Ein Einzelzimmer für fünf Englische Pfund? Ein Doppelzimmer für sieben, eine Suite gar für 50 Pfund? In einem 5-Sterne Hotel? Mitten in London? Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Im Hotel Carlton Tower. Einziges Problem dabei: um diese Raten zu erhalten, benötigt man dummerweise eine Zeitmaschine. Denn diese Okassionen galten im Jahr 1961.

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Die Preise wären aber nicht der einzige Grund, warum sich so eine Zeitreise, zurück in das London der frühen 60er, lohnen würde. Das Carlton Tower Hotel war nämlich bereits bei seiner Eröffnung am 5. Januar 1961 nicht irgendein Hotel. Es war das höchste Hotel Londons und gleichzeitig das erste Haus der Hotel Corporation of America außerhalb der USA. Und es sollte die Hotelszene Londons auf Jahrzehnte nachhaltig prägen.

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Michael Rosenauer, der österreichische Architekt, der bereits in den 20er Jahren für Richard Strauss in Wien tätig war, entschied sich für ein klares Design aus hellem Stein, welches aus den umliegenden Stadtvillen, teils rußgeschwärzt durch den Londoner Smog früherer Tage, strahlend herausragen sollte.

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Junior Suite

Das Carlton Tower war geboren und erfreute sich sofort größter Beliebtheit. Stars aus Politik, Wirtschaft und natürlich dem Show-Business gingen mit den Jahren hier ein und aus und trugen zum weit über die Grenzen Londons hinaus berühmten Ruf des Hotels bei.

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Luxury Suite

Nach vier Jahrzehnten unter wechselnden Eigentümern entschied sich um die Jahrtausendwende die Jumeirah Gruppe, das Carlton Tower zu übernehmen. 2001 eröffnete die erst vier Jahre zuvor gegründete arabische Hotelgruppe das Haus als ihr erstes Hotel in Europa.

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Kennt man die Hotels der Jumeirah Gruppe, weitestgehend luxuriöse Hotelneubauten auf höchstem Niveau, will das Carlton Tower auf den ersten Blick nicht so recht ins Portfolio passen. Das Design Rosenauers, in den 60ern sicherlich hochgeachtet, wirkt anno 2015 auf den ersten Blick wie eben eine jener vielen in Beton gegossenen Bausünden der 60er und 70er Jahre. Wer sich aber ein wenig Zeit nimmt, die Architektur genauer betrachtet, der kann sich auch heute noch für die vielen Details begeistern, entdeckt Anleihen an die Lehre Le Corbusiers.

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Wohnraum einer Luxury Suite

Nun ist ein Hotel natürlich mehr als nur sein Äußeres. Beim Betreten des Hauses durch die schwere Drehtür zeigt sich das Jumeirah Carlton Tower so denn auch gleich von einer anderen Seite. Das Flair der 60er ist hier heute kaum noch mehr zu spüren, die Lobby zeigt sich modern und elegant.

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Der Rezeptionsdesk zur Rechten wirkt für ein Hotel dieser Größe zwar zunächst ein wenig unterdimensioniert, doch erfolgt der Check-in sehr schnell und vor allem äußerst freundlich.

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Chinoiserie

In der Chinoiserie, der großen Lounge, die sich an die Lobby anschließt, herrscht den ganzen Tag über geschäftiges Treiben. Hier kann morgens gefrühstückt werden, nachmittags wird die Tea-Time zelebriert. Stilecht mit Harfe. Sehr gediegen.

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Mit einem der drei Lifts geht es hinauf auf die Zimmer. Derer gibt es insgesamt 216, aufgeteilt in Superior und Deluxe Rooms, jeweils als normales oder Garden View Zimmer, darüber rangieren Junior Suites, Spa Suites, Garden Suites, Executive Suites, London City View Suites, Luxury Suites, sowie die Royal Suite im 10. Stock.

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Luxury Suite

Bedenkt man, dass zur Eröffnung im Jahr 1961 das Carlton Tower ganze 380 Zimmer zählte, kann man sich ausrechnen, wie viele von ihnen bei der Renovierung zusammengelegt wurden, um mehr Platz zu schaffen.

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Blick vom Balkon einer Luxury Suite auf London Eye, The Shard und Big Ben

All zu groß sind die Superior Rooms, so zusagen die Einstiegskategorie, zwar auch heute nicht, allerdings wurde der Platz, abgesehen vom etwas knapp bemessenen Stauraum im Schrank, optimal ausgenutzt. Dank der Farbgestaltung (die letzte Renovierung erfolgte 2012) fühlt man sich auf Anhieb wohl und irgendwie sofort Jumeirah-typisch umsorgt, nicht zuletzt durch die schon aus Dubai bekannte Willkommensmusik im Flachbild-TV.

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Superior Room

Dieser stammt übrigens von Löwe. Sehr schön auch, dass die Nespresso-Maschine schon in den Superior-Rooms Standard ist und im gesamten Haus das WLAN kostenlos zu Verfügung gestellt wird. Heutzutage gerade in 5-Sterne-Häusern leider noch immer keine Selbstverständlichkeit!

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Superior Room im 2. Stock

Positiv sei, neben dem sehr großen Zimmersafe, auch die Anzahl der Steckdosen erwähnt. Etwa ein Dutzend davon gibt es, darunter auch eine im Euro- und zwei im US-Format. Auch an zwei USB Steckdosen wurde gedacht. Das ist vorbildlich!

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Das fortgeschrittene Alter von mehr als fünf Jahrzehnten kann das Carlton Tower an einer Stelle allerdings nicht ganz verbergen. Die Badezimmer sind zwar sehr stilvoll und modern eingerichtet, für heutige Verhältnisse allerdings dann doch eher ein wenig klein bemessen.

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Bad einer Junior Suite

Separates WC und begehbare Dusche gibt es erst oberhalb der Junior-Suite, darunter erfordert die Benutzung der – übrigens sehr angenehmen – Dusche zunächst die Erklimmung des Wannenrandes.

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Bad einer Junior Suite

Das ist zwar alles andere als barrierefrei und dadurch auch etwas unzeitgemäß, fairerweise muss man aber sagen, es geht auf Grund des Platzes einfach nicht anders und ist, sofern man keine körperlichen Einschränkungen hat, im Grunde auch ok.

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Bad einer Luxury Suite mit separatem WC und begehbarer Dusche

Schönes Bad, geschmackvolle und durchdachte Einrichtung, was ist noch wichtig? Der Zimmer-Service. Morning- sowie Turn-down-Service gibt es, bei letzterem wird auch der Eis-Kübel frisch befüllt, dazu steht jeden Abend eine neue Flasche Jumeirah-Wasser auf dem Nachttisch. Ganz wie in Dubai halt und auch da schon perfekt. Die Mini-Bar ist gut ausgestattet mit allerhand Annehmlichkeiten bis hin zu Geschenken für die Daheimgebliebenen.

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Junior Suite

Die Karte für das In-Room-Dining ist sehr umfangreich und lässt kaum Wünsche offen. Dass man hier in einem 5-Sterne Hotel, mitten in London is(s)t, dessen wird man sich spätestens ob der aufgerufenen Preise bewusst. 20,50 GBP für das Club Sandwich, zzgl. 6 GBP Liefergebühr und 15% Serviceentgelt – das bedeutet die neue Spitzenposition in meinem persönlichen Club-Sandwich-Index. Im Vergleich mit anderen Londoner Hotels dieser Klasse preislich jedoch allenfalls leicht über Durchschnitt. London halt.

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Der Blick über die Stadt vom Zimmer und dem kleinen Balkon aus ist dafür wirklich atemberaubend. In den untersten Stockwerken gelegene Zimmer bekommen davon allerdings eher wenig mit. Die renovierten Zimmer sind äußerst sauber, sehr hübsch und zeitgemäß eingerichtet, die Betten ein absoluter Traum. Selten habe ich besser geschlafen als hier!

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Junior Suite

Noch original aus 1961 scheinen allerdings die Fenster und Balkontüren zu sein. Orkan Niklas, der bei meinem Besuch unablässig an den Scheiben rüttelt, ist dadurch ebenso deutlich wahrnehmbar wie die zahlreichen Ferrari, Lamborghini und McLaren, die die nächtliche Sloane Street zu ihrer persönlichen Viertelmeile machen.

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Für Carspotter wie mich ist das sehr spannend und interessant zu beobachten, wer nächtliche Ruhe bevorzugt, sollte allerdings eher ein Zimmer mit Garden- oder London City View buchen.

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Den besten Blick hat man aus einer London City View Suite

Den Blick über London kann man auch genießen, besucht man den Club Room im 9. Stock.  Er ist Teil des Health-Club „The Peak“.

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Während man im oberen Level trainieren oder sich den Spa Anwendungen hingeben kann, warten im Club Room bequeme Sofas, aktuelle Zeitungen und Zeitschriften, dazu leichte Speisen, Früchte, Säfte und Jogurts. Und auch auf ein Glas Champagner muss man hier nicht verzichten.

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Zum The Peak gehört ebenso das Schwimmbad im 2. Stock. Mit einer Bahnlänge von 20 Metern ist es der größte Pool der Londoner Hotels. Hinzu gesellen sich Dampfbad und Sauna (streng getrennt nach Geschlecht), Whirlpool, Gymnastik-Raum und ein Golf Simulator.

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The Peak ist auch unter Londons Einheimischen beliebt. Sie gelangen mit einem Gläsernen Fahrstuhl an der Außenwand des Hotels direkt zu den zwei Ebenen, ohne durch das Hotel gehen zu müssen. Eine Fahrt in diesem Fahrstuhl sei allein schon der Aussicht wegen allerdings auch Hotelgästen ohne sportliche Ambitionen zumindest einmal unbedingt empfohlen. Der Eingang zum Fahrstuhl befindet sich auf der linken Seite der Zufahrt zum Hotel.

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Blick aus dem gläsernen Aufzug auf den Privatpark des Jumeirah Carlton Tower

Die Lage des Jumeirah Carlton Tower ist ideal. Wer nicht sowieso mit Taxi oder Limousinenservice anreist, der kann mit der Picadilly-Line ganz bequem vom Flughafen Heathrow direkt bis zur Station Knightsbridge fahren. Von hier aus sind es nur etwa 400 Meter entlang der vielen Boutiquen der Sloane Street wie Louis Vuitton, Hermès und Bottega Veneta, bis zum Hotel. Auch das berühmte Kaufhaus Harrods ist nur etwa 300 Meter entfernt. Hyde Park und Buckingham Palace sind ebenfalls innerhalb weniger Minuten erreichbar.

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Rechts im Bild: Kuppel und Schornstein des Kaufhauses Harrods

Das Viertel rund um Cardogan Place (zum Teil übrigens Privatpark für die Hotelgäste), Hans Place und Belgravia Square gehört zu den begehrtesten der Stadt. Und wer am Ende eines langen Stadtspaziergangs hungrig ist, der findet direkt im Hotel den legendären Rib Room.

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Privatpark Cardogan Place – Zutritt nur für Hotelgäste

Dieser ist so etwas wie das Aushängeschild des Jumeirah Carlton Palace. Kaum jemand in London, dem er kein Begriff wäre. Am Abend ist er die Institution, was Fleisch angeht (und so gut, dass er definitiv einen separaten Bericht hier auf luxify verdient – mehr dazu demnächst), am Morgen dient er, neben der Chinoiserie, den Hotelgästen zum Frühstück.

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Frühstück im Rib Room kann man als Buffet oder traditionelles English Breakfast zu sich neben. Traditionell Englisch bzw. typisch London ist auch hier zunächst einmal der Preis: 39 GBP pro Person (zzgl. Service Charge). Dafür gibt es, neben Zugriff auf das Frühstücksbuffet, auch Spezialitäten wie Steak, Eierspeisen, Waffeln, Lachs und vieles mehr. Meine Empfehlung: der French Brioche Toast mit Ahornsirup und – Speck! Mit einer leckereren Sünde kann der Tag kaum starten.

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Das Buffet selbst, auch das muss erwähnt sein, ist zwar für meine Bedürfnisse ausreichend, kommt aber im Umfang nicht ganz an das anderer 5-Sterne Häuser heran und spätestens, wenn man das Frühstücksbuffet des Khaymat Al Bahar im Madinat Jumeirah vor Augen hat, könnte man gar ein wenig enttäuscht sein. Dafür kann das Frühstück anderer Häuser wiederum in einem Punkt nicht mit dem des Jumeirah Carlton Tower mithalten. Bei den Mitarbeitern nämlich. Die sind hier im Rib Room, wie im ganzen Hotel, äußerst freundlich und umsorgen den Gast zu jeder Zeit.

Doch mehr noch als das. Jeder Sonderwunsch wird nicht nur sofort erfüllt, was den etwas geringeren Umfang des Buffets teilweise schon wieder relativiert, nein, man erinnert sich auch noch am kommenden Morgen daran. So stehen spezielle Marmelade, Säfte o.ä. dann sogar schon ganz ungefragt auf dem Tisch. Nie wirken die Mitarbeiter überfordert und zwischendurch ist sogar noch Platz für ein wenig Small Talk mit den Gästen. Hier fühlt man sich jeden Morgen extrem wohl.

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„See you tomorrow?“, mit dieser Frage endet jedes Frühstück. Auf die irgendwann leider unausweichlich kommende Antwort, dass man abreise, wird ein „Well, see you next time.“ erwidert. Keine leere Floskel. Denn viele Gäste kehren tatsächlich immer wieder zurück, ins Carlton Tower. Und wer weiß, der ein oder andere war vielleicht auch schon am 5. Januar 1961 mit dabei. Ganz ohne Zeitreise.

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Junior Suite mit Verbindungstür

Mein Fazit: Das Jumeirah Carlton Tower ist ein bisschen Dubai, mitten in London. Wer auf das Flair der Jumeirah Hotels steht, wird auch das Carlton Tower lieben. Das Harrods und die exklusiven Boutiquen der Sloane Street vor der Tür – für einen ausgedehnten Luxus-Shoppingtrip kann man kaum besser wohnen. Die Hotelzimmer sind geschmackvoll und durchdacht eingerichtet und befinden sich in sehr gutem Zustand. Einzig die Bäder sind, bedingt durch die Geschichte des Hauses, ein wenig kleiner als sonst üblich. Preislich liegt das Jumeirah – eben ganz London-typisch – auf recht hohem Niveau. Die Freundlichkeit der Mitarbeiter ist beispielhaft.

Das Jumeirah Carlton Tower ist perfekt, sowohl als Stadthotel für Geschäftsreisen als auch für kurze Städtetrips.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015

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