über die derzeitige Situation. Viele Bauruinen gibt es zu sehen, daneben wiederum auch den ein oder anderen Prachtbau. Vor allem aber sieht man Leerstand. Enormen Leerstand.

Vorbei geht es an riesigen Baumwollfeldern, an Pistazienplantagen, an Schafen. An Ziegen, und an Hirten, die diese auf der perfekt ausgebauten und reichlich leeren Autobahn entlang führen.

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Baumwollfelder – oder – was man so alles während 2×2 Stunden Busfahrt fotografiert

Tabak wird angebaut, weniger jedoch als früher, erzählt Thanos. Es werde einfach weniger geraucht. Dafür wachsen jetzt Solarpaneele auf den Feldern. Denn Strom können die Landwirte nun an den Staat verkaufen. Und das scheint lukrativer zu sein als Tabak. Gesünder wohl allemal.

Wir erreichen Larisa. Eine andere Welt. Dort findet man alle Großmärkte, die man so aus Deutschland kennt. Media Markt, Spar und Lidl, alle sind sie hier, ja sogar einen Praktiker gibt es noch.

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20% auf Alles – oder – was man eben halt so alles während 2×2 Stunden Busfahrt fotografiert

Überwiegend aus Deutschland stammen auch die Busse und LKW, die zu hunderten bei den Händlern entlang der Hauptstraßen von Trikala stehen. Betonmischer, Spezialfahrzeuge, einfach alles könnte man hier kaufen. Dem sie umschmeichelnden Rost nach zu urteilen, ist die Nachfrage aber wohl eher gering.

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Autohändler in Trikala

Zwei Stunden können wirklich verdammt lang sein. Selbst wen Thanos sie gekonnt mit allerlei Fakten zu überbrücken weiß. Beispielsweise dem, dass männliche Pistazienbäume ein Harem haben. Ich hatte ja keine Ahnung.

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Kein Pistazienbaum, kein Harem

Erblickt man den Berg Olymp in der Ferne, hat man es fast geschafft. Einmal noch abbiegen, dann führt die lange, gerade Straße direkt auf Kalambaka und die Meteorafelsen zu.

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Der Olymp!

Kalambaka, vom Namen her könnte das auch irgendwo in Tibet liegen. Gar nicht so weit gefehlt, denn zumindest zwei Elemente, Klöster und außergewöhnliche Berge, gibt es hier wie dort.

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Blick auf Kalambaka und die Ebene

Je näher man der Stadt und den Bergen kommt, desto unwirklicher wirkt die Szenerie. Die Gegend hier, sie ist sprichwörtlich wie von einem anderen Stern.

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Unheimliche Begegnung der dritten Art?

Meteora, das heißt so viel wie „in die Höhe erhoben“ und deutet auf die Lage der Klöster hin die, wenn es neblig ist, zwischen Himmel und Erde zu schweben scheinen. Von Nebel allerdings kann heute ganz sicher keine Rede sein.

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Alienkopf?

Das erste Kloster, welches sich direkt über dem Ortseingang von Kalambaka erhebt, ist Agíos Stéphanos. Es ist eines der am einfachsten zu erreichendsten Klöster und wurde um etwa 1400 herum gegründet. Heute ist es ein Frauenkloster.

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Kloster Agíos Stéphanos

„Sehen Sie die vielen Busse?“ fragt Thanos „Da fahren wir heute nicht hin.“ In der Tat, es ist viel los in und um Kalambaka. Jede Menge Reisebusse quetschen sich in den engen Straßen aneinander vorbei.

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Die Hauptstraße des Örtchens führt vorbei am Marktplatz, auf dem in traditioneller Tracht gekleidete Männer und Frauen gerade einen Tanz vorführen.

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Am Ortsausgang warten große Restaurants auf die Bus-Gäste, die das Mittagessen auf ihrer Tour gleich mitgebucht haben. Wir machen einen kurzen Stopp. Die Shakespear-Pause, wie es Thanos nennt. To pee or not to pee. Lacher sind ihm garantiert.

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Weiter geht’s. Das Kloster, welches man direkt nach dem Ortsausgang von Kalambaka entdeckt, ist Agíos Nikólaos Anapavás. Wirklich spektakulär ragt es auf einem der Felsen hervor. Gegründet wurde es im 14. Jahrhundert. Nachdem es Anfang des 20. Jahrhunderts dann letztlich verlassen wurde, zerfiel es zusehends. Nach aufwendiger Restaurierung aber, kann es seit 1960 wieder besucht werden.

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Kloster Agíos Nikólaos Anapavás

Wir haben ein Problem. Bei den vielen Busse, den vielen Touristen, die heute hier unterwegs sind, gilt es, ein Kloster zu finden, welches nicht ganz so überlaufen ist. Nicht ganz einfach, doch mit dem Kloster Rousánou wird Thanos fündig.

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Kloster Rousánou

Rousánou liegt, nicht weniger spektakulär, ebenfalls auf einem schmalen Felsen. Es wurde, so vermutet man, 1388 gegründet. Auch Rousánou wurde aufgegeben. Um 1940 etwa war das. Und auch hier entschied man sich später, das Kloster doch zu erhalten. Heute wird es von Nonnen bewohnt.

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Ein Vorteil einer Besichtigung von Rousánou: man kann seine Wanderung oberhalb des Klosters beginnen, somit geht es durch ein schattiges Waldstück (fast) nur bergab. Nicht das Schlechteste bei den heute hier herrschenden Temperaturen.

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Ist man dann in Höhe des Klosters, erreicht man dieses vom nebenan gelegenen Felsen über zwei Brücken, eingerahmt durch drei schmale Treppen. Herunterschauen sollte hier nur, wer schwindelfrei ist.

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Thanos, der Reiseleiter, auf dem Weg zum Kloster Rousánou

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Blick hinab von der schmalen Holzbrücke

Das Kloster ist klein, aber wunderschön. Im Inneren ist eine Kapelle mit Fresken aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Leider reagieren die ansässigen Nonnen äußerst empfindlich auf die Anwesenheit von Kameras. „NO PHOTOS!!“ brüllt es aus dem Off. Keine Ausnahme. Schade.

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Von der idyllischen Aussichtsplattform lässt sich bereits das nächste Ziel unserer Tour ausmachen: das Kloster Varlaám. Spätestens dort, das sieht man schon aus der Ferne, ist es dann endgültig vorbei mit der Einsamkeit. Busse und Touristen soweit das Auge reicht.

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Kloster Varlaám

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Klöster Metamórphosis (Megálo Metéora) und Varlaám

Varlaám war Mitte des 14. Jahrhunderts eine Einsiedelei, die Arbeiten am heutigen Mönchs-Kloster dauerten von etwa 1518 bis 1535. Wer die Treppen hinauf zum Kloster scheut oder wem der Trubel einfach nur zu viel ist, dem sei ein kleiner Abstecher zum gegenüberliegenden Felsen empfohlen.

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Von hier aus bieten sich wirklich einmalige Aussichten auf die umliegenden Klöster, insbesondere auf Varlaám und das dahinter gelegene Große Meteorakloster Metamórphosis, auch Megálo Metéora genannt.

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Kloster Varlaám

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Das große Meteorakloster Metamórphosis (Megálo Metéora)

Zwei Klöster standen auf dem Programm, zwei Klöster haben wir besucht. Doch – was ist denn jetzt mit Agía Triáda, alias Kristatos‘ Geheimversteck St. Cyril’s?

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Blick zurück auf das Kloster Rousánou

Das Mittagessen wartet schon, die Reisegruppe hat Hunger. „Ist es sehr schlimm, wenn wir dort nicht hinfahren?“ fragt mich Thanos. Mein Gesicht spricht Bände. Das darf doch nicht wahr sein! Andererseits, ein einzelner Bond-Fan gegen eine ganze Armada Kreuzfahrtpassagiere mit knurrenden Mägen? Meine Chancen stehen schlecht. Sehr schlecht.

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Kloster Varlaám

So nah, und doch so fern? Mitreisende bekommen das Dilemma mit und erklären Thanos, dass man das Bond-Kloster ebenfalls gerne sehen würde. Und weil der Kunde im Allgemeinen und der Europa 2 Passagier im Besonderen ja schließlich König ist, gibt es dann doch noch den so sehr ersehnten, wenn auch kurzen, Abstecher in Richtung Agía Triáda.

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Majestätisch, imposant ragt das Kloster heraus, gebaut auf einem sehr großzügig dimensionierten Felsen. Immerhin musste dort ja auch Platz für den Hubschrauber von General Gogol sein. Gut, an den werden die Mönche bei der Gründung des Klosters 1438 noch nicht gedacht haben.

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Endlich: Agía Triáda, das Kloster von James Bond

Wie im Kinofilm, ward Agía Triáda über Jahrhunderte tatsächlich nur über Strickleitern oder per Transportnetz und Aufzugswinde zu erreichen.

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Aufzugswinde, hier am Kloster Varlaám

Seit den 1920er Jahren allerdings führen in den Stein geschlagene Stufen und Tunnels hinauf. Für uns heißt es allerdings nach einer kurzen Fotopause schon wieder umkehren. Zurück nach Kalambaka, zum Mittagessen und anschließender Rückfahrt nach Volos.

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Noch einmal vorbei am Kloster Agíos Nikólaos Anapavás

Vorbei geht es an rostigen Lastwagen, Schafen, Tabakplantagen, Solarpaneelen, Baumwollfeldern und Pistazienbäumen samt ihrer Harems. Thanos hat seine Geschichten schon auf der Hinfahrt erzählt. Jetzt ist er müde. Ich bin es auch, schlafe ein wenig und träume. Von St. Cyril’s, dem ATAC, von Schmugglern, Agenten und von der wunderschönen Melina.

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Land Rover gefällig? Vintage!

Mein Fazit: die Aufnahmen in „For Your Eyes Only“ allein sind schon überwältigend genug. Doch sind sie nichts gegen die Eindrücke, die man bei einem realen Besuch der Meteora Klöster gewinnt. Es ist, als sei man in eine andere Welt eingetaucht. Eine Landschaft, die mit jedem Blick immer faszinierender wird.

Für einen ersten Eindruck ist ein Tagesausflug im Rahmen einer Kreuzfahrt sicher perfekt. Wer jedoch tiefer eintauchen will, dem empfehle ich, die Klöster mit einem Mietwagen abzufahren und sich dafür mindestens zwei Tage Zeit zu nehmen.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015

 

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