Beginnen wir mit einem Problem. Einem, das sich unweigerlich einstellt, möchte man über eine Destination wie das Hotel Pfösl im Südtiroler Deutschnofen, unweit von Bozen, berichten. Jahreszeiten.
Hotelbericht – oder das Problem mit den Jahreszeiten im Gebirge
Wie einfach ist es dagegen doch, über ein Hotel, etwa in der Karibik, auf den Kanaren oder in Dubai zu schreiben. Denn dort herrscht das ganze Jahr über das, was wir als durchschnittliche Mitteleuropäer gerne Sommer bezeichnen. Oder zumindest Frühling.
Bei Hotels in den Alpen aber eröffnen sich dem Besucher alle paar Monate komplett neue Welten. Im Sommer, zumeist Ziel sonnenhungriger Wanderer, gibt sich die Umgebung schließlich ganz anders als schneebedeckt im tiefsten Winter, wenn Wintersportfans die Gemeinden aufsuchen.
Hotel Pfösl – auf unmöglicher Mission?
Für einen allumfassenden Eindruck müsste man somit eigentlich einmal beide Seiten erlebt haben. Doch wie soll das gehen? Noch dazu an einem einzigen Tag? Unmöglich. Eigentlich.
Als ich im Hotel Pfösl vorfahre, meint es der Spätsommer gut. Es ist Ende September und das Wetter ist prächtig. Gut, die Temperatur auf 1.375 Metern Höhe kommt nicht ganz an jene am Gardasee heran, woher mich meine Reise mit offenem Verdeck heute führte, doch die Sonne scheint. Nicht gerade unüblich auf Südtirols sonnigstem Hochplateau, wie es das Prospekt verspricht.
Nachdem ich mein wie üblich viel zu umfangreiches Gepäck aus den diversen Stauräumen meines Fahrzeugs geladen habe, geht es auch gleich an die Rezeption zum Check-In. Um die naturgemäß aufgekommene leichte Hektik der Anreise ein wenig zu vertreiben, offeriert man direkt ein herrliches Glas prickelnden Schaumweines.
Willkommen in Südtirol!
In den bequemen Sesseln im Barbereich und mit Blick auf die Umgebung und den urigen Bauernhof-Stadel direkt nebenan verfliegt jedweder Stress binnen Minuten. Willkommen in den Bergen, willkommen im Urlaub.
Zeit, sich ein wenig umzuschauen, im Rezeptions- und Barbereich des Hotel Pfösl. Äußerst modern geht es hier zu – und wenige Schritte weiter dann doch wieder extrem traditionell. Kein Zweifel, das, was ich hier sehe, das muss „natürlich gewachsen“ sein.
1950 – 2007 – 2017. Die Geschichte des Hotel Pfösl
Und genau so ist es. Das Gebäude, in welchem ich hier gerade genüsslich die Perlage in meinem hübschen Glas beobachte, stammt von 1950 und diente einst als kleiner Berggasthof. 2007 dann übernahm das Schwesternpaar Brigitte und Eva Zelger das Stammhaus der Eltern und erweiterten es um eine Reihe von Zimmern.
Der große Umbau folgte zehn Jahre später. Nach zweieinhalb Jahren Planungszeit nutzte man die Monate nach der Wintersaison, erweiterte das Hotel um 11.000 auf nun 24.000 Quadratmeter und unterzog auch das Hauptgebäude einem großen Umbau. Das alles in gerade einmal 88 Tagen Bauzeit!
Das Ergebnis des Südtiroler Architekturbüros bergmeisterwolf ist nicht grundlos gleich mehrfach preisgekrönt. Angelehnt an den denkmalgeschützten Stadel erstrahlt die Außenfassade des Hauptgebäudes als weithin sichtbares Highlight. Die Gebäudeteile scheinen dabei in die Fassade eingerückt, geben dem an sich recht großen Bau dadurch eine gewisse Leichtigkeit.
Suite Alpina Zirbe
Hangseitig in den Untergeschossen, und somit vom großen Garten aus komplett unsichtbar, liegen die neu hinzugekommenen Suiten. Und genau dahin geht es nun. Das Zimmer für meinen kurzen Aufenthalt ist eine Suite Alpina Zirbe und misst ca. 40 Quadratmeter.
Die Einrichtung ist gleichermaßen schlicht wie gemütlich. Zu letzterem trägt neben dem vielen Zirbenholz vor allem die wunderschöne Kuschelecke mit Blick auf die Bergwelt bei. Von jener allerdings ist so langsam immer weniger zu sehen. Es scheint, als würden wir hier mehr und mehr inmitten der Wolken weilen. Wie war das noch gleich mit Sonnenplateau?
Zur Suite gehört eine eigene Loggia mit Liegewiese. Spätestens dort merkt man aber, dass man dann doch nicht ganz alleine in der verschlafenen Bergwelt Südtirols weilt, sondern rechts und links noch ein paar andere Zimmer liegen. Insgesamt bietet der Neubau Platz für 18 dieser Suiten, gelegen auf zwei Ebenen.
In jenen, wie auch in meiner, wartet ein Schramm Schlafsystem, ein schönes Duschbad, WiFi, Minibar, SAT-TV, Zimmersafe und eine Wellnesstasche, bestückt mit Bademantel, Badeschlappen und Badetüchern.
Kein Besuch im Hotel Pfösl ohne den SPA-Bereich!
Ein Besuch im SPA erscheint mir ob des immer unangenehmeren Wetterwechsels draußen auch der einzig konsequente Schluss an diesem Tage zu sein. 2.000 Quadratmeter groß ist der Wellness-Bereich des Hotel Pfösl.
Dort laden Bio-Lavendelsauna, Almkräutersauna, Latschenkiefersauna, Heumeditationssauna und Co. zum Schwitzen ein. Manche von ihnen sind allerdings recht klein geraten und in Zeiten von Corona nur mit zwei Personen nutzbar. Dafür sind die langsamen Aufgüsse mittels Riesen-Eis-Kugel allerdings ein wahres Highlight.
Doch im Außenbereich wartet mit dem „ritual“ dann sowieso noch eine klassische Sauna recht stattlichen Ausmaßes. Direkt nebenan gilt es auch noch einen Whirlpool zu entdecken. Entspannen kann man sich dann in einem der Ruheräume mit Blick auf – ja, normalerweise auf die Bergwelten, jetzt aber gerade auf – den frisch fallenden Schnee!!!
Winter is coming…
Ja gibt’s denn sowas? Es schneit! Ziemlich ordentlich sogar. Und das weiße Nass bleibt allen Ernstes auch noch liegen! Es ist September – und – war nicht gerade eben noch Sommer?
Höchste Zeit für eines der Highlights des Hotel Pfösl, den ebenfalls im Rahmen der Erweiterung hinzugekommenen, 25 Meter langen Infinity-Pool. Bequem besteigt man diesen „Indoor“, schwimmt dann hinaus, den Bergen entgegen.
Oder eben dem massiven Wintereinbruch wie heute. Im herrlich warmen Nass zu schwimmen – bzw. einfach nur zu liegen – und den Schnee zu genießen, der auf einen fällt, ist ein großartiges Erlebnis. Eines, mit dem ich Ende September nun wirklich nicht gerechnet hatte.
Nach einem weiteren Eisball-Aufguss in der Sauna mache ich mich kurz auf meinem Zimmer frisch, ehe es zum Abendessen geht. Im Aufenthalt im Hotel Pfösl inkludiert sind Frühstück, eine Auswahl an Spezialitäten aus der hauseigenen Konditorei zum Nachmittag, sowie das Abendessen.
Kulinarik im Hotel Pfösl
Bei diesem stehen täglich drei Menüs zur Wahl: natürlich vegetarisch, natürlich alpin und natürlich vital. Jedes Menü umfasst dabei vier Gänge, wobei die Gänge auch kombiniert werden können.
Es fällt mir zugegeben immens schwer, das, was Küchenchef Markus Thurner im Hotel Pfösl auftischt, ohne den inflationären Einsatz von Superlativen zu umschreiben. Es ist eine Küche, die ich in dieser Form so niemals erwartet hätte.
Jung, frisch, frech, ein wenig experimentell und doch stets der Saisonalität und der Regionalität verschrieben. Das Ganze sowohl geschmacklich, optisch wie auch qualitativ auf einem Niveau, welches der Sternegastronomie mehr als ebenbürtig ist.
Und auch die Weinbegleitung zu den Menüs kann überzeugen und begeistern. Wer übrigens mehr über die dargereichten Brotsorten wissen will: jeden Donnerstag gibt es einen Brotbackkurs.
Langeweile? Fehlanzeige!
Zum Abtrainieren der im Restaurant erstandenen Pfunde bietet das Wochenprogramm so Einiges. Yoga-Sessions zum Beispiel. Oder man nimmt an einer der geführten Wanderungen teil. Mit Latemar, Rosengarten, Schlern und weiteren Gebieten stehen begeisterten Bergwanderern viele Möglichkeiten offen.
Nur 15 Autominuten vom Hotel entfernt liegt der Golfclub Petersberg und natürlich stehen Bozen und auch Meran für ausgiebige Besichtigungen parat. Im Winter gibt es im nur sieben Kilometer entfernten Ski Center Latemar Obereggen, zu dem ein Shuttlebus eingerichtet ist, 48 Kilometer präparierter Pisten zu entdecken.
Für mich gibt es nach einem gemütlichen Absacker an der Hotelbar, die unter Anderem mit den herrlichen Spezialitäten der Destillerie Rochelt, unter ihnen auch dem legendären Inntaler, aufwarten kann, allerdings nur noch Eines zu entdecken: mein Bett.
Aufwachen mit Bergpanorama
Am nächsten Morgen weckt mich die aufgehende Sonne. Draußen ist herrlichstes Wetter. Der Schnee hüllt die ganze Szenerie zwar noch in sein winterliches Kleid, kann den spätsommerlichen Sonnenstrahlen aber nicht lange Stand halten.
Im Restaurant wartet das reichhaltige Naturfrühstück, welches bei meinem Besuch bereits wieder in Buffetform angeboten wird. Selbst als kein großer Frühstücker kann ich beim Anblick der frischen Backwaren und Eierspeisen nicht lange widerstehen.
Anschließend geht es auf Entdeckungstour durch die Gartenlandschaft des Hotel Pfösl. Dort gibt es einen Kräutergarten und einen Gemüsegarten. Neben der Kräuterküche steht der Backofen, in dem besagtes Brot gebacken wird.
Streichelzoo, Kräutergarten & Co.
Ein Atrium, ein Kinderspielplatz, ein Streichelzoo und der Pfad der Vielfalt mit seinen alten Baum- und Rosensorten, Sträuchern und Hecken zum Naschen für die Gäste, gehören ebenfalls dazu.
Vom Garten aus fällt der Blick auch auf die drei am Waldesrand stehenden Chalets. Diese sind ebenfalls bei der Erweiterung 2017 hinzugekommen und bieten auf jeweils 65 Quadratmetern ein noch einmal etwas außergewöhnlicheres Wohnerlebnis als die insgesamt 62 Zimmer und Suiten des Haupttraktes.
Als ich schließlich dem Hotel Pfösl Lebewohl sagen muss, ist der Südtiroler Spätsommer endgültig zurückgekehrt. Ein solch früher Wettereinbruch sei für die Region eher selten, sagt man mir beim Abschied. Es klingt fast schon wie eine Entschuldigung. Doch wofür eigentlich. Ein Hotel wie das Pfösl Sommers wie Winters zu erleben, und das binnen eines Tages, das war für mich ein mehr als großartiges Erlebnis.
Fazit
Mein Fazit: mein Besuch im Hotel Pfösl war von Anfang bis Ende eine echte Überraschung. Und da spreche ich jetzt einmal nicht von den Kapriolen der Jahreszeiten. Design und Ausstattung des Hotels, die Suite, das Spa sind allesamt traumhaft und so viel mehr, als ich erwartet habe. Gleiches gilt für die Kulinarik auf Spitzenniveau und die liebenswerten Mitarbeiter.
Zwar ist das Hotel Pfösl mit einer Mindestbuchung von drei Nächten auch für ein verlängertes Wochenende gut geeignet, doch wird man nicht erst bei Abreise merken, dass es hier auch gerne etwas länger hätte sein dürfen. Mein Tipp wäre somit eher eine ganze Woche. Wahlweise mit Wandern, Skifahren, Golfen – oder einfach nur relaxen.
Informationen & Links
Ein Doppelzimmer Standard im Hotel Pfösl ist nach aktueller Preisliste ab 169 Euro pro Nacht buchbar, die von mir gezeigte Suite Alpina Zirbe gibt es ab 225 Euro pro Nacht. Wer noch mehr für sich sein möchte: die Chalets sind ab 309 Euro pro Nacht buchbar. In allen Preisen ist die Natur-Genießerpension bereits enthalten.
Das Hotel Pfösl ist Mitglied bei den Kooperationen Vitalpina Hotels Südtirol, Bikehotels, Belvita Wellness Hotels, Golf in Südtirol, sowie Partner des Klimaneutralitätsbündnisses 2025. Als offizieller Partner von Tesla können E-Fahrzeuge kostenfrei geladen werden. Weitere Informationen zu den Angeboten des Hotel Pfösl gibt es auf der Homepage unter pfoesl.it.
Hinweis zur Transparenz
Der Bericht entstand im Rahmen eines Aufenthalts mit freundlicher Unterstützung des Hotel Pfösl. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand – wie üblich – nicht statt.
Fotos: © PCS/AS 2020
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