Ein Schiff der Superlative – zugegeben, diese Formulierung klingt irgendwie schon ziemlich abgedroschen. Und doch: selten war sie so zutreffend wie im Fall der neuen AIDAnova. Die sollte ich eigentlich schon im November besichtigen, doch die zu späte Ablieferung seitens der Werft ließ die Pläne ändern.
Mit AIDAnova unterwegs auf den Kanaren
Nun also Frühjahr statt Winter – und Teneriffa bis Gran Canaria statt Hamburg bis Bremerhaven. Definitiv nicht der schlechteste Tausch.
Der Knackpunkt allerdings: gerade einmal drei, nein eigentlich nur zweieinhalb Tage habe ich Zeit, den neusten Spross der Kussmundflotte unter die Lupe zu nehmen. Ein tatsächlich vollkommen unmögliches Unterfangen. Denn die Nova ist groß. Sehr groß. Wie groß, davon habe ich mir im Vorfeld ehrlich gesagt so überhaupt keine Vorstellung machen können.
Bei der Ankunft im Hafen von Santa Cruz de Tenerife aber wird mir schlagartig klar, was es heißt, vor einem Schiff für bis zu 6.669 Passagiere zu stehen. Ich habe viele Schiffe gesehen. Viele große Schiffe. Doch das hier, das haut mich um. Die Nova ist einfach nur unglaublich – hoch! Allein der Bug wirkt wie ein Hochhaus. Da kann einem vor Staunen schon mal der Mund offen stehen bleiben.
Ein Check-In zum Staunen
Auf geht’s zum Check-In. Und ganz ehrlich, da schwant mir nichts Gutes. Denn mit 2626 Kabinen und damit 5.252 Passagieren bei Standard-Zweierbelegung dürfte alleine dieser schon eine gigantische Herausforderung darstellen. Lange Schlangen entnervter Clubschiffurlauber (Halt, das mit dem Clubschiff ist ja schon seit einigen Jahren Geschichte) stehen sich vor meinem geistigen Auge die Beine in den Bauch.
Die Realität indes sieht erfrischend anders aus. Kurzes Anstehen vor der Sicherheitskontrolle, dann nochmal vielleicht zwei Minuten warten auf den nächsten freien Schalter. Das war’s! Wobei – Schalter ist in dem Fall das falsche Wort. Der Check-In geschieht an etwa einem Dutzend Cocktail-Steh-Tischen. Extrem ungezwungen, extrem locker, extrem schnell. Ich bin beeindruckt und – erstaunt.
AIDAnova fährt im Wochenturnus immer die gleiche Route. Kanaren mit Madeira im Winter, westliches Mittelmeer im Sommer. Die 7-Tage Tour kann wahlweise von zwei Start- und somit auch Enddestinationen gebucht werden. Im Fall der Kanaren-Tour ist das Gran Canaria oder eben Teneriffa. Bedeutet, dass in jedem der beiden Häfen nur etwa die Hälfte der Passagiere wechseln muss. Das entzerrt ungemein.
Das große Staunen – es geht auch an Bord direkt weiter. Denn die immense Größe des Schiffes, die brutal anmutende Passagieranzahl, ihr wird man allenfalls in den Außenbereichen mit deren zigtausend so genannten Kurzliegen um die kleinen Pools gewahr.
Liebe zum Detail
Im Inneren der Nova hingegen gerät sie schnell in Vergessenheit. Der Grund sind viele kleine, ja fast möchte ich schon sagen kuschlige Bereiche, die sich aneinanderreihen. Hierbei gingen die Designer mit einer gehörigen Portion Liebe zum Detail ans Werk.
So reihen sich unterschiedliche Welten aneinander. Ein bisschen wirkt das beim Durchstreifen der Decks wie Disneyland. Aber das ist ja nun fürwahr nichts Schlechtes.
Restaurantkonzept an Bord
Was auffällt: die bekannten Buffetrestaurants, das East, das Markt, das Bella Donna und das besonders familienfreundliche Fuego, sind in ihrer Größe kaum gewachsen. Stattdessen gibt es einfach nur mehr davon. Neu ist etwa der Yachtclub auf Deck 7. Auch er extrem hübsch eingerichtet.
An ihm grenzt eine weitere kulinarische Neuheit der AIDAnova: das Ocean’s. Es handelt sich um ein Spezialitätenrestaurant. Wie es Name und Design schon vermuten lassen, dreht sich hier alles um Leckereien aus dem Meer. Das Ocean’s erfreut sich während meines Kurzbesuchs stets größter Beliebtheit seitens der Gäste. Reservieren ist also Pflicht.
Gleiches gilt für die mittlerweile ja schon bekannten Klassiker wie French Kiss, Casa Nova oder das Brauhaus. Und auch beim Best Burger @ Sea ist Reservieren ratsam. Hierhin führt mich der erste große Hunger. Ob hier tatsächlich der beste Burger auf hoher See serviert wird, darüber kann man geteilter Meinung sein. Zumindest aber ist er wirklich ziemlich gut. Rund 800 Stück werden Tag für Tag während der Öffnungszeiten zubereitet.
Fast Food gibt’s darüber hinaus auf der Street Food Meile. Neben der berühmten Currywurst an der „Scharfen Ecke“ gibt’s hier jetzt auch eine Dönerbude, sowie das „Brot & Stulle“, welches mit Baguettes und anderen Leckereien aufwarten kann.
Sushi, Steak und eine Zeitreise
Auch bei den zuzahlungspflichtigen A-la-carte-Restaurants hat sich etwas getan. Natürlich darf das Gourmet-Restaurant Rossini nicht fehlen. Das Steakhouse wird nun zur Churrascaria, Asia-Fans kommen mit dem Sushi House und dem Teppanyaki Asia Grill gleich doppelt auf ihre Kosten.
In eine ganz andere Richtung geht man mit dem Restaurant „Time Machine“. Mittels eines „Fahrstuhls“ gelangt man hier in eine Art Zeitreise. Zum Drei-Gänge-Menü erleben die maximal 180 Gäste allerhand Show-Einlagen in schönster Steam-Punk Atmosphäre. Ratsam ist es, sein Ticket für dieses Event bereits vor Reiseantritt zu buchen.
Fünf Buffet-Restaurants, fünf Spezialitäten-Restaurants, fünf A-la-carte-Restaurants, dazu noch das Kochstudio und die Street Food Meile – über zu wenig kulinarische Auswahl jedenfalls kann man auf der Nova nicht klagen.
Exklusiver Bereich für Gäste der Suiten
Suitengäste können sich über eine nun noch einmal deutlich größere und schönere AIDA Lounge freuen, die ebenfalls über eine eigene Bar verfügt. Die AIDA Lounge hat nun auch direkten Zugang zum Patio Deck.
Dieses ist ebenfalls exklusiv den Suitengästen vorbehalten. Im Vergleich zu Prima und Perla ist das Patiodeck allerdings ein wenig enttäuschend. Schade, dass man hier nicht am bisherigen Design und der Großzügigkeit festgehalten hat.
Für alle Gäste stehen auf der Nova insgesamt noch einmal 20 Bars bereit. Auch sie sind so angeordnet, dass sich der Strom der Kreuzfahrtgäste wohltuend verteilt, es nirgendwo wirklich richtig überfüllt wirkt.
Großes Angebot für Familien
Besucherströme zu entzerren, das gelingt auch dadurch, jeder Interessensgruppe ihre eigenen Bereiche anzubieten. Familien mit Kindern beispielsweise müssen tagsüber Deck 16 überhaupt nicht verlassen.
Mini Club, Kids Club, Teens Lounge, das Four Elements und der Beach Club liegen hier zusammen, ergänzt durch das Fuego Restaurant mit eigener Kinder-Theke.
Wer mehr auf Feiern steht, der kann das im Brauhaus, im Beach Club, aber auch in der neuen Rock Box und im The Cube, der Disco an Bord.
Bedeutet aber auch, dass das von vielen AIDA Fans geschätzte „Aida Gefühl“ an Bord der Nova ein Anderes ist. Eben weil nicht mehr alle Gäste, wie etwa auf den kleineren Einheiten, immer das eine, gemeinsame Ziel haben.
Das Theatrium wird zum Wohnzimmer
Zentrum des Abends ist aber auch auf dem neusten Schiff das Theatrium. Dieses wird im eigenen Sprachgebrauch mehr und mehr zum Wohnzimmer. Die charakteristischen Treppen an den Seiten sind verschwunden, was mehr Platz für weitere gemütliche Bereiche bringt.
Die beliebte Prime Time Show allerdings wird auf der Nova nur noch hierhin übertragen. Produziert wird sie im Studio X auf Deck 6. Als ich dieses besichtige, steht für mich der Titel dieses Reiseberichts dann endgültig fest.
Mit dem Studio X erhält ein echtes, vollwertiges TV-Studio Einzug auf ein Kreuzfahrtschiff. Das wirkt im ersten Moment komplett skurril und zeigt gleichzeitig, dass die AIDAnova alles andere ist als ein konventionelles Kreuzfahrtschiff.
Es ist eine Stadt, ein Entertainment-Tempel. Ein Ort zum Staunen. Einer, bei dem jeder, der AIDA liebt, auf seine Kosten kommen kann, der aber auch Skeptiker fasziniert. Ein Ort, für den selbst eine Woche viel zu kurz ist, um alles zu entdecken.
Das erste Kreuzfahrtschiff mit LNG Antrieb
Die vielleicht größte Sensation bleibt den Gästen dabei sogar weitestgehend verborgen. Denn „das Növchen“ ist das erste Kreuzfahrtschiff, welches komplett mit LNG betrieben werden kann. Drei Gastanks befinden sich im Bauch des Schiffes. Hinzu kommt ein Tank für Marinediesel. Für alle Fälle.
Bislang hat es die Nova allerdings geschafft, zu 99,4% mit LNG zu fahren. Ein Wert, der selbst die Fachleute erstaunt. Was ist mit den 0,6%? Da das Gas in flüssiger Form vorliegt, braucht es einen Moment, um es aufzuwärmen.
Gerade wenn Ablegemanöver bei Starkwind durchgeführt werden, kann aber vorübergehend sehr schnell sehr starke Maschinenleistung benötigt werden. In solchen Ausnahmefällen schaltet die Anlage dann binnen Millisekunden den Marinediesel automatisch dazu.
Alles in allem ist AIDAnova somit das umweltfreundlichste Kreuzfahrtschiff der Welt. Ein Ergebnis, auf das man seit 10 Jahren Schritt für Schritt hingearbeitet hat und welches ein Musterbeispiel auch für andere Reedereien ist. Das große Staunen, es findet also auch im Verborgenen statt.
Fazit
Mein Fazit: ich mag keine Animation, ich mag keine Buffetrestaurants. Beides lange Zeit nicht die allerbesten Voraussetzungen, um mit einem Schiff der Kussmundflotte glücklich zu werden. AIDAnova allerdings schafft es, für jeden Geschmack etwas zu bieten.
Die Bedienrestaurants möchte man alle einmal besuchen, was alleine schon deutlich mehr als eine Woche in Anspruch nehmen kann. Extrem positiv sei, neben den vielen schönen und gemütlichen Bereichen an Bord, vor allem die Crew erwähnt. Trotz eines relativ überschaubaren Passagier/Crew Verhältnisses haben sie das Schiff mehr als ordentlich im Griff.
Ein wenig mühsam hingegen: die wenigen, wirklich vollwertigen Sonnenliegen an Bord und die Handhabung der zubuchbaren Getränkepakete bzw. deren Abrechnung. Hier sehnt man sich förmlich nach einem All Inclusive Konzept. Alles in Allem ist die Nova aber ein Schiff, auf dem ich sehr gerne mehr Zeit verbracht hätte. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher: auch in sieben Tagen wäre ich an Bord aus dem Staunen nicht heraus kommen.
Hinweis zur Transparenz
Der Bericht entstand auf Einladung von AIDA Cruises im Rahmen einer Gruppen-Pressereise. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand nicht statt.
Fotos: © PCS 2019, Titelbild: © AIDA Cruises
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