Es gibt Kopfhörer – und es gibt Kopfhörer. Zugegeben, der Satz klingt auf den ersten Blick ein wenig nichtssagend und inhaltslos. Und doch steckt in ihm viel Wahrheit.

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Ich höre gerne Musik. Am liebsten immer und überall. Einen Monat ohne Fernsehen, das könnte ich mir einreden lassen. Ein Tag ohne Musik hingegen nicht. Mit den Jahren hat sich der In-Ear Ohrhörer als die für mich praktischste Möglichkeit etabliert, Musik auch unterwegs genießen zu können. Manchmal darf es aber auch gerne ein bisschen mehr sein. Mehr Sound, mehr Volumen, mehr Kopfhörer.

Die Pressemitteilung zum P7 von Bowers & Wilkins machte mich da neugierig. Dass die Lautsprecher der Marke aus Worthing in England zu den Besten gehören, davon konnte ich mich schon des öfteren überzeugen. Nicht umsonst mischen weltberühmte Künstler in den Abbey Road Studios ihre Musik über Lautsprecher von B&W ab. Der P7 soll nun auf dem Niveau der hauseigenen High-End Lautsprecher spielen und deren Klang mit höchstem Tragekomfort verbinden.

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Das klingt spannend und so erwartete ich bereits sehnlichst die Ankunft meines 400 Euro Kopfhörers. 400 Euro sind einerseits viel Geld für einen Kopfhörer, im High-End Segment andererseits dann aber fast schon wieder ein Schnäppchen. Der P7 kommt in einer hochwertigen, stabilen mattschwarzen Box. Allein das Öffnen dieser macht schon Spaß. In Zeitlupentempo gleitet der Deckel auf. Bereits hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Eine perfekte Inszenierung, wie man sie sonst nur von Apple Produkten kennt.

Im samtigen Innenleben der Box liegt der P7. Zusammegeklappt ist er und zeigt so schon, wie platzsparend man ihn transportieren kann. Zum Transport ist ein abgestepptes Lederetui dabei, welches an Zubehör englischer oder italienischer Luxusautomobile erinnert. Hierzu passt der feine Ledergeruch, den sowohl Etui wie auch Kopfhörer selbst verbreiten. Ein edles und äußerst angenehmes Erlebnis.

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Ebenfalls im Lieferumfang dabei ist eine Kurzanleitung, ein Adapter auf 6,35 mm Klinke und ein zweites Kopfhörerkabel, im Gegensatz zum bereits vorinstallierten Kabel allerdings ohne iPhone Fernbedienung. Wechseln ließe sich das Kabel übrigens recht einfach. Die ledernen Ohrpolster sind mit Magneten am Kopfhörer befestigt. Zieht man das linke Polster ab, wird der Zugang zum Kabel frei. Eine äußerst durchdachte Konstruktion, da sich so auch die Ohrpolster ohne großen Aufwand bei Bedarf einmal reinigen oder ganz erneuern lassen.

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Der P7 besteht aus Edelstahl und feinstem Leder, so wunderbar kombiniert, dass es eine wahre Freude ist. Die Verarbeitungsqualität ist herausragend. Man möchte den P7 erstmal nur anschauen und die Optik genießen. Schade fast, dass man ihn nicht sieht, wenn man ihn benutzt. Auch die Haptik ist sensationell. Alles fühlt sich stabil und ‚aus dem Vollen‘ an. Erstaunlich, dass der P7 dann doch nur 290 Gramm wiegt.

Setzt man ihn endlich auf, merkt man selbst diese nicht mehr. Die Polster umschließen auch größere Ohren perfekt, das Doppelkammersystem sorgt dafür, dass der vordefinierte Abstand zum Ohr immer perfekt eingehalten wird. Der P7 lässt sich stufenlos verstellen, sodass die richtige Größe schnell gefunden ist. Lediglich der dicke, lederbezogene Bügel ist so schwer, dass man ihn zwar im Normalfall ebenfalls nicht spürt, er aber die Angewohnheit hat, beim entspannten Zurücklehnen ein wenig zu stark der Schwerkraft nachzugeben.

Die Fernbedienung lässt sich perfekt ‚blind‘ bedienen, das Kabel hat mit fast 1,3 Metern eine gute Länge. Einzig für den 3,5 mm Klinkenstecker würde man sich eine Abwinklung wünschen. So jedenfalls steht er, speziell bei iPhone & Co. dann doch immer ein wenig im Weg.

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Und der Sound? Die Erwartungen waren hoch. Sehr hoch. Um so verwunderter war ich dann beim ersten Testhören. Ist man von anderen Kopf- bzw. Ohrhörern eher gewohnt, dass diese sich über starke Bässe profilieren, halten jene sich beim P7 erstaunlich zurück. Sie sind da, auch äußerst voluminös, doch keinesfalls zu vordergründig oder gar übertrieben. Der Klang des P7 ist dadurch extrem ausgewogen, angenehm, einfach natürlich.

Man wolle, dass Musik genau so klingt, wie sie vom Künstler aufgenommen wurde, hieß es in der Pressemeldung. Und mit jedem Musikstück, welches mir das iPhone 5, das MacBook Pro und mein alter Denon Verstärker im Wechsel zuspielen, begreife ich mehr, was gemeint ist. Mit dem P7 lässt sich Musik extrem entspannt genießen und so manches wohlbekannte Stück erlebt man durch ihn gänzlich neu.

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Für den Test des P7 habe ich Audiodateien verschiedener Qualität zur Verfügung. Von Stücken in audiophiler Auflösung über Apples Lossless Format, MP3 in 256, 192 und 128 kBit/s Datenrate bis zum Spotify Streaming ist alles dabei und auch die ein oder andere CD findet ihren Weg vom dunklen Keller zurück ins Wohnzimmer. Über die Vielfältigkeit meines Musikgeschmacks möchte ich an dieser Stelle gar nicht noch einmal eingehen, Lounge, Klassik und Jazz gehören ebenso zum Testzyklus wie House, Hip-Hop und Schlager.

Erfreulicherweise vollbringt der P7 querfeldein bereits bei Stücken mit niedrigerer Datenrate Erstaunliches. Somit zeigt er sich als mobiler Kopfhörer für iPhone & Co. keinesfalls überdimensioniert, bringt seine Trümpfe bei einem guten Verstärker aber sicher noch wesentlich besser zur Geltung.

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Von ihm jedenfalls wieder zurück zu meinen bislang präferierten In-Ears zu wechseln fällt schwer. Verdammt schwer. Es gibt eben doch Kopfhörer – und Kopfhörer. Und einer vom Format eines B&W P7 darf dann tatsächlich gerne 400 Euro kosten. Das Geld könnte kaum besser investiert sein.

Den Bowers & Wilkins P7 gibt es im Fachhandel und online, beispielsweise bei apple oder amazon.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2014

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