Der Red Dot Design Award ist eine der wichtigsten internationalen Auszeichnungen für Produkt Design. Seit 1955 werden mit ihm die besten Produkte des Jahres gekürt. Eine dem „Code of Honour“ verpflichtete Jury, bestehend aus unabhängigen Gestaltern, Design-Professoren und Fachjournalisten, bewertet dabei die Einreichungen.

Luxify Review Fraktaloid Tobias Ueberschaer

Hersteller und Designer können industrielle Produkte derzeit in 49 Kategorien anmelden. Im Bereich Schmuck nahm Tobias Ueberschaer in diesem Jahr zum ersten Mal am Red Dot Award: Product Design teil und konnte mit seiner Schmucklinie „Fraktaloid“ sofort einen Sieg davontragen.

Fraktoloid holt den Red Dot Design Award

Fraktaloid ist eine Serie ganz besonderer Ringe, in der Architektur auf Goldschmiedekunst trifft. Aktuell besteht sie aus 5 Modellen. Für das außergewöhnliche Design geht Tobias Ueberschaer gänzlich neue Wege. Luxify sprach mit dem Goldschmiedemeister, den wir hier (Link) schon näher vorgestellt haben.

Luxify Review Fraktaloid Tobias Ueberschaer

Tobias, zu allererst einmal Herzlichen Glückwunsch zum Red Dot Design Award. Wofür steht für Dich der „Red Dot“?

Vielen lieben Dank! Für mich ist der Red Dot der einzige ernstzunehmende Designpreis, den ich in meinem Metier erreichen kann.

„Einzig ernstzunehmender Designpreis“

Wie kamst Du auf die Idee, überhaupt an den Awards teilzunehmen?

Gute Frage. Ich bin nicht besonders kompetitiv. Meine Zeit beim Laufen interessiert mich ebensowenig wie die dazugehörigen Ranglisten, ich bin Individualsportler und hab mich noch nie irgendeiner Jury gestellt. Aber hier kam, nachdem die Kollektion geboren war und irgendwie spannende Auswüchse annahm, die Idee auf, doch mal am Red Dot teilzunehmen. Die war plötzlich da – ich wünschte, ich hätte mir gemerkt, wann und woher. Irgendwann kam mein guter Freund Andreas – einer der ersten Käufer der Serie – auf mich zu und meinte, daß er jetzt echt lang recherchiert hätte und nichts vergleichbares in der Richtung auf dem Markt finden konnte. Da wußte ich, daß ich wohl ganz gute Chancen habe.

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Was genau bedeutet die nun erfolgte Auszeichnung für Dich?

Meine Frau ist studierte Diplomdesignerin. Ihre ganzen Freundinnen auch. Die rümpfen immer bissi die Nase über schnöde Meister wie mich, die ja nur Handwerk machen und von Design eigentlich nix verstehen. Seit ich aber der einzige von denen bin, der jemals erfolgreich am Red Dot teilgenommen hat, bin ich für meine Frau hybrisbedingt noch schwerer erträglich als sonst.

Luxify Review Fraktaloid Tobias Ueberschaer

Was mich tatsächlich ein wenig stolz macht: der Red Dot ist was für die Großen. Hier treten Institutionen an, die sich tagein, tagaus mit Design beschäftigen, die Designer und Gestalter am Start haben, mit den Hochschulen kooperieren, die entsprechenden Rechner und Maschinenparks haben und ganz anders entwerfen und konzipieren. Da kommt dann der Dorfi dazwischen, der ne Idee auf dem Hochsitz hatte. Das ist ein bißchen so, als wenn man mit dem Mofa auf der Autobahn fährt. Aber der Idee ists nun mal egal, wer sie hat. Und abgesehen davon: Ideen per se sind wenig wert. Die Ausarbeitung ists. Und hier habe ich meine Bordmittel offensichtlich ganz gut genutzt.

„der Red Dot ist was für die Großen“

Hast Du die Fraktaloid Serie speziell für die Teilnahme an den Red Dot Awards entworfen oder entstanden die Designs schon vorher?

Die Designs entstanden vorher, ohne jeden Plan.

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Was hat Dich bei dieser Serie inspiriert? Was macht sie so besonders für Dich? Welche Idee steckt hinter Fraktaloid?

Eine gute Freundin hat mir vor einigen Jahren das Buch „Der Streik“ Von Ayn Rand geschenkt. Spannende Lektüre, entstanden in den 50ern und eine glühende Liebeserklärung an Fortschritt und Entwicklergeist. In dem Buch gibt es eine Passage, in der ein genialer Konstrukteur eine atemberaubend elegante, perfekt konstruierte Brücke aus einem besonderen Metall baut und diese zum ersten mal mit einem sehr schnellen und sehr schweren Zug überquert, um seinen Zweiflern ihre Tauglichkeit zu beweisen. Hieraus entsprang – direkt bei der Lektüre – die Vision für die Ringe. Der Rest war dann eine etwa 2 Jahre dauernde Entwicklungsarbeit, aus der mehr und mehr die preisgekrönte Kollektion entstand.

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„die männlichsten Ringe, die er je gesehen habe“

Für mich ist das komplettes Neuland. Ich bin wie gesagt Goldschmiedemeister und beschäftige mich seit über 2 Jahrzehnten mit der Fertigung von Unikatschmuck. Eigentlich kann unsereins garnicht die Arbeit leisten, eine Designkollektion zu entwerfen. Wir hangeln uns von Einzelstück zu Einzelstück und mit etwas Glück ist retrospektiv sowas wie eine Handschrift erkennbar. Hier mußte ich alles über Bord werfen. Die Ringe sind von Hand nicht oder zumindest nur mit größter Mühe zu fertigen. Die Techniken, per CAD zu entwerfen sind natürlich nicht neu, auch für mich nicht. Aber bislang nutzt meine Branche diese Möglichkeiten fast nur, um altbekanntes Handwerk zu emulieren und um Zeit zu sparen.

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Ich wollte aber die Möglichkeiten der neuen Techniken ausreizen für Schmuckstücke, die anders einfach nicht herstellbar wären. Unterschneidungen, Durchbrüche, perfekte Winkel, federleichte Konstruktionen, die dennoch die statischen Anforderungen an ein täglich zu tragendes Schmuckstück erfüllen. Auch die Oberflächen behalten ihre fertigungstypische Struktur bei. Ich will ja garnicht verbergen, daß ich neue Technik nutze. Bei den Fertigungs- und Gußprozessen entsteht eine unglaublich elegante und lebhafte, leicht rauhe Oberfläche. Diese möchte ich feiern, nicht verstecken. Ein guter Freund meinte neulich: die Fraktaloide seien die männlichsten Ringe, die er je gesehen habe. Das fand ich cool.

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Hast Du einen persönlichen Favoriten innerhalb der Serie?

Nein, ich mag sie alle. Es ist aber auch so, daß es nur vielleicht jeder 10. Entwurf tatsächlich in die Kollektion schafft. Viele Varianten wurden wieder verworfen und werden es immer noch. Im Vordergrund stehen natürlich die seriellen Stücke. Aber auch die Einzelstücke, die speziell für den jeweiligen Stein angefertigt werden, gefallen mir – auch wenn sie dem Sinn und Zweck der seriell angelegten Kollektion eigentlich widersprechen. Aber ich komm nun mal aus dem Unikatschmuckbereich und die Steine, die ich mag, gibt es nur als Einzelstücke.

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Planst Du, die Serie in Zukunft noch weiter auszubauen? Welche Ergänzungen könntest Du Dir vorstellen?

Ich bau die so lange aus, so lange mir was dazu einfällt. Es ist auch sicher so, daß mir der Red Dot andere Türen öffnet. Mal sehen, wie sehr ich die Idee skalieren kann.

Fraktaloid Special Edition kommt mit kleinem Rubin

Wird es „zur Feier des Tages“ auch eine Art Sonderserie geben?

Ja. Die nächsten 100 Fraktaloide werden einen kleinen Rubin in die Innenseite bekommen. Nicht sichtbar, wenn getragen, aber eben da – als Hommage an den Red Dot.

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Wie individuell lässt sich der eigene Fraktaloid Ring gestalten? Wo liegen die Grenzen beim von Dir gewählten Herstellungsverfahren?

Da ist echt viel möglich. Wir können die Breite von 5-12 mm variieren und die Dicke von etwa 1.8 bis 4 mm. Von Hand wäre das eine Katastrophe, am Rechner ist das einfach einmal hochziehen. Das macht die Ringe übrigens vergleichsweise preiswert – ebenso die Tatsache, daß sie doch recht leicht sind.

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Wie kamst Du überhaupt auf die Idee, diese neue Technologie anzuwenden?

2 Dinge: erstens führt in unserer Branche heute kein Weg mehr daran vorbei. Wir bilden aus, da hat es wenig Sinn, den kommenden Fachkräften vorzugaukeln, daß wir immer noch mit 6000 Jahre alten Techniken arbeiten. Diese muß man beherrschen, die neuen aber eben auch. Zweitens: wir steuern in einen massiven Fachkräftemangel rein. Die Azubi-Zahlen sind schwer rückläufig, es wird immer schwerer, wirklich gutes Personal zu bekommen. Da bin ich ganz pragmatisch froh drüber, eine Serie zu haben, die ohne viel Handarbeit auskommt.

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Aktuell bietest Du die derzeit fünf Modelle ja in klassischem Gelbgold, Rotgold oder Platin an. Welche Materialien könntest Du Dir noch vorstellen?

Wir experimentieren mit Titan und diversen Edelmetallen, außerdem könnte ich mir Metalle wie Tantal vorstellen. Vielleicht Stahl, eher kein Silber. Aber hier ist die Technik noch in den Kinderschuhen.

Fraktaloid-Serie wird ausgebaut

Ist die Teilnahme am Red Dot Design Award für Dich eher sowas wie eine einmalige Sache oder willst Du zukünftig öfter teilnehmen?

Das weiß ich noch nicht. Wenn die Idee da ist, wird etwas passieren. Vielleicht ist mein nächstes Ziel ja kein Award, sondern eine dauerhafte Ausstellung in einem der wichtigen Schmuckmuseen.

Weitere Informationen

Mehr zur Fraktoloid Serie von Tobias Ueberschaer gibt es unter www.fraktaloid.de. Alles zum Red Dot Design Award auf www.red-dot.org.

Luxify Review Fraktaloid Tobias Ueberschaer

Hinweis zur Transparenz

Tobias Ueberschaer ist Kooperations- und Werbepartner von Luxify.

Fotos: © Tobias Ueberschaer

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