Wetten, dass… erst einmal keiner die Zusammenhänge erkennt? Ich zugegebenermaßen ja auch nicht. Und überhaupt: was hat die vielleicht berühmteste Fernsehshow Deutschlands mit unserem heutigen Hoteltest zu tun?

„Wetten dass.. ?“ – in gut 33 Jahren brachten es Frank Elstner, Thomas Gottschalk, Wolfgang Lippert und Markus Lanz auf insgesamt 215 Sendungen, übertragen von nahezu unzähligen verschiedenen Orten. Ganze zweimal schaffte es meine Heimatstadt Wiesbaden auf die Teilnehmerliste. Zweimal! Skandalös! Andere Städte wurden nämlich weitaus öfter berücksichtigt. Basel beispielsweise, Saarbrücken, Berlin, Düsseldorf und – Offenburg. Offenburg? Wirklich, sowas hat mich damals ganz schön gewundert. Offenburg! Warum nur? Was wollen die da? Und wo liegt das überhaupt?

Zeitsprung. Der goldene Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite, als ich mit dem herrlichen C 63 S Cabriolet (mehr zum Roadtrip gibt es hier) unterwegs bin zu meinem nächsten Hotel-Ziel. Mein Weg führt mich, vom Bodensee kommend, durch: Offenburg! Ah! Hier liegt das also. Lerne ich das auch mal.

Hat man die Stadt, ihre Ampeln und kleinen Staus erst einmal passiert, sind es nur noch ein paar Kilometer bis ins idyllische Durbach. Das liegt in der Ortenau und an der berühmten badischen Weinstraße. Der Schwarzwald beginnt hier, Straßburg ist nicht weit.

Ruheraum im Spa-Bereich (Altbau)

Und mitten im nicht ganz 4.000 Einwohner zählenden Örtchen findet man das Hotel Ritter Durbach. 2008 übernahmen Ilka und Dominic Müller den Ritter von Familie Brunner, unter deren Führung sich das Hotel über 100 Jahre befand.

„Tradition. Bezaubernd. Modern.“ heißt seither das Motto und fährt man heute in Durbach vor, so kann man das Zusammenspiel von Tradition und Moderne sofort erkennen. Links mehrere kleine, alte und verwinkelte Fachwerkhäuser, rechts der moderne Neubau, dazwischen ein gläserner Verbindungstrakt.

Bezaubernd wird es dann spätestens, hat man die Sandsteintreppe zum Empfang überwunden. Schon im Eingangsbereich gibt es ordentlich viel zu bestaunen, allem voran: den Ritter! Der wartet zur Begrüßung nämlich höchstpersönlich zwischen Barbereich und Rezeption. Ok, nur seine Rüstung, aber allein die ist schon beeindruckend genug. Hinter dem modernen Empfangs-Tresen zeigen Schwarzwälder Kuckucksuhren die verschiedenen Zeitzonen an. Sehr cool!

Ein freundliches Willkommen vom Rezeptionsteam, dann geht es auch schon aufs Zimmer. 69 Komfort- und Standardzimmer gibt es im Hotel Ritter Durbach, dazu neun Komfort Deluxe Zimmer, zwei Businesszimmer mit kleinem Konferenztisch und Leinwand, drei Spa-Suiten, drei Maisonette-Suiten und die Residenz 4 Suite, die über eine 40 Quadratmeter große Dachterrasse verfügt.

Komfortzimmer im Neubau

Die Residenz 4 Suite befindet sich, wie mein Komfortzimmer, im Ende 2013 fertiggestellten Neubau. Die Einrichtung ist modern, aber gemütlich. Wie überall im Hotel findet sich auch in der Zimmereinrichtung der Wein als zentrales Thema wieder. Grün und Bordeaux sind die vorherrschenden Farbtöne, hinzu kommen Details wie etwa die Zahnputzbecher aus Weinflaschen oder die eigens für das Haus hergestellte Kosmetiklinie mit BIO-Traubenextrakt.

Hausherr Dominic Müller, der mich ein wenig herumführt, hat über die Jahre ein äußerst feines Gespür dafür entwickelt, was seine Gäste vom „Ritter“ erwarten. Entsprechende Erfahrungen flossen in die Renovierung und die Planung des Neubaus mit ein.

Schlafzimmer einer SPA-Suite

Zimmer mit Parkett beispielsweise kommen Allergikern ebenso entgegen wie spezielle Bettwäsche. Wer es besonders gemütlich mag, kann aus einer großen Auswahl von Decken und Kopfkissen wählen. Kopfzerbrechen bereiteten Dominic Müller anfangs hingegen die eigens angefertigten Minibars. Als zu laut empfand er diese. Der Hersteller besserte nach und so stört nun dank eines speziellen Nachtmodus einfach gar nichts mehr die Ruhe.

„Die Suite war toll!“ befand auch schon Karl Lagerfeld

Vor dem Einschlafen aber sollte man zunächst unbedingt noch ein weiteres echtes Highlight des Zimmers ausprobieren. Im Kopfteil des Bettes nämlich versteckt sich eine Spieluhr! Zieht man am Schnürchen, werden direkt Kindheitserinnerungen geweckt.

Komfortzimmer

Erinnerungen, damit kann auch das Hotel zu Genüge aufwarten. In den 80er Jahren gehörte das Restaurant im Ritter Durbach zu den zehn besten des Landes. Helmut Kohl war sowas wie ein Stammgast im mit zwei Sternen ausgezeichneten Gasthaus und traf sich hier im März 1988 öffentlichkeitswirksam mit Francois Mitterand zum Mittagessen.

Ritter Stube – hier (s)aßen einst Helmut und Francois

Nach einer schwierigen Zeit Ende der 90er Jahre – der damalige Besitzer wurde krank, das Haus musste verpachtet werden, das Restaurant verlor seine Sterne – begann mit den neuen Eigentümern 2008 eine neue Ära. Im „Wilden Ritter“, dem heutigen Gourmetrestaurant, erkochte sich André Tienelt auf Anhieb zwei Gault Millau Hauben und einen Michelin-Stern.

Wilder Ritter

Neben dem Gourmetrestaurant stehen mit der traditionellen alten Ritter Stube, dem urigen Ritter Keller (mit hauseigenem Bier!) und dem Restaurant Wintergarten noch drei weitere Restaurants zur Auswahl.

Außenbereich des Wintergartens

Die erste urkundliche Erwähnung des Hauses liegt übrigens schon gute 360 Jahre zurück. Das Gasthaus „Zum Ritter“, wie es damals hieß, erhielt die ewige Schildgerechtigkeit, also das Recht zum Aushängen eines Schildes und damit gleichzeitig die Berechtigung, Gäste zu beherbergen und zu bewirten.

Wie man davon Gebrauch gemacht hat, davon zeugen die Fotos der Gäste aus jüngerer Zeit, die an den Wänden des Barbereichs zu finden sind. Karl Lagerfeld ist dort zu sehen, Placido Domingo, Luciano Pavarotti, die fantastischen Vier, Peter Kraus, Joachim Fuchsberger, Uschi Glas, Diane Kruger, Stefan Raab und viele weitere bekannte Gesichter. Sie alle waren zu Gast im Ritter Durbach.

Als ich dann auch noch Michelle Hunziker, Thomas Gottschalk und Markus Lanz entdecke, werden mir die Zusammenhänge schlagartig klar! Hier nächtigte: die gesamte Wetten dass..? Prominenz! Und bei neun Sendungen, dazu einer Bambi-Verleihung kurz nach Wiedereröffnung des Hauses, kommt da eine Menge zusammen. Ja, sogar der Dalai Lama war schon einmal hier.

Inmitten der Ahnen-Galerie aus Kino, Fernsehen und Politik hängt ein kleiner umrahmter Spiegel. „Viel prominenter“ ist darin dann unter dem eigenen Spiegelbild zu lesen. Im Ritter soll sich eben jeder Gast ganz Besonders fühlen.

Auf Euer Wohl, Herr Ritter!

Etwas ganz Besonderes wartet auch in der Garage des Hotelgebäudes: Wilhelm, Helene, Dean und James nämlich.

Dean, Helene, James und Wilhelm haben Pause

Wilhelm, das ist ein Mercedes Oldtimer Bus aus dem Jahre 1963, den so mancher schon einmal im Fernsehen gesehen haben wird, Helene hingegen ist ein MG TD Roadster, Baujahr 1953. Sie kann man als Hotelgast ebenso mieten wie Dean, den Chamonix Nachbau eines Porsche Speedster. In James, dem Rolls-Royce Typ 20/25 aus 1935 hingegen, lässt man sich lieber chauffieren.

Schlüssel sind an der Rezeption erhältlich

Wer mehr an aktuellen Sportwagen Gefallen findet, für den gibt es in Kooperation mit dem Porsche Zentrum Offenburg jede Saison ein neues Schmankerl. Bei meinem Besuch etwa den Porsche Boxster Spyder, ab April 2017 steht dann der Porsche 911 Targa 4S für Ausfahrten bereit.

Klassiker von morgen, schon heute

4 Stunden kosten beispielsweise 223 Euro, 8 Stunden 348 Euro. Hinzu kommen spezielle Wochenendpackages mit Übernachtung. Ob Straßburg, Colmar, Baden-Baden oder Freiburg – zu entdecken gibt es in der Umgebung genug. Das Hotel bietet darüber hinaus aber auch komplett organisierte Ausfahrten mit Roadbook und Rahmenprogramm an.

Und wer lieber mit dem eigenen Oldtimer anreisen möchte, der findet im Ritter neben einer videoüberwachten Tiefgarage auch eine Hebebühne und Werkzeug. Für den Fall der Fälle.

Rund 500 Kilometer Radwege kann man auf insgesamt 30 Rundtouren erkunden, dafür stehen im Hotel E-Bikes von Smart zur Verfügung, Wanderstrecken, Burgen, Weinberge, dazu drei Tennisplätze im Ort und zehn Golfplätze im Umkreis von 50 Kilometern, langweilig wird’s hier sicher niemandem.

Einer von zwei begehbaren Weinkellern

Oder man genießt das Wetter einfach auf der Terrasse des neuen Spa-Bereichs, mit einer 360° Aussicht über die umliegenden Weinberge. Insgesamt gibt es sogar gleich drei Wellness-Oasen, verteilt auf die verschiedenen Gebäude des Hotels.

Schwimmbad und Whirlpool

Das ist zugegeben anfangs ein wenig verwirrend, doch man merkt recht schnell, was sich wo findet und welcher Bereich den eigenen Wünschen am meisten zusagt.

Außenterrasse des neuen SPA-Bereichs

„Der Abschied ist sehr bitter – Danke, Hotel Ritter“ schrieb Thomas Gottschalk im Januar 2009 ins große Gästebuch. Am Ende meines Kurzbesuchs in Durbach kann ich ihm da nur voll und ganz beipflichten.

Blick in den Innenhof

Dass es die berühmte deutsche TV-Show nur zweimal in meine Heimatstadt schaffte, sie dafür aber ganze 9x in Offenburg gastierte, damals hatte mich das gewundert. Jetzt aber – kenne ich die Zusammenhänge. Die Gastfreundschaft im Ritter Durbach, sie wird vermutlich eine ganz entscheidende Rolle gespielt haben. Wetten dass..?!

Mein Fazit: die badisch-elsässische Küche in der holzvertäfelten Ritter-Stube genießen, in Zirbelholz-Sauna und Kräuterkammer entspannen oder auch einfach die Weine der Region probieren – das Hotel Ritter in Durbach bietet in jeden Fall ein ganz besonderes Erlebnis, ob nun im Rahmen eines Businessevents, dem Kurzurlaub oder einem Oldtimer-Ausflug. Das herzliche Gastgeber-Team liest dabei jeden Wunsch von den Augen ab und wer weiß, gut möglich, dass man hier auch mal das ein oder andere bekannte Gesicht trifft.

 

 

Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017

 

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