Als ich die Einladung zum Interview mit Kapitän Havard Ramsoy erhalte, bin ich zunächst überrascht. Zum Einen wurde einige Tage zuvor Evans Hoyt als Kapitän der Norwegian Breakaway vorgestellt, zum anderen findet das Interview an einem Ort statt, zu dem man als Passagier spätestens seit 9/11 überhaupt keinen Zutritt mehr hat: auf der Kommandobrücke!

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luxify: Kapitän Ramsoy, zufrieden mit dem Schiff?

Havard Ramsoy: Sehr! Die Norwegian Breakaway ist bemerkenswert. Bei einem so großen Schiff hat man anfangs eigentlich immer irgendwelche größeren Dinge die nicht richtig funktionieren. Aber die Breakaway war vom ersten Tag an absolut perfekt. Klar klemmt hier und dort noch eine Tür oder ein Lämpchen funktioniert nicht, aber das sind Kleinigkeiten, die schnell erledigt sind.

luxify: Seit wann betreuen Sie das Projekt?

H.R.: Ich kam vor 2 Jahren und 3 Monaten nach Papenburg um sowohl den Bau der Breakaway als auch parallel den der Getaway zu betreuen. Ich war also von Anfang an dabei und habe auch die Emsüberführung mitgemacht. Das ist jedes Mal ein ganz besonderes Erlebnis.

luxify: Jedes Mal – waren Sie vorher schon auf der Meyer Werft?

H.R.: Vor der Breakaway betreute ich den Bau der Norwegian Gem, der Norwegian Pearl und im Endstadium auch schon den der Norwegian Jade. Ich habe dort also schon eine Menge Zeit verbracht.

luxify: Hat Ihnen Papenburg gefallen?

H.R.: Das ist ein wunderschöner kleiner Ort. Allerdings zieht es mich mehr in die Großstädte. Ein Vorteil in der Zeit war aber, dass ich an den Wochenenden heim nach Norwegen fliegen konnte.

luxify: Ab New York wird Evans Hoyt der Kapitän der Norwegian Breakaway. Gehen Sie wieder zurück nach Papenburg für die Tests der Getaway?

H.R.: So war das ursprünglich geplant. Aber ich bin jetzt seit über 20 Jahren an Bord der Schiffe, seit vielen Jahren auch als Kapitän, habe den Bau von vier Schiffen betreut und hatte das Kommando über fünf Schiffe. Ich werde jetzt erst einmal für zwei Jahre ins Büro der Schwestergesellschaft Star Cruises nach Asien gehen und schauen, ob so ein Bürojob etwas für mich ist.

luxify: Rückblickend auf die letzten Jahre, hatten Sie ein Lieblingsschiff?

H.R.: Im Grunde müsste ich jetzt natürlich sagen, dieses hier. Allein schon, weil mir das am frischsten in Erinnerung ist. Nein, ein Lieblingsschiff kann ich nicht nennen. Als Kapitän geht es da weniger um das Schiff an sich sondern um das Zusammenspiel mit der Crew, die Gäste und die Destinationen. Das gibt den Ausschlag darüber, wie wohl man sich auf einem bestimmten Schiff gefühlt hat.

luxify: Stichwort Lieblingsdestinationen – welche sind das?

H.R.: Das hängt natürlich auch wieder davon ab, ob man lieber Städte mag, in denen was los ist, Landschaften zum Entspannen sucht oder auf Strandurlaube steht. Und als Kapitän spielen natürlich auch die Häfen eine Rolle. New York ist für mich immer ganz weit vorne. Das Einlaufen dort entlang der Skyline und die Tatsache, dass man vom Terminal aus schnell direkt im Herzen der Stadt ist, das hat schon Vorteile. Hawaii ist auch sehr schön und das östliche Mittelmeer hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.

luxify: Nochmal zurück zur Emsüberführung. Mir fiel auf, dass das Schiff da nur auf einer Seite mit Rettungsbooten ausgestattet war.

H.R.: Richtig. Anders hätte es nicht durch die Schleusen und Brücken gepasst.

 

luxify: Ah. Das erklärt es. Die Rettungsboote hängen hier ja auch komplett außerhalb des Schiffes. Welche Vorteile hat das?

H.R.: In erster Linie hat es den Vorteil, dass durch diese Bauweise zusätzlicher Platz im Innenraum des Schiffes gewonnen wird, etwa für Gesellschaftsräume. Ein weiterer Vorteil ist, dass im Falle eines Falles die Boote nicht erst ausgeschwenkt werden müssen sondern direkt zu Wasser gelassen werden können. Dieses Konzept wird von immer mehr Reedereien eingesetzt. So findet man es auf der Oasis und der Allure of the Seas, und auch auf den neuen Schiffen von Carnival ist es vermehrt zu sehen. Bei Norwegian war die Epic das erste Schiff, das in dieser Art gebaut wurde.

 

luxify: Vor der ersten Kreuzfahrt wurden ja viele Tests gefahren. Wie verhält sich das Schiff?

H.R.: Sehr gut. Es ist relativ wenig Unterschied zu den kleineren Schiffen der Jewel Klasse zu merken. Natürlich reagiert es bedingt durch die Größe etwas träger, das muss man einkalkulieren, aber wir sind sehr zufrieden. Gerade auch was das Verhalten bei starkem Seegang und Wind angeht waren wir äußerst angetan.

luxify: Momentan fahren wir ja mit einer Geschwindigkeit von etwa 21,5 Knoten. Wird das auch die spätere Reisegeschwindigkeit sein?

H.R.: Das kommt auf die Destination an. Auf den Trips von New York nach Bermuda haben wir zwei volle Seetage. Das ist viel Zeit. Die Reisegeschwindigkeit wird dort etwa bei gemütlichen 14 Knoten liegen.

luxify: Ist es eine große Umgewöhnung, wenn man von einem anderen Schiff zur Breakaway wechselt?

H.R.: Die einzige Umgewöhnung ist die hinsichtlich der Geräte auf der Brücke. Da tut sich technisch immer sehr viel. Daher waren wir auch zur Schulung beim Hersteller in Hamburg. Als wir dann das Schiff übernahmen, war uns bereits alles ganz vertraut.

luxify: Als ich das letzte Mal auf der Brücke eines Schiffes war, standen dort erheblich mehr Geräte herum. Hier herrscht ja massig Platz.

H.R.: Im Grunde haben wir hier in der Mitte die Position, von der aus das Schiff gesteuert wird. Das erledigen zwei Personen. Ich sitze meist in dem Raum hinter der Brücke, von dem ich alles im Blick habe. Meine Kabine ist direkt dahinter, sodass ich immer schnell zur Stelle sein kann. Zum Andocken im Hafen haben wir an den Außenseiten der Brücke alle wichtigen Geräte, können die Azipods und Querstrahlruder steuern und haben einen kompletten Überblick über das Schiff zu allen Seiten. Dann haben wir unser Sicherheitszentrum, von dem aus wir das ganze Schiff überwachen können und wir haben die Möglichkeit, uns das Bild jeder Kamera an Bord auf den Schirm zu holen. Sollte ein Feueralarm ausgelöst werden, springen die Monitore automatisch auf die Kameras in der Nähe um. Ja und schließlich haben wir noch unsere gute alte Seekarte aus Papier. Die dient allerdings nur noch zum Überblick und um eventuelle Routenänderungen im Voraus zu diskutieren.

luxify: Stichwort altmodische Instrumente: eine schöne Uhr haben Sie da an.

H.R.: Danke. Diese Rolex Explorer II habe ich mir im Jahr 2000 gekauft. Ich mag den klaren Look des weißen Zifferblatts, außerdem hat für mich als Norweger der Name Explorer eine große Bedeutung. Die Uhr trägt eine Gravur auf der Rückseite. Mein Name und das Datum meines Kapitänspatentes. Für formelle Anlässe habe ich noch eine klassische Cartier Tank. Uhren sind für mich das, was für Frauen Schmuck ist. Denn eine Uhr ist der einzige Schmuck, den man als Mann tragen kann.

Das Interview führte Percy Christian Schoeler

Foto: © Percy Christian Schoeler (PCS)

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