Meine Lieblingsuhr? Das war die leichteste Frage die mir seit langer Zeit gestellt worden ist. Und ja, ich habe einen absoluten Liebling, eine Uhr mit magischer Ausstrahlung, eine Uhr die elektrisiert, eine Uhr die mich auch nach vielen Jahren noch immer in ihren Bann zieht und die mir auch an manch einem trüben Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und eine Uhr übrigens, die mein Kauf- und Tauschverhalten nachhaltig verändert hat. Es ist nichts mehr so wie es einmal war, ich ruhe in mir selbst und brauche nichts mehr. Die Uhr von der ich spreche ist meine Rolex Daytona, Referenz 6263, mit dem sogenannten zweifarbigen Paul Newman – Blatt. 

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Die Uhr habe ich übrigens nicht gesucht, sie ist mir förmlich zugelaufen: jemand, dem ich mal von meiner Leidenschaft für mechanische Armbanduhren erzählt habe, ruft an und berichtet mir von jemanden, der seine Uhr verkaufen möchte. Es sei eine Rolex mit weißem Blatt, mehr wisse er nicht.

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Man mailt mir Fotos und ich finde diese Uhr schön, aber es war nicht so dass ich in Ekstase verfallen wäre. Dennoch, ich interessiere mich dafür und möchte sie einfach mal ausprobieren, zur Not wird sie schnell wieder verkauft, das finanzielle Risiko war überschaubar. Zur Sicherheit, ich kenne mich bei Vintage-Uhren höchstens rudimentär aus, frage ich zwei Freunde mit tiefem Fachwissen und bekomme ein klares „go“ die Uhr zu kaufen. 

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Noch eine Uhr mehr. Eigentlich war es anders geplant, ich wollte Uhren loswerden, verkaufen, denn zu viele Uhren belasten mich und man wird keiner Uhr richtig gerecht. Aber natürlich, die ersten Tage nach dem Kauf ziehe ich meinen Neuerwerb an. Es war okay, aber mehr auch nicht. Nach 2 oder 3 Tagen dann, ich stand im Stau auf der Autobahn und weiß es noch wie heute, die Sonne schien, es war ein heißer Sommertag und plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, habe ich die unfassbare Schönheit dieser Uhr entdeckt. Und seit diesem Tag ist die alte Daytona nahezu täglich an meinem Arm.

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Aber was macht den Zauber aus? Was ist so einzigartig an dieser Uhr?

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Fangen wir ganz simpel beim Handaufzug an. Eine Uhr morgens vom Arm nehmen, sich 20 Sekunden mit ihr beschäftigen, das schafft schon eine gewisse Nähe mit der Zeit, ich mag das unwahrscheinlich gerne. Meist mache ich das in einer kleinen Pause morgens gegen 10:30 bei einem Espresso. Uhr vom Arm, kurz anschauen, Krone aufdrehen und aufziehen, ein haptisches Glücksgefühl im grauen Alltag. 

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Ganz phantastisch gefällt mir die schwarze Lünette. Lässt die Stahl-Lünette, beispielsweise bei der Referenz 6265, die Uhr recht klein erscheinen, sorgt die Lünette bei der Referenz 6263 dafür, eine recht ausgewachsene Uhr am Handgelenk zu haben. So wirkt die 6263 auch deutlich größer am Arm als die aktuelle Daytona mit Stahl-Lünette.

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Und dass man meiner Handaufzugsdaytona speziell durch die Lünette das Alter ansehen kann, das mag ich unwahrscheinlich gerne. Für nichts in der Welt würde ich bei meiner Uhr die – zugegeben etwas mitgenommene – Lünette gegen eine neuere oder weniger beschädigte Lünette austauschen wollen. Die Uhr hat so wie sie ist ihren Zauber und das darf auch gerne so bleiben. 

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Die Magie des zweifarbigen Newman-Blattes kann ich nicht in Worte fassen und ich will auch gar nicht erst anfangen zu schreiben was es ausmacht und was so besonders daran ist. Man mag es glauben oder lassen, so ist man geneigt zu sagen, aber wer dieser Magie erliegt wird schwerlich von ihr loskommen.

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So hoffe ich einfach, dass der verrückt spielende Vintagemarkt langsam aber sicher eine kräftige Kurskorrektur gen Süden erfährt, ich mich nicht weiter mit unmoralischen Kaufanfragen befassen muss, die am Ende des Tages nur den Spaß verderben, und die Uhr noch viele Jahre bei mir bleibt.

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Fotos & Text: © Charly (ferryporsche356) 2015

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