Die „Uhren des Jahres“ – auch wenn meteorologisch bereits der Herbst begonnen hat und die ersten Dominosteine so langsam ebenfalls schon in den Supermarktregalen zu finden sein dürften, erscheint mir der Zeitpunkt für Jahresrückblicke dann doch noch etwas zu früh.

Die Uhr des heutigen Reviews allerdings, das ist kein Geheimnis, wird am Jahresende in meiner ganz persönlichen Top-Liste ziemlich weit oben zu finden sein. Sie war eine der großen Überraschungen der Genfer Messe und geht mir auch knapp acht Monate später nicht aus dem Kopf.

Mit drei neuen Modellen bereicherte Jaeger-LeCoultre dieses Jahr seine Master Linie (eine Übersicht über die Neuheiten findet sich hier). Allen drei gemein: ihre sogenannten Sector Dials, in drei Sektoren unterteilte, versilberte Zifferblätter mit aufgedruckten Ziffern und Indexen, ergänzt mit blauen Details.

Eines dieser drei Modelle hat mich direkt auf den ersten Blick ganz besonders begeistert: der Master Chronograph, Referenz 1538530. Mit 40 Millimetern Durchmesser und einer Höhe von nur 12,1 Millimetern hat er eine perfekte Größe, das seitlich fein satinierte, in der Draufsicht polierte Gehäuse wirkt zeitlos und extrem elegant.

Von jenen drei SIHH Neuheiten der Master Linie kommt der Chronograph mit dem harmonischsten Blatt daher, perfekt ausbalanciert ist es, wirkt extrem aufgeräumt. Je nach Lichteinfall heben sich die drei Sektoren des versilberten Blattes mal mehr, mal weniger voneinander ab – ein äußerst spannendes Schauspiel. Die Tachymeter-Skala und weitere in blau gehaltene Details lassen die Uhr sehr frisch wirken.

Die ebenfalls blauen Zeiger haben genau die richtige Länge, um an die jeweiligen Indexe heranzukommen, die feine Skelettierung sorgt jederzeit für eine optimale Ablesbarkeit der gewünschten Zifferblattinformationen.

Jederzeit? Nun – zumindest, so lange es hell ist. Und damit kommen wir zu einem Kritikpunkt, den ich im Nachgang des SIHH gerade von Seiten unserer Foren-Community immer mal wieder gehört habe: „Schöne Uhr, nur die Leuchtmasse fehlt.“

Klar, mit entsprechend gefüllten Zeigern und Leuchtpunkten am Rehaut wäre der Master Chrono sicherlich noch ein Stück alltagstauglicher. Doch je mehr ich darüber nachdenke: eine solche Änderung würde das extrem klare Design der Uhr auch irgendwie ein Stück weit stören.

Mit für das klare Design verantwortlich ist sicher auch der Verzicht auf eine kleine Sekunde. So verfügt der Master Chronograph über lediglich zwei Hilfszifferblätter: einen 30-Minuten-Zähler bei 3 Uhr und einen 12-Stunden-Zähler bei 9 Uhr.

Wem diese Anordnung vom Deep Sea Vintage Chronograph bekannt vorkommt – korrekt. Beide Uhren teilen sich das Jaeger-LeCoultre Manufakturkaliber 751G mit automatischem Aufzug, 28.800 Halbschwingungen und 65 Stunden Gangreserve.

Ein wenig schade, und das ist denn auch mein persönlich einziger Kritikpunkt an dieser Uhr: statt eines Rückendeckels mit Saphirglasfenster verbaut Jaeger-LeCoultre beim Master Chrono einen Stahlboden. Dieser ist mit vier Schrauben gesichert und trägt so mit zur Wasserdichtigkeit von 5 bar bei. Der Boden ist durchaus hübsch verziert, dennoch – ein Blick auf das darunter befindliche Meisterwerk wäre gerade beim Chrono meines Erachtens eine schöne Ergänzung.

Ganz ohne Kritik hingegen: der Preis. Mit 8.250 Euro ist die 1538530 eine echte Occasion! Geliefert wird der Master Chronograph, wie seine beiden Schwestermodelle, an einem sehr hübschen blauen Alligator-Lederband mit Stiftschließe.

Mein Fazit: Mit dem Master Chronograph ist Jaeger-LeCoultre eine sensationell schöne Uhr gelungen. Eine Uhr, die wirklich rundum überzeugen kann, sei es in der zeitlosen Optik, der feinen Technik oder dem fairen Preis. Meine ganz persönliche „Uhren des Jahres“ Liste – kein Wunder also, dass ein Spitzenplatz bereits seit Januar ganz fest vergeben ist.

Datenblatt

  • Modell: Jaeger-LeCoultre Master Chronograph, Ref. 1538530
  • Gehäuse: 40 mm, Edelstahl, wasserdicht bis 5 bar
  • Armband: Alligator-Leder, Dornschließe
  • Uhrwerk: Manufakturwerk, Kaliber Jaeger-LeCoultre 751G, Automatik, Chronograph, 28.800 A/h (4 Hz), 65 Stunden Gangreserve
  • Preis: 8.250 Euro (Deutschland) bzw. 8.300 Euro (Österreich)

 

Fotos: © Jaeger-LeCoultre (1), PCS (12)
Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017

 

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