Fünftausendvierhundertfünfzig D-Mark, das entsprach im Jahr 1978 etwa der Hälfte des Wertes eines nagelneuen VW Golf. Man konnte dafür sechs Rolex Submariner kaufen. Alternativ vier Handaufzug-Daytonas und hatte noch immer genug übrig für eine Oysterdate für die bessere Hälfte. Ohne Rabatt! Oder – man kaufte sich eine Patek Philippe Nautilus „Jumbo“.
Eine 40 Jahre alte Patek Nautilus
Für Letzteres entschied sich der von da an stolze Besitzer jener Referenz 3700/1, welche am 10. November 2018 im Rahmen der 98. Auktion des Auktionshauses Dr. Crott in Frankfurt unter den Hammer kommt. Interessanter Zufall dabei: der 10. November, er ist auch exakt jener Tag, auf den die offizielle Kaufrechnung des Juweliers Voelcker in Neustadt an der Weinstraße datiert ist, nur eben 40 Jahre zuvor.
Wie vor jeder Auktion, so hatte ich auch diesmal wieder die Möglichkeit, mir einige der Lots des kommenden Kataloges vorab einmal anzuschauen. Highlights gab es da gleich einige, doch jene Nautilus in Lot 96 (Link zur Auktion) ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben.
Designed by Gerald Genta
Die 3700/1 ist die erste aller „Jumbo“ Nautilus. Präsentiert wurde sie im Jahr 1976, und damit vier Jahre später als die andere „Jumbo“, die Royal Oak von Audemars Piguet. Beide eint ihr Designer, denn beide ultraflachen Sportuhren stammen aus der Feder des legendären Gerald Genta.
Und noch etwas verbindet Audemars Piguets Referenz 5402 und die 3700 von Patek Philippe: ihr Uhrwerk. Zum Einsatz kam zu jener Zeit hier wie dort das von Jaeger-LeCoultre entwickelte Kaliber JLC 920, bis heute das flachste Automatikkaliber mit Zentralrotor.
Flachstes Automatikkaliber
Während es als Audemars Piguet Kaliber 2121 noch immer in der aktuellen Royal Oak, Ref. 15202 zu finden ist, ersetzte Patek Philippe das dort 28-255 C benannte Werk in den 80er Jahren durch eine eigene Konstruktion.
Als „unsere“ 3700/1 mit der Werknummer 1304732 über den Ladentisch ging, war die Nautilus also bereits zwei Jahre im Programm. Die kommenden vier Jahrzehnte sollte sie im Besitz des Erstkäufers bleiben, ehe dieser sie bei Auktionator Stefan Muser in Mannheim vorbeibrachte.
Mit dabei: ein ganzer Schnellhefter, voll mit allen Unterlagen der vergangenen 40 Jahre. Vom Original-Zertifikat über die Kaufrechnung bis hin zum Hang-Tag ist darin alles vorhanden.
Ein Full-Set vom Feinsten
Mehr noch: sämtliche Reparatur- und Servicebelege sind dort abgeheftet, zeichnen so lückenlos das Leben dieser ganz besonderen Jumbo Nautilus auf, die zuletzt im Juni 2018 eine komplette Überholung bei Patek Philippe zum Preis von knapp zweieinhalbtausend Euro erhielt (inklusive 24 Monaten Patek Philippe Garantie, Wasserdichtigkeit ausgenommen).
„Warte, das gehört auch noch dazu“ heißt es, als man mir ein in mehrere Lagen Luftpolsterfolie verpacktes Etwas überreicht. Ich entpacke dieses „Etwas“ und bekomme direkt zittrige Hände. Vor mir liegt die originale Box der Uhr.
Die legendäre Box
Es ist die legendäre Korkbox eben jener frühen Nautilus Modelle. Für mich die erste Begegnung mit dieser sagenumwobenen Umverpackung, für die alleine mittlerweile ja geradezu horrende Preise aufgerufen werden.
Korkbox, Zertifikat, Rechnung, Revisionsbelege, Wow! Alles gut und schön, aber was ist denn nun mit der Uhr selbst?
Auch sie ist etwas ganz Besonderes. Und das liegt – an ihrem Blatt. Dass sich auf Grund von Umwelteinflüssen die einst tiefseeblauen Blätter früher Modelle mit der Zeit verfärben, sieht man öfters. Leider geschieht diese Transformation nicht immer gleichmäßig, sodass die Resultate zum Teil ein wenig eigen aussehen können.
Tropical Dial mit gleichmäßiger Patina
Hier allerdings schaut das anders aus. Das Blatt wurde zum braunen „Tropical“ Dial und hat dabei nichts von seinem Glanz verloren. Im Gegenteil: dieses Blatt im Sonnenlicht zu betrachten ist einfach nur unglaublich schön.
Spätestens unter dem Makro-Objektiv zeigt sich dann, wie wunderbar gleichmäßig sich die Patina entwickelt hat.
Eine Nautilus mit speziellem Charme
Im direkten Verglich mit einer ebenfalls in der Auktion befindlichen anderen 3700/1A merkt man schnell, wie komplett anders die beiden Uhren wirken. Beide faszinieren auf ihre ganz eigene Art, wobei das fast schon Cognacfarbene Gold-Braun der Tropical Nautilus ganz besonders charmant und außergewöhnlich rüber kommt.
Als Schätzpreis hat das Auktionshaus Dr. Crott eine Preisrange zwischen 55.000 und 90.000 Euro angesetzt. Mich persönlich würde es allerdings nicht wundern, wenn dieses 3700 Fullset die 100.000 Euro-Marke knackt. Für das Geld bekäme man heute übrigens fast sechs nagelneue VW Golf, fünfzehn Rolex Submariner oder neun Stahl-Daytonas. Ohne Rabatt. Also, theoretisch zumindest…..
Auktionstermin
Die 98. Auktion des Auktionshauses Dr. Crott findet am Samstag den 10. November 2018 um 12 Uhr im SkyLoft Eventzentrum des Sheraton Hotel am Frankfurter Flughafen statt. Vorbesichtigungen sind am Vortag der Auktion, also Freitag den 9. November 2018 zwischen 14 und 20 Uhr, sowie am Auktionstag selbst zwischen 8:30 und 11 Uhr möglich.
Hinweis zur Transparenz
Auktionen Dr. Crott (www.uhren-muser.de) ist Kooperations- und Werbepartner von Luxify. Die Auswahl und Beschreibung der hier präsentierten Auktionslots erfolgte jedoch rein unter redaktionellen Gesichtspunkten. Eine Einflussnahme seitens des Auktionshauses fand nicht statt.
Fotos: © PCS 2018
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