Schon in frühester Schulzeit blickte ich immer neidisch auf einige meiner Klassenkameraden. Jene nämlich, welche eine schöne Handschrift ihr Eigen nennen konnten. Mir hingegen wurde bereits frühzeitig eine – Zitat – „Sauklaue“ attestiert. Doch Zeit und technischer Fortschritt sollten in den nun folgenden Jahrzehnten mein Verbündeter werden. Erst war da der PC, dann auch noch die mobilen Endgeräte – zum Stift muss ich heute nur noch selten greifen.
Müsste ich zumindest. Und dennoch schreibe ich immer noch recht viel mit der Hand. Meist sind das Notizen, die sowieso nur ich selbst lesen muss und wohl auch nur ich entziffern könnte.
Dienten jahrelang vorwiegend Werbekulis als bevorzugtes Schreibmittel, entdeckte ich irgendwann dass es, parallel zu den geliebten Uhren, ja auch hier „mehr“ gibt. Der Stift, ob nun Füllfederhalter, Kugelschreiber o.ä. ist eines der wenigen hochwertigen Accessoires, die ein Mann bei sich trägt und da darf es dann doch auch gerne etwas sein, an dem man sich bei jedem Gebrauch aufs Neue erfreut.
Auf meiner Suche nach dem adäquaten Schreibgerät fand ich, neben den „üblichen Verdächtigen“, bei Graf von Faber-Castell zwei äußerst schöne Linien. Eine davon ist die Classic Edition und hier insbesondere die Modelle mit Edelholzeinsatz aus Grenadill.
Grenadill ist ein Hartholz der Palisanderfamilie (bei Freunden des Lounge Chairs von Charles & Ray Eames macht es spätestens hier ‚klick‘), sehr fest und strapazierfähig. Für die Schreibgeräte von Graf von Faber-Castell wird das dunkelbraune, fast schwarze Holz kanneliert.
Die Haptik der Holzschäfte ist einfach herrlich und eine wunderbare Alternative zu den sonst meist eingesetzten Edelharzen. Es fühlt sich angenehm warm und griffig an, die Stifte liegen, nicht zuletzt durch das recht hohe Gewicht, sehr satt in der Hand.
Die Kollektion umfasst neben dem Füllfederhalter auch einen Kugelschreiber, Druckbleistift, sowie einen Tintenroller, der mir für dieses Review allerdings nicht vorlag.
Neben Grenadill gibt es die Edition Classic übrigens auch noch in zwei weiteren Holzversionen, Pernambuk und Ebenholz, sowie komplett platiniert und in Sterlingsilber.
Was an den Grenadill Modellen direkt auffällt, das sind die ganz leicht variierenden Farbnuancen der Stifte. Klar. Holz ist halt ein Naturprodukt und dadurch jeder Stift ein Unikat. Das Grenadillholz wirkt je nach Lichteinfall mal fast schwarz, dann wieder tief satt dunkelbraun, die feine Maserung äußerst edel.
Perfekt dazu: die platinierten Kappen, Spitzen und Endstücke. Sie wirken vom Farbton her ein wenig wie Weißgold, was wirklich hervorragend zur Farbe des Holzes passt. Schön auch die vielen Details und Gravuren wie etwa das Graf von Faber-Castell Logo oder die Riffelungen der Endstücke.
Die Verarbeitung ist wie erwartet auf sehr sehr hohem Niveau. Einzig an der Aufnahme des Clips (diese sind übrigens bei allen Classic Modellen federnd gelagert) des Füllfederhalters findet man mit der Lupe (!) ein paar kleine Dints, was aber auch einfach daran liegen kann, dass das Testexemplar nicht mehr ganz fabrikneu war.
Davon abgesehen sind sowohl Holz- wie Metalleinsätze über jeden Zweifel erhaben und vermitteln das Gefühl, hier etwas für die Ewigkeit in Händen zu halten.
Mein Fazit: in Graf von Faber-Castells Edition Classic Linie findet man einige ausgesprochen schöne Schreibgeräte. Die Grenadill Version besticht durch ihr edles Aussehen und einen angenehmen Schreibkomfort. Wunderschöne Schreibgeräte, die man eben nicht an jedem Konferenztisch gleich dutzendfach sieht.
Dürfte ich mir etwas wünschen, dann wäre das allerdings noch eine zusätzliche, etwas größere, XL Variante.
Der Füllfederhalter ist zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 495 Euro im Fachhandel erhältlich, Kugelschreiber und Drehbleistift liegen bei jeweils 295 Euro, der Tintenroller kostet 365 Euro. Weitere Infos unter graf-von-faber-castell.de.
Ach so. Zu einem sind allerdings auch diese schönen Stücke nicht in der Lage. Meine Handschrift leserlicher zu machen. Sauklaue bleibt eben Sauklaue. Und so wurde dann auch dieser Testbericht doch wieder am MacBook geschrieben. Besser ist das wohl. 😉
Fotos & Text: © PCS 2015
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