Es gibt einen Punkt im Leben, da entscheidet man sich, fotografisch mehr machen zu wollen als das mit einer Kompaktkamera möglich wäre. Man ärgert sich darüber, dass die Qualität nicht dem entspricht was man eigentlich erwartet und merkt an den Bildern anderer, da geht noch mehr. Das ist der Punkt, an dem man reif ist für den Einstieg in die DSLR Fotografie. Was folgt sind Jahre des Upgrades bei Body und Objektiven

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Irgendwann kommt dann ein weiterer Punkt, den der ein oder andere Spiegelreflex-Besitzer sicher schon einmal erlebt hat. Das Wetter ist schön, man will mit seiner Liebsten spazieren gehen, ein bisschen durch die Stadt schlendern vielleicht oder einfach mal einen kleinen Städtetrip übers Wochenende unternehmen. Doch nimmt man dafür jetzt wirklich die große, schwere DSLR mit? Die ganze Zeit mitschleppen? Oftmals entscheidet man sich dann doch für die Kompakte und gegen die DSLR. Oder man verzichtet gar komplett auf eine Kamera. Schließlich macht das Smartphone ja auch ganz akzeptable Bilder.

Und wie oft gibt es dann doch mehr zu sehen – und zu fotografieren – als man zunächst dachte. Wieder daheim sichtet man das Material und ärgert sich jedes Mal, dass man auf die DSLR verzichtet hat.

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Nun halte ich eine im wahrsten Sinne des Wortes kleine Sensation in Händen, die dieses Dilemma zukünftig beenden könnte. Die Sensation hört auf den Namen Canon EOS 100D bzw. Rebel SL1 und sie ist ihres Zeichens die kleinste und leichteste APS-C DSLR Kamera der Welt.

Gerade einmal 600 Gramm bringt sie auf die Waage, ausgestattet wohlgemerkt bereits mit Akku, Speicherkarte und dem neuen EF-S 18-55 3.5-5.6 IS STM Objektiv.

Das fühlt sich wirklich ziemlich leicht an und zeigt auch den Haupteinsatzzweck der 100D auf. Alleine schon das Gewicht macht sie zur echten „immer dabei DSLR“.

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Natürlich, sie ist immer noch ein ganzes Stück größer und schwerer als eine Kompaktkamera, orientiert sich diesbezüglich aber zumindest schon sehr stark an den derzeit ja äußerst beliebten spiegellosen Systemkameras. Doch ist sie auch eine ernstzunehmende Alternative für die klassischen, größeren DSLRs?

Der erste Eindruck ist ein wenig ungewohnt. So ganz ernst nimmt man sie zunächst nicht. So leicht, so klein, so viel Plastik. Beim ersten beherzten Zugreifen hat man das Gefühl, alle Bedienknöpfe gleichzeitig zu drücken. Ganz klar, ein wenig umdenken muss man schon.

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Doch mit ein wenig mehr Gefühl liegt die 100D erstaunlich gut auch in der etwas größeren Hand und auch das Plastikgehäuse kann überzeugen. Hier wird gar nicht erst versucht, eine höhere Materialanmutung vorzugaukeln, die Konstruktion der 100D ist dem Leichtbau verschrieben und das darf man ihr auch gerne ansehen. Der Griffbereich in Karbonoptik fühlt sich noch dazu sehr gut und griffig an, hier gibt es nichts zu kritisieren.

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Oben sitzt der große Motivwahlschalter. Er ist gerade so schwergängig, dass ein unabsichtliches Verstellen weitestgehend ausgeschlossen ist und lässt sich – für Canon nicht ganz selbstverständlich, ohne einen Endpunkt drehen. Mit dem daneben liegenden An-/Aus-Schalter wechselt die 100D in den Filmmodus.

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Das Einstellrad für Belichtung bzw. Blende liegt, wie auch der Auslöser, trotz des kleinen Gehäuses sehr gut erreichbar und auch der Knopf zur ISO Einstellung ist hier noch mit untergebracht.

Etwas abgespeckt ist die Anzahl der Knöpfe auf der Gehäuserückseite. Canon stattet die 100D mit einem 3-Zoll großen Display aus, da ist es klar, dass der ein oder andere Einstellknopf weichen muss.

Dafür ist ebenjenes Display als Touchscreen ausgelegt, über welchen sich die wichtigsten Funktionen nicht nur anzeigen sondern per Fingertipp auch schnell einstellen lassen.

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Das ist, man kann es nicht anders sagen, ein geniales Feature. Auch das gut gegliederte Menü lässt sich auf diese Art bedienen. Wem das jedoch zu fummelig sein sollte, für den steht auch noch eine klassische 4-Weg Wippe zur Verfügung.

Und das Display kann noch mehr. Wie man dies von iPhone & Co. gewohnt ist, lassen sich aufgenommene Bilder per 2-Finger Geste zoomen, im Live-View Modus, welcher durch den rechts neben dem Sucher sitzenden Knopf aktiviert wird, kann per Fingertipp fokussiert werden, bei entsprechender Einstellung wird auch gleich das Foto geschossen.

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Vielleicht war es hier Intention von Canon, mehr Smartphone User in die Riege der DSLR Fotografen zu überführen, wie auch immer, das berührungsempfindliche Display ist eines der Highlights der 100D. Leider ist dieses fest installiert und lässt sich nicht ausklappen, wie etwa bei der größeren Schwester 700D. Wer bisher allerdings auf dieses Feature verzichten konnte, dem wird es auch hier nicht weiter fehlen.

Ein kleiner Wermutstropfen ist das auch bei der 100D extrem langsame Fokussieren eines Objekts im Live-View Modus. Dadurch ist dieser mehr oder weniger nur für die Aufnahme von Stillleben geeignet, ansonsten kommt ein wenig Frustration auf. Andererseits – eine Spiegelreflex nutzt man ja gerade auch wegen des optischen Suchers und der ist, trotz der Größe, absolut ausreichend.

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Eher knapp dimensioniert ist hingegen der Akku. Gerade in Verbindung mit der Nutzung der Live-View Funktion kann man ihm fast schon beim Entladen zusehen. Hinzu kommt, dass die Akkuanzeige gerade gegen Ende nicht wirklich zuverlässig scheint. Es empfiehlt sich also, bei der 100D immer einen Ersatzakku dabei zu haben.

Der Akku sitzt zusammen mit der SD-Speicherkarte unter einer großen Klappe auf der Unterseite der Kamera, recht nah am Stativgewinde. Das Wechseln von Akku oder Speicherkarte, während die Kamera auf einer Wechselplatte angebracht ist, dürfte so nahezu unmöglich sein. Ein kleines Minus, mit dem man angesichts der kompakten Größe der 100D leben muss und auch gut leben kann.

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Punkten kann die kleine EOS hingegen beim eingebauten Blitz und auch bei der Videofunktion steht sie ihren größeren Schwestern in nichts nach. Lediglich muss sie sich mit einem Mono-Mikrofon begnügen. Ein Stereo-Mikrofon kann aber extern angeschlossen werden.

Unser Testexemplar wurde mit dem neuen EF-S 18-55 3.5-5.6 IS STM Objektiv geliefert. Angesichts des Gewichts und der extremen Plastikanmutung ist man zunächst vielleicht etwas skeptisch, doch die Ergebnisse sind, wie an den Beispielfotos zu sehen ist, für ein Kit-Objektiv mehr als ansehnlich.

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Die Canon EOS 100D hinterlässt so, selbst im Zusammenspiel mit dem Kit-Objektiv, insgesamt einen positiven Gesamteindruck. Sie empfiehlt sich nicht nur als Einsteigerkamera sondern auch als Zweitgerät, wenn man einmal keine Lust hat, seinen großen Kamerabody und das gesamte Equipment mitzuschleppen. In dem Fall lassen sich die Ergebnisse mit dem richtigen Objektiv auch sicher noch steigern.

Größe und Gewicht machen sie zur perfekten Immer-dabei Kamera bei der man sich sicher sein kann, mit den erzielten Ergebnisse auch noch beim Betrachten vor dem heimischen Bildschirm entsprechend zufrieden sein zu können.

Auch für mich wurde die 100D während des Testzeitraums zum ständigen Begleiter. Nun, im Anschluss, bleibt mir wieder nur die Wahl zwischen schwerer DSLR oder kleiner Kompaktkamera – und die Erkenntnis, irgendwie fehlt mir jetzt was dazwischen.

Eine Auswahl an Beispielfotos finden Sie in unserem Forum -> 

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Fotos & Text: Percy Christian Schoeler (PCS) 2013

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