Willkommen in New York. Nun, nicht wirklich so ganz. Schließlich befinde ich mich gerade im britischen Königreich, genauer gesagt in Southampton, am City Cruise Terminal. Doch vom Bug des neusten Flottenzugangs der Norwegian Cruise Line schaut mich die Freiheitsstatue an, ich erblicke das Chrysler- und Empire State Building und noch so einige andere Dinge.
Norwegian Breakaway im Hafen von Southampton
Man mag zu diesem Entwurf stehen wie man will, einzigartig ist er in jedem Fall und – wenn das kein Trost für Kunstbanausen ist – von Bord aus sieht man die Bemalung sowieso nicht.
Viele Möglichkeiten, das Schiff von Außen anzusehen werde ich in den kommenden sieben Tagen sowieso nicht haben. Es geht von Southampton nach New York auf der Inaugural Transatlantic Voyage. Zwischenstationen? Keine.
Obligatorischer Sonnenuntergang
Die Norwegian Breakaway ist das erste Schiff einer ganzen neuen Schiffsklasse. Im kommenden Jahr folgt die baugleiche Norwegian Getaway, für 2016 und 2017 ist die Ablieferung zweier weiterer Schiffe geplant. Diese Breakaway plus Neubauten werden in der Größe noch etwas zulegen.
Gebaut werden alle Schiffe bei der Meyer Werft in Papenburg. Die Breakaway misst 146.600 BRZ. Das ist etwas weniger als die Norwegian Epic, reicht aber trotzdem zum Titel des größten jemals in Deutschland gebauten Kreuzfahrtschiffes.
Jene Norwegian Epic war bei ihrer Ablieferung von einer französischen Werft im Jahr2010 noch nicht richtig fertig. Bei den ersten Reisen mit Passagieren wurde überall gearbeitet, einige Räume waren sogar noch gar nicht geöffnet.
Strahlenkanone?
Als Kevin Sheehan, CEO von Norwegian Cruise Line zur Abnahme der Breakaway anreiste, gab es indes nichts mehr zu tun. „Alles war fertig und wir konnten uns einen Cocktail an der Bar genehmigen“, so Sheehan, der 2010 als Undercover Boss auch selbst schon an Bord mitgearbeitet hat.
Das würde er so kein zweites Mal machen, sagt er. Denn die Arbeit der guten Geister an Bord ist hart. Sehr hart. Um das Leben an Bord für die 1.600 Besatzungsmitglieder ein wenig angenehmer zu machen, wohnen diese wie schon auf der Epic zu einem großen Teil in Einzelkabinen. Diese sind natürlich von Größe und Ausstattung längst nicht mit den Passagierkabinen zu vergleichen, doch sie bieten eine Privatsphäre, wie sie auch heutzutage noch die große Ausnahme auf Kreuzfahrtschiffen ist.
Solche Gedanken müssen sich die zahlenden Gäste an Bord nicht machen. Etwa 2.600 sind an Bord, was in etwa 2/3 der maximalen Kapazität entspricht. Mehr wollte man auf diese erste große Reise des Schiffes nicht mitnehmen, damit sich alles an Bord einspielen kann. Um etwaige kleine Reparaturen schnell beheben zu können, sind auch noch einige Spezialisten der Werft mit an Bord.
Die Aufteilung der Breakaway ist auf den ersten Blick etwas ungewohnt. Im Gegensatz zu den kleineren Schiffen von Norwegian gibt es auf der Breakaway, wie schon auf der Epic, nur zwei statt drei Treppenhäuser. Das vordere Treppenhaus findet sich allerdings fast schon auf halber Länge des Schiffes.
Das dreistöckige kleinere Atrium
Cagney’s Steakhouse
Wasabi Noodlebar
Taste – eines von drei Hauptrestaurants
Churrascaria Moderno
Zwischen den beiden Treppenhäusern erstrecken sich auf den Decks 6, 7 und 8 die Attraktionen des passenderweise 678 Ocean Place getauften Hauptbereiches des Schiffes. Obgleich man die besten und schönsten Bars, Clubs und Restaurants von der diesbezüglich bahnbrechenden Epic übernommen hat und diese um einige Neuerungen erweitert hat, wirkt dieser Bereich doch ein ganzes Stück kleiner und gedrängter. Die Großzügigkeit geht ein wenig verloren, was man aber nur im direkten Vergleich der beiden Schiffe wirklich merkt. Dafür hat man das Gefühl, dass die Wege kürzer geworden sind, der klare Aufbau reduziert die Gefahr, sich zu verlaufen, auf ein Minimum. Zusätzlich sind die beiden Treppenhäuser bzw. Liftstationen auch eindeutig gekennzeichnet. Vorne sind alle Schalter und alle Bilder quadratisch gehalten, achtern sind sie rund, Backbord- und Steuerbordseite haben ihre eigenen Farben. Wer das einmal herausgefunden hat, findet sich auf jedem Deck sehr leicht zurecht.
678 Ocean Place
Le Bistro
Französische Küche
Shaker’s Martini Bar
Immer wieder ein schönes Fotomotiv
Die Ice Bar ist auch wieder mit an Bord
Impressionen aus der Bliss Lounge
Extrem verkleinert hat man den Poolbereich auf Deck 15. Dieser ist auf ein absolutes Minimum geschrumpft, er wirkt dadurch gestaucht, der ringsherum verbaute bemalte weiße Stahl wirkt ebenfalls nicht sonderlich gemütlich.
Auch das Erwachsenen Sonnendeck, das Spice H2O erstreckt sich statt über zwei Decks nun nur noch über eines. Auf den ersten Blick wirkt das kleiner, genügend Platz ist dennoch vorhanden. Einen richtigen Pool sucht man vergeblich, dafür gibt es sprudelnde Wasserfälle. Diese schauen recht cool aus, setzen aber bei Wind das halbe Deck unter einen feinen Sprühnebel. Bei sommerlichen Temperaturen sicher angenehm, bei 12 bis 15 Grad eher weniger.
Main Pool Area
Wasserfall auf dem H2O Spice
Vordere Sonnendecks
Insgesamt dürften die geschützten Sonnenplätze bei voller Belegung hier und um den Pool zwar schnell rar werden, dafür wurden auf den vorderen oberen Sonnendecks aber eine Menge weiterer Plätze geschaffen. Diese reichen jetzt auch endlich wieder bis ganz nach vorne und räumen so mit einem der allergrößten Ärgernisse der Epic Konstruktion auf. Endlich wieder freie Sicht nach Vorne.
Äußerst positiv fallen die überall verstreuten Loungemöbel und Hängematten auf. Löblich auch, dass man diese nicht nur den zahlenden Gästen des Vibe Beach Clubs vorbehält.
Zusätzlich zu den oberen Sonnendecks verfügt die Breakaway über die so genannte Waterfront auf Deck 8. Eine große Promenade umrahmt das Schiff, die Bars und Restaurants dort verfügen über einen Außenbereich, in dem man sitzen, etwas trinken oder essen kann. Mann kann sich ein Eis kaufen, einen Snack beim original New York Hot Dog Stand genießen oder einfach nur gemütlich entlang schlendern.
The Waterfront
Meer erleben
Selbst bei Kälte ein beliebter Ort
Klassiker wie Shuffleboard und Schach sind natürlich auch vertreten
Kostenlose (!) Ferngläser
Auch wenn auf dieser Transatlantik Route die Waterfront temperaturbedingt kaum nutzbar ist, so lässt sich doch schon erahnen, dass dieses Konzept ein absolutes Highlight sein wird, welches die Außenbereiche so ziemlich jedes anderen Schiffes in den Schatten stellt. Die Waterfront ist liebevoll gestylt und für sich genommen bereits Grund genug, Urlaub auf der Breakaway zu machen.
Bei der Vorstellung der Norwegian Epic, die eigentlich noch zwei Schwesterschiffe bekommen sollte, letztlich aber einzigartig blieb, wuchs schnell Unmut über die Bäder der Kabinen. Mit der ungewöhnlichen Anordnung ist es bei der Breakaway erwartungsgemäß vorbei. Die Kabinen haben wieder abgetrennte Nasszellen, in denen sowohl Toilette, als auch Dusche und das Waschbecken integriert sind. Manchmal sind altbewährte Konzepte eben doch die Besten.
Auf das Konzept einer großen zentralen Lounge wurde jedoch auch hier wieder verzichtet. Gemütliche Sitzgelegenheiten gibt es zwar überall auf dem Schiff, allerdings reicht deren Anzahl bei weitem nicht aus um an einem kalten und stürmischen Seetag den Passagieren genügend Platz zu bieten. Solche Tage werden für den eigentlichen Einsatzzweck der Breakaway zwar die Ausnahme bleiben, auf dieser Transatlantikroute allerdings fällt dieses Manko immer wieder auf. Die Bereiche, etwa um das Atrium oder die Shakers Bar, sind jedenfalls schnell belegt und wer dort einmal einen Platz gefunden hat, der gibt ihn so schnell nicht wieder auf.
Als Alternative bieten sich die Restaurants und Clubs an, die außerhalb der Servicezeiten denn auch rege genutzt werden. Allein so richtig gemütlich sitzt es sich dort auf Dauer nicht.
Bliebe noch die eigene Kabine. In meinem Fall ist das für den ersten Teil der Reise eine Familieninnenkabine der Kategorie I1 für vier Personen. Wer tatsächlich auf die Idee kommen sollte, hier eine Woche lang zu viert zu verweilen, der sollte gute Nerven und, noch wichtiger, wenig Gepäck mitbringen. Denn die „Familienkabine“ hat eine Größe von 14 qm und verfügt über sage und schreibe einen einzigen Kleiderschrank von etwa einem Meter Länge. Die Fächer sind zum Teil so klein, daß außer zusammengelegter Socken von der Tiefe her nichts hinein passt.
Innenkabine 12481
Ebenfalls unverständlich ist der Einbau eines Safes der in seiner Größe noch nicht einmal einem iPad Platz bietet. Irgendwie hat man das Gefühl, die Safes werden von Schiff zu Schiff kleiner. Hier spart man am falschen Ende.
Der Safe ist zwar auch in der Balkonkabine, die mir für die zweite Hälfte der Reise zur Verfügung steht, nicht größer, dafür ist die Kabine selbst mit 21 qm aber erheblich geräumiger.
Beim Kabinendesign ist man wieder zur klassischen geradlinigen Anordnung zurückgekehrt. Ein wenig schade eigentlich, denn das Wave Design der Epic war durchaus ansprechend. Perfekt aufgeteilt ist die Kabine aber nach wie vor und auf dem Sofa lässt es sich zugegebenermaßen wesentlich bequemer sitzen.
Balkonkabine 12280
Der Kleiderschrank ist ein ganzes Stück größer als in der Innenkabine, es gibt überall Schränke und Ablagen und sogar die Kleiderbügel halten hier so, wie sie sollen. Nicht ganz selbstverständlich, wie die permanent auf den Boden fallenden Bügel in der Kabine zuvor eindrucksvoll bewiesen. Ebenfalls sehr schön: am tatsächlich gut nutzbaren Schreibtisch stehen ganze vier Steckdosen zur Verfügung, zwei im US-Format und zwei für die in Deutschland üblichen Stecker. Wohin man auch schaut, diese Balkonkabine der Kategorie B4 ist schon äußerst perfekt.
Gleiches gilt für den Balkon selbst, obgleich dieser im Vergleich zur Epic ein ganzes Stück an Tiefe eingebüßt hat. Er ist immer noch ausreichend dimensioniert, sodass zwei Stühle und ein kleines Tischchen darauf Platz finden.
Die Trennwände reichen auf der Breakaway allerdings nicht bis ganz an die Reling. So hat man unfreiwillig weit öfter Blickkontakt zu seinen direkten Balkonnachbarn als auf anderen Schiffen.
Minigolf
Freefall Rutschen
Klettergarten
Basketball und Kletterwand
Nur für ganz Mutige
Heimatflagge
Nutzer einer Balkonkabine sollten in jedem Fall darauf achten, die Balkontüre bei Abwesenheit immer mit dem von mir lange Zeit als Kindersicherung abgetanen „Door Lock“ zu verschließen. Die Türen lassen sich nämlich auch von außen öffnen und ein einfacher Vierkantschlüssel reicht aus, um von einem Balkon zum Nächsten zu gelangen.
Insgesamt fällt es dennoch sehr schwer, etwas an diesem Schiff zu finden, was nicht perfekt ist. Die meisten von mir erwähnten Schwächen betreffen das Klima auf dieser Transatlantikfahrt. Eine solche ist aber bis auf weiteres nicht noch einmal geplant. Das Schiff wird in New York stationiert und von dort aus auch das ganze Jahr über in See stechen.
New York, das Thema ist überall an Bord zu spüren. Im Atrium läuft Tag und Nacht ein Film über NYC, der Eisladen auf der Waterfront Promenade, der Bakery Shop von Carlo’s oder die Hot Dog Stände, sie alle sind ein Stück New York auf hoher See. Der Fat Cats Jazzclub, der O’Sheehan Pub, die Raw Bar, welche frische Austern bietet, der Headliners Comedy Club oder das große Musicaltheater fügen sich da perfekt ins Gesamtbild ein.
Die Raw Bar
Filiale des Cake Boss
Kaffeespezialitäten und Delikatessen gegen Aufpreis
Einer der Hot Dog Stände
80’s Party
Großes Feuerwerk
Kevin Sheehan, gebürtiger New Yorker und nicht nur CEO sondern augenscheinlich ebenfalls Namensgeber des gleichnamigen Pubs an Bord, merkt man schon ein bisschen an, dass er Stolz ist auf sein Baby. Er wollte ein Schiff für New York bauen und gleichzeitig New York auf ein Schiff holen. Nach seinen Vorgaben entstand die Breakaway. Dieses Schiff, so sagt er, verkörpert ihn und seine Ideen. Im Guten wie im Schlechten.
Was auffällt, wenn man so durch das New York der Norwegians schlendert, das sind die gedeckten Farben. Nichts ist gewollt knallig poppig bunt, auf allzu grelle optische Knalleffekte wurde verzichtet. Es herrschen Beige- und Brauntöne vor, hier und dort ergänzt durch das Blau des Meeres.
Das lässt das Innendesign der Breakaway ein wenig oldschool wirken und ab und an hat man im Bereich der Lobby oder der Kabinengänge denn auch nicht das Gefühl, auf einem brandneuen Schiff zu sein sondern eher durch ein ehrwürdiges traditionelles New Yorker Hotel zu laufen. Auch das dürfte so durchaus beabsichtigt sein.
Ebenfalls gedeckte Farben herrschen im Suitenbereich „The Haven“ vor. Hier wird man Teil des Konzeptes eines Schiffes im Schiff. Als Gast einer der Haven Suiten kann man seine Mahlzeiten im exclusiven Gourmetrestaurant einnehmen, es steht ein eigenes Sonnendeck und ein überdachbarer Poolbereich mit angrenzendem kleinen SPA zur Verfügung und ein Buttler kümmert sich um alle Belange des täglichen Lebens. Theoretisch kann man sich somit die gesamte Reise in diesem Komplex aufhalten ohne etwas vom Trouble auf dem restlichen Schiff mitzubekommen.
Auf der anderen Seite stehen den Haven Bewohnern bei Bedarf natürlich sämtliche Spezialitätenrestaurants und Showattraktionen der Breakaway zur Verfügung, ein Vorteil, den kleinere exclusive Schiffe eben nicht bieten können.
Willkommen im The Haven
So speisen Gäste der Suiten
Überdachbarer Poolbereich im The Haven
Das Haven-eigene Restaurant
Penthouse Suite, die kleinste der zur Auswahl stehenden Suiten
Als „normaler“ Mitreisender indes bekommt man von dieser vermeintlichen Zwei-Klassen-Gesellschaft kaum etwas mit. Eine dezente Tür, die sich nur mit platinfarbener Bordkarte öffnet, ist der einzige Hinweis.
So treibt die Breakaway das bekannte Freestyle Konzept von Norwegian auf die Spitze. Jeder kann sich auf den 7-Tages Trips an Bord genau die Punkte herauspicken, die zu seiner Vorstellung einer perfekten Kreuzfahrt passen. Ob nun bei der Unterkunft, beim Essen gehen oder bei den Shows. Eben ganz so, wie an einem Abend in New York.
Kommunikation
Dichter Nebel vor der US Ostküste
Verrazano Narrows Bridge
Land of the Free
Anlegen am Manhattan Cruise Terminal
Die Norwegian Breakaway ist vom 12. Mai bis 6. Oktober 2013 auf der 7-Tages Tour New York – King’s Wharf, Bermuda – New York unterwegs. Ab 13. Oktober 2013 geht es dann bis zum 27. April 2014 auf die ebenfalls 7-tägige Route New York – Port Canaveral, Florida – Grand Stirrup Cay, Bahamas – Nassau, Bahamas – New York.
Wer das Schiff gerne etwas länger kennen lernen möchte, hat dazu im Januar auf zwei 12-tägigen Karibikreisen, ebenfalls ab / bis New York Gelegenheit.
Adieu, Norwegian Breakaway
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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler
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