Alle an Bord, die Volendam legt im Laem Chabang ab (den ersten Teil dieses Reiseberichts finden Sie übrigens hier) und macht sich auf den Weg in Richtung Kambodscha. Der beste Platz für so ein Auslaufen: vorne. Doch die großen gläsernen Windabweiser lassen keine guten Fotos zu. Also ab ans Heck.

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Sea View Pool auf Deck 8 achtern

Überraschung: heutzutage geradezu untypisch wartet dort auf Deck 8 und 9 ein riesiger, zweiter Poolbereich. Eben ganz so, wie es früher auf Schiffen üblich war. Keine Glaselemente, nur eine klassische Reling trennt die Passagiere vom weiten Meer. Da kommt Kreuzfahrtfeeling pur auf. Liegestühle hat es hier, Tische, eine Bar, sowie den einzigen Raucherbereich des Schiffes.

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Blick auf die Skyline von Pattaya…

Die Volendam verlässt Thailand. Und schnell kommt man ins Gespräch. „Where are you from“, „how long will you stay“, der übliche Small Talk eben, der gerade auf amerikanischen Schiffen sehr weit verbreitet ist und dank jenem man sehr schnell Kontakte knüpft. Ich mag das.

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… mit dem Park Tower Aussichtsturm.

Die Klientel an Bord ist recht gut gemischt. Der Großteil natürlich US Amerikaner, aber auch sehr viele Australier sind an Bord, dazu Kanadier, Briten, Holländer, Deutsche, Österreicher und Asiaten. Ein interessanter Mix auf jeden Fall, altersmäßig bis auf wenige Ausnahmen eher im Bereich 50+ anzusiedeln, im Durchschnitt gut Mitte 70. Klassisches Schiff, klassische Klientel eben.

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Als ob die Zeit stehen geblieben wäre: hölzerne old school Sitzbänke an Bord der Volendam

Ich wechsle ins Crow’s Nest. Es ist schließlich Happy Hour. Auf dem Weg dorthin liegt das „Dive-In“. Burgers und Hot Dogs. Stimmt, da war was. Also probieren. Zwischen x-verschiedenen Burgern kann man wählen, ich entscheide mich für den „high dive“ Burger, ohne Zwiebeln, dafür mit Bacon.

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Burger. DER Burger. Punkt. 

Serviert bekomme ich den wohl besten Burger, den ich jemals auf einem Schiff gegessen habe. Allein für das Rezept des Buns könnte ich morden. Unglaublich gut, hier werden keine Burger gebraten, hier werden sie zelebriert. Ok. Zukünftig einmal täglich. Mindestens!

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Gesundes Essen gibt es natürlich auch reichlich an Bord

Happy Hour. Ich erwähnte es bereits. Das zweite Getränk für einen Dollar, das ist wirklich ein Angebot. Denn die Getränkepreise an Bord sind, wie auf nahezu allen Schiffen der US Großreedereien, keine Schnäppchen.

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Wine Tasting Bar auf dem Promenade Deck, Deck 4

Softdrinks wie Cola für 2.95 USD, Biere zwischen 5.75 und 5.95 die Dose, dazu kommen noch 15% Service Charge. Da rechnet sich das zweite Getränk für einen Dollar definitiv.

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Sonderflasche an Bord

Ebenfalls kein Schnäppchen: das Internet. Selbst mit den angebotenen Pre-Paid Plänen sind die Minutenpreise nicht mehr zeitgemäß, wenngleich auch auf Schiffen anderer Reedereien leider noch immer eher Regel denn Ausnahme.

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Oder – wie wäre es mit einer gepflegten Tea Time?

Egal. Mein Magen knurrt schon wieder (kann das denn wahr sein?) und das Dive-In hat bereits zu. Alternativen sind also gefragt.

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Edel: Steak-Restaurant Pinnacle Grill auf Deck 4

Was das Abendessen angeht, hat man an Bord die Wahl zwischen dem Buffet-Restaurant, dem Hauptrestaurant, einem aufpreispflichtigen Steak-House und einem italienischen Restaurant, welches sich direkt am Lido anschließt und ebenfalls extra bezahlt wird.

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Sehr sehr gutes Steak im Pinnacle Grill

Ich entscheide mich heute für das Hauptrestaurant, das Rotterdam. Nicht ganz freiwillig allerdings, denn eigentlich wollte ich mir nur im Lido eine Kleinigkeit holen. Nach dem Burger muss man es ja schließlich nicht gleich übertreiben. Doch siehe da, das Lido hat schon zu. Um 20 Uhr! Eine Ausnahme? Denkste. Das ist hier fast jeden Tag so.

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Das Hauptrestaurant an Bord ist der Rotterdam Dining Room

Ok, Amerikaner essen gerne früh, für den europäischen Tagesablauf aber sind diese Öffnungszeiten echt ungewohnt. Also Restaurant. Das geht über zwei Stockwerke. Im oberen Teil speisen die Gäste, die sich für feste Tischzeiten (18 und 20 Uhr) und fixe Tischnachbarn entschieden haben, unten dafür freie Platzwahl. Für Leute wie mich.

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Er erstreckt sich über Deck 4 und 5 

Warten muss ich nicht, Platz gibt es genug. Eine Hauptspeise reicht, die Nudeln sollen es sein. Konfrontiert mit meiner Lebensmittelunverträglichkeit herrscht zunächst ein wenig Konfusion, dann aber erhalte ich eine speziell für mich zubereitete Nudelsauce. Nicht schlecht. Nicht schlecht? Ausgezeichnet! Extrem lecker, die Portionsgröße auch nicht zu groß, perfekt.

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Lecker: Pasta 

Auf zur nächsten Happy Hour, bei der ich einige andere Alleinreisende kennenlerne, und eines bemerke: das mit den Kreuzfahrten bei Holland America, das läuft irgendwie ein bisschen anders.

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Die Volendam in Nha Trang, Vietnam

Wo normalerweise eher 7-tägige Reisen gängig sind, wird hier was das angeht nämlich geklotzt. 14 Tage dauert meine Tour (respektive 12, da ich ja erst später an Bord kam). Das ist für heutige Verhältnisse an sich sowieso schon recht lang.

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Lust auf eine Partie Schach?

Doch die meisten Gäste an Bord, die begnügen sich nicht mit nur einer Reise. Zwei sind da Minimum, drei dürfen’s gerne sein und viele bleiben einfach so lange, bis das Schiff wieder zurück in Amerika bzw. Alaska ist. 6, 8 Wochen und länger sind so keine Seltenheit. Ordentlich.

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MS Volendam meets Halong Bay, eine Mischung aus Dubai und Disneyland

Interessantes Detail: auf der Volendam gibt es einen Waschsalon, in dem Passagiere ihre Wäsche selbst waschen können. Dieses Angebot wird bei solch langer Verweildauer an Bord ziemlich gut angenommen und so herrscht im Waschsalon oftmals richtige Partystimmung. Man kennt sich eben mit der Zeit.

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Spektakuläre Blumengestecke sind ein Markenzeichen der Volendam und überall an Bord zu finden

Ebenso auf Grund der langen Verweildauer an Bord haben manche Passagiere auch ihre Kabinentüren recht individuell umgestaltet. Poster, Aufkleber, Sprüche, Stofftiere, geht man durch die Gänge der einzelnen Decks kommt man oft aus dem Schmunzeln nicht heraus.

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Eine solch stattliche Sammlung von Erstanlauf-Plaketten haben heutzutage nur noch wenige Schiffe vorzuweisen

Der Grund weswegen viele Passagiere so lange bleiben ist in erster Linie die attraktive Routenführung und die eher ungewöhnlichen Ziele, die Holland America Line anfährt. Nach meiner Reise geht es für die Volendam beispielsweise weiter in Richtung China, Korea, dann weiter nach Japan und letztlich zurück nach Alaska, wo sie über die Sommersaison beheimatet sein wird.

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Fischer in Ha Long Bay, Vietnam

Eher ungewöhnlich sind auch die Liegezeiten. Denn diese sind wirklich extrem großzügig bemessen. Morgens ankommen, spät abends abfahren, was bei anderen Reedereien eher die Ausnahme ist, wird hier zur Regel. Und weil die Häfen recht weit auseinanderliegen, ist auf dieser Route nahezu jeder zweite Tag ein Seetag.

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Wie hier am Heck auf Deck 3 gibt es überall auf dem Schiff immer wieder neue Plätze zu entdecken

An jenen gleitet das Schiff ganz gemütlich, teils mit weniger als 10 Knoten dahin. Man hat halt Zeit. So ebenfalls noch nicht erlebt und durchaus charmant. Nach Thailand steht zunächst Kambodscha auf dem Plan, ehe es die gesamte vietnamesische Küste entlang bis hinauf nach China und Hongkong geht.

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Touristenboote für die Tour zur Thien Cung Cave

Da die Häfen, welche die Volendam auf dieser Tour anfährt, oft relativ weit von den eigentlichen Sehenswürdigkeiten wie etwa Phnom Penh, Ho Chi Minh City oder Hanoi entfernt liegen, empfiehlt es sich, eine der organisierten Touren zu buchen.

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Paris hat nur einen: die sechs Eifeltürme von Nha Trang

Davon gibt es einige, das Landausflugsprogramm ist extrem umfangreich und viele Touren werden auf Grund der langen Liegezeiten doppelt angeboten. Einmal am Morgen, einmal für Spätaufsteher (also für mich), manche auch noch einmal am Nachmittag. Ungewöhnlich auch die große Anzahl an Touren, die mit einer oder gar mehreren Übernachtungen an Land einhergehen.

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Nebel in der Bucht von Ha Long

Alle Touren, die ich mitmachen darf (über die ein oder andere wird auch noch ein Extrabericht folgen), sind ausnahmslos sehr gut organisiert, natürlich aber in erster Linie auf den US-Amerikanischen Geschmack ausgerichtet. Sprich, ein bisschen Shopping ist immer dabei.

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Eleganter Bug und klassisch dunkelblauer Rumpf

Landestypisch geht es während meiner Reise auch immer wieder an Bord zu. „On Location“ heißt es dazu im Bordprogramm, das übrigens auch in deutscher Sprache vorliegt. Dann kommen einheimische Künstler an Bord oder das gesamte Pooldeck verwandelt sich in einen liebevoll dekorierten asiatischen Spezialitäten-Markt.

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„On location“: vietnamesische Spezialitäten auf dem Lido Deck

So hat man tatsächlich zumindest ansatzweise das Gefühl, auch an Bord in die Kultur der bereisten Länder einzutauchen.

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Auch im Pool geht’s bunt zu

Typisch amerikanisch hingegen das übrige Unterhaltungsprogramm an Bord. Spiele wie Trivia oder „name that song“ locken regelmäßig die Gäste in die Bars und ziehen auch mich recht schnell in ihren Bann. Nicht zuletzt auf Grund der guten Stimmung und der nahenden Happy Hour.

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Frans Hals Lounge, der Showroom at Sea auf Deck 4 und 5

Die lasse ich im Laufe der Reise allerdings immer öfter aus. Grund ist Jimmy Maddox, der Piano Man, der jeden Abend an der Pianobar des ‚Mix’ auftritt. Dank eines um den Flügel herumgeformten Bartresen ist man Teil des Geschehens. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn mitmachen ist hier ausdrücklich erwünscht.

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LA-LA-LA-LA-LALA: Jimmy Maddox (mitte) mit Stammgästen an der Piano Bar

Bei Jimmy im Mix endet nun jeder einzelne Abend der Reise. Bei absolut genialer Stimmung, viel Lachen und jeder Menge Spaß. Jimmy Maddox, nicht nur mein Highlight der Reise. Und klar, dass hier auch der letzte Abend der Reise endet, ehe ich in Hongkong der Volendam schließlich „Goodbye“ sagen muss. Jetzt noch zwei Wochen weiter fahren? Oder am besten ganz bis nach Alaska? Ich hätte definitiv nichts dagegen.

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Original vitra: Eames Lounge Chairs im Explorations Café auf Deck 5

Mein Fazit: die Volendam ist das ideale Schiff für alle, die eine klassische Kreuzfahrt in gediegenem Ambiente erleben möchten, ohne Gedränge auf den Freidecks oder störende Animation. Außergewöhnliche Routen, lange Liegezeiten, eine ausgewogene Anzahl an Seetagen, Geruhsamkeit und interessante Gespräche mit Mitreisenden ergeben eine ganz spezielle, äußerst attraktive Mischung und machen die Reise zu einem besonderen Erlebnis. Ach so, und die Burger natürlich. Nicht zu vergessen, die Burger.

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MS Volendam vor Hong Gai, Ha Long

Die Volendam ist im Sommer an der Küste Alaskas unterwegs, ab Ende September geht sie dann zurück nach Asien, wo sie bis April 2017 zu vielen unterschiedlichen Routen aufbricht. „Meine“ Tour wird im Winter 2016 / 2017 gleich dreimal angeboten, ab 22. November, 3. Januar und 14. Februar. Mehr Informationen unter hollandamerica.com.

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Wenn es Nacht wird, in Nha Trang

Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016

 

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