Auch wenn man im Uhrensegment zuhause ist fühlt man sich vor einer Atmos stehend manchmal doch noch wie ein kleines Kind. „Und das funktioniert wirklich?“ hört man sich fragen. Ja. Tut es. Die Atmos benötigt weder eine Batterie noch Elektrizität und doch läuft sie. Quasi ein Perpetuum Mobile. Nur die Luft hält sie in Gang.
Möglich wird dies durch eine Kapsel, welche mit der Zugfeder verbunden ist. In dieser hermetisch verschlossenen Kapsel ist ein Gasgemisch eingeschlossen, welches sich bei steigender Temperatur ausdehnt und bei sinkender Temperatur zusammenzieht. So wirkt die Kapsel wie ein Blasebalg, das Uhrwerk wird aufgezogen. Schon eine Schwankung von einem Grad Celsius reicht für eine Gangreserve von 48 Stunden aus, denn die Unruh der Atmos schwingt nur zwei Mal pro Minute und verbraucht entsprechend wenig Energie.
Das Werk besteht aus 190 Einzelteilen und wird in der Manufaktur Jaeger LeCoultre zusammengesetzt. Seit 1928!
Für das besondere Aussehen dieser Limited Edition betraute Hermès die Kristallglashütten Cristalleries de Saint-Louis mit der Fertigung einer Kristallglaskugel mit Überfang, wie die Farbschicht, die das durchsichtige Glas überlagert genannt wird. Nur sechs Glasmeister dort beherrschen diese Technik, die so komplex ist, dass auch wir uns an dieser Stelle dem offiziellen Pressetext behelfen.
Zunächst nimmt der Glasmacher mit seiner Pfeife das geschmolzene weiße Email auf und formt es zu einer Kugel, dem sogenannten Kölbl. Anschließend bläst er durch die Pfeife Luft in die Masse, die dabei gleichmäßig erwärmt wird. Die Bearbeitung mit dem hohlen, gewölbten Wulgerholz hinterlässt sie schließlich glatt und rund. Dieser erste Arbeitsschritt ist besonders schwierig, weil die verschiedenen Emailschichten undurchsichtig sind. Gleichzeitig formen vier Glasmeister einen erhitzten klaren Kristallglasposten mit dem Wulgerholz zu einer Kugel.
Nun wird der Überfang hergestellt: Der Glasmacher nimmt das weiße Email von seiner Pfeife ab, in das ein Kollege das durchsichtige Kristall gießt. Die nun überlagerten Materialien werden gemeinsam weiter bearbeitet und in einer Form zu einer Kugel mit einem Durchmesser von etwa 30 cm geblasen, deren Temperatur dann im Kühlofen allmählich gesenkt wird, damit das Glas nicht zerspringt.
Ist die Kugel abgekühlt, wiegt sie etwa zehn Kilo. Sie wird nun noch durchbohrt, um das Uhrwerk aufzunehmen. Abschließend wird das Glas so lange poliert, bis sich das Licht in seinem ganzen subtilen Glanz widerspiegelt
Die Atmos Hermès ist so nicht nur eine Uhr sondern viel mehr ein Symbol für das Handwerk, für jahrelange Lehre und Erfahrung. Sie hat eine Abmessung von 276 x 276 x 272 mm und fußt auf einem rhodinierten Sockel mit 172 mm Durchmesser.
Fotos: Jaeger LeCoultre
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