Einfach nur eine Uhr herausbringen ist für die meisten Hersteller heutzutage viel zu unsexy. Da müssen Stories erzählt, Testimonials gesucht und Events geschaffen werden. Das endet dann zwar oft in Kombinationen bei denen man sich sagt, ja, passt schon, manchmal allerdings, da reibt man sich nur noch verwundert die Augen und überlegt, welchem „kreativen“ Kopf das nur entsprungen sein mag.

Die Breitling DC-3 am Flugplatz Egelsbach

Breitling hat es da vergleichsweise leicht. Breitling und die Fliegerei – das gehört einfach zusammen. Und das seit vielen Jahrzehnten. Das Breitling Racing Team, das Breitling Jet Team, ihres Zeichens größte zivile Profi Jetstaffel, die Breitling Wingwalkers sowie die Breitling Super-Constellation und die Breitling DC-3 sind nur einige Projekte, die die Uhrenmarke aus Grenchen in der Vergangenheit unterstützte bzw. bis heute unterstützt.

Die World Tour führte die „Grand Old Lady“ auch nach Manhattan

Letztgenannte DC-3 startete am 9. März 2017 zu einer World Tour, die gestern, am 14. September 2017 in Sion endete. An Bord: 500 Navitimer der Sonderserie Breitling DC-3, die im Anschluss an die Weltumrundung dann in den Handel kommen.

Limited Edition des Breitling Navitimer zur Breitling DC-3 World Tour

Vergangene Woche machte die Breitling DC-3 – und damit die 500 Navitimer – Station auf dem Flugplatz Egelsbach bei Frankfurt. Klar, dass ich da mal vorbeischauen musste. Bei meiner Ankunft wartet HB-IRJ, so die Kennung, bereits auf die Starterlaubnis für ihren ersten Rundflug. An Bord: Kunden der Frankfurter Breitling Boutique (mehr zur Eröffnung dieser gibt es hier noch einmal zum Nachlesen).

Willkommen an Bord!

Es ist meine erste Begegnung mit einer DC-3 und Francisco Agullo, Pilot der Breitling DC-3 erzählt mir später ein wenig mehr über eben jenes Flugzeug und die DC-3 insgesamt. DC, das steht für Douglas Commercial und eben jene brachten 1935 ein mit zwei Propellern angetriebenes Flugzeug heraus. Vorteil dieser Propelleranordnung: bei einem vor dem Cockpit montierten Propeller, wie dies zuvor meist der Fall war, konnten immer mal wieder Abgase in den Innenraum dringen, was sagen wir unschön war.

Ein Mitglied des World Tour Teams beobachtet die Startvorbereitungen

Die Robustheit der DC-3, ihr geringer Treibstoffverbrauch und die große Reichweite machten sie schnell bekannt, sodass bereits Ende der 30er Jahre fast alle großen amerikanischen Fluggesellschaften auf sie setzten. Ohne Regierungssubventionen wurde sie zum ersten rentablen kommerziellen Flugzeug.

Blick ins Cockpit der DC-3

Im zweiten Weltkrieg fand dann auch die amerikanische Luftwaffe Gefallen an der DC-3, die als Militärversion C-47 genannt und im Akkord gebaut wurde. Auch zivile Flugzeuge wurden entsprechend umgerüstet und fanden unter anderem als Truppentransporter Verwendung. In Deutschland bekannt wurde die DC-3 vor allem während der Berliner Luftbrücke – als Rosinenbomber.

Start in Egelsbach

Nach dem Krieg gingen die DC-3 dann wieder in den zivilen Flugdienst über und auch viele C-47 wurden entsprechend umgerüstet. Die DC-3 wurde in den 50er und 60er Jahren sowas wie das Standardflugzeug der großen Fluggesellschaften und obwohl ihre Produktion bereits Mitte der 40er Jahre nach rund 16.000 Exemplaren eingestellt wurde, waren viele Maschinen noch in den 70ern im Liniendienst zu finden. „Eine DC-3 kannst Du eben mit nichts ersetzen. Außer mit einer anderen DC-3“ lacht Francisco Agullo.

Auftanken für den Flug nach Wien

Auch „seine“ DC-3 kann auf eine stattliche Geschichte zurückblicken. Ausgeliefert am 12. März 1940 an American Airlines flog sie zunächst unter dem Namen „Flagship Cleveland“, ehe sie von 1942 bis 1944 an die US Luftwaffe vermietet und in Europa stationiert wurde.

Ab 1949 wieder in den USA für Trans Texas Airways im Einsatz, wechselte sie nach einer Restaurierung 1969 ein Jahr später zu Provincetown Boston Airlines, wo sie bis 1987 im kommerziellen Dienst flog. Eastern Express, Bar Harbour Airlines und Champlain Air waren weitere Gesellschaften, die die Baunummer 2204 im Anschluss nutzten.

Dream Team

Es war November 2008 als sich Agullo gemeinsam mit Freunden dazu entschloss, eine DC-3 in der Schweiz erneut zum Fliegen zu bringen. Mit Unterstützung von Breitling machten sie sich auf die Suche und trafen in Plattsburgh, New York auf „Priscilla“, die nach einer Generalüberholung 1995 noch immer der Champlain Air gehörte.

Nicht nur die für so viele DC-3 exemplarische Geschichte, sondern auch der Zustand der Maschine überzeugte, und so ging es nach erneuter Restauration und Anpassung an die europäischen Standards in 17 Etappen über Kanada, Grönland, Island, Schottland und Dänemark nach Genf, wo sie seit dem 17. Mai 2009 ihre neue Heimat hat.

Die Breitling DC-3 über Chicago

Nun, acht Jahre später, ging die Breitling DC-3 also auf „World Tour“. Von Genf aus immer weiter gen Osten entlang der Adria, über die arabische Halbinsel, Indien, Thailand, Malaysia und die Philippinen, China, Japan, Alaska, die USA und Kanada, zurück über Neufundland, Grönland, Island, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Österreich und Italien in die Schweiz.

Navitimer meets Breitling DC-3

Mit 77 Jahren ist die Breitling DC-3 das älteste Flugzeug, das jemals eine solche Weltumrundung wagte. Und ich darf diesem Rekord heute nun live beiwohnen! Mit viel Rauch startet der erste der zwei Pratt & Whitney Motoren mit jeweils 1200 PS, wenig später setzt sich auch der zweite Propeller in Betrieb.

Immer wieder ändern die beiden Piloten im Cockpit im Zuge der Flugvorbereitungen die Drehzahl, der Lärm wird langsam ohrenbetäubend ehe sich die Grand Old Lady in Bewegung setzt und in Richtung Startbahn 26 rollt. Das laute Knattern weicht augenblicklich einer totalen Stille, wird noch einmal lauter als die DC-3 näher kommt und vor meinen Augen mit rund 160 km/h ganz langsam abhebt.

Etwa 20 Minuten später setzt die HB-IRJ dann wieder zur Landung an und rollt erneut zur Vorfeldposition. Nun bin ich an der Reihe. Eskortiert von vier Breitling Stewardessen betrete ich das Flugzeug über die hintere Tür. Eigentlich hat die Breitling DC-3 Platz für 23 Passagiere. Doch in der Mitte der Kabine: gähnende Leere!

„Wir hatten hier Zusatztanks installiert, damit wir die zum Teil weiten Strecken schaffen“ erklärt Francisco Agullo und erzählt von einer Etappe, bei der sie so hoch fliegen mussten, dass Gase aus den Gummitanks entwichen. Sauerstoffmangel und hohe Temperaturen taten ihr Übriges. Als sie am Zielort ankamen, ging es ihnen allen nicht mehr ganz so gut.

World Tour: Monument Valley

Eine Weltumrundung in einem solchen Flugzeug ist, egal wie gut geplant, eben auch 2017 noch ein Stück weit Abenteuer. Der kleine Rundflug heute über Darmstadt gleicht da eher einem Spaziergang. Doch für mich und die rund zwölf anderen Passagiere an Bord, unter ihnen Let’s Dance Jurorin Motsi Mabuse und Stuntfrau Miriam Höller, ist auch diese kleine Etappe ein herrliches Spektakel.

Motsi Mabuse und Miriam Höller mit den Breitling Stewardessen

Der Blick aus dem Flugzeugfenster auf die genieteten Flügel, die Propeller, das Gefühl, wie sich die gut zehn Tonnen langsam in Bewegung setzen ist unbeschreiblich und auch der eigentliche Start, den man in der Kabine kaum wahrnimmt, ist absolut einzigartig. Erstaunlich auch, wie leise die Maschine in der Kabine ist.

In der Entfernung tauchen die Hochhäuser der Mainmetropole auf, die DC-3 macht eine Linkskurve, folgt der Autobahn A5 bis hinter Darmstadt und dreht mit Blick auf den Odenwald wieder ab in Richtung Egelsbach. Viel zu schnell ist der kurze Flug wieder vorbei und am liebsten würde ich jetzt einfach sitzenbleiben und weiter zur nächsten Station der World Tour, Wien, mitfliegen.

Die Skyline von Frankfurt

Am Boden erzählt Francisco noch ein bisschen von seiner Weltumrundung, für die er extra sechs Monate Urlaub in seinem normalen Job genommen hat. Er erzählt, wie sie beim Überqueren des Pazifik auf Grund der niedrigen Temperaturen und der dadurch auftretenden Gefahr einer Vereisung der Tragflächen auf nur noch 1000 Fuß Höhe fliegen konnten, wie für manche Zwischenstopps extra Treibstoffdepots eingerichtet werden mussten und er erzählt, wie ihm ein Scheich ein unmoralisches Angebot für seine Uhr machte.

World Tour: Mount Fuji

500 Exemplare gibt es von der Breitling Navitimer DC-3? Das ist nicht ganz korrekt. Es gibt 501. Und das Erste, es befindet sich am Handgelenk von Francisco Agullo und wird nach der Weltumrundung ins Breitling Museum gebracht.

Doch wo sind die anderen 500? Eigentlich erwartete ich eine kleine Vitrine, einen Schrank in der Kabine, wo diese zu sehen sind. Doch nichts! Francisco lächelt. Gut versteckt seien sie, schließlich spräche man hier von einem Wert von rund vier Millionen Euro. Ein nicht unerhebliches Risiko in einigen der angeflogenen Länder.

Wo genau sie versteckt sind, das verrät Francisco nicht. Nur soviel: selbst wenn man weiß, wo man suchen muss, würde es rund zwei Stunden dauern, bis man wirklich an sie dran käme.

Francisco Agullo in bester Gesellschaft

Nach dem Ende der World Tour wandern die 500 mitgereisten Uhren in die Breitling Boutiquen. Die zukünftigen Besitzer erhalten zur Uhr noch umfangreiches Material der Weltumrundung, unter anderem eine Kopie des Logbuches, in dem der gesamte Flug aufgezeichnet ist.

Die 500 Breitling DC-3 Navitimer haben somit selbst als Neu-Uhren schon weit mehr erlebt, als andere in ihrem ganzen Uhrenleben. Sie sind Uhren, die eine Story erzählen – und zwar eine, die zu 100% zu Modell und Marke passt.

Doch auch ich gehe an diesem Tag nicht mit leeren Händen nach Hause. „Diplôme“ steht in goldener Schrift auf dem Zertifikat, was mir bescheinigt, mit meinem 20-minütigen Flug Teil der DC-3 World Tour gewesen zu sein. Und ganz ehrlich – irgendwie macht mich das grad ziemlich stolz…

Vielen Dank an Breitling für die Einladung nach Egelsbach.

Fotos: © Breitling (13), PCS (14)
Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017

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