Einige äußerst spannende Uhren bekam ich in diesem Jahr zu Gesicht, nicht alle konnte ich bislang hier auf luxify vorstellen. Im Falle der Glashütte Original Senator Cosmopolite möchte ich das heute aber endlich einmal nachholen. Mit einem etwas ausführlicheren Review. Genau rechtzeitig übrigens, denn die Auslieferung der in Rot- und Weißgold erhältlichen Modelle hat gerade erst begonnen.

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Zugegeben, Armbanduhren, die eine zweite Zeitzone anzeigen können, sind so ungewöhnlich schon lange nicht mehr. Kaum eine Manufaktur, die kein GMT Modell im Programm hat. Spätestens, reist man aber in eines der Länder, deren Lokalzeit sich um eine halbe Stunde von anderen unterscheidet, kommen die meisten von ihnen an ihre Grenzen.

Mit der Senator Cosmopolite sah sich Glashütte Original der Herausforderung gegenüber, eine Uhr zu entwickeln, die auch in „ungeraden“ Zeitzonen die exakte Lokalzeit anzeigt – und dabei die korrekte Heimatzeit beibehält. So bringt es die Cosmopolite nicht etwa auf 24, sondern auf ganze 37 Weltzeitzonen.

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Die zentralen Poire-Zeiger für Stunde und Minute, die Tag/Nacht Anzeige bei der 9 und das charakteristische Großdatum zeigen immer die jeweilige Ortszeit an, während die Heimatzeit auf dem großen Hilfszifferblatt bei der 12 abzulesen ist.

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Die Idee hinter der Senator Cosmopolite ist genial, das System im Grunde denkbar einfach zu handhaben. Allerdings muss man sich zumindest einmal mit der Grundeinstellung beschäftigen.

Mit Hilfe der Krone bei der 2 wird zunächst die Heimatzeit im Hilfszifferblatt bei der 12 eingestellt. Achten sollte man dabei auf den kleinen Punkt, der für die Tag/Nacht Anzeige der Heimatzeit zuständig ist. Ist der Punkt schwarz, haben wir Nacht daheim, ist er weiß, Tag.

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Als Nächstes wird mit der Krone bei der 4 die zweite Zeitzone eingestellt, sinnvollerweise zunächst erst einmal ebenfalls die Heimatzeit. Auch hier muss man auf die Tag/Nacht Anzeige, diesmal die Große bei der 9, achten. Ist die Zeit eingestellt, muss man der Uhr letztlich nur noch mitteilen, in welcher Zeitzone sie sich befindet.

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Dazu finden sich auf dem hübschen Zifferblatt zwei weitere Fenster bei der 8. Mit der ebenfalls bei der 8 befindliche Krone dreht man nun so lange, bis die richtige Zeitzone (benannt sind diese nach den IATA Codes der bedeutendsten Flughäfen) im richtigen Fenster zu sehen ist.

Das „richtige“ Fenster, das hängt davon ab, ob gerade die Sommerzeit (DST = Daylight Savings Time) oder die Winterzeit (STD = Standard Time) herrscht. Ist beispielsweise FRA (für Frankfurt, also die Mitteleuropäische Zeit) im STD-Fenster zu sehen, so hat man die Cosmopolite korrekt auf unsere heimische Winterzeit eingestellt.

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Das klingt kompliziert, ist aber, hat man es einmal verinnerlicht, ziemlich einfach und auch logisch. Ist die Uhr dann eingestellt, ist der Zeitzonenwechsel denkbar simpel. Reist man gen Osten, dreht man die Krone bei der 4 so lange im Uhrzeigersinn, bis der IATA-Code der gewünschten Zeitzone im korrekten Fenster angezeigt wird, reist man gen Westen, dreht man entgegen dem Uhrzeigersinn.

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Neben den 24 Zeitzonen, die in vollen Stunden von der Greenwich Mean Time (GMT) abweichen und die in schwarz gedruckt sind, zeigt die Senator Cosmopolite auch die zehn Zeitzonen an, die sich um eine halbe Stunde unterscheiden und die in blau gehalten sind, sowie – in rot – drei weitere Zeitzonen, die um eine Dreiviertelstunde abweichen (und von deren Existenz ich bislang ehrlicherweise noch nicht einmal wusste).

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Das Reisen durch die Zeitzonen, das Erleben, wie die Zeiger im Viertelstundentakt „tanzen“, das macht schon Spaß ohne dass man die eigenen vier Wände überhaupt verlassen hat. Auf einer richtigen Reise ist das System von Glashütte Original äußerst praktisch und absolut narrensicher. Ein Blick und man weiß, ob die Zeit korrekt ist. Einzig, ob im Zielland gerade Sommer- oder Winterzeit ist, die Information benötigt man noch.

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Antrieb dieser äußerst sinnvollen Komplikation ist das neue Automatikkaliber 89-02, welches natürlich in der eigenen Manufaktur in Glashütte in Sachsen entwickelt wurde. Es besteht aus über 400 Einzelteilen, hat eine Gangreserve von 72 Stunden, die über ein Fenster innerhalb der Heimatzeit ablesbar ist, und schlägt mit 28.800 Halbschwingungen.

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Durch den Saphirglasboden lässt sich der dezentrale Rotor bei seiner Arbeit beobachten. Das Werk ist mit dem Glashütter Streifenschliff verziert, die Schrauben sind gebläut, der Unruhkolben zweifarbig und von Hand graviert.

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Die Senator Cosmopolite kommt im hübschen 44 Millimetergehäuse und ist in 18 Karat Weißgold oder 18 Karat Rotgold erhältlich. Beide Versionen schmückt ein lackiertes Zifferblatt mit Silberkörnung und gebläuten Zeigern. Das Rotgold Modell ist mit einem mattschwarzen, das Weißgoldmodell mit einem blauen Louisiana Alligatorlederband mit passender Faltschließe ausgestattet.

Erhältlich sind die beiden Modelle zunächst in den Glashütte Original Boutiquen, ab Anfang 2016 dann auch bei den Konzessionären. Die Preisempfehlung liegt bei 36.500 Euro (Rotgoldmodell) bzw. 38.000 Euro (Weißgoldmodell). Weitere Informationen gibt es auf glashuette-original.com.

 

Fotos: © Glashütte Original (6), PCS (5)
Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015

 

 

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