Ich treffe Klaus Lugmaier an Bord der Norwegian Breakaway auf dem Weg von Southampton nach New York. Das letzte Mal sah ich ihn an Bord der Norwegian Epic kurz vor dessen Jungfernfahrt. An Bord ging es damals etwas stressig zu. Heute allerdings kommt Klaus mir recht entspannt vor. Er führt mich in einen kleinen Konferenzraum auf Deck 6, kurz hinter der Rezeption. Wir sprechen über das neue Schiff, über dessen Crew, über Accessoires, Schuhe und – gute Uhren.

Klaus Lugmaier on Norwegian Breakaway

luxify: Klaus, schön, dass Du etwas Zeit hast. Was genau ist Deine Aufgabe hier an Bord der Norwegian Breakaway?

Klaus Lugmaier: Ich arbeite seit Jahren als Hotel Director bei Norwegian. Seit 2008 habe ich allerdings kein eigenes Schiff mehr sondern betreue von der Konzernzentrale in Miami aus alle Schiffe der Reederei. So reise ich von Schiff zu Schiff und unterstütze die Hotel Directors vor Ort. So natürlich auch bei Neubauten wie der Breakaway.

luxify: Seit wann bist Du an Bord und wie lange bleibst Du?

K.L.: Ich bin in Bremerhaven an Bord gegangen und bleibe bis nach der ersten regulären Bermudas Tour von New York aus. Während der Bauzeit war ich allerdings bereits etwa 8x in Papenburg und 2x in Bremerhaven auf dem Schiff.

luxify: Jetzt ist es also soweit, die erste richtige Kreuzfahrt mit echten Passagieren. Wie ist Dein Eindruck? Passt alles?

K.L.: Wir haben auf dieser ersten Fahrt etwa 2.800 Gäste mit an Bord genommen. Man startet so ein Schiff nicht gleich mit 100% Auslastung. Aber so reibungslos wie das abläuft, funktioniert das auch mit 4.000 Gästen.

luxify: Ich las kürzlich, die Breakaway sei die Epic, nur besser. Hörst Du das gerne?

K.L.: Die Epic ist ein wunderbares Schiff. Ich mag sie sehr und die Anfangsschwierigkeiten auf Grund der späten Ablieferung durch die Werft sind lange behoben. Die Epic ist sehr beliebt, speziell die europäischen Gäste lieben die Sommersaison im Mittelmeer.

luxify: Ein großer Kritikpunkt bei der Epic waren die Badezimmer. Auf der Breakaway ist man zur klassischen Nasszelle zurückgekehrt. Wird man auch die Epic diesbezüglich nachbessern oder wäre dies zu aufwendig?

K.L.: Nein, sowas ist nicht machbar. Außerdem muss man sagen, dass die Reaktionen mittlerweile auch weitgehend positiv sind. Im ersten Moment kommt es bei manchen Reisenden zu Verwirrung, weil nur ein Vorhang den Badbereich abtrennt, aber im Laufe der Reise kommen die meisten Gäste gut damit zurecht.

luxify: Ebenfalls weg ist man vom Wave Design der Balkonkabinen, welches ich eigentlich recht ansprechend fand. Die neuen Kabinen haben wieder einen traditionellen Stil. Kommt das tatsächlich so viel besser an?

K.L.: Das hängt stark von der Zielgruppe bzw. dem Alter ab. Speziell jüngeres Publikum fand das Wave Design gut. Mit dem traditionellen Stil macht man es aber letztlich fast allen recht.

luxify: Die erstmals auf der Epic eingeführten Studios für Alleinreisende hingegen haben richtig eingeschlagen. Sie sind ja hier auch auf der Breakaway wieder zu finden.

K.L.: Die Studios sind richtig klasse. So klasse, dass jetzt sogar Mitbewerber das Konzept nachbauen.

luxify: Wobei wir bei Royal Caribbean und der Quantum of the Seas wären. Dort hat man ebenfalls Studios für Alleinreisende angekündigt, allerdings sowohl als Innen- wie auch als Außenkabine. Gibt es Überlegungen, auch auf den Breakaway Plus Schiffen Außenstudios anzubieten?

K.L.: Die Breakaway Plus Schiffe kommen 2016 und 2017. Ob das Studio Konzept dort auch für Außenkabinen angewendet wird, kann ich jetzt noch nicht sagen.

luxify: Um kurz bei der Quantum zu bleiben, die Ankündigung, die Innenkabinen mittels Großbildschirmen zu virtuellen Balkonkabinen zu machen sorgte ja ein wenig für Erstaunen. Was hältst Du von diesem Konzept? Wäre das auch etwas für Norwegian?

K.L.: Das muss man sich erst einmal live anschauen und sehen, wie gut das verwirklicht wird. Man versucht ja schon lange mit großen Bildern oder dem Kanal für die Brückenkamera das Gefühl, im Schiffsinneren zu sein zu minimieren. Letztlich bleibt aber eine Innenkabine immer eine Innenkabine.

luxify: Zurück zur Breakaway, der Suitenkomplex The Haven scheint noch einmal gewachsen. Sieht so aus, als käme das Konzept gut an.

K.L.: Und wie. The Haven, das ist wie ein Schiff im Schiff. Und das zu einem absolut fairen Preis. Mit dem neuen überdachbaren Außenbereich ist ein weiteres Highlight hinzu gekommen.

luxify: Wenn ich an die erste Fahrt der Epic zurück denke, da waren Suiten noch nicht bewohnbar, da konnte man bestimmte Bereiche noch nicht nutzen. Hier auf der Breakaway scheint alles fertig zu sein. Oder gibt es doch noch ein paar offene Baustellen an Bord?

K.L.: Meyer hat wieder einmal großartige Arbeit geleistet. Hier und da sind noch kleine Schönheitsausbesserungen zu machen aber alles war zum fixierten Termin fertig. So war ausreichend Zeit, das Schiff kennen zu lernen und die Crews einzuschulen. Zeit, die bei der Epic nicht vorhanden war. 

luxify: Ich habe viele mir von der Norwegian Gem und vor allem von der Norwegian Epic bekannte Gesichter an Bord gesehen. Stellt man sich bei so einem Neubau für den Start hauptsächlich die erfahrenste Crew zusammen? Wie erfolgt da die Auswahl?

K.L.: Man kann auf so einem Schiff nicht gleich auch noch neue Crewmitglieder anlernen. Daher haben wir einen Plan erstellt, nach dem von jedem unserer anderen Schiffe jeweils ca. 10% der Crew auf die Breakaway wechseln. Auf den bisherigen Schiffen wurden die freien Stellen dann wiederum durch neue Kräfte ersetzt.

luxify: Ist es seitens der Crew eine große Umstellung, zu einem neuen Schiff zu wechseln? Wie lange dauert das Anlernen?

K.L.: Da die Crew ja sehr erfahren ist, hält sich das Anlernen in Grenzen. Jeder weiß, was er zu tun hat und wir haben in der Zeit in Bremerhaven die Abläufe mit der Crew durchgespielt. Jeden Abend haben wir ein anderes Restaurant geöffnet, die restliche Crew übernahm an diesem Abend dann die Rolle des Gastes, am nächsten Abend wurde gewechselt, ehe wir dann irgendwann alle Restaurants gleichzeitig öffneten um zu sehen, wie der Ablauf bei 1.700 Gästen gleichzeitig funktioniert.

luxify: Die Getaway, der zweite Neubau, folgt ja bereits im Januar, das heißt, im November beginnt die Überführung und anschließend die Testfahrten. Wirst Du auch dort wieder an Bord sein?

K.L.: Klar. Im November geht es los, zwei Monate testen und ich weiß jetzt schon, das wird bitterkalt.

luxify: Vier neue große Schiffe in fünf Jahren – wird man eines davon in den Sommermonaten auch in Europa stationieren?

K.L.: Da ist noch nichts entschieden. Aber denkbar wäre es schon. Die Epic ist sehr beliebt in Europa, warum also nicht?

luxify: Ganz ehrlich, welches ist Dein Lieblingsschiff?

K.L.: Das kann man so nicht sagen, denn jedes Schiff hat etwas und da ich jedes Schiff miteröffnet und geführt habe, verbinde ich mit jedem auch etwas Besonderes.

luxify: Norwegian hat ja mit dem Konzept der Freestyle Cruises und vor allem des Freestyle Dinings die ganze Branche umgekrempelt. Hattest Du damit gerechnet?

K.L.: In den 80er Jahren eröffnete ich für Royal Viking, unter der norwegischen Reederfamilie Klosters das damalige Schwesterunternehmen von NCL, das erste Bezahlrestaurant auf See. Ein Dinner hat damals 75 US-Dollar gekostet. Ein ganz schöner Preis und trotzdem schlug das Konzept ein. Für Norwegian haben wir das dann weiter ausgebaut und alle sagten, was soll das? Auf einem Schiff will man immer um die gleiche Zeit am gleichen Tisch und mit den gleichen Tischnachbarn speisen. Aber wir haben Recht behalten und heute kopieren das mehr oder weniger alle.

luxify: Neu an Bord der Breakaway ist die Waterfront, die den Restaurants auf Deck 8 jeweils ihren eigenen Außenbereich gibt. Wer kam auf diese Idee?

K.L.: Die Konzepte für neue Schiffe werden von einem ganzen Team erstellt. Jeder bringt seine Ideen mit ein und auch die Kundenbewertungen der bisherigen Neubauten haben da großen Einfluss. Mit der Waterfront bringen wir die Gäste wieder näher ans Meer. Speziell wenn das Schiff drei Tage vor Bermuda liegt, wird das ein ganz toller Platz an Bord sein.

luxify: Letzte Frage, ein wenig off-topic: bei luxify dreht sich ja einiges um Uhren und natürlich habe ich auch Deine Uhr bemerkt. Bist Du ein Uhrenfan?

K.L.: Absolut! Wenn man die ganze Zeit unterwegs auf den Meeren ist, da braucht man keine Autos, da leistet man sich lieber schöne Dinge wie diese Rolex Yacht-Master oder auch Accessoires, beispielsweise von Louis Vuitton.

luxify: Was ist Deine Lieblingsmarke bei Uhren?

K.L.: Rolex. Eindeutig.

luxify: In Deutschland las ich neulich die Diskussion ob Rolex nicht out sei.

K.L.: Schmarrn. Ich komme ja recht viel rum in meinem Job. Keine Marke ist so „in“ wie Rolex. Und zwar ausnahmslos überall auf der ganzen Welt.

luxify: Was wird Deine nächste Uhr?

K.L.: Die aktuelle Rolex GMT-Master II. Die hatte ich schon einmal und die wird es wieder werden. Für mich die beste Uhr der Welt.

luxify: Ich bemerkte auch unter den Offizieren hier an Bord eine hohe Rolex-Dichte.

K.L.: Havard, Denis, die habe ich alle angefixt. Wenn du Verantwortung über ein so großes Schiff und so viele Leute hast, dann kannst du nicht einfach irgendeine Uhr tragen.

luxify: Eine schöne Einstellung, wenn auch für deutsche Verhältnisse leider noch eher ungewöhnlich. Klaus, ich danke für das Gespräch.

Das Interview führte Percy Christian Schoeler

Foto: © Percy Christian Schoeler (PCS)

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