Zweifellos gibt es in London dutzende empfehlenswerte Adressen, um seiner Leidenschaft für ein gutes Stück Fleisch zu frönen. Wenn sich aber eine der bekanntesten und traditionsreichsten von ihnen auch noch direkt im eigenen Hotel befindet, fällt die Wahl natürlich leicht.
Der Rib Room wurde zusammen mit dem ihn beherbergenden Hotel Carlton Tower im Jahr 1961 eröffnet. Schon damals sorgte er mit „dem besten Roastbeef, in stattlich dicken Scheiben“ für Aufsehen.
Und auch 54 Jahre später ist das „Roast Rib of Beef“ noch immer DAS Aushängeschild und Markenzeichen des Rib Room. Obgleich die Karte neben vielen weiteren klassischen Gerichten wie etwa dem Lobster Thermidor oder den Chargrilled Cornish Lamb Cutlets auch noch saisonale, modern interpretierte Speisen beinhaltet, ist meine Wahl sofort klar. Das Roastbeef muss es sein. Und natürlich – ganz original – mit Yorkshire Pudding.
Chicken ravioli
Ja und was nimmt man zu dieser Hauptspeise als Vorspeise? Richtig. Noch mehr Fleisch. Und so ordere ich vorab auch noch das Beef tartar. „Hand cut fillet of Aberdeen Angus beef prepared at your table“, so steht es auf der Karte. Wählen kann man hier zwischen der Vorspeisenportion für 17,50 GBP und der Hauptspeisenportion für 33,50 GBP.Ich entscheide mich für die kleine Portion.
Beef tartar im „Rohzustand“
Ein echter Fehler! Denn was da vor meinen Augen und nach meinen Vorgaben (Chili? Aber gerne doch!) zusammengemischt oder eher zelebriert wird, das ist eines der besten Tatars, die ich jemals verspeisen durfte. Unglaublich fein abgeschmeckt, mit der nötigen, leichten Schärfe – einfach atemberaubend. Sensationell. Genial!
„prepared at your table“ – wörtlich genommen
Die Portion ist zwar groß, doch wie bereits erwähnt, gegen die Hauptspeisengröße hätte ich an dieser Stelle auch nichts einzuwenden. Das Tatar schmeckt einfach nach „noch mehr“.
Beef tartar – servierfertig
Aber Gemach, schließlich kommt ja noch die Hauptspeise. Das „Roast rib of Aberdeen Angus beef with Yorkshire pudding“. Und damit gleich mein nächster Fehler. Denn auch hier gibt es zwei Größen, den regular cut für 44 GBP oder den Adam cut für 58 GBP, und erneut entscheide ich mich für die kleinere der beiden.
Roast rib of Aberdeen Angus beef, Yorkshire pudding
Nicht dass ich mich über die schon recht stattliche Größe des saftig und rot vor mir liegenden Stückes Fleisch beklagen könnte, doch auch hier würde der Gaumen am liebsten bis zum nächsten Morgen weiter speisen.
Noch Hunger? Mini-Burger an der Bar
Das Fleisch ist sensationell gut, dazu der Yorkshire Pudding (der erste meines Lebens) – ein Traum. Zum Fleisch werden selbstgemachter Meerrettich und Senf gereicht. Beide sind erstaunlich scharf und sehr aromatisch, trotzdem genieße ich mein Roastbeef lieber ganz pur.
Dry aged fillet, 8oz
Das Fleisch übrigens kommt aus der Zucht des königlichen Hoflieferanten Donald Russel. Man teilt sich also quasi das Rind mit der Queen höchstpersönlich. I’m amused. Delighted. Indeed.
Zum Essen hat man die Wahl zwischen rund 450 Weinen und Champagnern, die im begehbaren Weinschrank neben dem ebenfalls sehr hübsch eingerichteten Private Room warten.
Und wem es eher nach einer Zigarre „dürstet“, der kann diese auf der schmalen, gemütlichen Terrasse des Restaurants genießen.
Keine Option für mich, stattdessen steht das Dessert auf dem Programm. Ich entscheide mich für das „Manjari chocolate moelleux pistachio centre, salted caramel with milk ice cream“, eine äußerst süße Angelegenheit, ebenfalls wieder sehr hübsch angerichtet.
Manjari chocolate moelleux
Das Dessert, ich schaffe es gerade einmal zur Hälfte. Vor- und Hauptspeise waren dann scheinbar wohl doch ein wenig mehr als nur ausreichend portioniert und auch wenn mein Gaumen jetzt am liebsten noch ein Tatar hätte, geht doch nichts mehr.
Apple crumble soufflé
Doch, ein Wodka an der Bar darf es schon noch sein. Serviert in einem schönen, altmodischen Tumbler mit viel Eis.
Die Bar ist wie erwartet gut ausgestattet und irgendwie fühlt man sich hier wie in einem alten englischen Clubhouse, das es so schon seit Ewigkeiten gibt.
Das täuscht etwas, denn auch wenn der Rib Room schon seit 1961 existiert, wurde er zum 50-jährigen Bestehen noch einmal gründlich renoviert. Selbstverständlich, ohne das gediegene Ambiente zu zerstören. Und so kann man sich auch heute noch einige der Gemälde Felix Topolskis anschauen, die hier schon zur Eröffnung hingen.
Kunst im Rib Room
Dient der Rib Room tagsüber vielen Geschäftsleuten als perfekte Location für den Business Lunch (ca. 80% der Kunden hier sind Stammgäste), ist er am Abend der ideale Ort, um einen erlebnisreichen Tag bei einem guten Stück Fleisch und einem edlen Tropfen äußerst gediegen ausklingen zu lassen.
Den Rib Room finden Sie im Hotel Jumeirah Carlton Tower, Cadogan Place, London SW1X 9PY, England. Mehr Informationen, sowie die aktuelle Speisekarte gibt es auf der Homepage.
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015
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