Lange schon wurde in unserem Forum darüber diskutiert, ob Porsche seine Legende 911 im Zuge des Facelifts auf Turbo-Motoren umstellt. Seit vergangener Woche ist es nun ganz offiziell: Downsizing macht tatsächlich nicht einmal vor dem 11er halt.
In der Modellreihe 991.2, erstmalig präsentiert auf der IAA in Frankfurt, arbeitet ein 3-Liter Turbomotor. Dieser bringt es auf 370 PS im 911 Carrera und, dank Turboladern mit geänderten Verdichtern, einer anderen Abgasanlage und anders abgestimmter Motorsteuerung, 420 PS im Carrera S.
Über 40 Jahre Turbo Erfahrung hat Porsche, eine Tatsache, die auch Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, bei der Pressekonferenz gerne betont.
Bei echten Fans wird der Umstieg indes wohl trotzdem zu einer ähnlichen Glaubensfrage wie seinerzeit die Umstellung von Luft- auf Wasserkühlung.
Rein von den Zahlen her ist der neue Elfer seinem Vorgänger in so ziemlich jeder Disziplin überlegen. Sowohl Carrera als auch Carrera S leisten jeweils 20 PS mehr, beschleunigen um 0,2 Sekunden schneller von 0 auf 100 (Carrera 4,2 s / Carrera S 3,9 s) und haben ein um 60 Nm gesteigertes Drehmoment (Carrera 450 Nm / Carrera S 500 Nm), das nun zwischen 1.700/min und 5.000/min konstant zur Verfügung steht. Selbst die Höchstgeschwindigkeit ist mit 295 bzw. 308 km/h noch einmal gewachsen.
Trotz dieser Mehrleistungen verbraucht der neue Elfer knapp zwölf Prozent weniger Sprit. Die Werksangaben liegen für den Carrera bei 7,4 Litern, was einem Minus von 0,8 Litern entspricht, der Carrera S genehmigt sich mit 7,7 Litern sogar einen ganzen Liter weniger auf 100 Kilometer als sein direkter Vorgänger.
Optisch hat Porsche den 991 nur sehr behutsam verändert. Dinge wie die neu gestalteten Türgriffe oder die Scheinwerfer fallen erst auf den zweiten Blick auf, wenn überhaupt.
Etwas deutlicher ist der Neue da schon im Heckbereich erkennbar.
Die Rückleuchten haben nun einen recht kessen Knick, im Heckdeckel sind die Lamellen nun vertikal verbaut.
Für leichte Verwirrung sorgten im Vorfeld der Präsentation Erlkönigfotos, die eine Auspuffanlage mit nach innen gewanderten Endrohren zeigten.
Diese neue Anordnung ist allerdings nur den Modellen mit optionaler Sportabgasanlage vorbehalten.
Serienmäßig kommt der Carrera mit zweiflutiger, der Carrera S mit vierflutiger Abgasanlage.
Optional für den Carrera S ist darüber hinaus erstmalig auch die bereits aus dem GT3 bekannte Hinterachslenkung erhältlich.
Serienmäßig hingegen bei allen Carrera Modellen ist das neu abgestimmte PASM Fahrwerk mit zehn Millimetern Tieferlegung.
Der neue Porsche 911 Carrera, Modelljahr 2016, ist ab dem 12. Dezember in Deutschland erhältlich. Die Basispreise liegen bei 96.605 Euro für den 911 Carrera und 110.766 Euro für den 911 Carrera S, sowie bei 109.695 Euro für das 911 Carrera Cabriolet bzw. 123.856 Euro für das 911 Carrera S Cabriolet.
Porsche Vorstände Bernhard Maier, Wolfgang Hatz, Lutz Meschke, Matthias Müller, Dr. Oliver Blume, Thomas Edig und Uwe-Karsten Städter (nicht im Bild) auf der IAA 2015
Wesentlich länger wird man wohl auf die Serienversion der Studie Porsche Mission E warten müssen, die Dienstag ebenfalls präsentiert wurde.
Sie soll zeigen, dass auch bei Porsche das Thema rein elektrische Fortbewegung ernst genommen wird.
Über 600 PS Systemleistung soll die von zwei Synchronmotoren via Allrad angetriebene Studie haben und in weniger als 3,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen.
Viel wichtiger aber, gerade bei E-Autos, ist die Reichweite. Und die soll bei über 500 Kilometern liegen.
Der Clou aber: nur rund eine Viertelstunde soll reichen, um 80% der elektrischen Energie zu Verfügung zu stellen. 15 Minuten für 400 Kilometer zusätzliche Reichweite? Das klingt phänomenal! Möglich soll dies durch Ladestationen mit 800-Volt-Technik werden.
Doch auch an Standard-Ladestationen oder daheim lässt sich der Mission E laden, dort sogar induktiv, über eine im Boden eingelassene Spule.
Spannende Technik, die hoffentlich nicht all zu lange auf sich warten lassen wird.
Fotos & Text: © PCS 2015
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