Es ist der Geruch nach frischer Farbe, der mir als Erstes entgegenweht, als ich an jenem grauen Samstag Anfang Mai die Hanseatic nature betrete. Auf dem Weg vom Flughafen zum Kreuzfahrtterminal Hamburg Altona wurde ich zuvor bereits von einem ordentlichen Hagelschauer überrascht. Es ist kalt – und nass. Das perfekte Wetter also, um ein echtes Expeditionsschiff zu erkunden.
Die Hanseatic nature ließ auf sich warten
Für wenige Stunden bin ich heute einer der ersten Besucher überhaupt auf dem neusten Schiff von Hapag-Lloyd Cruises. Eigentlich sollte das zu diesem Zeitpunkt bereits an der Südküste Irlands schippern, doch wie bei so vielen Neubauten der vergangenen Monate, verzögerte sich auch hier die Ablieferung.
Und somit ebenfalls Jungfernfahrt und – Taufe. Die wird nun an diesem Nachmittag nachgeholt. In kleinem Kreise. Eine Feier für Mitarbeiter und Crew. Nur für Mitarbeiter und Crew. Eine schöne Idee.
nature, inspiration, spirit: drei neue Schiffe für Hapag-Lloyd
Die nature ist das erste von insgesamt drei neuen Hanseatic Schiffen, die in den kommenden Jahren Ziele wie Arktis und Antarktis, Patagonien, den Amazonas, aber auch die Azoren und Kapverden ansteuern werden.
Mit ihren 15.651 BRZ erscheint sie neben dem Altonaer Kreuzfahrtterminal geradezu winzig. 139 Meter Länge, 22 Meter Breite, 7 Passagierdecks. Für heutige Verhältnisse ist das – nichts!
120 Kabinen gibt es an Bord, die maximale Passagierzahl liegt bei 230. Auf Antarktisreisen und Spitzbergenumrundungen sind sogar nur 199 Gäste an Bord. Bei 175 Besatzungsmitgliedern verspricht dies einen nahezu einmaligen Service. Klassifiziert ist die nature noch nicht, man will sie aber, wie die Europa 2 (den Testbericht gibt es hier) im oberen 5-Sterne-Segment positionieren.
Eigentlich ein Versorgungsschiff
Auch wenn man es sich bei der angenehm edlen Atmosphäre überall an Bord kaum vorstellen kann, bei der Entwicklung des Schiffes folgte in erster Linie die Form der Funktion. Im Grunde ist die nature ein Versorgungsschiff, um das die Annehmlichkeiten eines Kreuzfahrtschiffes herum gebaut wurden.
So kommt das Schiff auf eine maximale Reichweite von rund 8.000 Seemeilen (das sind fast 15.000 Kilometer!) und kann Reisen von einer Länge bis zu 36 Tagen bewältigen. Verzichtet hat man dafür auf, wie man es bei Hapag-Lloyd nennt, Gimmicks. So sucht man bordeigene U-Boote ebenso vergebens wie einen Hubschrauber. Die Pinguinkolonien der Antarktis werden zumindest Letzteres danken.
Für die Nähe zur Natur besitzt die nature eine ausklappbare Marina am Heck, einen Nature Walk, auf dem man bis ganz nach vorne zur Bugspitze vordringen kann, sowie zwei ausfahrbare, komplett verglaste Balkone, gelegen an den Seiten des Pooldecks.
Lange Erfahrung bei Expeditionen
Hapag Lloyd Cruises hat mit der Bremen und der ehemaligen Hanseatic eine sehr lange Erfahrung, was Expeditionsreisen angeht. Entsprechend durchdacht sind auch die Neubauten. In den Kabinen warten Walking Sticks in einem aufklappbaren Fach, das Fernglas hat seinen festen, sicheren Platz und im Bad sorgt eine beheizte Wand dafür, dass die Parkas im Zweifel schnell trocknen.
Unten auf Deck 3 gibt es einen eigenen Raum für die Gummistiefel. Von diesem wiederum kommt man schnell zu den 17 zum Teil elektrisch betriebenen Zodiacs.
Auf Grund der maximalen Passagierzahl ist man in der Lage, in der Antarktis gleich mehrere Ziele pro Tag anzufahren oder extra lange Anlandungen durchzuführen.
Drei Restaurants und ein großer SPA-Bereich
Kulinarisch werden die Gäste an Bord durch gleich drei Restaurants verwöhnt, davon ein Spezialitätenrestaurant: das Hamptons.
Erstaunlich üppig für ein so kleines Schiff: der SPA Bereich. Er bringt es auf 235 Quadratmeter. Hinzu kommen noch einmal 100 Quadratmeter für die Fitnessbegeisterten.
Die 120 Kabinen an Bord gliedern sich in 10 Kategorien, die sich hauptsächlich durch ihre Lage, sowie die Fensterfronten unterscheiden. Die vier Grand Suiten befinden sich am Heck des Schiffes, kommen auf eine Wohnfläche von rund 55 Quadratmetern und verfügen zusätzlich über eine etwa 16 Quadratmeter große Veranda.
Zehn Kabinenkategorien
Vor ihnen, ebenfalls auf den Decks 6 und 7, liegen die insgesamt 16 Juniorsuiten. Diese sind mit ihren 36 Quadratmetern äußerst üppig dimensioniert. Hinzu kommen noch einmal 6 Quadratmeter Balkonfläche.
Die Außenkabinen, Panoramakabinen, French Balcony Kabinen und Balkonkabinen haben eine Größe von 21 bis 23 Quadratmetern und verfügen über ein Fenster, respektive ein bodenhohes Panoramafenster, einen französischen Balkon oder eine ca. 5 Quadratmeter große Veranda. Von Aufbau und Ausstattung sind sie sich sehr ähnlich.
Attraktive Preise für Alleinreisende
Besonders attraktiv sind die Reisen der Hanseatic nature übrigens für Alleinreisende. So kostet eine 16-tägige Antarktisreise ab/bis Ushuaia (inklusive Inlandsflügen ab/bis Buenos Aires) bei Zweierbelegung in einer Panoramakabine 14.127 Euro p.P. (Reise NAT1918), als Alleinreisender zahlt man für die gleiche Kabine 16.952 Euro. Das entspricht einem Einzelkabinenzuschlag von gerade einmal 20%!
Los geht die erste von insgesamt sechs Antarktistouren der kommenden Saison bereits am 18. November. Spätestens dort wird der Geruch von frischer Farbe dann dem der Pinguinkolonien weichen.
Fazit
Mein Fazit: um ehrlich zu sein, ich habe noch keines. Denn die Zeit bei meinem Kurzbesuch in Hamburg ließ leider nicht zu, sich einen wirklich umfänglichen Gesamteindruck des Schiffes zu machen. Das, was ich in der Kürze der Zeit entdecken konnte aber, sah äußerst stimmig aus. Mit der Hanseatic nature hebt Hapag Lloyd Cruises die Expeditionskreuzfahrt auf MS Europa 2 Niveau. Sie ist ein kleines, feines Schiff, vorwiegend ausgelegt für Paare und Alleinreisende, ausgestattet mit allen Annehmlichkeiten und der langjährigen Erfahrung von Hapag Lloyd.
Hinweis zur Transparenz
Der Bericht entstand auf Einladung von Hapag-Lloyd Cruises im Rahmen einer Schiffsbesichtigung. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand nicht statt.
Fotos: © PCS 2019 - Titelbild: © Wyrwa / Hapag-Lloyd Cruises
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