Etwas ganz großes kündigte François-Henry Bennahmias vergangenes Jahr auf dem SIHH an. Eine neue Modelllinie werde es geben. Die wichtigste Neuerung für Audemars Piguet seit Einführung der Royal Oak. Keine Frage, seit dieser Ansage war ich extrem gespannt, was da wohl auf uns zukommen würde.
Etwas ganz Großes von Audemars Piguet
Vor einiger Zeit war es dann soweit. Unverhofft hatte ich die Möglichkeit, erste Bilder der neuen Modelle zu sehen. Als ich die Datei auf meinem Rechner öffnete, war das ein Gefühl wie an Heilig Abend vor der Bescherung. Was würde mich da wohl jetzt erwarten? Selten war ich so extrem gespannt.
Ich öffnete das erste Bild. Und ertappte mich augenblicklich dabei, laut mit mir selbst zu sprechen. „Oh“. Das war das erste Wort, welches aus meinem Munde kam. Es war nicht wirklich ein begeistertes „Oh“. Mehr so ein überraschtes „Oh“. Ein skeptisches „Oh“.
„Oh“
Auf das „Oh“ folgte ein „Hm“. Dann schloss ich die Datei wieder. Was bitte war das? Wirklich die Revolution, die Sensation, auf die ich gewartet hatte? Keine Frage: ich war enttäuscht.
Aber – warum eigentlich? Weil ich mit AP immer automatisch in erster Linie die Royal Oak verbinde. Jenes ikonische Uhrendesign, vorgestellt vor nunmehr 47 Jahren. Und irgendwie dachte ich, was immer da jetzt kommt, es muss noch spektakulärer, noch ausgefallener, noch begehrenswerter sein.
Eine runde Uhr mit schlichtem Zifferblatt
Stattdessen blickte ich auf eine runde Uhr mit einem äußerst schlichten Zifferblatt, einem ausgeschriebenen Audemars Piguet Logo und arabischen Ziffern, die mich an die im vergangenen Jahr vorgestellte Polaris Kollektion von Jaeger-LeCoultre erinnerten. Kein Zweifel, das war definitiv nicht das, was ich erwartet hatte. Das war – echt schwierig.
Zehn Minuten später. Die Neugier. Oh diese Neugier. Ich musste einfach noch einmal reinschauen. Ich öffnete die Datei also erneut und war überrascht. Nunmehr wissend, hier keine neue Royal Oak erwarten zu können, wirkte das, was ich sah, auf einmal deutlich gefälliger. Familiärer. Ich fing an, mir die Fotos ein wenig genauer anzusehen und entdeckte vertraute Details.
Feine Details erinnern an die Royal Oak
Das Gehäusemittelteil beispielsweise. Es ist nicht rund, sondern nimmt die achteckige Form Audemars Piguets Designikone wieder auf. Gleiches gilt für die Schrauben an den markant durchbrochenen Bandanstößen. Die kenn‘ ich doch irgendwoher?! Exakt! Von der Lünette der Royal Oak. Nett gemacht.
Ein wichtiger Termin riss mich aus meiner erneuten Begutachtung. Am Abend dann, der dritte Versuch. Erste Beobachtung dort: das seltsame Buchstaben- und Nummernrätsel auf dem Gehäusedeckel könnte man als CODE 11.59 deuten. Eine kurze Google Recherche ergab, dass dieser Name tatsächlich von Audemars Piguet registriert wurde. Alles klar. So heißt die neue Linie also. CODE 11.59. Was immer das auch bedeuten mag.
CODE 11.59 by AP
Das Zusammenspiel von kantigen und runden Elementen jedenfalls, ergänzt durch das bekannt gekonnte Gehäusefinish mit seinen satinierten und polierten Flächen und Fasen, es wirkte auf mich bei jeder erneuten Betrachtung mehr und mehr spannend. Tatsächlich, so enttäuscht ich auf den ersten Blick war, so mehr interessierte mich die Uhr mit jedem Mal, dass ich sie mir ansah.
Kleiner Zeitsprung in die Gegenwart. Heute ist es also soweit. Das Warten ist nun auch offiziell vorbei. Die CODE 11.59 ist gelauncht. In der vergangenen Woche verging kein Tag, an dem ich mir die Bilder nicht mindestens einmal angesehen habe. Man kann es nicht anders sagen, ich mag die Form, das Gehäuse, die Idee dahinter. Fast würde ich sogar zu behaupten wagen, dass Audemars Piguet damit ein großer Wurf gelungen ist.
Vorstellung auf dem SIHH 2019
Auf dem am Montag beginnenden SIHH 2019 wird AP die Neuheiten offiziell vorstellen. Was man bereits weiß ist, dass es sechs verschiedene Modelle in insgesamt 13 unterschiedlichen Varianten / Referenzen geben wird. Mein klarer Favorit dabei ist der auf gerade einmal 100 Stück limitierte Ewige Kalender, Ref. 26394OR.OO.D321CR.01. Sein funkelndes Aventurin Blatt fasziniert auf den Pressefotos ungemein. Ebenfalls äußerst spannend: der skelettierte Tourbillon Openworked, Ref. 26600OR.OO.D002CR.01.
Nach wie vor Schwierigkeiten bereiten mir hingegen die sehr schlichten Lackblätter der Standard Automatik Uhr und des Chronographen. Selbst nach mehrmaligem Betrachten der Bilder wirkt das Zifferblattdesign auf mich viel zu austauschbar und beliebig, dem fein durchdachten Gehäuse wenig angemessen.
Einfach ist nicht immer einfach
Speziell die Existenz des auf der 4:30 Uhr Position zu findenden Datumsfensters bereitet mir nach wie vor gehöriges Kopfzerbrechen. Es wirkt, insbesondere bei der Drei-Zeiger-Version wie ein Fremdkörper. Aber gut, das ist mein rein subjektiver Eindruck.
Die Gehäuse aller Modelle messen 41 Millimeter. Die außergewöhnlichen Bandanstöße sind dabei ausschließlich mit der dünnen Lünette verbunden. Speziell ist auch das Saphirglas. Es verfügt über eine Wölbung, die von 12 Uhr nach 6 Uhr geht. Eine weitere Wölbung auf der Unterseite sorgt für einen ungewohnten optischen Effekt.
Insgesamt sollen in diesem Jahr nur 2.000 Stück der verschiedenen CODE 11.59 Referenzen entstehen. Allesamt ausschließlich in Rotgold und Weißgold.
Fazit
Mein Fazit: Sorry, aber das gibt es heute noch nicht. Dazu muss ich die Modelle der neuen CODE 11.59 Familie erst einmal selbst in Händen, respektive am Arm haben. Dazu habe ich hoffentlich gleich am Montag die Gelegenheit. Dann gibt es mehr Infos. Auch zu einer anderen Sensation, die ob der neuen Linie fast schon unterzugehen droht: das nun schon viele Jahre heiß ersehnte, erste komplette In-House Automatik-Chronographen-Kaliber von Audemars Piguet, das Cal. 4401. Das ist nämlich endlich da!!
Fotos: © Audemars Piguet
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