Viele Jahre war ich glücklich mit meinem großen Alu-Topas. Er war der perfekte Koffer. Nach über zehn Jahren hatte er schon einiges an Patina gesammelt, eben genau so wie es sein muss. Als dann der erste Multiwheel ins Haus kam, hatte ich gerade einmal ein Lächeln dafür übrig. Schließlich war der „nur“ aus Polycarbonat, ein großer Salsa Deluxe.
Doch es kam – natürlich – wie es kommen musste. Genauer auf der nächsten Urlaubsreise und dem damit verbundenen ersten Einsatz eben jenes Salsa Deluxe meiner besseren Hälfte. Mit dem Zug ging es von Frankfurt nach Nürnberg. Ich quälte mich damit, meinen 2-wheeler durch den schmalen Gang zu manövrieren. Rollend ging nicht, da zu breit. Zunächst stutzte ich so erst einmal zwei Mitreisenden die Ellenbogen. Seltsamerweise zeigte man wenig Verständnis ob meiner Quälerei, was mich meinerseits nur noch mehr in Stress versetzte. Ich ging also dazu über, meinen Topas am Ausziehgriff vor mir durch den halben Wagon zu wuchten. Ich drehte mich kurz um und sah, wie meine Frau ihren (schwereren) Multiwheel mit absoluter Gelassenheit und zwei Fingern ganz elegant längs gestellt durch den Gang rollte.
In Nürnberg dann weiter zum Flughafen. Umbau, lange Wege. Ich hatte bereits Schwielen an den Händen, der schwere Koffer mit seinem gesamten Gewicht und der ebenfalls darauf befindlichen Keepall Reisetasche zerrte unerbittlich an meinem Arm. Meine Frau rollte derweil ganz relaxt ihren Koffer neben sich her, mehr noch, ganz verspielt ließ sie ihn dabei noch mehrfach um die eigene Achse drehen!
Nächste Station: Mykonos Flughafen. Der Hotelpage holte uns ab und nahm, ganz Gentleman, natürlich ihr den Koffer ab. Er marschierte damit in Windeseile zum Shuttle, während ich versuchte, völlig ausser Atem halbwegs hinterher zu kommen. Um an den dichtgeparkten Autos vorbei zu kommen half nur wieder hochkant tragen. Ich hatte das Gefühl, mein rechter Arm sei inzwischen gute 4 cm länger als tags zuvor. Auf der Rückreise dann das selbe Spiel noch einmal von vorne.
Was soll ich sagen? Ich liebe meinen Koffer aber drei Tage später stand ein neuer Topas Multiwheel bei mir daheim. Wer einmal den Komfort kennenlernt, der will ihn einfach niemals mehr missen.
Fans der Rimowa Classic Flight Serie hatten es da zwangsläufig einfacher bei der Auswahl. Entweder, sie kauften sich ihren Lieblingskoffer, oder einen Multiwheel aus einer anderen Serie. Beides zusammen war nicht möglich. Doch genau da legt Rimowa nach und bietet nun auch den Classic Flight in den Größen 77, 73, 70, 63 und 52 (IATA) mit dem Multiwheel System zu Preisen zwischen 439,- und 529,- Euro an. Damit trennen ihn exakt 150,- Euro von den entsprechenden Modellen der Topas Multiwheel Serie.
Die Hauptunterschiede der beiden Serien liegen – neben dem Preis und dem klassischeren Aussehen – in anderen Schlössern, Griffen aus Leder, einem anderen Innenfutter und der Verwendung von nostalgischen Packgurten statt moderner Packplatten. Wie auch bei der Topas Reihe verschwinden die Modelle mit 2 Rollen, mit Ausnahme des Kabinentrolleys, aus dem Programm.
Wenn Ihnen also zukünftig jemand mit seinem 2-Rollen Rimowa gegen Ellenbogen, Schienbein oder Fuß stößt, regen Sie sich nicht auf. Sie hatten soeben die Begegnung mit einer aussterbenden Spezies.
Den großen Rimowa Thread mit vielen wunderbaren Fotos finden Sie in unserem Forum.
Fotos: © Percy Christian Schoeler (3), Rimowa (2) Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2013
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