Audemars Piguet Royal Oak, Patek Philippe Nautilus und Vacheron Constantin Overseas – für viele Uhrenliebhaber sind dies die drei Inbegriffe des unverkennbaren Uhrendesigns der 70er Jahre. Uhren, die die Handschrift Gerald Gentas tragen.

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Vacheron Constantin Overseas extra flach, Jahrgang 2016

Einzig: was die Overseas angeht, stimmt das in Wahrheit gar nicht. Denn das erste Modell von Vacheron Constantins luxuriöser Sportuhr erschien erst im Jahre 1996. Die Formsprache übernahm die Overseas damals allerdings wirklich von einem Modell der 70er Jahre, dem Modell 222. Doch nicht Gerald Genta war der geistige Vater jener Uhr, sondern Jorg Hysek.

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Qual der Wahl? Bei den neuen Overseas sind gleich drei Bandvarianten dabei.

Genug Geschichte. Springen wir ins Jahr 2016 und somit zum 20-jährigen Bestehen der Overseas. Wenn man ehrlich ist, so wirklich viel Neues hat man aus den letzten Jahren nicht in Erinnerung. Zeit also, dass sich das ändert. Und zwar ganz gewaltig.

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Vacheron Constantin Overseas Chronograph 5500V/110A-B148

Zum SIHH 2016 reiste die Manufaktur aus Plan-les-Ouates mit fünf neuen Modellen an. Alle Modelle verfügen über Manufakturkaliber und sind nun mit der Genfer Punze, einem der berühmtesten Gütesiegel der Uhrmacherei, versehen.

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Das Genfer Siegel

Auffälligstes Modell ist wohl der Overseas Chronograph mit Automatik-Kaliber 5200. Zwei Federhäuser sorgen für eine Gangreserve von gut 50 Stunden, ein Weicheisenkäfig soll das Werk vor Magnetfeldeinflüssen schützen.

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Letzteres ist etwas schwer nachvollziehbar, denn der Overseas Chronograph hat einen Saphirglasboden, der Weicheisenkäfig ist somit zur Rückseite hin offen. Wie das funktionieren soll – man darf gespannt sein.

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Der Rotor aus 22-karätigem Gold ist mit einer Windrose verziert

Egal. Jedwede Skepsis verfliegt sofort, erblickt man das Zifferblatt. Dieses ist blau, verfügt über einen Sonnenschliff, ist aber ebenfalls mit durchscheinendem blauem Lack überzogen. Das Ergebnis ist wahrlich atemberaubend.

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Das Blatt hat eine solche Tiefe, es ist kaum in Worte zu fassen. Ein sattes Blau, ein unglaubliches Blau. Atemberaubend. Ich weiß, ich wiederhole mich.

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Das Gehäuse des Overseas Chrono, Referenz 5500V, misst 42,5 Millimeter und ist, dank verschraubter Drücker, bis 15bar wasserdicht.

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Geliefert wird der Chrono, den es auch mit silberfarbenem Blatt gibt, mit drei Bändern: Stahlarmband, Lederband und Kautschukband. Neben der Stahlversion gibt es den Overseas Chrono ebenso in Roségold, dann mit Leder- und Kautschukband.

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Vacheron Constantin Overseas Chronograph 5500V/000R-B047

Die Bänder. Wen der neue Overseas Chrono nicht schon mit dem Blatt überzeugt hat, der wird spätestens an diesem Punkt anerkennend nicken. Denn mit der neuen Kollektion präsentiert Vacheron Constantin ein neues Bandwechselsystem.

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So lässt es sich binnen Sekunden zwischen Edelstahl-, Kautschuk- oder Lederband wechseln. Einfach die Entriegelung an der Unterseite lösen und das Band nach oben herausziehen. Neues Band von oben einsetzen und drücken, bis es merkbar einrastet.

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Für Kautschuk- und Lederband wird eine eigene Doppelfaltschließe mitgeliefert. Auch hier gelingt der Wechsel ohne Werkzeug. Band in der Schließe um 180° drehen und abziehen. Fertig. Genial.

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Ebenfalls bemerkenswert: das Stahlband verfügt über eine beidseitig ausziehbare Feinverstellung an der Schließe. Einfach an der jeweiligen Bandhälfte ziehen, schon fährt die Komfortverlängerung aus.

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Sensationell verarbeitetes Band im Malterserkreuz-Design mit polierten inneren Winkelflächen

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Ideal für den Sommer: Bandverlängerung, hier in beidseitig ausgefahrenem Zustand

Features, die natürlich auch die „normale“ Overseas, Ref. 4500V mitbringt. Auch sie gibt es mit blauem oder silberfarbenem Blatt, auch sie wird standardmäßig mit allen drei Bandvarianten geliefert und auch sie gibt es in Roségold, dann allerdings ohne Metallband.

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Vacheron Constantin Overseas 4500V/110A-B126

Das Gehäuse der Overseas ist mit 41 Millimetern etwas kleiner als das des Chrono, wasserdicht ist es aber ebenfalls bis 15bar und auch hier haben wir die – sagen wir ungewohnte – Kombination aus Weicheisenkäfig und freier Sicht auf das Werk durch einen Saphirglasboden. Das Automatik-Werk hört auf den Namen Kaliber 5100, ist ebenso mit zwei Federhäusern ausgestattet, die Gangreserve liegt hier aber bei über 60 Stunden.

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Mit der Referenz 2305V bietet Vacheron Constantin die Overseas auch in einer kleinen Version für Damen an. Im 37-Millimeter-Gehäuse aus Edelstahl oder Roségold verrichtet das Automatik-Kaliber 5300 seinen Dienst.

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Kommen wir zu den beiden letzten neu vorgestellten Overseas Modellen und damit zu einer echten Sensation. Hinter der Referenz 2000V verbirgt sich die Vacheron Constantin Overseas extra-flach. Gerade einmal 7,5 Millimeter ist das Gehäuse hoch, angenehme 40 Millimeter misst es im Durchmesser.

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Vacheron Constantin Overseas extra-flach 2000V/120G-B122

Möglich wird diese geringe Bauhöhe durch das 2,45 Millimeter flache Uhrwerk vom Kaliber 1120. Dieses Uhrwerk ist eines der ikonischsten überhaupt. Denn es wurde in den vergangenen Jahrzehnten von drei der besten Manufakturen überhaupt genutzt: Audemars Piguet, Patek Philippe und eben Vacheron Constantin.

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Audemars Piguet verbaut das dort Kaliber 2120/2121 genannte Werk bis heute in seiner Royal Oak „Jumbo“, Ref. 15202, bei Patek Philippe kam es als 28-255 in der Nautilus zum Einsatz. Entwickelt aber wurde das Uhrwerk bereits Mitte der 60er Jahre durch Jaeger-LeCoultre als damals flachstes Automatik-Kaliber mit vollwertigem Rotor. Allerdings nutzte Jaeger-LeCoultre sein Kaliber 920 nie selbst.

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Kaliber 1120 QP in einer Vacheron Constantin Patrimony Perpetual Calendar Excellence Platine

Nach der Patrimony ist das 1120 nun also auch in der Overseas angekommen. Allein das macht die Uhr schon begehrenswert. Erhältlich ist sie ausschließlich in 18 Karat Weißgold mit grauem Zifferblatt und exklusiv in den Vacheron Constantin Boutiquen.

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Auch die Overseas extra-flach verfügt über das Bandwechselsystem und kommt mit Metall-, Kautschuk- und Lederband.

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Gleiches gilt für die Overseas Ewiger Kalender extra-flach, Referenz 4300V. Mit 8,1 Millimetern baut sie geringfügig höher, misst mit 41,5 Millimetern allerdings auch mehr im Durchmesser und wirkt so – rein subjektiv – fast noch flacher.

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Vacheron Constantin Overseas Ewiger Kalender extra-flach 4300V/120G-B102

Das Kaliber 1120 QP basiert natürlich ebenfalls auf dem 1120 bzw. JLC 920, was alleine schon an dem typischen äußeren Ring, auf dem der Rotor gleitet, recht gut erkennbar ist.

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Identisch ist die Gangreserve von über 40 Stunden und die Unruhfrequenz von 19.800 Halbschwingungen. Die zusätzlichen Anzeigen von Datum, Wochentag, Monat und Mondphase lassen das 1120 QP auf immer noch sensationelle 4,05 Millimeter Bauhöhe wachsen.

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Auch die Overseas Ewiger Kalender extra-flach ist ausschließlich in 18 Karat Weißgold mit grauem Zifferblatt und exklusiv in den Vacheron Constantin Boutiquen erhältlich.

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Mein Fazit: ein gelungenes Update. Nach 20 Jahren erscheint die Vacheron Constantin Overseas Kollektion in neuem Outfit und kommt so attraktiv daher, wie lange nicht. Bandwechselsystem und Komfortverlängerung sind durchdachte Details, beim Kaliber 1120 schlagen die Herzen aller Uhrensammler höher. Ebenfalls wunderschön: das tiefblaue Zifferblatt, speziell im Overseas Chronograph, neben dem Ewigen Kalender extra-flach mein ganz persönlicher Favorit.

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Die neue Vacheron Constantin Overseas in Stahl ist für 21.300 Euro (Roségold 38.000 Euro) im Handel erhältlich, der Overseas Chronograph kostet in Stahl 30.900 Euro (Roségold 52.300 Euro). Exklusiv in den Boutiquen gibt es die Overseas extra-flach Weißgold für 59.400 Euro und die Overseas Ewiger Kalender extra-flach Weißgold für 97.500 Euro. Die Preise für die Overseas 37 Millimeter beginnen bei 26.700 Euro.

Weitere Informationen unter vacheron-constantin.com.

Fotos: © Vacheron Constantin (9), PCS (20)
Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016

 

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