Das Berner Oberland ist nicht unbedingt die Gegend, an die man denkt, möchte man einen der bekanntesten Einhandsegler der Welt treffen. Doch liegt Genf, die Heimat von Alan Roura, keine zwei Autostunden von Gstaad entfernt und das dortige Polo-Turnier wird von jenem Uhrenhersteller gesponsert, der seit Kurzem auch der neue Partner an der Seite des 29-jährigen ist.

Luxify Interview Alan Roura Vendée Globe 2024 Hublot

Segelprofi Alan Roura am Modell seines neuen Bootes beim Polo Gold Cup in Gstaad

Ein Treffen mit Alan Roura an ungewohntem Ort

Bei unserem Treffen wirkt Alan extrem entspannt. Seine Sonnenbrille mit den blau getönten Gläsern trägt er in den heute etwas wilder gestylten Haaren, sein dunkler Vollbart ist dafür um so exakter gestutzt. Unter seinem orangefarbenen Leinenhemd blitzt eine dünne, lederne Halskette mit einigen silbernen Anhängern hervor. Sie ist sein Talisman, wie er mir später erzählt.

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Alan Roura mit Skirennfahrer Tanguy Nef und Maler Marc Ferrero

2016 startet Alan als damals 23-jähriger in seine erste Vendée Globe. Eine Regatta, die ihre Teilnehmer vom französischen Les Sables-d‘Olonne aus auf eine Reise rund um die Welt mitnimmt. Etwa 80 Tage dauert diese und führt vorbei an den Südspitzen Afrikas, Australiens, Neuseelands und dem Kap Hoorn. In östlicher Richtung müssen Atlantischer, Indischer und Pazifischer Ozean durchquert werden. Ein großer Teil der mindestens 24.000 zurückzulegenden Seemeilen führt dabei entlang des südlichen Ozeans, eine der unwirtlichsten Gegenden der Welt. Die berüchtigten Stürme, die Roaring Forties, können gerade für Segler gleichermaßen Fluch und Segen sein.

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Einhandsegeln, das bedeutet über eine lange Zeit komplett auf sich alleine gestellt zu sein. Wieviel Mut braucht es für so eine Herausforderung? Als er als damals jüngster Teilnehmer aller Zeiten die Chance auf ein Boot bekommt, zögert Alan nicht lange. „Es war mein Traum.“, sagt er. Und tatsächlich sei das Segeln an sich gar nicht das Komplizierteste. Vielmehr gehe es darum, das Projekt überhaupt erst einmal auf die Beine zu stellen: das Team zu finden, das Finanzielle zu organisieren. Darüber, was ihn in den drei Monaten der eigentlichen Regatta erwarten würde, denkt Alan damals hingegen weniger nach. „Die erste Vendée Globe ist die Beste. Für jeden!“ sagt er, und seine braunen Augen strahlen dabei unter den buschigen Brauen hervor. „Du weißt noch nicht, was passieren wird. Du segelst einfach drauf los. Die zweite Vendée Globe aber, das ist die Schlimmste. Denn dann weißt du genau, was alles passieren kann.“

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Alans Erwartungen an die Vendée Globe 2024

Die Erwartung an seine dritte Vendée Globe? Die werde „hoffentlich total anders“. Denn mit Hublot als Sponsor erhält bei Alan auch ein neues Boot Einzug. 2019 in England gebaut, gehört die Segelyacht zur neusten Generation der 60 Fuß IMOCA Klasse. Alan gerät geradezu ins Schwärmen, als er von ihr erzählt. „Sie hat riesige Foils, sodass sie wirklich fliegen kann. Das macht sie so viel schneller. Bei 20 Knoten Wind kommt sie auf 33 – 34 Knoten Geschwindigkeit. Das ist wahnsinnig!“ Ein weiterer Vorteil: man sei deutlich geschützter, da Winden, Steuerungssysteme und mehr nun im Inneren des Bootes platziert sind.

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Die Vendée Globe zu segeln, das bedeutet auch, über die gesamte Zeit Entscheidungen zu treffen, die sofortige Konsequenzen haben. Konsequenzen, die nicht nur über Sieg oder Niederlage entscheiden, sondern mitunter auch über Leib und Leben. „Du musst die Entscheidungen ganz für dich alleine treffen. Auf dem Boot. Da gibt es keine Hilfe von außen. Wenn deine Entscheidung schlecht war, mach einfach weiter. Versuche nicht, nachträglich etwas daran zu ändern, denn manchmal macht es das alles nur noch schlimmer.“

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Hublot CEO Ricardo Guadalupe mit seinen Markenbotschaftern

Die Stimme, die dir sagt – hör‘ auf!

Bei seinem zweiten Start im November 2020 lässt er seine Familie mit seiner kleinen Tochter zurück, verpasst ihr allererstes Weihnachtsfest. Er hat mit großen Problemen auf seinem Boot zu kämpfen. „Du bist um die halbe Welt gesegelt, du hast vier Jahre an diesem Projekt gearbeitet, mit deinem Team, mit deinen Sponsoren, und doch kommt der Punkt, an dem du denkst, vielleicht sollte ich das ganze hier in Neuseeland beenden.“ Alan wirkt auf einmal sehr nachdenklich, macht eine kurze Pause. „Doch dann kommt da diese ‚Good Guy – Bad Guy‘ Situation.“ fährt er fort. „Die eine Stimme in dir sagt, hör‘ einfach auf. Und die andere aber fragt dich, was wirst du deinen Kindern erzählen, wenn sie älter sind und sie dich irgendwann einmal fragen: ‚du hast in Neuseeland aufgegeben, obwohl dein Boot noch zu segeln war?‘ Und dann denkst du dir, okay, mach weiter.“

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Um den Sieg kämpfe man dann zwar nicht mehr, doch alleine nur das Rennen wirklich zu Ende zu bringen, das Boot mit eigener Kraft wieder zurück nach Les Sables-d’Olonne zu steuern, das fühle sich schon an, wie ein Sieg. „Solange die Ziellinie nicht durchfahren ist, kann alles passieren.“ Das Rennen erfordere permanente Konzentration aller Teilnehmer. „Wenn du auch nur für eine Weile unkonzentriert bist, dann machst du irgendwas kaputt.“ Nur vier Stunden Schlaf gönnt sich Alan in dieser Zeit an jedem Tag. Nicht am Stück allerdings, sondern unterteilt in kleinere Nickerchen. Denn während des Schlafens segelt das Boot mit voller Kraft weiter. An den wenigen Schlaf gewöhne man sich, sagt er. Aber natürlich mache es etwas mit einem. Eine der größten Herausforderungen sei es daher, sich selbst über die lange Zeit zu unterstützen.

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Bester Freund und größter Feind

„Du bist so alleine auf diesen Booten. Das bedeutet, der beste Freund, den du hast, und der größte Feind, das bist beides du selbst. Du musst dich selbst genau kennen. Du kämpfst mit dir selbst. Die ganze Zeit. Das ist das Schwierigste. Das Segeln selbst, das Physische, das ist nicht kompliziert. Das Menschliche, das ist es. Innerhalb einer Stunde weinst du, bist du traurig, bist dann wieder so glücklich, lachst. Du änderst deine Emotionen. Permanent. Das ist der Feind: deine Emotionen.“

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Um diesen Feind zu besiegen, beginnt Alan schon jetzt mit professioneller, mentaler Vorbereitung für die nächste Vendée Globe. Bevor im November 2024 die härteste Regatta der Welt auf ihn wartet, stehen für Alan zunächst noch zwei andere Atlantik-Überquerungen an. Die kürzlich zu Ende gegangene Route du Rhum beendete er als 21. der IMOCA Klasse, die Transat Jacques Vabre startet im Herbst 2023 (mehr dazu auf seiner Homepage). Und natürlich wird man ihn auch auf dem ein oder anderen Event seines Sponsors antreffen. Wie eben bei jenem Poloturnier in Gstaad.

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Hinweis zur Transparenz

Der Bericht entstand im Rahmen einer Pressereise mit freundlicher Unterstützung von Hublot. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand – wie üblich – nicht statt.

Fotos: © Hublot

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