Die nachmittägliche Sonne brennt heiß vom catalanischen Himmel. Doch der angenehm kühle Wind lässt die Temperaturen erträglich wirken. Ich stehe auf der Dachterrasse der Casa Fuster Barcelona und blicke die Passeig de Gràcia entlang bis hinunter zum Meer.

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Hinter mir ist das Plätschern des Swimmingpools zu hören. Gut, Swimmingpool ist ein großes Wort für die etwas größere Badewanne, aber sie verschafft Abkühlung und gute Laune unter ihren Benutzern.

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Ob sich dieses Szenario Mariano Fuster vor über 100 Jahren hätte ausmalen können, als er das Anwesen an den Jardins de Salvador Espriu seiner Frau Fabra zum Geschenk machte? Señor Fuster war ein mallorquinischer Anwalt, der dieses Haus von Lluís Domenech i Montaner, einem der bedeutendsten Architekten seiner Zeit, entwerfen ließ. Die Casa Fuster galt schon damals als einer der kostspieligsten Bauten der Stadt.

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Seitenansicht der Casa Fuster. Oben mittig: Zimmer 511

Seine Frau und er bewohnten nur die unteren zwei Etagen, alles oberhalb stand leer. Dies änderte sich erst, als das Haus 1962 von einem Energieversorger übernommen wurde. Pläne, die Casa Fuster abzureißen und durch ein Hochhaus zu ersetzen, wurden von den Behörden nicht genehmigt. Sie erkannten im Fuster ein Denkmal, welches es zu schützen gilt.

Ein Glück. Denn so übernahm im Jahr 2000 die spanische Hoteles Center Gruppe das Haus und eröffnete, nach großen Umbaumaßnahmen, das Hotel Casa Fuster im Jahr 2004.

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Auch das Treppenhaus ist einen Blick wert

Heute betritt man das 5 Sterne Deluxe Hotel, welches ebenfalls zu den Leading Hotels of the World zählt, durch die einstige Einfahrt für die Pferdekutschen. Die draußen herrschende Hitze weicht augenblicklich, öffnet sich die große schwarze Schwingtür. Die einstige Einfahrt ist mit schwarzen Fliesenstücken gepflastert, Marmorsäulen tragen die großen Steinbögen. An der rechts hinter dem Eingang gelegenen Rezeption findet man Schaukästen von Louis Vuitton und Moët & Chandon.

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Eingangsbereich der Casa Fuster

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Da das Hotel erst vor zehn Jahren eröffnete, ist es, trotz des historischen Gebäudes, auf dem neusten Stand. Geht man durch die Gänge zu den Zimmern, will man selbst an das Alter von zehn Jahren gar nicht glauben. Alles riecht nagelneu, wohl weil erst vor Kurzem die Teppiche ausgewechselt wurden. Mein Zimmer, Nummer 511 ist eines von 14 Superior Rooms. 96 Zimmer gibt es insgesamt, verteilt auf sieben Kategorien.

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Blick aus einem der Standard Rooms in der 5. Etage

Die Superior Rooms sind etwas größer als die Standard Rooms und verfügen über eine Hydromassagewanne und eine separate Dusche mit Seitendüsen. Noch etwas größer sind die Junior Suiten mit eigenem Balkon. Deluxe Rooms, Senior Suiten, Suiten und die Gran Suite bieten zusätzlich noch den bereits beschriebenen atemberaubenden Blick über die Passeig de Grácia.

Zimmer 511 liegt seitlich mit Blick zum Placa de Nicolas Salmeron. Die Fensterfront ist raumhoch und lässt viel Licht ins Zimmer. Ein schmaler, geschlossener aber begehbarer Balkon mit wunderschön dekorierten Fronten ist ein ganz besonderes Highlight.

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Superior Room 511

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Das Badezimmer ist schmal, aber optimal genutzt. WC, Bidet und große Dusche sind abgetrennt, Badewanne mit Jacuzzifunktion und zwei Waschbecken gehören ebenfalls zur sehr geschmackvollen Einrichtung. Sehr schön: die separat schaltbare Beleuchtung der goldenen Zimmerdecke.

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Zwischen Schlafzimmer und Bad befindet sich der kleine begehbare Kleiderschrank. Er bietet nicht sonderlich viel Platz, reicht aber für einen Kurztrip mehr als aus (die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Casa Fuster beträgt zwischen zwei und drei Nächten). Der Safe ist groß genug für ein 15 Zoll MacBook plus zweier Kamerabodies und Objektive. Sehr löblich. Die Minibar ist gut ausgestattet zu den üblichen, nicht all zu überteuerten Preisen.

Eine gut regelbare Klimaanlage, ein großer Flatscreen mit vielen internationalen, darunter auch einer Auswahl deutschsprachiger Sender, sowie ein iPod / iPhone Dock von Sony runden die Ausstattung des in warmen Braun- und Grüntönen gehaltenen Hotelzimmers ab.

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Im ersten Stock des Gebäudes, der ehemaligen Wohnetage des Ehepaars Fuster, liegt neben diverser Konferenzräume auch das Galaxó Restaurant. Es ist in drei Bereiche aufgeteilt und bietet dadurch den Eindruck eines kleinen, intimen Restaurants. Schön auch hier wieder der Blick über die Passeig de Gràcia. Serviert wird moderne mediterrane Küche.

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Einer der Konferenzräume in der 1. Etage

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Das Restaurant Galaxò, benannt nach der Heimat der Familie Fuster

Heute jedoch nicht. Denn heute ist Donnerstag. Ein Glück ist heute Donnerstag!! Denn am Donnerstag ist in der Casa Fuster alles ein wenig anders. Dann nämlich, genauer ab 21 Uhr, verwandelt sich das im Erdgeschoss liegende ohnehin schon wunderschöne Café Vienés in den Moët & Chandon Jazz Club.

Die Geschichte dahinter ist eng verwoben mit dem Film Vicky Christina Barcelona. Das Café Vienés diente als eine der zahlreichen Filmlocations, das Hotel selbst aber auch als Unterkunft für Darsteller und Crew während der Dreharbeiten. Woody Allen performte in dieser Zeit zusammen mit Eddy Davis und Conal Fowkes Abend für Abend live im Café. Für ihn waren die Jazz-Sessions Entspannung, für die Zuschauer eine Sensation, die sich in Barcelona schnell herum sprach. Eine Plakette und diverse Bilder erinnern bis heute an diese Zeit im Sommer 2007.

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Café Vienés

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Seither also gedenkt man jeden Donnerstag dieser Begebenheit. Der Jazz Club ist meine Empfehlung für jeden Barcelona Besucher. Es gibt drei verschiedene Optionen, diesem wirklich coolen Event beizuwohnen. Entweder mit einem 4-gängigen Menü und einer halben Flasche Moët & Chandon Imperial pro Person für 100 Euro, mit verschiedenen Tapas, einem Glas Moët & Chandon Imperial und einer halben Flasche Rioja Viña Real Oro pro Person für 65 Euro oder einfach nur mit einem Glas Champagner für 19 Euro.

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Vorspeisenteller des Tapas Menü

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Nach gut zwei Stunden großartiger Unterhaltung mit den Funky Lobsters geht es für mich wieder zurück auf die Dachterrasse, zum Blue View. Abends erstrahlt dieser Bereich ganz in Blau, passend zum Hauptsponsor Bombay Sapphire. Die Kombination aus Stimmung, Temperatur und Blick macht süchtig. Die Spirits werden direkt am Platz und äußerst großzügig bemessen ausgeschenkt.

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Blue View am Abend

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Zu großzügig, wie ich viel später, zurück auf meinem direkt unter der Terrasse liegenden Zimmer bemerke. Die Betthupferl – sehr hübsch: Schokolade in Form Barcelonas berühmter Straßenpflaster – reichen nicht aus, um die zuvor konsumierten Spirits zu absorbieren und so muss dann doch noch der Roomservice mit einem Clubsandwich herhalten.

Dieses ist mit 18 Euro sehr fair bepreist, eine zusätzliche Liefergebühr wird nicht verlangt. Statt Speck (vielleicht ging dieser gerade zur Neige) wurde Kochschinken gewählt. Eine Kombination, die ich so zwar noch nicht gesehen habe, die sich aber, vor allem in meiner Situation, als äußerst wohlschmeckend herausstellt.

Nach einer angenehmen Nacht geht es am nächsten Morgen, oder sagen wir besser Vormittag, zum Frühstück. Dieses wird als Buffet in einem großen Kellerraum mit wunderschönem Gewölbe gereicht. Das Buffet ist sehr reichhaltig. Mein Highlight ist der frisch aufgeschnittene Iberico Schinken, die anderen Gäste erfreuen sich an der Egg-Station mit frischen Omelettes nach Wunsch.

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Der Frühstücksraum

Am nächsten Tag heisst es für mich leider schon wieder Abschied nehmen. Zwei Tage in der Casa Fuster gehen zu Ende. Gibt es gar nichts Negatives zu berichten? Nein. Wenn überhaupt, dann über die U-Bahn. Diese ist, wenn auch nicht störend, so doch immerhin, gerade im Frühstücksraum spürbar. Ein Manko? Nicht wirklich. Ansonsten – Hotel und Zimmer sind in perfektem Zustand, der Service absolut top, das Essen fantastisch. Eine klare Empfehlung. Was will man mehr?

Einmal noch gehe ich auf die Dachterrasse. Die Sonne brennt vom erneut wolkenlosen catalanischen Himmel doch der leichte Wind bringt die gewünschte Abkühlung. Schön ist’s hier. Ich komme wieder. Nach Barcelona, und in die Casa Fuster.

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Mein Fazit: Das Hotel Casa Fuster ist eines der wenigen 5-Sterne Deluxe Hotels in Barcelona, das keiner großen internationalen Kette angehört. Es ist vielmehr das Aushängeschild der Hoteles Center und das spürt man. Es ist das perfekte Hotel für alle, die Wert auf schönes Ambiente und guten Service legen und dabei den Trubel der Ramblas oder des Hafens nicht direkt vor der Tür wissen wollen. Besonders lohnenswert ist der Besuch des Jazzclubs am Donnerstag.

Das Hotel Casa Fuster ist buchbar über die Homepage der Leading Hotels of the World.

Sie finden die Casa Fuster in der Passeig de Gràcia 132, 08008 Barcelona, Spanien bzw. auf hotelcasafuster.com.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2014

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