Tja, was soll ich jetzt eigentlich schreiben? Jedes Jahr nutzte ich die Zeit, wenn sich am Pressetag der Baselworld die erste Aufregung legte, um ein paar Gedanken zu den Rolex Neuheiten zu schreiben, sie zumindest vorzustellen. Dieses Jahr aber – war alles anders.
Denn die Neuheiten, die gab es diesmal schon einen Tag vorab zu sehen. Der Leak von vergangenem Dienstag, er entsprach, wie sich am Pressetag zeigte, tatsächlich der Wahrheit. Fangen wir also direkt an mit einer persönlichen Neuheiten-Analyse.
Rolex Yacht-Master 42 – 226659
Talking Piece der Messe, das war natürlich die Yacht-Master am Oysterflex Band. Doch gab es hier dann doch noch zwei Überraschungen. Erstens: die neue Referenz 226659 eröffnet mit einem Durchmesser von 42mm der Yacht-Master tatsächlich eine neue Dimension. Ein meines Erachtens äußerst genialer Schachzug. Denn mit 37, 40 und nun 42 Millimetern hat Rolex für so ziemlich jeden Geschmack die richtige Größe am Start.
Zielgruppe der Neuen? Ganz klar: all jene, die auf große Sportuhren am Kautschukband stehen. 42 Millimeter – bei anderen Herstellern immerhin schon seit Jahren eine feste Größe in diesem Metier. Auch preislich grätscht die Yacht-Master 42 mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 25.250 Euro exakt in jenen Bereich hinein. Gravierender Unterschied: bei Rolex bekommt man für den Preis immerhin schon Weißgold statt Stahl. In der Tat eine Ansage. Etwas verwunderlich einzig, dass man das Zifferblatt, ganz Yacht-Master untypisch, komplett ohne einen wie auch immer gearteten Farbtupfer belassen hat. So wirkt die Uhr trotz ihrer präsenten Größe etwas blaß.
Die Materialwahl, sie ist vielleicht die größte Überraschung der diesjährigen Neuheiten. Denn bei den ersten Bildern der Uhr hatten die meisten, mich eingeschlossen, ein Modell aus Oystersteel erwartet. Dass man sich in Genf genau dagegen entschieden hat, ergibt im Hinblick auf die Preisgestaltung durchaus Sinn. Gleichzeitig aber verhindert man, dass gerade diese Uhr zum neuen „Hype-Objekt“ des Jahres wird. In Stahl hätte sie nach dem neuen Rolex Cosmograph Daytona 116500 LN in 2016, der Rolex Sea-Dweller 126600 in 2017 und natürlich der „Pepsi“ Rolex GMT-Master II 126710 BLRO in 2018 definitiv das Zeug dazu gehabt. Doch in 18 Karat Weißgold wird der ganz große Run, speziell der jener Hobby-Spekulanten, in diesem Jahr ausbleiben. Aber wer weiß, vielleicht war ja auch das pure Absicht aus Genf.
Rolex GMT-Master II – 126710BLNR
Jene „Gewinnmaximierer“ der „Uhren als Investitionsobjekt“ Fraktion werden sich höchstwahrscheinlich auf eine andere Neuheit stürzen: die Rolex GMT-Master II in ihrer neuen 126710 BLNR Variante. Die Batman ist eingestellt. Das war schon vor Monaten bei uns im Forum zu lesen. Heftigste Diskussionen waren die Folge. Fakt ist nun: Batman ist tot. Lang lebe Batman. Die beliebte Zeitzonenuhr mit ihrer charakteristischen zweifarbigen Lünette in Schwarz und Blau feiert ihre Wiedergeburt – am Jubiléband!
Damit hatte nun wirklich keiner gerechnet. 126710 BLNR und 126710 BLRO sind somit absolut identische Uhren, unterscheiden sich nun nur noch durch ihr Cerachrom Keramik-Lünetteninlay und die Farbe des 24-Stunden-Zeigers voneinander. Auch der Preis für die neue Batman entspricht der der letztjährigen Pepsi: 8.400 Euro. Zumindest in der Theorie. So man denn eine bekommt. Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann.
Rolex GMT-Master II – 126719BLRO
Auch das zweite im vergangenen Jahr gerüchteweise eingestellte Modell ist zurück: die Weißgold-Pepsi kommt als 126719 BLRO mit neuem Werk wieder in die Schaufenster. Neben dem bereits im letzten Jahr präsentierten blauen Blatt ist sie nun auch mit einem Meteoritblatt erhältlich. Die Preise: 33.400 Euro bzw. 34.900 Euro mit Meteorit.
Großreinemachen in der GMT Kollektion, das bedeutet auch: die Modelle mit einfarbig schwarzer Lünette sind Geschichte. 116710 LN, 116713 LN und 116718 LN sind discontinued. Alle aktuellen GMTs haben somit nun zweifarbige Lünetten und das neue 3285er Kaliber. Wer auf schwarze Lünetten oder Oysterbänder bei Stahlmodellen steht, der wird nun eben nur noch in der Submariner Kollektion fündig. Oder bei den Sea-Dweller Modellen.
Rolex Sea-Dweller – 126603
Die erhalten erstmals in der Geschichte der Extrem-Taucheruhr Zuwachs durch ein Bicolormodell aus Oystersteel und Rolesor Gelb. Stellte für wahre Puristen bereits die Einführung einer Datumslupe vor zwei Jahren den Untergang der Sea-Dweller dar, ist die Bicolorvariante nun wirklich gar nicht mehr zu verkraften. Unverständlich. Eine Schande. Nun, das kann man so sehen. Muss man aber nicht. Die Datumslupe als optisches Erkennungsmerkmal in die Sea-Dweller Linie einzuführen, sie somit als größere Submariner Date zu platzieren, war ein Schachzug der ausgezeichnet funktioniert hat. Dem Stahlmodell der „Big Sub“ nun also eine Bicolor-Variante zur Seite zu stellen – letztlich nur logische Konsequenz. Die 126603 hebt die Bicolor Submariner auf ein neues Größenlevel. Für 14.600 Euro.
Apropos Submariner. Hier galt die Neuauflage der Kollektion mit neuen Werken ja als gesetzt. Doch nichts da. Die gesamte Submariner Kollektion bleibt 2019 untouched. Keine Änderungen, keine Neuigkeiten, selbst der Hulk, die 116610 LV, ist nicht discontinued, wie gemunkelt, sondern bleibt weiter im Programm. Auch neue Werke gibt es für die Sub in diesem Jahr keine.
Rolex Yacht-Master 40
Jenes Next-Generation Kaliber 3235 mit 70 Stunden Gangreserve erhalten dafür andere Modelle. So zieht es in die Yacht-Master 40 ein. Und zwar vollkommen sang- und klanglos. Außer einem kleinen „New“ Schildchen in den Fenstern weist nichts darauf hin, dass aus den bisherigen 116621, 116622 und 116655 nun die neuen 126621, 126622 und 126655 geworden sind. Nicht einmal in der Rolex Pressemappe sind sie aufgeführt.
Rolex Datejust 36 – 126234
Etwas prominenter wird da schon der Einzug der neuen Kaliber bei den Datejust 36 Modellen zelebriert. Die Stahl- bzw. Rolesormodelle 126200 und 126234 erhalten neben dem 3235 auch neue, schlichtere Zifferblätter mit Leuchtindexen und einer Minuterie ohne die umlaufenden „Eisenbahnschienen“. Welche Varianten hier genau zur Verfügung stehen werden, das wird in Kürze der Zifferblattkatalog zeigen. Dort werden sich ebenfalls neue Zifferblattvarianten für die Datejust 41 finden, die vereinzelt schon in den Schaufenstern der Baselworld zu sehen waren.
Rolex Day-Date 36
Letzte große Neuheit der Rolex Herrenkollektion ist die Day-Date 36. Diese wird erstmals mit dem Next-Generation-Kaliber 3255 ausgestattet. Zur Feier dessen gönnt man dem vielleicht ikonischsten Modell der Kollektion neue Zifferblätter, etwa in konzentrischem Dégradé oder leicht geädertem Türkis, sowie neue Rainbow Modelle, bei denen Saphire in Regenbogenfarben als Indexe dienen.
Rolex Cosmograph Daytona – 116588TBR
Ein weiteres Schmuck-Highlight gibt es in der Rolex Cosmograph Daytona Kollektion zu sehen. Nach den Rainbow Modellen im vergangenen Jahr, zeigt Rolex 2019 mit der 116588 TBR am Oysterflex Band, was in Bezug auf die Verarbeitungen von Diamanten so möglich ist. Auf einem schwarz lackierten Pavé-Zifferblatt sind die in Champagnerfarben gehaltenen Totalisatoren mit einem Muster, bestehend aus schwarzem Lack und Diamanten miteinander verwoben. Die Lünette dazu ist mit 36 Diamanten im Trapezschliff besetzt.
Rolex Datejust 31
Ebenfalls eher die weiblichen Kunden wird die letzte Rolex Neuheit der Baselworld 2019 ansprechen: auch in die Rolesor Modelle der Datejust 31 erhält nun nämlich ein Next-Generation Uhrwerk Einzug: das 2236 mit einer Gangreserve von 55 Stunden.
Fazit
Mein Fazit: die Baselworld 2019 mag, bezogen auf die von Rolex präsentierten Neuheiten, vielleicht die Unspektakulärste der letzten Jahre sein, nichts desto trotz zeigen die Neuvorstellungen, wie konsequent Rolex das Produktportfolio weiter erneuert, bzw. mit der neuen Yacht-Master 42, sowie der Bicolor Sea-Dweller erweitert. Das diesjährige Fehlen eines extreme Begehrlichkeiten erweckenden neuen Stahl-Sportmodells mag enttäuschen, doch ist es auch mal schön, ein Jahr diesbezüglich etwas entspannen zu können.
Fotos: © PCS 2019
Kommentare