Regen, Regen, Regen. Keine idealen Voraussetzungen für einen Roadtrip im Cabrio (was bisher geschah, lesen Sie in Teil 1). Die nach vier Tagen folgende Passage des Fernpasses, der zwischen uns und unserem nächsten Ziel, Pontresina in der Schweiz, liegt, macht bei diesem Wetter aber mal so überhaupt keinen Spaß.
Spaß hingegen hat der Concierge des Grand Hotels, der sich meines C 63S annimmt und ihn in der Tiefgarage parkt. „Den gibt es doch noch gar nicht.“ sagt er und macht direkt mal ein paar Fotos.
Wir fachsimpeln ein wenig und er zeigt mir Bilder der anderen Autos, die er hier normalerweise so einparkt. Mercedes SLS, AMG GT (in dem übrigens der gleiche Motor, nur ergänzt um eine Trockensumpfschmierung, zum Einsatz kommt), Pagani Zonda sowie der ein oder andere farbenfrohe Italiener sind darunter. Dennoch, Rotkäppchen fasziniert ihn heute weit mehr. Ein alltagstaugliches Auto sei das. Und dieser Sound….
Der nächste Tag. Die Sonne lacht. Es gäbe da so ein paar Passstraßen hier in der Nähe, sagte der Concierge mir gestern noch, die müsse ich mal ausprobieren. Klar doch. Auf geht’s zum direkt hinter Pontresina gelegenen Berninapass.
Der Lago Bianco, der Schneeüberzogene Piz Cambrena, die Kombination von Sonnenschein und dicken Wolken, sie lassen mich die Passfahrt bei jedem Photospot unterbrechen. Und keine Unterbrechung, bei der Rotkäppchen nicht sofort umlagert wäre von anderen Auto- und Motorradfahrern.
Die technischen Daten kann ich mittlerweile schon im Schlaf aufsagen, hinzu möchte jeder „nochmal den Sound“ hören. BARENTZ! Hier in der Schweiz scheinen sie drauf zu stehen.
Zurück nach Pontresina. Es ist noch Zeit. Also weiter über St. Moritz und Silvaplana zum Malojapass. Klein aber unglaublich schön. Das Wetter – perfekt. Herz, was willst du mehr?
Vielleicht – noch mehr Passstraßen? Noch mehr Fotomotive? Morgen wieder. Denn da geht es in Richtung Bodensee. Das schafft man laut Google Maps auf der schnellsten Route in etwas über drei Stunden. Langweilig. Geht aber auch in fünf Stunden. Perfekt.
Also wieder in Richtung Silvaplana, zum Julierpass. Wie überall in der Region sind die Straßen zu der Zeit übersäht mit Baustellen. Es herrscht aber nur wenig Verkehr und dank gut überschaubarer Straßen und dem perfekten Motor unter der Haube sind auch Überholmanöver ein Leichtes.
Nach dem Julierpass würde der direkte Weg in Richtung Chur führen. Ich entscheide mich für die Route über Davos und Klosters. Eine gute Entscheidung. An anderer Stelle schrieb ich einmal über die Suche nach der perfekten Straße und die beste Ratio zwischen Geraden und Kurven.
Geht es danach, habe ich sie hier gefunden. Eine echte Traumstraße, kein Verkehr und jede Menge großartiger Panoramen. Mäßiges Wetter im Prättigau lässt mich hinter Klosters letztlich dann aber doch noch auf die schnellste (und langweilige) Autobahnroute wechseln.
Hier zeigt sich der C 63S nun von seiner anderen Seite. Der Vernünftigen. Dank Distronic Plus schwimmt er perfekt im Verkehr mit, bewahrt mich vor teuren Schweizer Strafzetteln und lenkt auch noch mit.
In den Comfort Modus gewechselt, wird auch die Segelfunktion aktiviert, die jedes Mal, geht man zwischen 60 und 160 km/h vom Gas, in Funktion tritt und den Motor vom Antriebsstrang abkoppelt. Das spart Sprit, genauso wie die Start/Stopp Automatik. So kommt der C 63S auf einen Kraftstoffverbrauch von 9,3-8,9 l/100 km nach NEFZ.
Nicht groß erwähnenswert, dass mein persönlicher Verbrauch auf Grund der Fahrweise, der vielen schönen Passstraßen und des Sport Plus Modus regelmäßig „ein wenig“ höher ausfällt.
Nach kurzem Zwischenstopp im hübschen Überlingen steht Durbach als letzte Zwischenstation des Roadtrips auf dem Plan. Der nächste Tag, das Wetter ist großartig. Ein wunderbarer Spa-Bereich lockt, einfach mal einen Tag Nichts tun nach der ganzen Fahrerei der letzten Tage.
Klingt verlockend? Normalerweise schon. Wenn aber zwei Stockwerke unter mir Rotkäppchen wartet, hat jeder Spa-Tag verloren. Und Sonne tanken, das geht schließlich auch im C 63S Cabriolet. Also auf zur großen Abschlussfahrt.
Über die A5 geht es zunächst zurück gen Süden bis zur Abfahrt Freiburg Nord. Über die B294 erreichen wir Waldkirch. Dort beginnt eine der fantastischsten Fahrstrecken, die ich in meinem bisherigen Autofahrerleben „erfahren“ durfte: die L186 hinauf zur Kandel Passhöhe.
In 12 Kilometern überwindet man 926 Höhenmeter in unzähligen Kurven und Kehren. Die Straße ist eng, gleicht einem Flickenteppich. Und sie ist Ende September – leer. Von ein paar Motorrädern und unerschrockenen Radfahrern abgesehen sind Rotkäppchen und ich allein auf der Strecke.
So wunderbar die bisherigen Passstrecken auch waren, das hier ist die Königsklasse. Das ist einfach nur unglaublich. Kann Autofahren glücklich machen? Wer würde das jetzt noch anzweifeln? Ich nicht.
Von der Kandel Passhöhe führt mich mein Weg weiter über L 186, L 127 und L 128 zur B 31. Nun stehen noch Hinterzarten, der Titisee und der Feldberg an, ehe es über die ebenfalls großartige L 126 und L 124 zurück nach Freiburg und zur A5 geht. Was für ein Trip!
Die Rückreise in den Rheingau ist geprägt von deutscher Autobahn-Realität. Baustellen und Staus, zumindest aber scheint die Sonne. Dach auf, Distronic Plus an und sich „chauffieren lassen“. Bei geringer Geschwindigkeit geht das ohne eigenes Zutun, darüber hinaus verlangt das Auto zumindest ab und an eine Hand am Lenkrad. Ist ja auch besser so.
Zeit, sich ein wenig im Fahrzeug selbst umzuschauen. Wichtigstes Accessoire ist natürlich die hübsche IWC Uhr im Armaturenbrett. Ansonsten ist Rotkäppchens Ausstattung allerdings nicht allzu üppig ausgefallen. So fehlen beispielsweise das potente Burmester Soundsystem (wobei, wozu auch? Das potenteste „Soundsystem“ ist mit Motor und AMG Performance Abgasanlage ja eh schon an Bord), Keyless Go, Sitzklimatisierung oder leider auch ein Head-up Display.
Ziemlich voll ausgestattet allerdings ist es bei den elektronischen Helferlein (Fahrassistenz-Paket-Plus, Park Paket mit 360° Kamera, Command Online und Media Interface), bei der Sicherheit (AMG Keramik Hochleistungs-Verbundbremse, Fondsicherheitspaket und LED Intelligent Light System) und bei der Optik.
Hier seien insbesondere die gigantischen 19″ bzw. 20″ AMG Performance Schmiederäder, das AMG Night Paket und die AMG Carbon Pakete Exterieur I & II erwähnt. Scharf schaut’s aus, das Rotkäppchen. Oder etwa doch der böse Wolf – in Selenitgrau Metallic?
So oder so, auch der schönste Roadtrip ist irgendwann einmal zu Ende. Es ist Montag früh, die zwei Wochen mit dem C 63S Cabriolet, sie sind vorbei. Doch einmal, einmal geht noch. Einmal noch Brötchen holen fahren. Aber auf dem ganz langen Weg. Einmal noch diesen Sound hören, dieses BARENTZ! Einmal noch die Kraft spüren. Es muss einfach sein.
Mein Fazit: Rotkäppchen oder der böse Wolf? Nach zwei Wochen und rund 2000 Kilometern mit AMGs offener C-Klasse steht fest: das Mercedes-AMG C 63S Cabriolet hat beides drauf. Kompakte Größe, gepaart mit abartiger Power, machen den C 63 S zum perfekten Kurvenräuber, zum idealen Begleiter für Passstraßen, ja wer will sogar für die Rennstrecke. Genauso gut lässt es sich in ihm aber auch einfach ganz gemütlich cruisen. Lange Autobahnfahrten meistert er mit Bravur und ohne seine Insassen zu ermüden. Ein perfektes Allround-Fahrzeug also, das einfach verdammt viel Spaß macht.
Das Mercedes-AMG C 63 Cabrio hat als S-Modell einen Listenpreis von 91.689,50 Euro. „Rotkäppchen“, mein Testwagen, bringt es inklusive der verbauten Sonderausstattungen auf 110.865,- Euro.
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016
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