Ich muss so neun oder zehn Jahre gewesen sein, meine Eltern waren unterwegs, da holte ich aus Papas Schrank die großen schweren Kopfhörer raus und stöpselte sie an seine HiFi Anlage. Ich schaltete das Radio ein und begann Musik zu hören.

Natürlich war ein Sender mit klassischer Musik eingestellt, doch das war egal. Dieser intensive Sound mit den Kopfhörern war faszinierend, man war quasi mittendrin im Orchestergraben. Irgendwann suchte ich mir ein herumliegendes Holzstäbchen, keine Ahnung mehr, was genau das war, und begann zu dirigieren.

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Es muss ein gar lustiger Anblick für meine Eltern gewesen sein, der sich ihnen bei ihrer Rückkehr bot. Ihren Steppke hatten sie so wohl noch nicht gesehen.

Selbst mein Vater, der es für gewöhnlich überhaupt nicht prickelnd fand, wenn Sohnemann an seine Sachen ging, musste schmunzeln. Vielleicht dachten die beiden in dem Moment aber auch, der konservatorische Kindergarten sei doch nicht ganz umsonst gewesen und mir stünde eine Karriere als zweiter Karajan bevor.

Dem war nicht so. Sorry. Der Sohn schlug eine gänzlich andere Laufbahn ein und auch die Kopfhörer gerieten mit der Zeit in Vergessenheit.

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Musik höre ich immer noch gerne, allerdings mit schlanken In-Ears statt mit den ach so klobigen schweren Kopfhörern. Mögen die Dinger auch wieder noch so in sein, nicht mit mir!

Als ich im April auf der Suche nach interessanten Produkten für luxify war, kam mir der Momentum Black von Sennheiser unter und auch wenn ich immer noch der Meinung war, Kopfhörer seien nichts für mich, so fand ich den Momentum optisch doch recht ansprechend. Also rein damit ins Magazin.

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Meine Neugierde wurde größer und so gab ich dem Momentum, allerdings der bereits im vergangenen Jahr erschienenen klassischen Originalversion, letztlich tatsächlich eine Chance.

Als ich einige Zeit später das Paket erhielt, war ich angenehm überrascht. Wie an anderer Stelle sicher schon erwähnt, beginnt für mich ein Produkt schon bei seiner Verpackung. Die des Sennheiser Momentum ist da schon extrem gelungen. Eine sich hochwertig anfühlende schwarze Box, die mit einem Stoffband geöffnet wird. Innendrin sorgt ein weiteres Band dafür, dass der Deckel nur bis zur vorgegebenen Position aufklappt. Es kommt ein kleiner schwarzer Umschlag zum Vorschein.

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„Are you ready for a pursuit you never imagined?“ steht da drauf und ich denke mir „oooooooooh f***in‘ yes, I am!!!!“ Auf der gegenüberliegenden Seite wartet ein ovales Hardcase aus braunem (oder eher bronzefarbenem) Stoff mit grauer Trageschlaufe und Doppelreißverschluss. „Wow! Nicht schlecht.“ denke ich mir weiter und nicke zufrieden, ohne den Kopfhörer selbst überhaupt noch gesehen zu haben.

Dieser verbirgt sich, man ahnt es schon, im Hardcase und lässt mich noch zufriedener dreinschauen, ob meiner Wahl. Das Leder der Ohrmuscheln riecht angenehm, der dunkle Bronzeton der Schalen glänzt leicht metallicfarben, das grob genarbte Leder des Bügels wirkt ein wenig oldschool, ergibt aber einen schönen Kontrast. Sämtliche Schrauben, Plaketten, Embleme sind extrem präzise ausgeführt und wirken sehr technisch.

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Unter einer Klettabdeckung des Hardcase warten zwei Kabel, eines mit und eines ohne Fernbedienung für iPod / iPad / iPhone, sowie der Adapter von 3,5 auf 6,35 mm Klinke.

Überhaupt, dieser 3,5er Klinkenstecker! Auch hier finden sich die wunderschön verarbeitete Torx Schrauben wieder, die hier ein Gelenk umschließen, mit dessen Hilfe sich der Stecker den gewünschten Gegebenheiten anpasst. Sowas habe ich bisher noch nicht gesehen und ja, es gefällt mir, was ich da sehe.

Gleiches gilt für die Fernbedienungseinheit. Sie ist aus vollem Metall gefräst, sieht unglaublich hochwertig aus und fühlt sich auch so an. Jedes Titel-überspringen, jede Lautstärkekorrektur wird so zum Highlight.

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So viel Lob und wir haben noch immer nicht über die Eigenschaften des Kopfhörers selbst gesprochen. Was hier zunächst auffällt ist, wie leicht er ist. Gerade einmal 180 Gramm bringt er auf die Waage, in die Hand genommen will man nicht einmal dieses Gewicht glauben. Er wiegt – fast nichts.

Was ebenfalls auffällt, das ist die Größe der Ohrmuscheln. Sie wirken relativ klein, verglichen mit meiner Erinnerung aus der Kindheit. Gut, damals war ich selbst noch klein und insofern kann das auch eine optische Täuschung sein.

Sie ist es nicht. Die Ohrmuscheln sind in der Tat etwas zu klein, um das Ohr komplett zu umschließen. Sie liegen zum Teil auf, was sich zunächst etwas ungewohnt anfühlt. Ansonsten ist die perfekte Position schnell und einfach eingestellt.

Nach kürzester Zeit spürt man den Momentum überhaupt nicht mehr auf dem Kopf. Ein extrem angenehmes Tragegefühl stellt sich ein, welches meine gesamten Vorbehalte Kopfhörern gegenüber innerhalb von Minuten verfliegen lässt.

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Let the music play! Mein iPod ist bestückt mit einem Potpourri der guten Laune. Die Bandbreite meines Musikgeschmacks ist unter Freunden seit Jahren gleichsam gefürchtet wie legendär. „Hier, ich hab‘ Musik mit.“ – „Nee Du, lass mal….“. Egal. Hier und jetzt redet mir niemand rein und so geben sich Luciano Pavarotti, Jay-Z, Roland Kaiser und Sven Väth gegenseitig die musikalische Klinke in die Hand.

Der Sound des Sennheiser Momentum überzeugt mich auf ganzer Linie. Die Bässe sind perfekt abgestimmt, nie zu vordergründig oder gar störend. Die Mitten und Höhen kommen ebenfalls sehr fein und präzise, ich höre Details, die ich zuvor noch nie wahrgenommen habe. Faszinierend.

Ob nun Rock & Pop, Techno – so das heutzutage außer mir überhaupt noch jemand hört, Klassik oder Filmmusik, der Momentum holt aus allen Musikrichtungen einen ziemlich perfekten Musikgenuss heraus. Das macht ihn zu einem sehr guten Allround Kopfhörer, der mich bereits gewohnt geglaubte Musik zum Teil noch einmal neu entdecken lässt.

So höre ich seither beispielsweise auch wieder vermehrt klassische Musik. Und ja, durchaus möglich, dass ich dazu auch wieder ein ganzes virtuelles Orchester dirigiere. Das bleibt aber bitte unter uns!

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Der Sennheiser Momentum ist als Over-Ear in der hier gezeigten Originalversion sowie als Momentum Black zum Preis von 299 Euro (UVP) erhältlich. Neu im Programm ist die kleinere Version Momentum On-Ear, die in den vier Trendfarben, pink, green, ivory und blue zum Preis von 199 Euro (UVP) vor kurzem in den Handel gekommen ist.

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Fotos & Text: Percy Christian Schoeler (PCS) 2013

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